Rente mit 67

  • Nachdem seit dem 01.01.2012 nun die "Rente mit 67" in Kraft tritt, gibt es seitens diverser Politiker Bedenken dagegen.


    Da dieses Thema bereits seit Entstehung der Idee besteht, ist es jetzt natürlich zu spät, sich "endlich mal Gedanken zu machen" über etwas, was bereits vor längerer Zeit beschlossen wurde.
    Das hätte man damals machen müssen, bevor man darüber abstimmte.


    Wer wird eigentlich überhaupt bis 67 Jahre durcharbeiten können ?
    Berufsgruppen, die nur geringen körperlichen Belastungen unterliegen: "Denkende Berufe" die ihren Job "nur mit Köpfchen" machen müssen.
    Handwerker und Serviceberufe dagegen haben eigentlich keine Chance, das reguläre Renteneintrittsalter zu erreichen... außer ... die Mitarbeiter werden im Laufe ihres Lebensalter entsprechend ihrer Qualifikation zu Anweisern/Ausbildern befördert, deren körperliche Belastung geringer ist als früher.


    Hierzu gibt es in der Industrie schon die ersten Denkansätze:
    So sollen älteren Mitarbeitern jüngere zur Seite gestellt werden. Der ältere Mitarbeiter fungiert hier als Ausbilder und als Wissensträger, während der jüngere Mitarbeiter die körperlich anstrengenden Arbeiten übernimmt.


    Dieses Prinzip ist eigentlich die "Rückkehr zu Traditionen":
    Ältere Menschen haben ein höheres (Berusfs)Wissen als jüngere. Die Jüngeren dagegen haben noch keine körperlichen Einschränkungen. Das Wissen der Älteren wird somit wieder direkt in der Praxis weitergegeben...
    So wie in den letzten Jahrtausenden werden also wieder "Tipps & Tricks" übermittelt, auch ohne dass man jahrelang extra die Schulbank drücken muss um Wissen zu erwerben, das man (vielleicht) eigentlich nicht nötig hat.

    Wäre das nicht ein Nachteil für Jüngere ?

    Grundsätzlich nicht .. eher sogar das Gegenteil.
    Aktuell muss man sich sein Wissen komplett selbst erarbeiten. Was nicht in der Ausbildung gelehrt wird, muss selbst erfahren und ausprobiert werden... zusätzlich zur körperlichen Belastung.
    Das verzögert die Wissensbildung für diverse Spezialtechniken. Wissen das eigentlich längst vorhanden ist und nur weitergegeben werden müsste.


    Wer sich auf diese Art weiterbilden muss(te) wird auch im Alter noch "vollen körperlichen Einsatz" leisten müssen. Sein erworbenes Wissen zählt nicht, sondern nur seine körperliche Leistungsfähigkeit... da es die "neue/alte Stufe" des Wissensübermittlers nicht gibt, die mit verminderter köprerlicher Beanspruchung verbunden ist.


    Am "Ende" wird es also wieder wie in der Vergangenheit sein:
    Eine Zeit, in der die körperliche Leistung zählt und danach eine Zeit in der das Wissen zählt (weil die körperliche Leistungsfähigkeit abnimmt). Der "alte Meister" wird also "wiedererstehen".. auch ohne dass jeder einen Meisterbrief haben müsste.


    Vorbei die Zeit, in der es heißt "Du bist doch zu alt. Du bringst doch nichts mehr." ???
    Zu hoffen wäre es ja, damit man überhaupt bis zur Rente durcharbeiten kann.

    Welche Alternativen gibt es wohl, damit man bis zur Rente durcharbeiten kann ?


    1) Existenzgründung (Service/Handwerk)
    Einfach eine eigene Firma aufmachen und Jüngere die körperliche Arbeit ausführen lassen. VORSICHT !!! Das liest sich besser als es ist.
    Damit eine Firma wachsen und sich halten kann, muss sie sich einen Ruf aufbauen. Der Firmengründer ist in der Regel das erste "Aushängeschild". Wenn er selbst nicht mehr körperlich leistungsfähig ist, wird es nichts damit werden, dass er Jüngere den "Knochenjob" machen lassen kann... außer er hätte genügend Vermögen, um sich nur ausgebildete Fachleute zu holen.
    Dann müsste er erst einige Jahre "reinbuttern" um nach dieser Zeit einen etnsprechenden Ruf zu haben und die nötigen wirtschaftlichen Erfolge zu erzielen.
    Trotz gutem Ruf kann eine Firma trotzdem Pleite gehen, wenn man das Kaufmännische nicht beachtet/kennt und/oder sich nur auf das Fachwissen Anderer verlässt .. deren Wissen und Können man oft nicht einschätzen kann und erst dann "mitbekommt" wenn es längst zu spät ist.
    Nicht zu vergessen ist, dass man auch in den entsprechenden Handwerks- und Handwerksnebenrollen eingetragen sein muss.


    2) Existenzgründung (Handel)
    Hier gibt es eigentlich die gleichen Probleme. Die körperliche Belastung scheint geringer zu sein .. aber das ist nur die Ansicht Außenstehender. Je nach Branche ist die körperlich einseitige Belastung auch durchaus sehr hoch.
    Die Hauptbedingung für einen Handelsbetrieb ist jedoch die kaufmännische Fähigkeit und finanzielle Liquidität. "Ohne Moss nix los".


    3) Ausbildung / Umschulung
    zu einem Beruf, der körperlich nicht so belastend ist. Nachteil: Obwohl man schon viel Erfahrungen hat, zählen nur die Erfahrungen, die man nach der Ausbildung erworben hat. Ein 50jähriger, der gerade seine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen hat, zählt für Betriebe genauso wie ein 20jähriger mit gleicher Berufserfahrung .. da beide bei "Null anfangen".
    JHier kommt es jetzt auf die Einschätzung des Personalers an und ob der ältere Mitarbeiter bereit ist, seine bisherigen Erfahrungen und Eigenarten über Bord zu werfen um sozusagen "von der Pieke auf" alles noch einmal zu lernen.
    Nachteil:
    Der 50jährige steht dem Betrieb maximal 17 Jahre lang zur Verfügung .. was manche Betriebe als "zu kurz" betrachten.. obwohl sie ihre AN nur selten länger als 5-7 Jahre beschäftigen.
    Der Ältere muss also gegen "seltsame Ansichten von Personalern" ankämpfen und gleichzeitig "mehr Leistung bringen" als ein Jüngerer ... nur um zu zeiogen, dass er noch nicht "zu alt" ist.


    4) Arbeitslosigkeit
    Ab einem gewissen Alter darf man länger ALG1 beziehen als Jüngere .. ohne dass man gleich auf ALG2=HARTZ IV fällt.
    Das lohnt sich aber eigentlich finanziell nur selten, da es nur die Anwartzeiten erfüllt. ABER: Für den, der mit 65 noch einen Job suchen soll, lohnt es sich auf jeden Fall noch.


    5) Frührente
    Wer diese beantragt, muss in der Regel mit Abzügen bei der Rente rechnen. Wer hört, dass angeblich "nur 130" Euro weniger fleißen, sollte sich aber mal mit seinem vorläufigen Rentenbescheid auseinander setzen.
    Hierbei wird nämlich vorausgesetzt, dass man bis 67 arbeitet. Die Abzüge können eventuell viel drastischer ausfallen als der o.g. Betrag.. und mit dem Rest muss man dann bis zum Lebensende auskommen .. was bei vielen Menschen die Altersarmut bedeutet = ein Lebensabend, der nur noch daraus besteht, weiterhin auch täglich zur Arbeit gehen zu müssen oder sich auf andere Arten das Geld zum Leben verdienen zu müssen.
    Die Chanchen, einen Job als Frührentner zu bekommen, sinken immer weiter.. je mehr ältere Menschen sich bis zur Altersrente durchkämpfen müssen.


    Warum ?
    Je mehr Angebot an Arbeitskräften, desto geringer wird der Bedarf. Wenn er gedeckt ist, beginnt das Lohndumping nach dem Motto "Wenn du dafür nicht arbeiten willst... Es gibt genug die schon deinen Platz einnehmen wollen"
    Kommt euch das irgendwie bekannt vor ? Rrrrichtig. So war es schon die letzten Jahre und das nicht nur bei älteren Arbeitnehmern.


    6) Rentner mit eigener Selbstständigkeit
    Die Rente stellt die Grundversorgung dar von der man gerade so leben kann. Ein eigener Kiosk oder eine Handelsvertretung können dann die Rente soweit aufstocken, dass man genügend Geld hat ... um Andere die körperlich anstrengenden Arbeiten machen zu lassen. ABER: Warum soll man arbeiten, damit man Andere die Arbeit machen lassen kann ?
    Logisch spricht doch nichts dafür, außer: Man will Arbeitsplätze schaffen oder hat eigentlich immer noch Spaß daran, täglich eine Aufgabe zu haben und nicht "in Ruhe auf sein Ende zu warten".


    7) Rente mit genügend Geld
    Dagegen gibt es nichts zu sagen. Genieße deinen Lebensabend. Gib das Geld für all das aus, was dir Spaß macht oder was du dir die letzten Jahrzehnte selbst verweigert hast.
    Ich kann nur hoffen, dass du es nicht dafür ausgeben musst, um deine Gesundheit zu erhalten nach dem Motto
    "Erst gibt man seine Gesundheit, um Geld zu bekommen. Und dann gibt man sein Geld um die Gesundheit wieder zu bekommen"