Radwechsel / Reifenwechsel / Reifenpanne

  • Wo ist der Unterschied zwischen Räder wechsel und Reifenwechsel ?


    Zum Wechseln von Reifen benötigt man Auf- und Abziehmaschinen.
    Beim Reifenwechsel wird also der eigentliche "Mantel" auf der Felge gewechselt.
    Aus diesem Grund kann man auch i.d.R. nicht selbst den Reifen wechseln
    - und wird seltsam angesehen, wenn man mein Reifenkauf angibt, man würde den Reifen selbst wechseln


    Radwechsel z.B. bei einer Reifenpanne


    Reifenpannen sind so selten geworden, dass es für Fahrschüler nicht zum Lehrstoff gehört und Kfz-Hersteller schon auf Pannenhilfesets ausweichen anstatt Reservereifen beim Kauf dazu zu geben.
    Und trotzdem kommt es immer wieder vor - plötzlich muss man das Rad wechseln ... und weiß nicht wie das gehen soll.


    Hier meine eigene Anleitung für einen Radwechsel
    Übrigens: Wer bei einem Radwechsel Beifahrer hat, sollte sie besser vorher aussteigen lassen - weil es für alle sicherer ist.


    1. Anhalten und Motor aus
    Eigentlich logisch. Es gibt aber immer wieder Fälle, wo es bei laufendem Motor versucht/gemacht wird. Das birgt Gefahren.


    2. Warnblinkanlage einschalten


    3. Warndreieck raus und im vorgeschriebenen Abstand aufstellen
    Das wird oft vergessen und viele Radwechsel enden tödlich weil der Folgeverkehr den Fahrer zu spät erkennt.
    Die Verpackung des Warndreiecks auf den Fahrersitz legen. (Siehe dazu Punkt 17 b) )


    4. Fahrzeug gegen Wegrollen sichern
    - Gang rein bzw bei Automatik Wählhebel auf Parkstellung und Handbremse anziehen
    - Zusatzsicherung durch Bremskeile vor und hinter die Räder


    5. Radbolzen lösen
    Die Radbolzen sitzen oft so fest, dass erheblicher Kraftaufwand nötig ist. Aus diesem Grund muss es noch vor dem Anheben des Fahrzeuges geschehen.
    Als Werkzeug sind Teleskop-Radmutternschlüssel dem Bordwerkzeug vorzuziehen, da durch das Herausziehen eine höhere Hebelwirkung erzielt wird und das Lösen einfacher geht.


    Wer ein sogenanntes Radkreuz ( X-förmiger Radmutternschlüssel für 4 verschiedene Mutterngrößen) benutzt, kann die Hebelwirkung durch einen leichten Trick erhöhen:
    Radkreuz auf die Mutter aufstecken. Die freistehende Verlängerung wird jetzt durch einen Klotz oder andere stablie Gegenstände so unterstützt, dass sie sich auch bei hohem Druck nicht nach unten bewegt und so von der Radmutter abrutscht.
    Nun kann man sich ganz gemütlich auf die freistehenden Enden stellen und benötigt keine Muskelkraft zum Lösebn der Mutter. Das Körpergewicht ersetzt die nötige Muskelkraft.


    Wer aus Platzgründen nur ein kleines Bordwerkzeug mitnehmen kann, kann die Hebelwirkung erhöhen indem er sich eine Rohrverlängerung besorgt. Diese sollte einfach auf das Bordwerkzeug aufgesteckt werden können und aus massiven Material sein.
    Hat man nur das kurze Bordwerkzeug zurhand, gehören wirklich "Muckies" dazu um festsitzende Radbolzen zulösen.


    Radbolzen/Radmuttern werden immer "über Kreuz" gelöst !
    z.B. erst oben - dann unten ... erst links - dann rechts
    Wer kreisförmig vorgeht riskiert sowohl, dass er die letzten Muttern nicht lösen kann als auch dass die Gewinde und die Felge Schaden leiden können.
    Der Druck/Halt verlagert sich nämlich immer weiter auf die Seite der noch nicht gelösten Radmuttern


    Zum Lösen wird die Mutter/der Bolzen nach Links ( <<--- ) gedreht
    Eigentlich banal, aber trotzdem immer wieder nachgefragt.


    Bitte nicht die Radmuttern komplett herausdrehen - nur lösen.


    6. Wagenheber und Reserverad holen
    Oft wird das Reserverad vergessen ... und wer es unter dem Wagenboden befestigt hat (oft Kleinwagen und französische Hersteller), der wird viel Mühe haben es im aufgebockten Zustand herauszuholen.


    7. Wagenheber an den vorgeschriebenen Punkten ansetzen
    Die Punkte sind sichtbar und fühlbar markiert und befinden sich ziemlich in der Nähe des Rades. Im Zeifelsfall noch einmal ins Handbuch des Fahrzeuges schauen.
    Die Ansetzpunkte für den Wagenheber sind speziell dafür ausgelegt das hohe Gewicht aufnehmen zu können.
    Setzt man den Wagenheber an einer x-beliebigen anderen Stelle an, droht sowohl schwere Schaden an der Karosserie als auch Unfallgefahr.


    8. Wagen "aufbocken"
    Zuerst noch einmal vergewissern, dass der Wagen auch wirklich gegen Wegrollen gesichert ist (siehe Punkt 4) und dann je nach Wagenheber pumpen oder kurbeln bis das zu wechselnde Rad sich vom Boden gelöst hat.


    Man sollte immer einige Zentimeter mehr anheben als es scheinbar nötig ist - denn:
    Man hat einen platten Reifen vor sich. Das neue Rad ist aber "dicker" und soll später auch wieder drauf gehen können.


    9. Radmuttern mit der Hand herausdrehen (wieder kreuzweise)
    Meine private Vorgehensweise: Zuletzt die obere Mutter herausdrehen.
    Entfernt man zuerst die obere Mutter/Bolzen, bewegt sich das Rad irgendwann plötzlich zur Seite weg. So "hängt" das Rad aber bis zum letzten Moment an dieser oberen Mutter

    Achtung: Die Muttern so ablegen, dass man sie später wieder an genau der gleichen Stelle einsetzen kann.


    10. Rad abziehen
    Es gibt Fahrzeuge, die Radbolzen haben. Bei diesen erübrigt sich das Abziehen von selbst. Mit dem letzten Bolzen fällt das Rad herunter.
    Um den letzten Bolzen leichter zu entfernen, sollte man das Rad leicht anheben.


    11. neues Rad aufstecken
    spätestens hier wird man noch einmal dran erinnert, wozu man die Handbremse und den Gang einlegen sollte. Ist es nicht geschehen "weil es nicht nötig ist", wird sich die Radnabe lustig drehen und jeden Versuch, ein neues Rad aufzustecken erschweren oder verhindern.

    Man sollte schon beim Aufstecken die erste Mutter/den ersten Radbolzen in der Hand haben um sie direkt aufschrauben zu können.


    DAS war eigentlich jetzt die schwerste Arbeit beim Radwechsel. Alles andere ist reiner Fleiss.


    12. Radmuttern / Radbolzen einschrauben
    Man nimmt hierzu keinesfalls Werkzeuge, sondern nur die Hand !
    Wer ein Werkzeug benutzt kann das Gewinde zerstören - und dann muss der Wagen später auf jeden Fall in eine Werkstatt.


    13. Radmuttern leicht festziehen
    So stark es geht mit der Hand oder leicht mit dem Werkzeug


    14. Wagen ablassen


    15. Radmuttern/-Bolzen anziehen
    Jetzt kommt das Werkzeug wieder zum Einsatz.
    Genau wie beim Lösen werden die Muttern jetzt wieder über Kreuz angezogen. Die Hilfsmittel und Verlängerungen dürfen dabei nicht eingesetzt werden.
    Man zieht sie nur so fest, wie es mit reiner Körperkraft möglich ist.
    Später müssen die Bolzen mit einem Drehmomentschlüssel nach Herstellervorgaben korrekt nachgezogen werden. Das kann aber jede Werkstatt in wenigen Augenblicen erledigen.

    16. Werkzeug wieder einräumen und defektes Rad griffbereit unterbringen

    Die nächste Panne kommt bestimmt. Das defekte Rad sollte deshalb direkt zur Reparatur gebracht werden um wieder einsatzbereit zu sein.


    17. Nochwas ??????
    Ja !!!!!
    a) nachsehen ob man Bremskeile unterlegt hatte und ob sie wieder eingeräumt wurden
    b) Warndreieck wieder holen
    c) Mitfahrer wieder reinholen
    d) Werkstattbesuch zum korrekten Anziehen der Radbolzen nicht vergessen.


    Na dann: Gute Fahrt


    Hinweis:
    Es handelt sich nicht um eine technische Anleitung, die in jedem Fall gilt, sondern nur um Selbsthilfetipps und eigene Vorgehensweisen/Erfahrungen.
    Wenn das Herstellerhandbuch oder Fachliteratur etwas anderes vorschreibt, so sollte diesen Anweisungen vorrangig gefolgt werden. Erfahrungen kommen aus der Praxis und die Tipps können deshalb nicht wie eine Vorgabe gesehen werden - Herstellervorgaben sind rechtssicher. Sie verpflichten den Anwender, genau nach diesen Vorgaben zu handeln und verpflichten den Hersteller gleichzeitig zur Schadenersatzpflicht wenn die Vorgaben zu einem Schaden führen.


    Copyrights by D.Handke 2010

  • Soeben sehen wir, dass nach einer ähnlichen Anleitung für LKW gesucht wurde.
    Zunächst einmal gehört dieses zur heutigen 3jährigen Ausbildung eines LKW-Fahrers.


    Wer sich aber mal eben einen kleinen "Matchbox" (LKW 3,5 - 7,5t) mietet und damit eine Reifenpanne hat, der brauchte und hat diese Ausbildung natürlich nicht.


    Was nun ?
    Zunächst einmal sollte man natürlich nicht glauben, dass ein defekter Zwillingsreifen kein Problem ist und sorglos weiterfahren - im Gegenteil.
    Wenn der Wagen beladen ist, reicht ein heiler Zwilling nicht weit... schon nach relativ kurzer Strecke wird auch er defekt werden (auch wenn er nicht gleich platzt). Die Weiterfahrt ohne Reparatur ist also grob fahrlässig und man wird später kräftig zur Kasse gebeten.


    Bevor wir überhaupt beginnen, fahren wir den LKW zu einer Haltebucht oder bis zur nächsten Ausfahrt.
    Wenn das nicht möglich ist, besser sofort einen Pannendienst rufen, denn die meisten tödlichen Unfälle bei LKW ereignen sich genau beim Radwechsel.



    Jetzt gehen wir zunächst ähnlich vor wie bei einem PKW


    1)Warnblinker an
    2) Feststellbremse/Handbremse betätigen
    3) Warnweste anziehen (sollte sich an Bord befinden)
    4) Fahrzeug mit Warndreieck absichern
    ... Bei Dämmerung und Dunkelheit müssen LKW zusätzlich noch Warnlampen aufstellen. Diese sollten auch an Bord sein.
    5) Fahrzeug mit Bremskeilen gegen Wegrollen sichern (sollten auch an Bord sein.. in der Regel außen in der Nähe der Hinterräder)


    Dann gehen wir erst einmal auf die Suche nach dem Bordwerkzeug. Je nach Fahrzeug befindet es sich direkt vor dem Beifahrersitz im Boden oder in einem der äußeren Staukästen.


    Wenn der äußere Zwilling beschädigt ist, geht es noch. Hier kann man eigentlich weiter wie bei einem PKW arbeiten.
    6) Schrauben lösen
    7) Rad abziehen
    ... Hierzu ist noch kein Aufbocken nötig. Der andere Zwilling sorgt ja für die nötige Bodenfreiheit
    VORSICHT !
    Ein LKW-Reifen ist X-mal schwerer als ein PKW-Reifen. Er sollte auch nicht ans Fahrzeug gelehnt weden. Dort könnte er wegkippen oder zu rollen beginnen. Rad also abnehmen und an den Straßenrand bringen und hinlegen.


    8 ) Reserverad holen
    ... spätestens jetzt wird man merken, weshalb LKW-Fahrer "Muckies" haben (müssen)


    9) Je nach LKW-Art kann man einen hydraulischen oder anderen Wagenheber vorfinden. Diesen sollte man spätestens jetzt ansetzen.
    Findert man keinen oder kann nicht damit umgehen, KÖNNTE folgender Trick das neue Rad auf die Radnabe bringen:


    Das neue Rad unten an die Stelle bringen, an der es später stehen soll. Danach den Rest des Rades in Richtung des Fahrzeuges drücken. Mit etwas Glück trifft man ganz genau die Haltepunkte und kann das Rad wieder festschrauben.


    Eine andere Möglichkeit besteht darin den Luftdruck im heilen Zwilling zu erhöhen und damit mehr Bodenfreiheit zu schaffen. bevor man das Reserverad einhängt.


    Bist du garnicht so weit gekommen, weil du keinen Radschlüssel gefunden hast ?
    Geh doch nochmal auf die Suche und halt Ausschau nach einem elektrischen oder Pressluft-"Schrauber" wie man sie in Werkstätten sieht. LKW sind ja nun keine filigranen Fahrzeuge.. und das nötige Werkzeug ist dann auch eher etwas für "Grobmotoriker" *lach*


    Wahrscheinlich hast du den Radschlüssel längst gesehen, aber gedacht, es handelt sich um ein Teil des LKW ?
    Kann sein... und wenn dir der Hebel zu kurz vorkommt:
    Halt Ausschau nach einem langen Rohr, das in der Nähe oder unter dem Fahrzeug aufbewahrt wird.


    Immer noch nichts gefunden ?
    Na also ... dann heißt es nur noch: Bordbuch suchen und alles ganz genau nachlesen. Da steht alles drin... wo das Werkzeug ist, wie es aussieht und wie man das Rad wechselt.

    Immer noch nicht ?

    Ruf den Autovermieter oder deinen Chef an. Die müssen wissen wo alles ist und wie es geht.


    Keiner da ?
    Pannendiesnt (für LKW) rufen und dabei extra darauf hinweisen, dass du eben keinen PKW fährst


    Wenn der innere Zwilling defekt ist, wünschen wir dir viel Spaß (reiner Sarkassmus)
    Jetzt musst du nämlich 2 Räder rauf und runter wuchten. Hier würde ich empfehlen, gleich den Pannendienst zu rufen ... weil es garantiert schneller geht als wenn du es als Anfänger erstmalig versuchen wolltest *zwinker*


    Übrigens....
    Wenn du mit deiner Reifenpanne auf einer schmalen einspurigen Landstraße bist .. vergiss alles Vorherige.
    Warnblinker an, Fahrzeug absichern, Pannendinest und Polizei rufen und die anderen Fahzeuge mit den Warnlampen und Ähnlichen warnen wenn der LKW an einer unübersichtlichen Stelle steht.
    Die Sicherheit der anderen Vekehrsteilnehmer geht vor. Die Reparatur kann erst vorgenommen werden, wenn die Stelle durch Mithilfe anderer Personen in beiden Fahrtrichtungen gesichert werden kann.

    Mitten auf der Autobahn liegen geblieben ?

    Warnblinker an und raus aus der Kiste. Sofort Polizei rufen und zum Fahrbahnrand in Sicherheit bringen.
    Dort dann so weit wie möglich mit dem Warndreieck zurück laufen und die folgenden Verkehrsteilnehmer vor deinem LKW warnen.
    Denk dran, dass sie einen langen Anhalteweg haben und nicht mit dem Hindernis rechnen.
    Versuch eindeutig anzuzeigen, wo dein Hindernis steht oder wohin sie fahren müssen.


    Bewege den ausgestreckten Arm langsam rauf und runter... internationales Handzeichen für langsamer fahren bzw. Gefahr.



    Wenn der Verkehr aber zu stark ist, dass du gefahrlos bis zum Fahrbahnrand kommen könntest .. bleib ja im LKW sitzen.

    Dort bist du dann immer noch sicherer als auf der Straße ... wo du dann garantiert unter die Räder kommen würdest