mehrere Betriebssysteme gleichzeitig - Variationen, Vorteile und Nachteile

  • Aktuell arbeite ich gerade mit zwei Rechnern und drei Betriebssystemen. Zwei ganz aktuelle und ein veraltetes Betriebssystem.


    Der leistungsfähigere Rechner hostet dabei ein altes Windows-System und ein modernes Linux, während der "schwächere Bruder" nur ein modernes Windows enthält.


    Wenn man den Rechner mit mehreren Betriebssystemen parallel benutzen will, gibt es drei grundverschiedene Möglichkeiten:


    1) Betriebssysteme "nebeneinander/parallel" installieren
    Zuerst installiert man das System, das man später nachrangig benutzen möchte. Ich empfehle hier Windows, weil es bei der Installation einfacher ist und die meisten Rechner schon Windows vorinstalliert haben.
    Dadurch muss man nur noch das nächste Betriebssystem zusätzlich installieren.


    Sind die gewünschten Betriebssysteme installiert, hat man beim Booten des Rechners die Wahl, mit welchem man arbeiten möchte. Alle Betriebssysteme laufen unabhängig voneinander.


    Vorteil: Hat man Probleme mit dem einen Betriebssystem, kann man mit dem anderen weiterhin arbeiten und das defekte damit sogar reparieren.


    Nachteil: Man kann nicht fließend zwischen den Betriebssystemen wechseln


    Empfehlung: Gut, wenn absolute Trennung erwünscht ist. Zu empfehlen, wenn ein System veraltet ist und daher aus Sicherheitsgründen keinen Kontakt mehr zu anderen Rechnern haben soll.


    Damit beide Systeme auf die gleichen selbst erstellten Daten zugreifen können, empfiehlt sich eine separate Partition, die nur diesen Daten vorbehalten ist.
    Vorsicht ! Dadurch kann auch Malware von einem in das andere System kommen. Windows-Malware kann also auch über Linux-Systeme kommen (wo sie natürlich keinen Schaden anrichten kann) und dann das Windows-System über die Daten dieser extra Partition korrumpieren.


    2) Betriebssysteme "ineinander" installieren
    Zuerst installiert man das "Hauptsystem". Nachdem dieses geschehen ist, installiert man das nächste Betriebssystem. Das zweite System bekommt jedoch keine eigene Partition zugewiesen, sondern wird auf der gleichen Partition wie das erste installiert.


    Vorteil: Man muss sich keine Gedanken über die Größen der jeweiligen Partition machen. Jedes Betriebssystem bekommt ganz automatisch so viel Platz wie es benötigt.


    Nachteil: Ein technischer Fehler in der Partition wirkt sich gleichermaßen auf beide Betriebssysteme aus.


    Neutral: Beim Backup der Partition werden immer beide Systeme gleichzeitig gesichert.


    3) Betriebssysteme "untereinander" installieren
    Zuerst wird das System installiert, das man als Hauptsystem benutzen möchte. Mittels entsprechender Software wird in dieses System das nächste installiert. Das zweite System ist dem ersten untergeordnet, daher ist es eine "untereinander Installation".


    Vorteil: Man kann jederzeit das Betriebssystem fließend wechseln


    Nachteil: Das zweite System bekommt nur die Ressourcen zugewiesen, die vom Hauptsystem nicht benötigt werden. Je nach Software kann es auch zu Problemen mit der Hardware-Erkennung kommen, sodass selbst bekannte Hardware im zweiten System nicht mehr erkannt wird.


    Empfehlung: Nur einsetzen, wenn der Rechner genügend freie Ressourcen hat. Immer daran denken, dass das erste System immer aktiv ist und damit fortwährend Ressourcen beansprucht.
    Ob das zweite System komplett und optimal genutzt werden kann, ist vom Betriebssystem und der verwendeten Software abhängig und sollte daher im jeweiligen Fall einzeln getestet werden. Eventuell kann es auch nützlich sein, das "Nebensystem" zum "Hauptsystem" zu machen, wenn dadurch die Hardware besser erkennt und genutzt wird.


    Vorsicht: Kein veraltetes System in einem gleichartigen neuen integrieren (z.B. Windows XP in Windows 10) Hierbei entstehen große Sicherheitslücken, die sich auf beide Systeme auswirken können


    Wie steht es mit der Sicherheit der diversen Möglichkeiten ?
    Nachdem es seit einiger Zeit Malware gibt, die sich auch auf andere Partitionen ausbreiten kann, bieten separate Partitionen keine absolute Sicherheit mehr.
    Malware zielt in der Regel auf eine bestimmte Arbeitsumgebung/Betriebssystem ab. Nur dieses ist dann gefährdet. Auf andere wirkt sich die Malware nicht aus.
    Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass eine bestimmte Malware so entwickelt wurde, dass sie über Backdor-Funktionen auf mehreren Systemen aktiv werden kann. Mit jeder Annäherung und "Universalisierung" steigen die Chancen für so eine Malware, erfolgreich zu sein.


    Aus diesem Grund sollte jedes Betriebssystem entsprechende Einstellungen erhalten, damit Malware keine Auswirkungen bekommen kann.


    Empfehlung:
    Ein Zusatzrechner, der nur als Filter und Sandbox fungiert und dessen einziger Zweck das Abweisen und Unschädlichmachen von Malware ist. Ein solcher Zugangsrechner kann, richtig konfiguriert, die Sicherheit für ein komplettes Netzwerk gewährleisten.
    Dadurch können auf den Netzwerk-Rechnern alle Firewalls und Sicherheitseinstellungen abgeschaltet werden, um mehr Ressourcen auf dem jeweiligen Rechner freizugeben.


    Vorsicht: Ein solcher kleiner "Server" sollte wirklich von einem "erfahrenen Admin" eingerichtet werden. Fehler wirken sich sonst auf das ganze Netzwerk aus... oder man müsste doch die einzelnen Sicherheitseinstellungen aktiviert lassen und damit den Vorteil eines Servers zunichte machen.


    Zu Abwehrmaßnahmen gibt es hier keine weitere Empfehlung, da sich die Malware-Technik täglich weiter entwickelt und wirklich jedes System seine Schwachstellen hat. In der Regel wird ein Fehler erst behoben, nachdem er bereits ausgenutzt wurde.