Kohlenofen, Holzofen (Gebrauchsanweisung)

  • Man sollte eigentlich meinen, dass die Zeiten solcher Öfen lange vorbei sind ? Falsch gedacht. Sie sind nicht nur noch im Einsatz, sondern man kann sie auch noch neu kaufen.


    Im Gegensatz zu einem Kachelofen, ist ein Kohleofen aber nur auf die reine Funktion ausgerichtet.


    Beginnen wir doch mal mit der Aufstellung eines solchen Ofens:
    Rund um den Ofen muss eine 20cm breite Zone bleiben, in der nichts Brennbares gelagert werden darf. Das ist auch der Mindestabstand von der Wand.


    Da der Kamin sich nur an einer Stelle im Raum befindet, ist der Aufstellplatz faktisch auch schon vorgegeben .. denkt man.
    Der Kohleofen hat 3 Öffnungen an die man das Abgasrohr anschließen kann.
    Jetzt schauen wir aber einmal in ganz alte Häuser hinein und lernen von den "Altvorderen" wie man das Abgasrohr auch noch mitnutzen kann, um den Raum zu wärmen:


    In alten Wohnungen befinden sich die Kaminanschlüsse nicht ca. 50cm über dem Boden, sondern in der Nähe der Decke.
    Der Ofen ist auch nicht immer darunter, sondern kann sich irgendwo im Raum befinden.
    Damals hat man den Ofen relativ weit vom Kamin entfernt aufgestellt. Damit konnte man
    a) den Raum besser nutzen
    b) das heiße Abgasrohr zum Heizen mitbenutzen


    Allein durch die Länge des Abgasrohres konnte man einen angrenzenden Raum mit heizen, wenn es durch ihn hindurch führte.
    Damals wusste man also schon, wie man die kostbare Wärmeenergie möglichst effektiv nutzen kann. Ein Ofen heizte immer mehrere Räume mit.


    Hat man keine obere Kaminöffnung, sollte man den Standort so wählen, dass die Wärme möglichst auch einen benachbarten Raum mitheizen kann. Bei einem Kohleofen heißt es im Winter nicht "Tür zu, es zieht", sondern "Tür auf, damit es hier auch warm wird".
    Deshalb findet man in alten Häusern die Wohnzimmer oft auch direkt neben der Küche. Wenn es eine Tür gibt, handelt es sich um Schiebetüren, die im Winter dauernd offen stehen.


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    Jetzt kommen wir zu den Arten dieser Öfen


    In der Überzahl findet man sie in einer Küche. Sie dienten einmal dazu, Speisen zu kochen und den Raum zu heizen.
    Die einfachen unter ihnen haben deshalb nur die Feuerstelle über der sich die eigentliche Ofenplatte befindet.


    Die "Luxusversion" hat unter der Feuerstelle auch noch einen Backofen, der entweder von oben mit beheizt wird oder (bei den ganz großen Versionen) hat man unter dem Backofen eine weitere Feuerstelle, die man separat anheizen kann.


    Die modernen Öfen sehen (mit aufgelegter Abdeckhaube) von vorne auf den ersten Blick nicht anders als ein geschlossener Elektroherd mit einzelnen Kochplatten aus. Auffällig ist nur, dass man an der Herdscheibe eine Temperaturanzeige sehen kann ...
    und dass natürlich alle Temperaturregler fehlen.


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    Wir starten jetzt einmal einen solche Kohleofen / Holzofen


    Bevor wir beginnen, achten wir darauf, dass der Anschluss zum Kamin auch geöffnet ist. Diesen Schieber sieht man in der Regel erst, sobald man die Ofenklappe öffnet. Bewegt man den Hebel, hört man in der Regel ein "schweres Klacken". Die Kaminklappe ist schwer und massiv, da sie ja den hohen Temperaturen eines Feuers standhalten muss.
    Ist diese Kaminklappe nicht geöffnet, wird man nach dem Anzünden in einer Rauchwolke stehen, weil der Qualm ja nicht abziehen kann.


    Nun betätigen wir den zweiten Schieber, der auch im geschlossenen Zustand sichtbar und erreichbar ist.
    Dieser Schieber regelt den Luftstrom zum Feuer hin. Mit ihm kann man auch die Temperatur des Ofens regeln.


    Nun nehmen wir (mit einem entsprechenden Haken) den runden Bereich aus der Herdplatte heraus.
    Bevor wir weiter machen können, muss der Ofen innen sauber sein.
    Unter der Feuerstelle befindet sich der Aschenkasten. Wir schieben und raken jetzt soweit möglich alle Brandreste durch die Öffnungen im Ofenboden in diesen Kasten.
    Danach ziehen wir den Aschenkasten ein Stück weit heraus um eventuell noch übrig gebliebene Brandreste über die Ofenklappe hinaus in diesen Kasten zu befördern.


    WICHTIG:
    Zu jedem Kohleofen / Holzofen sollte ein Ascheneimer als Metall gehören. Er sollte auch einen Deckel haben !
    In diesem Eimer geben wir jetzt die Asche aus dem Aschenkasten.
    Der Eimer muss aus Metall sein, damit er sich nicht durch noch übrig gebliebene Glutreste entzünden kann und der Deckel ist nötig, damit einer eventuellen Glut der Sauerstoff entzogen werden kann.
    Sollte es doch einmal passieren, das man irrtümlich Glut im Eimer hat, so entsteht kein Brand im Eimer, weil der Deckel dafür sorgt, dass das Feuer der nötige Sauerstoff fehlen wird.


    Jetzt ist alles vorbereitet und wir können den Ofen anzünden


    Wir brauchen dazu:
    Anzünder oder gedrehtes Zeitungspapier
    Anzündholz oder anderes sehr trockenes und dünnes Holz, das schnell entflammbar ist
    Holzscheite für das eigentliche Feuer
    Briketts/Kohlen oder Holzbriketts, um eine dauerhafte Wärme zu erhalten.
    Streichhölzer zum Anzünden (Feuerzeuge sind weniger geeignet)


    Anzünder sind in der Regel mit Paraffinen getränkt, damit sie sich schnell entzünden. Ehrlich gesagt, stinken die entsprechend ... schon vor dem Gebrauch.
    Anzünder aus Holzmasse verursachen nicht so eine Geruchsbelästigung. Sie sind geruchsneutral.
    Nimmt man eine Tageszeitung als Anzünderersatz, so sollte man sie möglichst fest drehen/knüllen, damit das Feuer sie nicht sofort und komplett entzünden kann.
    Die Art des Abzünders entscheidet oft darüber, wie mühsam das Feuermachen wird. Fackelt er zu schnell ab (normale Zeitung) kann er das Anzündholz nicht in Brand setzen.


    Noch ist die obere Ofenklappe offen.
    Nun verteilen wir die Anzünder so auf dem Ofenrost, dass wir sieh alle später erreichen können und damit das Feuer an möglichst vielen Stellen gleichzeitig entzünden können.
    Jetzt schichten wir das Anzündholz darüber. Es muss so liegen, dass es das Feuer vom Anzünder erfassen kann.
    In der oberen Lage haben wir das eigentliche Brennholz abgelegt.


    Die "Altvorderen-At" ist:
    Ein kleines Tipi wird aus Anzündholz und Brennholz errichtet und von vorne wird in dieses kleine Zelt ein kleiner Ballen Papier hinein geschoben.


    Nun sind wir soweit.
    Wir legen den entnommenen Deckel auf ... die Herdplatte hat nun kein Loch mehr.
    Wir entzünden nun mit einem Streichholz durch die vordere Klappe die einzelnen Anzünder oder das Papier.
    Natürlich kann man das auch von oben machen.. aber
    a) wird man sich durchaus verbrennen, weil das Feuer ja genau darunter ist .. und man die anderen Stellen auch noch anzünden muss
    b) wird der Qualm des Feuers sofort in den Raum getrieben
    Von vorne ist es sicherer und es stinkt auch nicht so sehr.


    Bitte beachten: Von hinten nach vorne anzünden, damit man sich nicht verbrennt.
    Spätestens jetzt wird auch klar, weshalb Feuerzeuge für das Anzünden eines solchen Ofens denkbar ungeeignet sind: Beim Streichholz ist man weit von der Flamme entfernt, während man sie beim Feuerzeug direkt in Fingernähe hat.


    Nachdem das Anzündholz Feuer gefangen hat, kann es das eigentliche Brennholz entflammen.
    Ist der Ofenraum zu klein, legt man das eigentliche Brennholz direkt dann nach, wenn das Abzündholz brennt.
    Nun kann der Ofen sich (für eine Zeit lang) sich selbst überlassen werden.


    Mit dem Luftregler bestimmen und regulieren wir , wie schnell das Feuer brennt.
    Ist der Regler ganz offen, brennt das Feuerholz relativ schnell ab und entwickelt eine große Hitze. Man bekommt den Ofen also schnell heiß, muss dafür aber immer wieder nachlegen.


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    Der Ofen brennt, was nun ?


    Jetzt haben wir eine Kochmöglichkeit und eine Heizung in Einem.
    Mit dem Luftregler bestimmen wir die Temperatur.


    Wir setzen hetzt sofort einen Wasserkessel auf
    Das sind diese "seltsamen Töpfe/Kannen mit einer Pfeife dran" *lach*
    Jetzt haben wir immer heißes Wasser für Heißgetränke , zum Abspülen, Putzen und Kochen.
    Gleichzeitig verbessert der Wasserdampf auch das Raumklima und vermeidet zu trockene Luft im Winter.


    Dieser Kessel ist sozusagen das "Multitalent mit Mehrfachnutzen".


    Wie kocht man nun auf bzw. mit so einem Ofen ?


    Auch so ein Kohleofen hat eine "Blitzplatte", auf der man sehr schnell Speisen erwärmen und kochen kann.
    Das ist ganz genau der runde Deckel, den wir schon einmal abgenommen und aufgelegt hatten.
    Ganz genau darunter lodert das Feuer. Genau dort ist deshalb die heißeste Stelle das Ofens.
    Was also hohe Temperaturen benötigt, kommt auf diese Position.


    Die Wärme verteilt sich aber mit der Zeit über den ganzen Bereich der Platte.
    Je weiter entfernt von der "runden Öffnung", desto kühler ist der Bereich.
    Man reguliert also die Hitze in den Töpfen einfach dadurch, das man den Topf einfach weiter zum Rand hin schiebt .. kinderleicht zu regulieren, ohne jeglichen Technik-Brimborium.
    Aber: Man muss seinen Ofen erst kennenlernen, bis man genau heraus hat, wo die Temperaturbereiche sind die man gerade benötigt.


    Eine gute Hausfrau (oder Hausmann) wird es aber schnell herausbekommen.
    Am Anfang achtet man einfach darauf, wie sehr das Kochgut im Topf brodelt. Deckel auf reinschauen und weiter schieben, bis der gewünschte Effekt erreicht ist. So wird man zum "Pottkieker" *lach*
    Mit etwas Übung und Erfahrung muss man später aber nicht mehr schauen, sondern schiebt ganz gezielt auf den richtigen Platz.


    Ein Holzofen hat gegenüber anderen Ofenarten einen gravierenden Vorteil beim Kochen:
    Es gibt keine exakt definierten Bereiche, auf dem man einen Topf stellen kann. Dadurch kann man die komplette Fläche mit Töpfen bestücken und auch die Größe der Töpfe ist faktisch egal, so lange sie einfach nur in der gewünschten Temperaturzone Platz finden.


    Und die eigentliche Maximaltemperatur regulieren wird dann natürlich auch weiterhin mit dem Luftschieber vorne am Ofen.


    Was ist mit dem Backofen ?


    Die Hitze wird über den Luftregler automatisch auch nach unten geleitet in den Backofen.
    ABER: Es ist kein Backofen, sondern eine Bratröhre !
    Da die Hitze von oben kommt, ist die Röhre eher zum Braten als zum Backen geeignet.


    Die Temperatur dort kann nur relativ schlecht geregelt werden.
    Das Prinzip ist:
    Röhre auf Temperatur bringen und danach kommt das Brat- oder Backgut auf die Höhe, wo eine entsprechende Temperatur herrscht.
    Auch hier ist wieder nur die Entfernung zum Feuer die einzige effektive Temperaturregelmöglichkeit.
    Vorteil:
    Man kann gleichzeitig unten z.B. einen Kuchen backen und oben einen Braten schmoren. Im Gegensatz zu einer modernen Röhre, hat man verschiedene Temperaturbereiche, in denen man mehrere Gerichte gleichzeitig braten/backen/schmoren kann.
    Auch hier ist "der alte Ofen" im Vorteil gegenüber modernen Küchengeräten .. aber natürlich erst wenn man die nötige Erfahrung bekommen hat.


    Mit einem alten Kohle- oder Holzofen kann man im Idealfall (je nach Topfgröße) gleichzeitig oben 4-6 Gänge kochen und parallel dazu noch unten Gemüse dünsten und einen Braten schmoren.
    Für das, was man damit in einem Arbeitsgang erledigen kann, benötigt man mit modernen Geräten mehrere Durchgänge oder Geräte gleichzeitig.


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    Wie heizt man so einem Ofen ?


    Es kommt natürlich auf den Wärmebedarf an, den man gerade hat.
    Wenn das eigentliche Brennholz brennt, legt man immer wieder Holz nach. Hat man eine Basistemperatur im Raum erreicht, legt man Kohle nach. Die sorgt für eine gleichmäßige Wärme.


    Das "eigentliche Dauerheizen" macht man nicht mit Holz sondern mit der Kohle.


    Für die Temperaturregelung steht nur die Luftzufuhrklappe zur Verfügung.



    Anwendungstipp:
    Erfahrene "Ofenbenutzer" legen abends noch Kohle nach. Durch die stetige Wärme kühlt der Raum nicht so stark aus. Gleichzeitig kann man sich oft am Morgen das erneute Anzünden sparen, wenn noch Glut vorhanden ist.
    Man legt dann einfach nur etwas Anzündholz und Feuerholz nach und nach wenigen Minuten flackert wieder ein "munteres Feuer" im Ofen, das den Raum sehr schnell aufheizen kann.


    Den morgendlichen Reinigungsvorgang kann man sich großteils ersparen, wenn der Ofen innen einen Rost hat, der sich mit einem Schieber betätigen lässt. Diese Schieber sorgt dafür, dass sich der Rost hin und her dreht. Damit befördert man die Asche mühelos in den Aschenkasten.
    Hat man abends Briketts oder Kohle nachgelegt, genügt diese Rostbewegung, um die Asche zu entfernen und gleichzeitig die Glut wieder anzuschüren.


    Kann man in diesen Öfen alles verbrennen ?
    NEIN !!!! Man kann, sollte es aber nicht.
    Als Brennmaterial ist nur unbehandeltes Holz und Kohle geeignet.


    Holz von Europaletten ist speziell behandelt. Mindestens die "Blöcke" enthalten sehr viele Schadstoffe. Aus Erfahrung weiß ich, dass die Belastung so hoch ist, dass sie den Kamin schädigen können. Er versottet. Als Folge davon muss in der Regel später nachträglich ein Metallkamin in den eigentlichen Kamin eingelassen werden. Die Folgekosten für diese "Sparsamkeit" sind also sehr hoch.


    Holz von Einwegpaletten , kann man benutzen, sofern es sich wirklich um Rohholz handelt. Ist das Holz nicht behandelt worden, entspricht es jedem anderen unbehandeltem Brett.


    Holz von Möbeln kann man nur benutzen, wenn es sich um massives Holz handelt. Es muss frei von Farbe und Imprägnierungsmitteln sein. Holz von "modernen Möbeln" kann man in der Regel nicht nutzen. Hierbei handelt es sich in der Regel und Pressspanholz, das nur aus Holzschnitzeln mit Verleimung besteht. Extreme Schadstoffbelastung.


    Jede Art von Brennmaterialien, die Farben oder Zusatzstoffe enthalten, müssen vermieden werden.
    Sie entwickeln u.a. auch Abgase, die die Nachbarschaft mit Rauch- und Geruchsbelästigung stören können. Und steht die Polizei dann erst einmal vor der Tür, dann "ist der Ofen aus" ... und das dann im wahrsten Sinne des Wortes :D


    VORSICHT !!!!!
    Ein Holzofen bzw. Kohleofen entwickelt eine Kerntemperatur von mehreren Hundert Grad. Er besteht in der Regel aus massiven Gusseisen, das mit einer zusätzlichen Schicht aus emaillierten Metall umgeben ist.
    Im Backofen herrschen bis zu 350 °C Hitze und auf der Herdoberfläche können ähnlich hohe Temperaturen entstehen.


    Jeder direkte Kontakt mit der Ofenoberfläche kann deshalb zu allerschwersten Verbrennungen führen.



    Braucht man eigentlich für diesen Ofen spezielles Kochgeschirr ?


    In der Regel kann man alle Kochgefäße benutzen, wie man sie auch bei modernen Öfen benutzt. Es sollte jedoch keine Griffe aus Kunststoff haben, da dieser Ofen keine kalten Bereich hat. Die Hitze wirkt also auch direkt auf die Griffe ein, die darunter dann schmelzen können.


    Und was darf ich sonst noch auf so einen Ofen stellen ?
    Eigentlich alles, was diese Temperaturen aushält. Der Behälter sollte aber keinesfalls luftdicht verschlossen sein, da er sonst definitiv platzen wird und der kochendheiße Inhalt dann durch den Raum spritzt.



    Bitte vorsichtig mit so einem Ofen umgehen. Er kann aber nur einen Brand verursachen, wenn er falsch aufgestellt oder genutzt wird.
    Brennbares darf nicht in seiner unmittelbaren Nähe vorhanden sein und auch das "Ofenrohr" muss einen Sicherheitsabstand zu allem Brennbaren (auch zu Tapeten) haben.
    Ich kann und werde nicht die Verantwortung für euer Handeln übernehmen. Dafür seid nur ihr allein verantwortlich ... auch wenn ihr meine Tipps berücksichtigt.


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