PKW-Maut - Die endlose Geschichte

  • Mindestens 1x im Jahr überlegt irgendein Politiker, wie man die Maut für PKW in Deutschland einführen könnte.
    Als Begründung dafür, wird immer genannt
    "Damit Ausländer sich auch an den Straßenerhaltungsgebühren beteiligen, wenn sie deutsche Straßen benutzen"


    Dass jeder Deutsche, der Kfz-Steuer bezahlt, eine Vignette kostenlos erhält und Ausländer sich eine Vignette kaufen müssen.. das Thema ist vom Tisch. Abgelehnt durch den EU-Gerichtshof, weil dadurch eine Benachteilung für ausländische Autofahrer entsteht.


    Aktuell möchte uns ein Politiker vorrechnen, dass die Erhöhung der KFZ-Steuer "die Lösung" wäre.
    Die Milchmädchenrechnung:
    "Wir erhöhen die Steuer auf Sprit um 13 Cents. Im gegenzug entfällt dann die KFZ-Steuer. Das ist dann kostenneutral für den Autofahrer und wer mehr fährt, zahlt dann eben auch mehr."


    Da wollen wir doch mal den Abakus anwerfen ...

    Wir kaufen uns 2011 einen VW-Golf 1.2 TSI mit 1400 ccm und CO2 Ausstoß von 129 g/km.


    Zitat

    Ein an den Vorgaben der Europäischen Union orientierter CO2-Ausstoß für Pkw bleibt steuerfrei. Der CO2-Freibetrag [Glossar] bis 2011 gilt für Pkw mit einem CO2-Ausstoß von 120 Gramm pro Kilometer, bis 2012/2013 für Pkw mit 110 g / km und ab 2014 für Pkw mit 95 g / km.
    Es wird ein linearer Steuertarif eingeführt, der jedes über die Zielvorgaben hinausgehende Gramm pro Kilometer gleich belastet: Es fallen 2 Euro [Glossar] je g / km an.
    Der Sockelbetrag ist abhängig von Antriebsart und Hubraumgröße: 2 Euro je angefangene 100 cm3 für Otto-Motoren und 9,50 Euro je angefangene 100 cm3 für Diesel-Motoren.


    Quelle: Bundesfinanzministerium


    Wir tippen mal eben die technischen Werte des Fahrzeuges in den KFZ-Steuer-Rechner ein.
    Ergebnis: 49 Euro KFZ-Steuern für die restlichen 144 Tage von 2011
    Das gesamte Jahr 2011 hätte demnach 124,20 Euro an Kraftfahrzeugsteuern gekostet.


    Mit den 13 Cents pro Liter könnte man da doch glatt 955,38 Liter Sprit kaufen, bis man an diesem Wert wäre.
    Klingt gut ... aber ... da hat man doch glat vergessen, dass auf die zusätzlichen 13 Cents auch noch 19% MwSt. anfallen.
    Der Sprit wird damit also um 15,47 Cents teurer... da waren es nur noch 802,84 Liter Sprit = rund 152 Liter weniger.


    Das ausgesuchte Fahrzeug verbraucht 5,5 Liter auf 100 km im EU-Mix.
    Es würde mit den 802.84 Litern also 14.597 km fahren können.
    Dieser Wert ist der typische Durchschnittswert, den ein KFZ in Deutschland pro Jahr gefahren wird... 39,99 Kilometer jeden Tag


    Im Zeichen der steigenden beruflichen "Zwangsmobilität" fahren viele Tausend Arbeitnehmer täglich immer weitere Strecken zur Arbeit.
    20 Km Entfernung zur Arbeitsstätte, zählt heute schon zu den "ortsnahen" Arbeitsstätten.
    Gerade Pendler werden durch die Steuererhöhung also kräftig draufzahlen müssen. Hiervon sind aber auch vorwiegend Menschen betroffen, die wechselnde Arbeitsorte haben ( z.B. Leiharbeitnehmer, geringfügig Beschäftigte, Monteure usw.)


    Diesen Menschen wird der Weg zur Arbeit allein also schon "die Haare vom Kopf fressen"
    Und wenn man dann nicht vergisst, dass bereits jetzt die normalen Erhöhungen für die Kraftstoffsteuer feststehen ....


    Aktueller Preis für Benzin in Deutschland: Rund 1,609 Euro für Super
    Preis nach der "grandiosen Idee": 1,764 Euro, die garantiert wieder auf 1,769 aufgerundet werden.


    Man darf leider auch nicht vergessen, dass die meisten Betroffenen sich kein neues Auto leisten können. Viele der Fahrzeuge werden so rund 7 Liter verbrauchen.
    Für diese Fahrzeugbesitzer spielt es eigentlich keine Rolle mehr ob die Alternative für irgendwen kostenneutral sein soll.
    Sie kommen mit den 802,84 Litern nämlich nur 11.469 Kilometer weit... und danach zahlen sie für 3.128 Kilometer je Liter 15,47 Cents drauf... 33,87 Euro


    Gemessen an der aktuellen KFZ-Steuer von 124,20 sind die 33,87 Euro also eine Steuererhöhung von 27,27 %.
    Pendler ohne ÖPNV-Möglichkeit oder mit ungewöhnlichen Arbeitszeiten werden also "die Zeche zahlen".


    Wer wird nicht betroffen sein ?
    Die Käufer der 2,84 Millionen Neufahrzeuge (Jahr 2010) die sich letztes Jahr schon ein Fahrzeug mit maximal 5,5 Litern Durchschnittsverbrauch zulegen konnten.... und die rund 17.000 Euro (für das Beispielfahrzeug) investiert haben.


    Ende 2010 gab es aber 42.301.563 zugelassene PKW = rund 40 Millionen Fahrzeugbesitzer die jeder ihre 33,87 Euro drauf zahlen würden = bis zu 1.354.800.000 Euro an Mehreinnahmen


    1,354 Milliarden Euro Zusatzeinnahmen sind doch ein Argument .. aber nicht für die betroffenen Autofahrer.


    HINWEIS:
    Natürlich handelt es sich nur um Durchschnittswerte, die für die Berechnungen herangezogen wurden.
    Sie sollen einzig und allein verdeutlichen, um welche Gesamtsummen es gehen könnte und dass der Wegfall der KFZ-Steuer mit gleichzeitiger Erhöhung der Spritsteuer nicht so positiv ist, wie es auf den ersten Blick klingt.


    Hier sollte jeder einmal anhand des eigenes Fahrzeuges nachrechnen, ob und welcher Höhe es ihn dann betreffen wird.
    Die verlinkten Hinweise führen zum Bundesfinanzministerium, das auch den Steuerrechner zur Verfügung stellt.


    Thema durch .. wir warten auf die nächste PKW-Maut-Idee
    Schließlich wollen wir wieder weiter rechnen :D

  • Die nächste Art der Maut wurde heute von den Medien verbreitet.


    City-Maut = Eintrittsgebühr für Städte wurde dikutiert.
    Es ging nur um ein "Grundsatzgesetz", das von den Jungen Union vorgeschlagen wurde.
    Danach sollten die Länder es übernehmen können udn jede Stadt sollte es nach eigenem Ermessen einführen.


    Im Gespräch waren 6 Euro pro Tag.


    Mal schnell nachgerechnet:
    Wer täglich in eine bestimmte Stadt rein muss, weil er dort arbeitet aber nich wohnt, hätte damit bei 236 Arbeitstagen im Jahr also 1.416 Euro bezahlen sollen.
    Nur damit die Straßen endlich auch erhalten werden.


    Dazu kommen dann noch die üblichen Parkplatzabzockgebühren.
    Das hätte dazu geführt, dass sofort alle Einzelhandelsgeschäfte ihre Kunden von Außerhalb der Stadt verloren hätten.. oder sie hätten sich eben "auf der freien Wiese" ansiedeln müssen.
    Innenstadtverödung, Verlust von Arbeitsplätzen, Rüclgang der Parkeinnahmen usw....


    Doch Kanzlerin Merkel hat es schon richtig erkannt:

    Zitat

    Die Autofahrer trügen bereits rund 55 Milliarden Euro zum Steueraufkommen bei. Für den Straßenausbau werde weit weniger ausgegeben.


    http://www.welt.de/politik/deu…en-eine-klare-Absage.html


    Aus die Maus ! :thumbsup:

  • Es ist der 23.Juni 2019. Die Maut, wie sie gedacht war, ist vor kurzem bei der EU gescheitert.


    Nix mit "Maut soll Oktober 2020 kommen"

    Kaum ist die eine Art nicht mehr durchzubringen. wird schon wieder an einer neuen Version gebastelt --> City Maut.


    Jetzt schaut einfach mal auf den letzten Beitrag in diesem Thema: Ganz genau darum drehte es sich bereits vor fast 7 Jahren.


    Die "sagenhaften Forscher und Politiker" haben also nur etwas aus der Klamottenkiste geholt, was sie uns als "neu" verkaufen wollen.

    Der Unterschied ist nur, dass sie uns das jetzt unter einem anderen Motto verkaufen wollen: "Umweltschutz". Und das Geld soll in den Ausbau des Nahverkehrs fließen.


    Ein Klimaforscher meint dazu

    Zitat


    "Wir müssen die Ressourcen künftig anders bepreisen und sie teurer machen, denn wir haben nicht mehr so viele davon", sagt er mit Blick auf saubere Luft und öffentlichen Raum. Die Pendlerpauschale müsse deswegen abgeschafft werden. Ein gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr könnte hier Abhilfe schaffen oder auch der eine oder andere Homeoffice-Tag."

    https://www.zeit.de/mobilitaet…imaschutz/komplettansicht


    Wer also nicht in der Stadt lebt, soll dafür auch noch bestraft werden, dass er eventuelle lange Wege zu seiner Arbeitsstätte hat.


    Sag mal einem Maurer, er solle einen Home-Office-Tag einlegen. Der wird dir den Vogel zeigen. Sag der Hausfrau mal, sie soll die Wocheneinkäufe mit Bus und Bahn erledigen.

    In Nicht-Stadtlagen ist der Nahverkehr teilweise nicht mehr vorhanden. Ländliche Gegenden sind verwaist und es gibt nur noch in Städten Einkaufsmöglichkeiten.


    Die Umwelt-Idee basiert darauf, den Verkehr möglichst zu reduzieren, damit er weniger Schadstoffe verursacht und nicht darauf, die zu bestrafen, die darauf angewiesen sind.


    Wenn es am Wohnort genügend Einkaufsmöglichkeiten und Arbeit gibt, kann man gerne mal über ÖPNV und Strafen für Fahren und Parken sprechen.


    Sommerzeit ist jedes Jahr die Zeit in der Hinterhofpolitiker und Möchtegern-Fachleute sich mit seltsamen Ideen melden. Normalerweise sind es aber wenigstens neue Idee und nicht uralte, die einfach einen neuen Anstrich bekommen.


    Irgendwann wird eine Maut kommen. Ich bin gespannt, welche Unwahrheiten und Kindergartenberechnungen dazu dann angeführt werden. :thumbdown: