• In allen kaufmännischen Berufen gehört das Erstellen von Angeboten zu den "ganz normalen Arbeiten"


    Hier sollte man nicht die "typischen Sonderangebote" mit den "individuellen Angeboten" verwechseln.


    "Typische Sonderangebote" werden für alle Kunden gleichermaßen erstellt und sind auch für alle gültig.
    Hierbei wird ein günstigerer Preis für eine bestimmte Ware kalkuliert. Man muss das Angebot aber nur ein einziges Mal erstellen. Danach wird der Angebotspreis direkt für alle Einkäufe dieses Artikels gültig.


    Ein individuelles Angebot gilt nur für einen einzigen Kunden, der nach einem "besseren Preis" gefragt hat.



    Wie wird ein Angebot erstellt ?
    Hier gibt es zwei verschiedene Wege


    Weg 1: Komplette Neukalkulation der Ware


    Das macht man in der Regel nur, wenn der Artikel nicht im normalen Sortiment geführt wird, sondern es sich um eine Sonderbestellung handelt.
    Alle anfallenden Kosten müssen ganz genau für diesen einen Kauf berechnet werden:
    - Einkaufswert der Ware
    - Transportkosten
    - Lager- und Verkaufsvorbereitungskosten (Die Ware kommt nur selten so an, wie sie der Kunde später sieht. Oft genug müssen Waren vorher erst gereinigt/ zusammengebaut werden)
    - Personalkosten (Einfach, wenn der Verkäufer auf Provision oder Stundenlohn arbeitet - schwer, wenn andere Grundlagen zur Kalkulation zur Verfügung stehen)
    - sonstige Kosten (Raummiete, Stromkosten usw.)
    - Gewinn (Der Händler MUSS am Verkauf verdienen, damit das Geschäft auch bestehen kann)
    - Steuern und Abgaben


    Der einzige Spielraum für den Händler ist der Punkt "Gewinn". Die anderen Kosten kann er nur so "weitergeben" wie er sie auch selbst bezahlen muss.


    Wenn ihr seht, welche Daten und Fakten für ein solches Angebot nötig sind, könnt ihr euch auch denken, dass man so ein Angebot nicht in "2 Minuten" und nicht von Jedem bekommen kann.


    Die meisten Angebote werden auf Basis von Weg 2 abgegeben ....


    Weg 2: Kalkulation durch Nachlass vom Verkaufspreis


    Hier geht es einfacher, weil man die vielen Daten nicht benötigt. Man weiß in der Regel wie viel Gewinn/Marge im ausgezeichneten Preis steckt oder hat die Information, wie viel Prozent man maximal nachlassen kann/darf bis sich der Verkauf nicht mehr lohnt.

    Bei so einer Angebotskalkulation haben beide Seiten gegensätzliche Interessen:

    Der Händler möchte einen möglichst hohen Gewinn und der Käufer will möglichst wenig bezahlen.


    Bereits mit dem ersten Angebot verzichtet der Händler auf einen (often großen) Anteil seines Gewinns und der Käufer hat einen Preisvorteil. verglichen damit wenn er nicht gefragt hätte.
    Man muss ein individuelles Angebot aber nicht einfach akzeptieren, sondern darf ruhig mal ein "Gegenangebot" abgeben.


    Das läuft so ab, in dem man dann seinen "Wunschpreis" nennt. Dieser Wunschpreis kann vielleicht nie erreicht werden, der Händler wird aber in einer Nachkalkulation versuchen, möglichst nahe an den Wunschpreis heran zu kommen.
    Erst jetzt ist eine endgültige Entscheidung fällig.


    Übrigens ... eine weitere Nachfrage oder "Herumhandeln" bringt oft genug keinen Erfolg, sondern kostet nur Zeit und Nerven, wenn der Wunschpreis vom Angebotspreis zu weit entfernt ist.

    Wie lange gilt ein Angebot ?

    Generell gelten mündliche/telefonische Angebote nur so lange wie das Gespräch dauert oder bis der Kunde den Laden verlassen hat. Danach wird es ungültig wenn man nichts Anderes vereinbart hat.


    Bei schriftlichen Angeboten kommt es darauf an, was man vorher vereinbart hat.
    Wenn auf dem Angebot steht, wie lange es gültig ist, so ist der Händler verpflichtet, innerhalb dieses Zeitraums und unter diesen Preisbedingungen auch einen Vertrag anzunehmen.


    Wenn kein Datum erwähnt ist, so ist das Angebot "freibleibend" = wenn die "Angebotsannahme" nicht innerhalb üblicher Zeiten erfolgt, dann ist der Händler nicht mehr an das Angebot gebunden .. und alles beginnt von Vorne (neues Angebot muss erstellt werden )



    Eine lustige Begebenheit in diesem Zusammenhang:
    Kunde wendet sich an den Verkäufer
    "Ich hätte gerne diesen Artikel. Sie hatten mir dazu ja ein Angebot für xxxx geschrieben"
    Verkäufer schaut in die Unterlagen und sieht: Das Angebot wurde 2 Jahre vorher geschrieben


    SOWAS ist nur eindeutig viel zu lang gewartet ... was dann auch dem Kunden klar wurde :D