Wie baut man sich seine eigenen Möbel ?

  • Wie kann ich eigentlich die gesägten Bretter/Werkstücke miteinander verbinden, so dass ein Möbelstück entsteht ?


    In der Industrie sieht man, ja nach Material, verschiedene Verbindungsmöglichkeiten:
    Leimen, Schraubverbinder, Tackern, Schrauben


    Man kann aber nicht jede Verbindungsart für jede "Brettart" verwenden.


    Das "billigste" Holz (ich nenne es jetzt "Pressspanplatte") erfordert eigentlich den höchsten Aufwand bei den Verbindungen.
    Für einen rechten Winkel kann man nicht einfach Platte auf Platte stellen und dann einfach Schrauben reindrehen.
    Man kann es auch so nicht verleimen.
    Selbst Holzdübel bieten nicht genügend Halt.
    Alle diese Verbindungsmöglichkeiten sind instabil wenn man so arbeitet.


    Das liegt daran, dass das Material selbst keine feste Kantenstruktur hat und deshalb bei Schrauben/Tackern/Nageln/Dübeln nichts hat, was fest genug für einen dauerhaften Halt ist.
    Die höchste Festigkeiterreicht man indem man eine 45° Gehrung schneidet und die Platten in diesem Gehrungsbereich zusammen fügt.
    In diesem Bereich wird der beste Halt für Verleimung geboten. Die Oberfläche ist saugfähig und deshalb optimal für die Verleimung.


    Setzt man Kante auf Fläche, ist die Verleimung auf der Fläche weniger stark als auf der Kante.


    Als Leim nimmt man entweder spezielle Holzleime oder einfachen Weißleim. Der Hauptunterschied besteht in der Trocknungszeit.
    Um die gleiche Festigkeit zu erreichen muss ein "einfacher Leim" bedeutend länger trocknen als ein "Spezial-Leim".
    Während der Trocknung müssen die Werkstücke/Bretter unter Druck stehen.. u.a.damit die gewünschte Formgebung/Winkel erhalten bleiben und die Haftung erhöht wird.
    Je höher der Druck desto stärker die Verbindung.


    Je nachdem, welche Form gewünscht wird, kann man die Komponenten Stück um Stück verleimen oder als Gesamtes.
    Will ich nur 2 Bretter verleimen, sind Schraubzwingen/Leimzwingen zur Fixierung am Besten.
    Sorgt aber dafür, dass der gewünschte Winkel erhalten bleibt.
    Fixiert dazu einfach ein entsprechendes Holzstück im "Winkelbereich" mit Klebeband an beiden Brettern. So kann auch später nichts mehr verrutschen.


    Will ich ein einfaches Schränkchen (4 Seiten, rechtwinkelig) zusammen leimen, kann ich auch anders und zeitsparender vorgehen:
    Ich verleime alle Platten, füge sie zusammen und fixiere sie auf der Unterlage.
    Nun nehme ich wieder Zwingen um die gewünschte Winkelart/Form zu erhalten.
    (winkelige Holzteile zur Formerhaltung nicht vergessen)


    Nun kommt ein kleiner Vorteil:
    Wenn alles vorläufig fixiert ist, kann ich mit Klebeband einen höheren Druck aufbauen als mit den Zwingen.
    Die "Kiste" liegt nun vorfixiert auf dem Tisch []
    Ich winde nun Lage um Lage Klebeband um diesen Würfel und kann damit dann nicht nur punktuell fixieren, sondern Druck auf die gesamte Fläche bringen.


    Nach dieser Fixierung kann ich den Würfel zur Seite stellen. Er hat seine endgültige Form und jetzt schon ein hohe Stabilität.
    Selbstverständlich kann ich jetzt die Zwingen abnehmen und das nächste Werkstück verleimen.


    Dieses Vorgehen spart Werkzeuge (Zwingen) und Zeit
    (ich muss nicht jedesmal warten bis 1 Brett fest ist und dann weiter machen, sondern kann direkt zum nächsten Werkstück gehen)


    Wer Platz und Zeitdruck hat gewinnt mit dieser Arbeitsweise beides.
    Man verleimt alles am gleichen Tag (wenn man schnell ist *g*), kann es übereinander stapeln und kann dann zum nächsten Projekt vorgehen.


    Anderes Holz (mehrfachdruckverleimte Platte/MDF/Tischlerplatten/Arbeitsplatten)
    Diese Arten bieten eine feste innere Struktur.
    Leider kostet das Material auch sehr viel mehr.
    Man kann aber alle Befestigungstechniken verwenden.
    Eine Gehrung ist immer noch die optimale Verbindung, jedoch kann man auch Kante auf Fläche verbinden.
    Als Verbindungsmöglichkeiten stehen alle anfangs genannten Arten zur Verfügung.


    Wichtig:
    Jenach Materialstärke sollte man zum Schrauben vorbohren. Dadurch entsteht bei der Materialverschraubung kein Druck und das Brett reißt nicht auseinander.
    (gilt übrigens auch für "Pressspanplatten")



    Schrauben/Nageln/Tackern ?
    Nägel sind nur dann wirklich nützlich, wenn das Holz entgegen der Nagelrichtung fixiert werden muss (z.B. Dachlattung/Unterlattung als Träger für Platten).
    Das Gleiche gilt für Tackern.


    Schrauben sind die beste Verbindung für alle Arten.
    Das Material wird nicht nur gegen Wegrutschen gesichert, sondern auch gegen Zug.
    Es wird ein feste nichtrutschende Verbindung aufgebaut.
    Als Zusatzbefestigung bietet sich immer Holzleim an um damit einen Flächenschluss zu erreichen.


    Notdürftiges "Flicken" von maroden (Küchen)Möbeln (oft "Pressspan") ?
    Holzleim in die offenen Verbindungsbereiche. Damit wird der poröse Spanbereich gefestigt und es dringt kein weiteres Wasser ein (eins der häufigstenProbleme in der Küche).
    Als Zusatzverbinder und als Verstärkung kann man nun Winkelverbinder (sog. Stuhlwinkel L-Form) von Innen an den Flächen verschrauben.
    Schrauben von Außen durch die "Bretter" (Kante auf Fläche) bringen nicht wirklich was. Sie finden im Span keinen genügenden Halt und werden ihn nur "zerbröseln".


    ATEX-Platten/"Möbelplatten" (Begriff in einem Baumarkt gehört)
    Diese Platten eignen sich nur für optische Kaschierungen wie Schrankrückseiten.
    Das Material ist so instabil/flexibel, dass man beim Sägen eventuell keinen geraden Schnitt hinbekommt.
    Oft splittert die Beschichtung auch ab.


    Es gibt eine einfache Möglichkeit, diese Platten zu schneiden ohne dass die Beschichtung absplittert:
    Teppichmesser !
    Der Schnitt anzeichnen und dann mit einem Teppichmesser an einer Metallschiene immer wieder entlang ziehen.
    "Steter Tropfen höhlt den Stein" - und jeder feine Schnitt bringt einen tiefer.Mühselig aber lärmarm, exakt und sauber. So fein schneidet kaum eineSäge (außer eben Spezialsägen).


    Löcher für Armaturen Ein- und Auslässe ?
    Wenn ihr nur eine Absenkung benötigt (also kein "durchgehendes Loch") ist natürlich ein "Forstner-Bohrer" das ideale Werkzeug. Für gelegentlichen Gebrauch genügen auch Baumarktsätze für ca. 8€.


    Will man aber ein "richtiges Loch" (für Schläuche/Installationen usw..) gibt es noch eine Möglichkeit:


    Die Lochsäge.
    Je nach Qualität der Säge entsteht dann ein kreisförmiges oder eiförmiges Loch.
    Wenn ihr sowieso schon eine Forstner-Bohrersatz habt.. benutzt diesen.
    Damit bleibt die Form stabil.