Haltbarkeitsdauer eines Software-Entwicklers liegt bei 15 Jahren

  • http://www.golem.de/news/sap-h…15-jahren-1211-95804.html


    Wenn man sich den Artikel mal ganz in Ruhe durchliest, wird man merken, dass an der Behauptung überhaupt nicht stimmen kann.


    a) Die Grundlagen sind völlig falsch
    Es gibt keine Berufsausbildung als "Software-Entwickler". "Software-Entwickler" ist deshalb nur eine Tätigkeitsbeschreibung, die jeder benutzen kann und darf.
    Das ist vergleichbar mit der ungeschützten Bezeichnung " Kaufmann" im Gegensatz zu der geschützten Bezeichnung " Kaufmann im xxx"


    b) Die Zeitspannen sind weltfremd
    Erst seit ca. Mitte der 1980er Jahre gibt es "Personal Computers". Damit entstand auch eigentlich erst dieses Tätigkeitsgebiet.
    Wer damals gerade studierte, konnte also frühestens in diesem Jahren anfangen. Wenn er damals ca. 20 Jahre alt war, so wird er heute 52 Jahre alt sein.
    Woher sollen dann die Erfahrungen mit über 65jährigen kommen, die damals hätten diese Tätigkeit beginnen können ?


    c) Die Werte/Annahmen sind falsch
    Die extrem hohen Honorarforderungen entstanden in den 90er Jahren als die Startups nur so aus dem Boden gestampft wurden.
    Man suchte händeringend nach Entwicklern aller Art, was natürlich die Forderungen auch in die Höhe trieb.
    Nachdem der Boom zurückgegangen war, wurden viele Entwickler arbeitsuchend.
    Überzogene Honorarforderungen wurden auf ein "normales Maß" zurückgeschraubt.


    Wenn ich heute zu viel für meine Arbeit verlange und meine Forderungen später auf normal zurückschraube, hat das nichts mit der Leistungsfähigkeit zu tun oder damit wie viel die Arbeit wert ist.
    Angebot und Nachfrage regeln den Preis.. auch bei den Löhnen/Bezahlungen.


    Normale Gesetze der Marktwirtschaft werden also benutzt, um etwas "schlecht zu reden"


    d) Es wird sich nur auf eine lokal begrenzte Region bezogen
    Die Grundalge der "Erkenntnisse" ist das Land Indien. Indien liefert schon seit langer Zeit den größten Teil aller Softwareentwicklungen. Wie am Fließband müssen Entwickler Tag um Tag, Woche um Woche unter den "seltsamsten Bedingungen" immer neue Software erarbeiten.
    Es ist eine reine Fließbandproduktion indischer "Denkfabriken" die nicht mit denen in der restlichen Welt vergleichbar sind.


    Das wirkliche Manko eines Entwicklers
    In jedem Beruf ist es eigentlich ähnlich: Am Anfang ist alles neu. Man betrachtet jedes Ding von allen Seiten, lernt immer weiter dazu und kommt dadurch auf die "tollsten Ideen".


    Im Laufe der Jahre gewinnt man so immer mehr Erfahrung, die man dazu benutzt um die Arbeit in immer mehr Routinen zu fassen.
    Routinen beschleunigen viel Sachen und perfektionieren sie auch.
    In einem anderen Beruf würden die Erfahrungen Fortschritt bedeuten.


    Als Entwickler ist es aber tödlich, dass man sich in Routinen ergibt. Erfahrungen kann man nur relativ kurze Zeit nutzen. Danach muss man wieder "Neues erfinden".
    Ab einem bestimmten Zeitpunkt hat man sich aber auf "eingefahrene Gleise" begeben. Man wird (sogenannt) "betriebsblind" und betrachtet alles nur noch aus einer einzigen Blickrichtung.


    Es ist also nicht das Nachlassen einer geistigen Leistung, sondern das Nachlassen von Flexibilität im Denken, das dafür sorgt, dass Entwickler irgendwann nichts Revolutionäres mehr schaffen können.


    Dagegen sind nur ganz wenige Menschen gewappnet.


    ========================


    Die "15 Jahre Haltbarkeit" beziehen sich also nur auf die Zeitspanne, mit der man automatisch beginnt, sich auf ganz bestimmten, immer wiederkehrenden Bahnen im Denken zu bewegen.


    Immer gleiche Schemata bedeuten bei Entwicklungen aber auch gleichzeitig, dass man nur noch bekannte Wege beschreitet. Technik veraltet sehr schnell und genauso veraltet werden dann die Schemata.
    Für ein altes Schema bezahlt man aber weniger als für eine neue Erfindung.


    Da es hier gerade um Softwareentwicklung geht...
    Facebook war eine enorme Neuerung. Sensationelle Zulaufszahlen brachten dann wieder viel Geld ein und die Entwickler wurden sehr gut bezahlt.
    Heute kann jedr 12jährige ein soziales Netzwerk entwickeln. Die Idee ist längst veraltet und wer sie einfach identisch nachentwickelt, bekommt für exakt die gleiche Arbeit nicht einmal annähernd so viel dafür, wie die ersten Entwickler. Die Idee ist ein "alter Hut" und "Altes" wird eben nicht so gut honoriert wie Neues.


    Wer heute also Entwickler wird, sollte sich also weder Hoffnungen oder Sorgen machen.
    Wenn ihr eure "kindliche Neugier" bewahrt, werdet ihr auch noch mit 70 genauso gut sein wie 20jährige. Wenn ihr das aber "einschlafen lasst", dann seid ihr schon mit 25 Jahren "Reif für den Wechsel" .. ab in den nächsten Beruf .... diesmal aber einen, in dem Erfahrungen und Routinen euch später nutzen und nicht als unmodern abgetan werden

  • Zitat

    Zitat: Ratgeber
    Es gibt keine Berufsausbildung als "Software-Entwickler".

    Ganz so stimmt das aber nicht.
    Die Bezeichnung Softwareentwickler ist zwar allgemein gefasst und bedarf keiner größeren Qualifikationen, doch gibt es diverse Berufe, die dem nahe kommen.
    z.B. Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung
    Ist eine Ausbildung in der IHK und so darfs sich nicht jeder nennen.
    Aber ist doch sehr ähnlich Anwendungsentwicklung und Softwareentwicklung.
    Mit Anwendungen sind ebenfalls Programme gemeint.


    Natürlich gibts auch akademische Ausbildungen wie die diversen Informatikzweige.


    Es gibt einen Leitsatz in der IT-Welt allgemein, worunter auch Softwareentwicklung fällt.
    "Die einzige Konstante ist Veränderung."


    Etwas spezielleres aus der Entwicklung.
    Es ist nicht wichtig, so viele wie Mögliche Programmiersprachen zu kennen.
    Zum einen sollte man zwei bis drei gut beherrschen.


    VIEL WICHTIGER:
    Man muss in der Lage sein, sich neues schnell anzueignen.

    "Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein:
    sie muß zur Anerkennung führen.
    Dulden heißt beleidigen."
    Johann Wolfgang von Goethe


    Jeder ist gleichermaßen individuell.


    Man kann nicht sterben, ohne gelebt zu haben.

  • Wikipedia bietet interessierten Lesern unter http://de.wikipedia.org/wiki/Softwareentwickler noch viele Informationen über Berufe, die dem Begriff "Software-Entwickler" nahe kommen.


    Übrigens setzt der Begriff "Softwareingenieur" in Deutschland voraus, dass man ein technisches Studium erfolgreich absolviert hat. Um diese Bezeichnung zu führen, gibt es also eine höhere "Grundbedingungen" .


    Nicht davon betroffen ist jedoch die englische Übersetzung "engineer" , da sie mehrere Bedeutungen hat und deshalb eben nicht auf ein Studium hinweist (wie das deutsche Wort "Ingenieur").
    Im Ursprung des englischen Wortes steckt das Wort "engine" (Maschine). Es wird deshalb auch in Verbindung mit Maschinist, Lokomotivführer, Monteur und Techniker verwendet = keine Bedeutung, die auf bestimmte technische Mindestvoraussetzungen beruht, sondern nur auf Tätigkeitsfeldern.