Datentechnik und Musikinstrumente ganz allgemein

  • Während man heute Datentechnik + Musik zuerst mit Computern in Verbindung bringt, war es am Anfang eigentlich genau umgekehrt:


    In den 1980er Jahren hatten "IBM kompatible Computer" (entspricht heutigen PCs) keinerlei Möglichkeiten, Musik wiederzugeben.
    Die Welten von Musikinstrumenten und Computertechnik waren eindeutig abgegrenzt.


    Bei den Musikinstrumenten selbst, konnte man aber schon Daten übertragen und absichern.
    Die Sicherung von Einstellungen und Speicherinhalten geschah einfach mit einem normalen Mono-Cassettenrekorder und einer Magnetbandcassette.
    Wer noch ein altes Modem hat oder ein Faxgerät, der hört auch heute noch diese seltsamen Quietsch- und Pfeifgeräusche.
    Damit/dadurch werden die Daten übertragen... und genauso wurden sie auch damals schon auf normalen Audiocassetten abgespeichert.


    Die Datenübertragung von Steuersignalen zwischen verschiedenen Musikinstrumenten geschah mittels des damals völlig neuen Systems MIDI.
    MIDI = Musical Instrument Data Interface
    (Musinkinstrumenten Datenübertragungsschnittstelle)


    Am Anfang hatte MIDI nur die Aufgabe, das Steuersignal an ein anderes Gerät zu übertragen = Tonhöhe+Tonlänge
    Am Gegengerät konnte/musste man den nötigen Klang und Lautstärke noch selbst einstellen, weil diese Einstellungen noch nicht mit übertragen wurden.


    .....


    Während eine MIDI-Schnittstelle bei einem IBM-kompatiblen Computer noch als "Spielerei, die nichts in einem Arbeitscomputer zu suchen hat" bezeichnet wurde, setzten Musikstudios diese Technik aber schon im Zusammenhang mit anderen Computerarten (Spielecomputern) ein.
    Der Atari 1040ST war z.B. ideal für den Studioeinsatz, weil man viele digitale Musikinstrumente gleichzeitig ansteuern konnte.
    Der Amiga 600 hatte ein damals sensationelles Soundmodul .. leider aber kein Midi-Interface .. war aber trotzdem auch im Studioeinsatz.


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    Irgendwann kamen zwei Firmen auf die Idee, doch einmal die beiden Welten Musik+Computer miteinander zu vernetzen.
    Bis dahin musste man z.B. einen neuen Song Klick für Klick und Note für Note in eine Software eingeben um sie später ausdrucken zu können.
    Die beiden Firmen waren
    Steinbergh: Software-Hersteller der damals sehr beliebten Musiksoftware "Cubase"
    Casio: Hersteller von Computern, Musikinstrumenten, Uhren, Taschenrechner, Hifi-Elektronik


    Man konnte in Musikgeschäften eine MIDI-Karte inklusive MIDI-Anschlusskabel + Cubasis (Light-Version von Cubase) einzeln kaufen bzw. Casio legte es diversen Instrumenten direkt bei.


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    Irgendwann hat die Computerindustrie erkannt, was die Kunden wünschen und baute serienmäßig ein MIDI-Modul ein .... naja.... es war ein Modul, das die MIDI-Signale auf einem Datenträger in hörbare Klänge umwandeln konnte. Diese damaligen Module sind auch heute noch verbaut .. grässlicher Sound, monophon.. und wer nicht wirklich muss, spielt keinen MIDI-Song auf dem PC ab
    - weil -
    Die Klangqualität kommt nie aus der Datei, sondern nur aus dem PC = die Musik klingt immer wieder anders.


    Im Musikinstrumentenbereich hatte sich aber schon lange ein Markt für reine MIDI-Module herauskristallisiert.
    Warum sollte man komplette Keybaords kaufen, die nur sperrig in der Gegend herumstehen, wenn man nur das Soundmodul per MIDI ansteuern wollte ?
    Also ließ man das unnötige Drumherum weg und hatte ein kompaktes Soundmodul. Die einegsparten Materialkosten konnten in bessere Technik gesteckt werden = Die Module waren genauso teuer wie "Vollgeräte", aber bedeutend besser im Klang.


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    Heute kann man MIDI-Signale aufzeichnen und sie auch dazu verwenden um ein Keyboard (ohne weitere Funktionen) als "Fernsteuerung" für alles Mögliche zu benutzen.
    Kombiniert mit einem Computer, kann man z.B. auf jede Taste eines Keybaords einen bestimmten "Hotkey" legen, der dann für eine spezielle Programmsquenz im Rechner sorgt. Dieser steuert dann wieder Audiomischpulte und Lichtsteueranlagen.
    So wird ein simples Musikinstrument zu einer Live-Steuerung für Geräte, die sogar nichts mit Musik zu tun haben müssen.
    Gerade im Einsatz für wirkliche Live-Shows, sind solche Steuerungen sehr beliebt .. wenn die Show nicht minutiös vorgeplant werden kann, sondern wirklich noch einen "Mann am Mischpult" erfordert.


    Das alles ist mit einer Datentechnik möglich, die es schon gab "bevor der Computer Musik-Töne kannte".
    Natürlich wurde das MIDI-System immer weiter entwickelt. Es findet heutzutage nicht nur bei elektronischen Musikinstrumenten und Computer sein Einsatzgebiet, sondern sogar bei klassischen Instrumenten, die eigentlich nichts mit Datentechnik zu tun haben