"Geschichten aus dem Rückspiegel"

  • Als Autofahrer beobachtet man viele Geschehen im eigenen Rückspiegel. Ist man selbst direkt beteiligt, sehen es vielleicht andere Fahrer in ihrem Rückspiegel.


    Das ist der Grund weshalb ich dieses Thema "Geschichten aus dem Rückspiegel" nenne.
    Kurze Geschehnisse und Beobachtungen während der Fahrt auf deutschen und ausländischen Straßen.

  • Geschichte 1: "Ich zeig es dir !"


    Es ist Tag. Ich fahre mit ca. 130 km/h auf der rechten Spur einer Autobahn.
    Plötzlich sehe ich im linken Rückspiegel ein grelles Aufblenden auf der linken Spur hinter mir.


    Ich sehe einen Wagen und denke mir "Was soll das denn ? Du hast freie Fahrt und musst doch keinen Wegblenden"
    Das Aufblenden geht weiter ... kommt aber nicht vom Wagen selbst , sondern von direkt hinter ihm.


    Jetzt wird es interessant. Hinter ihm fährt also ein Wagen so dicht auf, dass ich das Fahrzeug nicht im Rückspiegel sehen kann.
    Der vordere Wagen wird immer schneller, trotzdem geht das Geblinke weiter.
    Nun schießen beide Wagen an mir vorbei. Der Abstand zwischen beiden ist kaum nennenswert.


    Etwas vor mir ist eine größere Lücke.
    Während der vordere Wagen auf meine Spur wechselt, zieht der hintere Wagen schon neben ihn.
    Als beide auf gleicher Höhe sind, macht der (vorher) hintere Wagen plötzlich eine Lenkbewegung nach Rechts, als wenn er den anderen Wagen zur Seite schubsen wollte. Der macht parallel die gleiche Lenkbewegung.


    Danach hatten sie die Position gewechselt und der (vorher) vordere Wagen verfolgte nun in ähnlicher Manier den anderen.
    Wagen Nummer 1 war ein VW mit Kennzeichen BO. Drängler Nummer 2 war auf BMW mit Kennzeichen F.
    Ob nun die Region oder die Fahrzeugmarke relevant für so ein Verhalten war, kann sich jeder selber denken.


    Auf jeden Fall war es von beiden mehr als nur grob fahrlässig, sich so zu verhalten.
    Wir sprechen hier von Geschwindigkeiten von geschätzten 160-180 km/h unter denen es passierte.


    "Ich zeig es dir" ... und allen anderen ... dass ich eigentlich nicht hinters Steuer gehöre.

  • Geschichte 2: "Freunde hat man überall"


    Im Ausland unterwegs, trifft man nur selten auf Landsleute aus dem eigenen Land.
    Diese Geschichte ist schon etwas älter.


    Auf einer Frankreichfahrt machte ich eine kurze Pause auf einem Rastplatz. Plötzlich spricht mich ein Unbekannter an. Freundlich und herzlich erzählte er mir, dass er aus dem Nachbarkreis stammen würde. Diese Kreise sind sich eigentlich "spinnefeind".
    Im Ausland wird so etwas aber völlig unwichtig. Da hält man dann zusammen, weil man ein Zusammengehörigkeitsgefühl verspürt, das rational nicht erklärbar ist.



    Es gab eine kurze Zeit, als man relativ problemlos von der BRD in die DDR einreisen konnte. Das war wenige Monate vor Ende der DDR.
    Bei meiner ersten Fahrt dorthin wurde ich von Wildfemden so herzlich aufgenommen, als wenn wir seit Jahren befreundet wären. Das war mein erster Eindruck von den "Leuten im Osten". Dieser positive Eindruck bestimmt auch heute noch mein Verhalten, wenn ich in diese Gegend fahre. Da machte es dann wenig aus, wenn ich Jahre später in andere Regionen regelrecht als "Wessi" angefeindet wurde.


    Wieder Jahre später fand ich einmal ein kleines Dorf im Harz, bei dem sich eigentlich nie etwas verändert hatte. Auch dort wurde ich Willkommen geheißen wie ein alter Freund und schon beim nächsten Besuch im Dorf schien es mir selbst so, als wenn ich dort "einheimisch" wäre.

  • Geschichte 3: "Geteiltes Leid ist halbes Leid"


    Langstreckenfahrt mit einem Renault R4, 34 PS, vmax 120 km/h. Idealtempo 80 km/h.
    Mit so einem Wagen hat man es sehr schwer, zum Überholen von LKW eine genügend große Lücke im Verkehr zu finden.


    Irgendwann tauchte im Rückspiegel ein anderer R4 auf. Immer wenn er eine Lücke sah, zog er heraus und hielt die Lücke offen, damit ich auch rausziehen konnte. Danach bog ich zuerst wieder ein, damit er an mir vorbei fahren konnte.
    Jetzt war es an mir, beim nächsten Mal die Lücke offen zu halten, damit er auch wieder überholen konnte.


    Wir haben uns nie gesprochen oder etwas vereinbart. Es geschah einfach aus dem Wissen heraus, dass wir beide das gleiche Problem hatten und uns gegenseitig das Leben erleichtern konnten, wenn wir einfach zusammenarbeiten.
    Nach einigen Stunden trennten uns dann unsere Wege wieder.

  • Geschichte 4: "Was auf dem Tacho steht, ist ganz egal"


    Langstreckenfahrt mit einem Mercedes Transporter. Laut Tacho kann dieser Wagen 160 km/h fahren. Nachdem der Tacho aber geeicht worden war, schaffte der Wage scheinbar nur noch 140 km/h.
    Das Eichen des Tachos ist nicht üblich, sondern nur dann nötig, wenn man das komplette Instrument mit Fahrtenschreiber austauschen lassen muss. Wegen des Fahrtenschreibers legte ich Wert darauf, dass der Tacho nicht nur eingebaut wurde, sondern auch exakt funktionieren sollte.


    Auf einer meinen vielen Langstreckenfahrtren mit diesem Fahrzeug, war es wieder einmal nötig, dass ich durchweg Vollgas fuhr, um noch innerhalb der zulässigen Fahrtzeit meine Fahrt beendet zu haben.
    Natürlich ist es deprimierend , wenn man plötzlich scheinbar langsamer fährt als sonst.


    Die Langstrecke betrug 500 km. Auf dieser Strecke gab es mehrere gleiche Fahrzeuge, die ich weiter vor mit und hinter mir sehen konnte.
    Scheinbar fuhren auch alle anderen Vollgas, da sich die Entfernung zueinander nicht veränderte. Nur wenn ich vorne ein Bremslicht aufleuchten sah, konnte ich ein paar Meter gewinnen.


    Seit damals weiß ich übrigens ganz genau, dass mir so ein Transporter im Rückspiegel nicht gefährlich werden kann. Er mag noch so bedrohlich aussehen ... wenn ich auf meinem Autotacho die 160 km/h habe, kann ich ihn einfach ausbeschleunigen oder Abstand halten. Schneller können diese Transporter ja nicht = sie können mir weder absichtlich noch unabsichtlich hinten reinfahren (wenn ich nicht bremse)


    Gleichzeitig kann ich aber auch solche Fahrzeuge nehmen, um zu sehen, wie weit mein Tacho abweicht:
    Sehe ich so einen Transporter vor mir, weiß ich ganz genau, dass er max 140 km/h fährt. Schon kann ich absehen, wie stark mein eigener Tacho von der realen Geschwindigkeit abweicht.

  • Heute als Beifahrer erlebt:


    Auf einer Langstrecke (Autobahn) zieht der Wagen plötzlich nach rechts auf die Spur des Nachbarn rüber.
    "Na Toll. Soll ich dem jetzt die Seitenscheiben putzen ? " denke ich noch.
    Danach höre ich den Blinker tickern und der Fahrer zieht absichtlich noch weiter über.


    "Zieh nach links auf deine Spur und gib endlich Gas ! Der Mann rechts neben mir hat schon den gleichen Blick wie ein Kaninchen vor einer Schlange !"
    "Was ist ?" - "Du rammst gleich den Wagen rechts neben uns"
    OK. Fahrer hat wohl mal eben gedöst- Kann passieren.



    10 Minuten später.
    "Schau dir den mal an. Der zieht einfach ohne zu blinken auf die Spur rechts von ihm und da ist noch ein Wagen. Pennt der denn ?"
    - "Na du musst das doch ganz genau wissen. Hast es eben doch genau so selbst gemacht"


    Auf 200 Kilometern konnte ich genau das Gleiche noch insgesamt 4 Mal bei anderen Fahrzeugen erblicken.
    War heute eigentlich der "Ich-drück-dich aus-der-Spur-Tag" ??? :whistling:

  • Das Navi zeigt brav die Route an. Immer wieder ertönt ein "Achtung", wenn das Tempo leicht über das Tempolimit geht.


    "Seltsam. Da stimmt doch was nicht ? Das Ding soll doch eigentlich den Weg ansagen und nicht nur zeigen, wo man gerade ist ??? "
    OK, dann resetten wir das Ding mal eben. Neue Zieleingabe .. ah, da ist ja der Ort mit Straße schon eingegeben"


    Alles OK. Nun plärrt das Navi wieder vor jeder Richtungsänderung, wo es hin gehen soll.
    Doch irgendwie seltsam. Das Ding führt plötzlich nur noch durch Wohngebiete und 30er Zonen. Irgendwie sieht das alles nicht bekannt aus.
    Die angebliche "Zielstraße" hat auch nichts mit dem gemein, was ich eigentlich als "Zielgebiet" kannte.


    "Wie lautet die Adresse genau ?" Auweh. Er hatte den Straßennamen nicht komplett eingegeben, sondern nur das genommen, was ihm am Anfang vorgeschlagen worden war. Bloß gut, dass wenigstens der Name der Stadt korrekt war.
    Dass wir uns rund 10 km entfernt in irgendeinem Kleckersdorf befanden , war ja auch schon nahe dran.


    DASS wir dann richtig waren, merkte ich sofort daran, dass das Navi 10 Meter hinter einer Einmündung plötzlich "jetzt rechts" aufseufzte. Ja. Hier waren wir richtig. Genau an dieser Stelle kam die Anweisung immer zu spät und danach befinden wir uns auf freiem Feld und das Navi meint, wir wären schon am Ziel. Der Rest geht aus dem Gedächtnis.


    Wen wundert es übrigens, dass der Fahrer erzählte, dass ihn das Navi eigentlich in letzter Zeit immer wieder völlig falsch gelotst hat ? Die Adresse war ja völlig falsch in der Zieleingabe gespeichert :D

  • Ein Sportflugzeug hebt bei 160km/h ab. Das gehört faktisch zum Grundwissen.
    Dass Autos so ihre Probleme haben, wenn es windig ist. weiß eigentlich auch jeder. Je höher das Fahrzeug, desto mehr Seitenwindprobleme. Je mehr Freiraum unter dem Auto, desto höher auch der Auftrieb.


    Um diese Probleme in den Griff zu bekommen, sind Sportwagen möglichst weit verspoilert, haben diverse Flügel um Abtrieb zu erzeugen und sind in der Regel auch möglichst flach.


    Bei einer Fahrt bei stürmischen Wind konnte ich beobachten, dass diverse Fahrer von SUV und anderen "rollenden Schrankwänden" von diesen Sachen scheinbar noch nie etwas gehört hatten.
    Mit geschätzten 160 km/h fahren sie an LKW vorbei, werden vom Seitenwind erfasst, driften mal eben ein paar Meter zur Seite und werden dann von de nächsten Böe erfasst, die sie wieder in die entgegen gesetzte Richtung treiben will.
    Dann kommt scheinbar doch endlich die Erkenntnis und die Bremsleuchten flackern auf. Unter "Abhebegeschwindigkeit" fährt es sich schließlich bedeutend sicherer und spurstabiler.


    Zu dumm nur, dass sie diese Bremsmanöver gerade auf der "links außen Spur" machen mussten/wollten. Auf dieser Spur befand sich der Beobachter dieser Fahrmanöver, nämlich ich, gerade unterwegs.
    Mit meiner flachen verspoilerten "Rennsemmel" machte mir der Seitenwind auch bei 190 km/h noch nicht besonders viel aus. Man sollte die Gefahr jedoch nie unterschätzen. Bei Windgeschwindigkeiten um die 100 km/h gibt es kein "sicheres Schnellfahren" mehr. Auch da kann dich eine Böe mal eben von einer langen Brücke runter wehen. Da nutzen dann auch keine Spoiler & Co. mehr etwas. Dann wären echte Tragflächen von Vorteil. *lach*
    Also runter vom Gas und nur noch beobachten, wie die anderen Fahrer sich an die Grenzen ihrer Fahrphysik bringen wollen.


    Nein, zum Glück habe ich nicht beobachten müssen, wie aus einem Landfahrzeug ein Luftfahrzeug wurde, jedoch fehlte bei manchen wirklich nicht mehr viel dazu.


    Mir fällt da gerade der Slogan eines Autoherstellers ein, den ich jetzt einfach mal erweitere
    >> Vorsprung durch Technik << ..... sie können auch fliegen, aber das sichere Landen haben wir noch nicht eingebaut ;)

  • Geschichte 8: "Für Radfahrer gelten keine Regeln"


    Es ist Morgen und es ist dunkel. Ich stehe ca. als 4 Fahrzeug zweispurig an einer roten Ampel. Neben mir ist die einspurige Gegenfahrbahn.


    Im linken Außenspiegel sehe ich einen Schatten, der das rückwärtige Licht durchquert. Ein Radfahrer ohne Beleuchtung fährt auf der Gegenspur schräg auf die Ampel zu. Er quert also die Straße nicht oder fährt an der Reihe entlang, sondern wählt den längstmöglichen Weg der Überquerung.


    Als der Radfahrer ca. genau in der Mitte zwischen meiner Fahrspur, dem rettenden Gehweg auf der anderen Seite und der Ampel ist, kommt ein Linksabbieger von rechts abgebogen. Er kann der Radfahrer erst sehen, wenn er den Abbiegevorgang so weit vollendet hat, dass sich der Radfahrer schon direkt vor ihm befindet.
    Und genau so kommt es auch. Der Radfahrer hatte ein unglaubliches Glück, dass der andere Fahrer so schnell reagierte und gleich eine Vollbremsung machte.

  • Geschichte 9: "Wer Lichter am Fahrrad hat, ist angepasst. Ich bin ein Individualist "


    Eine Autoschlange kommt bei Dunkelheit entgegen. Scheinbar völlig grundlos machen manche Fahrzeuge plötzlich einen abrupten Schlenker auf meine Fahrbahn.
    Was ist da denn wohl los ? Ein Tier auf der Fahrbahn ?


    Nein, ein Radfahrer ist der Grund für das Verhalten. Ich sehe aus meiner Richtung nicht einmal einen simplen Rückstrahler. Dieser ist eigentlich, neben normaler Beleuchtung, genauso vorgeschrieben wie Schutzbleche und Co.
    Die anderen Fahrer haben den Radfahrer also erst erblicken können, sobald er in ihrem direkten Scheinwerferlicht auftaucht. Bei 70 km/h helfen da auch keine Xenon-Schweinwerfer mehr. Der Nachfolgende merkt den Grund für den Schlenker seines Vordermannes erst dann, wenn wenn der Radfahrer direkt vor ihm ist.


    Scheinbar handelt es sich um den gleichen Radfahrer in der nächsten Situation ?
    Kollege fährt im Halbdunkeln vor mir. Das eigene Scheinwerferlicht ist nicht stark genug, um die Fahrbahn wie im völligen Dunkeln auszuleuchten. Ich sehe noch, wie der Kollege weiter entfernt in einer Kurve die Kurve scheinbar schneidet.


    Dann taucht irgendwann ein "hohes dunkles Etwas" im schwachen Gegenlicht vor mir auf. Ein stark schlenkernder Radfahrer. Keine Beleuchtung, keine Schutzbleche, keine Rückstrahler. Ich war durch die vorherige Geschichte und das Verhalten meines Kollegen vorgewarnt.
    Wie würde es aber einem ergehen, der diese Vorwarnungen nicht hatte ?


    Dieser Radfahrer gefährdet alle, die sich auf seiner Fahrtroute bewegen. Er zwingt Auto zu Vollbremsungen oder abrupten Ausweichmanövern in den Gegenverkehr.
    Das macht er mit Absicht, denn es kann keiner sagen, er würde das alles nicht mitbekommen.


    Was kann man da machen ?
    - Polizei rufen,damit die den aus dem Verkehr ziehen
    - Anhalten, Fahrrad wegnehmen und einladen und dann bei der Polizei abgeben .. würde ich aber nicht machen, weil man dann ziemlich viel Erklärungsnot hätte .. obwohl es garantiert dafür auch Gesetze gibt, die das gestatten würden.

  • Geschichte 10: Fahrspuren nur für bestimmte Richtungen ? Mir doch egal
    Zwei Fahrspuren nebeneinander vor einer Ampel. Die linke lässt geradeaus und Rechtsabbiegen zu.
    Auf der rechten Spur steht ganz rechts außen ein Fahrradfahrer. Auf der linken Spur steht ein Fahrzeug mit "Blinker rechts".


    Die Ampel schaltet auf Grün und beide fahren los. Eigentlich gibt es doch kein Problem: Beide werden nach rechts abbiegen. Der Eine zeigt es per Blinker an und der Andere hat sich ganz rechts entsprechend eingeordnet.


    Welch eine Überraschung, als der Radfahrer dann aber nicht abbiegt, sondern einfach geradeaus weiter fährt... direkt auf das abbiegende Auto zu.
    Der Fahrer muss eine Notbremsung einlegen, um den Radfahrer nicht umzufahren.


    Typischer Fall von "dusseliger Radfahrer":
    Falsche Fahrspur und dann noch so eindeutig eingeordnet, dass der Autofahrer nicht mit so einem extremen Fehlverhalten rechnen konnte oder musste



    Geschichte 11 : Rot ? Kenne ich nicht. Ich bin farbenblind
    Situation:
    Eine Straße hat einen gesonderten Radweg, der vor einer Ampel nach rechts zum kombinierten Fußgänger- und Radfahrerüberweg führt. Dieser liegt ca. 2 Meter von der Straßenführung entfernt.
    Auf der Straße fährt ein Auto auf die rote Ampel zu und bremst. Rechts neben ihm kommt nun ein Radfahrer an, der aber nicht den Radweg benutzt, sondern auf der Straße fährt.


    Der Radfahrer fährt bis zur Ampel durch, sieht, dass die Überwegampel für Fußgänger Grün anzeigt .. und fährt einfach geradeaus bei Rot über die Kreuzung.
    Fast hätte ihn ein Abbieger "auf die Hörner genommen".


    Fehler ?
    1) Er hatte auf der Straße nichts zu suchen. Der Radweg war fehlerfrei und damit bestand für ihn eine Benutzungspflicht
    2) Wenn er auf der Straße fährt, hat er sich nach deren Ampelzeichen zu richten und nicht nach denen eines entfernteren Überweges.
    3) Bei einem kombinierten Überweg besteht Absteigepflicht für Radfahrer. Er darf nicht einfach hinüber fahren. Dadurch wäre er bedeutend langsamer gewesen.
    4) Es kann kein Abbieger damit rechnen, dass einige Meter vor einem Fußgängerübergang plötzlich ein Radfahrer auf der Fahrbahn kreuzt.


    - Zu dumm, den richtigen Fahrstreifen zu wählen
    - Zu faul, dann auch noch die 3 Meter weiter zu fahren
    - Zu faul, wie vorgeschrieben, abzusteigen
    - Zu blöd, zu merken, dass für diese Fahrbahn immer noch "halt" gilt


    Nein , lieber Radfahrer, bei so einer Massierung kann man nicht mehr von einem Augenblicksversagen sprechen. Du hast so oft direkt in Folge versagt, dass es nicht mit einem kleinen Versehen zu entschuldigen ist.
    Du solltest besser morgens so lange im Bett bleiben, bis du endlich ausgeschlafen hast. Auf der Straße zu schlafen kann zum "tödlichen Erwachen" führen.


    Ach nein, das hätte auch nichts genutzt .. es war ja schon später Nachmittag

  • Geschichte 12: Da kann man doch auch noch fahren


    Der fließende Verkehr in der Stadt kommt kurzzeitig zum Stoppen. Ein Wagen muss so halten, dass sein Heck an einer Bordsteinabsenkung zum Stehen kommt und seine Front an einer weiteren Absenkung.


    Das macht sich ein Leichtkraftradfahrer (Versicherungskennzeichen, vom Tempo und Aufbau her eine Mokick) zunutze.
    Statt anzuhalten, fährt er ungebremst auf den Gehweg auf , am Wagen vorbei und direkt vor ihm wieder auf die Straße ... gerade als es weiter geht und das Auto losfährt.


    Bereits vorher wäre nicht genügend Platz gewesen, dass ein Mokick längst dazwischen gepasst hätte. Diese Lücke wurde nun so schmal, dass das Mokick nur quer durch die Lücke zwischen den Wagen durchfahren konnte .. genau in den fließenden Verkehr auf der Gegenfahrbahn.


    Bremsen quietschen, ein Mokick-Motor heult gequält auf .. auf der Flucht vor den nahenden Metallmassen, die auf es zu rutschen.


    "Hattu fein gemacht"
    So kann es einem Biker ergehen, der scheinbar einen so kleinen Helm trägt, dass er vor dem Aufsetzen das Gehirn rausnehmen musste. Nur sehr viel Dummheit (oder Hirnlosigkeit ? ) kann zu einem solchen Fahrverhalten führen.


    Manchmal ist es sehr schade, dass (gerade wenn man ihn brauchen könnte) kein Vertreter der Ordnungsbehörden in der Nähe ist.
    Ein Mokick hat nichts mit laufendem Motor auf dem Fußgängerweg zu suchen.. geschweige denn mit voller Fahrt, weil der Fahrer zu dumm/faul ist, die Bremse zu benutzen.
    Der Führerschein gehörte eigentlich sofort eingezogen und sollte erst wieder erteilt werden, nachdem die "Eignung zum Führen eines Fahrzeuges" attestiert wurde. Bei diesem Fahrer hätte der alte Name für die MPU ihren (man nannte sie "Idiotentest" ) immer noch seine Daseinsberechtigung

  • Geschichte 13: "Platz da, sonst bist du platt"


    Die Situation: Eine Autobahnbaustelle mit 2 Fahrspuren. Beide Fahrspuren sind durch eine Betonschutzwand zu den Seiten hin abgegrenzt. Auf der rechten Spur darf man 60 km/h und auf der linken Spur 80 km/h fahren. Die linke Spur ist für Fahrzeuge bis 2 m Breite freigegeben.
    Ich fahre gerade in die Baustelle ein, rechte Spur 60 km/h. Im Rückspiegel taucht der gelbe Autotransporter eines Automobilclubs auf. Seltsamerweise fährt er auf der linken Spur ein, für die er definitiv zu breit ist.
    "naja, er wird es schon merken und dann auf die rechte Spur wechseln", denke ich mir noch so.


    Irgendwann denke ich mir "da stimmt doch was hinter mir nicht". Aus den Augenwinkel hatte ich im Spiegel gemerkt, dass der LKW plötzlich direkt im Innenrückspiegel erschien. "Wie fährt der denn ?" Der LKW war zu breit für die linke Süur und fuhr deshalb auf ca. 1m Breite auf der rechten Spur. Er benutzte also beide Spuren, hielt aber sein Tempo von 80 km/h und war somit schneller als ich.
    Jetzt hieß es aufmerksam zu bleiben, was sich im Rückspiegel abspielte.
    Der LKW kam näher und näher und wechselte immer weiter nach rechts bis er die gelbe Linie der Fahrspurtrennung genau mittig zwischen den Rädern hatte.
    Jetzt wünschte ich mir eine Kamera, die ich hätte nach hinten richten können , um das aufzuzeichnen, was ich im Rückspiegel hinter mir sah.
    Der Autotransporter machte keine Anstalten , sein Tempo zu reduzieren und/oder auf die rechte Fahrspur zu wechseln. Da blendete er plötzlich mehrfach sein Fernlicht auf "Platz da, sonst mach ich dich platt". Dieser hirnlose Fahrer meinte also, er könnte mir faktisch drohen, um weiterhin so fahren zu können wie er es machte.
    a) einerseits war er da an den Falschen geraten - auf Drohungen reagiere ich nicht, sondern ignoriere sie
    Kein Fahrer ist so blöde, ganz absichtlich auf eine Schlange langsamer Fahrzeuge aufzufahren .. vor allem nicht zwischen relativ massiven Betonbegrenzungen
    b) andererseits war ich immer noch in der Lage, auf die linke Spur zu wechseln und dort an der vor mir fahrenden Schlange vorbei zu fahren
    Er hätte also "nur" den Fahrer vor mir gerammt und damit einen Massenunfall verursacht.
    Für mich kam es jetzt darauf an, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, an dem die Gefahr durch diesen LKW so groß wurde, dass ich massiv beschleunigen musste, um den zu erwartetem Crash entgehen zu können . Wenn der LKW kurz vor dem Rammstoß war, hätte ich loslegen müssen. 1 Fahrzeuglänge Vorsprung, bis der Massenunfall eintreten würde. In der Zeit musste ich dann mindestens 2 Fahrzeuge überholt haben, um nicht in die zu erwartende Kettenreaktion hineingezogen zu werden.
    Gleichzeitig achtete ich natürlich darauf, wann die Baustelle zu Ende sein würde , weil dann auch keine Gefahr mehr drohen würde.
    Augen nach vorne.. Entfernung schätzen. In den Rückspiegel schauen und abschätzen wie viel Zeit noch bleiben würde, bis der LKW zu nah heran sein würde, um noch rechtzeitig beschleunigen zu können.


    In so einer Situation bleibt leider keine andere Möglichkeit als sich selbst in Sicherheit zu bringen, wenn es so weit sein würde. Das würde dem vor mir Fahrenden wieder ein paar Sekunden Zeitgewinn bringen, damit auch er sich auf die gleiche Art in Sicherheit bringen könnte.
    Am Ende würde dann wirklich eine ganze Schlange vor einem LKW faktisch flüchten müssen, damit es nicht zu einem Unfall kommt .. entgegen jeder Verkehrsordnung und gegen alle Regeln.


    Die Baustelle war einige Kilometer lang. Ein einziges Bremsen hätte genügt, um die Situation zu verschärfen. Es galt also , sich vorrangig auf den vor mir fahrenden Verkehr zu konzentrieren und andererseits darauf zu hoffen, dass ich keinen Harakiri-Fahrer hinter mir hatte.
    Als die Baustelle endete, war der LKW auf Parkabstand heran. Nichts wie weg hier , der benutzt immer noch beide Spuren und kommt immer noch näher.


    Es gibt Situationen in denen man so einem Fahrer gerne eine ordentliche Tracht Prügel verpassen könnte/möchte. Das war so eine.
    Aber man darf und sollte so einem Wunsch nie nachgeben. Nicht bremsen , nicht hektisch werden, nicht aussteigen wollen - allerhöchstens kann man so einen Fahrer wegen Nötigung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr anzeigen. Dazu braucht man aber einen Zeugen und/oder andere Beweise. Eine Dashcam ist als Beweis unzulässig. Also muss ein Beifahrer her , der notfalls mit dem Handy oder einer Kamera Beweisfotos machen kann. In dem Fall wäre es wohl nicht bei einer Geldstrafe und Führerscheinentzug geblieben. Solche Vollidioten müssen längerfristig ,gehindert werden , so etwas noch einmal abziehen zu können.

  • Geschichte 14: "Weg da, ich bin schneller als du "


    Diese Situation habe ich an diesem Wochenende zweimal beobachten können. Normalerweise dauert es Monate bis man so etwas mal wieder sieht.


    Situation 1)
    Auf der rechten Spur fährt ein langsamer Fahrzeug. Zeit die Spur zu wechseln. Tempo erhöhen und an das auf der Überholspur anzupassen. Blick in den Spiegel , viel Platz bis zum nächsten Fahrzeug, Blinker raus. Im Seitenspiegel sehe ich weit hinten eine Lichthupe. Da mein Tempo dem des Vordermannes auf der Überholspur entspricht, kann ich "den dahinten" nicht behindern. An dieser Stelle angekommen ,muss er sowieso bremsen , wei, die anderen eben nicht schneller fahren.
    Irgendwie rafft es "der dahinten" aber nicht. Ich merke, dass er sogar noch mehr Gas gibt . Lichthupe voll auf. Ich könnte ja bedeutend schneller, aber vor mir ist ja einer. Dann muss er endlich doch bremsen .. was er dann auch mit der Hand auf der Dauerhupe endlich macht.
    Sollte mich das eigentlich interessieren ? Nööööö . "Du kannst mich mal.. von hinten betrachten. Beiß doch in den Lenker du armer Irrer." War mein Gedanke bei dieser Aktion. Auch hier wieder definitiv ein Fall von versuchter Nötigung.


    Situation 2)
    Hier bin ich nur Beobachter auf der rechten von drei Fahrspuren. Von der mittleren Spur wechselt ein Fahrzeug auf die linke Spur. Es ist eine ähnliche Situation wie zuvor beschrieben. Im Rückspiegel sehe ich wütendes Lichthupen. Auf der linken Spur befinden sich jetzt 4 Fahrzeuge im gleichen Tempo.
    Ich sehe die Bremslichter des Dränglers/Rasers, er wechselt auf die mittlere Spur rüber.
    Für mich war das jetzt so: Der Drängler brauchte jeden Meter um noch verzögern zu können. Die suchte er eben auf der Mittelspur.
    Anstatt aber dort wirklich notzubremsen , erloschen die Bremslichter dort plötzlich wieder und ich sah, dass er den linken Blinker setzte. Er machte also keine Anstalten, weiterhin zu bremsen, sondern wollte sich seinen Weg auf die Überholspur erzwingen. Dann sah ich den Wagen nach links rüber ziehen. Da gab es aber keine Lücke für ihn. Er wollte die 4 Wagen eindeutig rechts überholen. 4 Sätze Bremslichter flackerten auf. Alle 4 machten faktisch eine Notbremsung für ihn. Hätten die anderen nicht stark genug verzögert, wäre das Chaos perfekt gewesen.
    Ich auf meiner rechten Spur fuhr "langsame 120 km/h". Hinter mir war keiner. Als ich die Situation sah, konnte ich also problemlos langsamer werden . Im Falle eines Unfalls wäre ich so nicht betroffen gewesen und hätte sofort helfen und retten können.


    Zum Glück kam es nicht dazu.
    Ich bin gespannt, ob einer oder alle betroffenen Fahrer eine Anzeige erstattet haben. Gerechtfertigt wäre es jedenfalls gewesen , genau so wie ein längerfristiger Führerscheinentzug mit folgender MPU.


    Wenn man denkt, die allgemeine Verkehrslage wäre an diesem Wochenende besonders stressig gewesen, muss ich das besser richtig stellen: Auf der Strecke gab es (als wirklich seltene Ausnahme) zu dieser Zeit weder Staus noch stockenden Verkehr. Nichts was solchen Stress hätte erzeugen können .

  • Geschichte 15: "Sagt mir bitte Einer wo es weiter geht ?"


    Letztes Wochenende komme ich an eine Baustelle, bei der sich beide Fahrspuren trennen, aber zum gleichen Ziel weiter führen. Es ist also völlig egal , ob man die rechte oder linke Spur benutzt.
    Vor der "Trennung" ist eine schraffierte Sperrfläche. Da steht ein Fahrzeug. "Hat wohl eine Panne ?"
    Nix da. Der hat sich "verfahren" und versucht jetzt nur, sich endlich zu entscheiden, wo er weiter fährt. "Dummerweise" hat er seine Entscheidung gerade dann getroffen, kurz bevor ich bei ihm ankomme. Da fährt er gemütlich los, als wenn er am Ausparken wäre. Quiiiieeetsch - voll in die Eisen. Zum Glück für ihn hatte ich nur Tempo 60 km/h auf dem Tacho. Ohne Notbremsung hätte es aber gereicht, um ihn voll seitlich zu erwischen .
    Wie kann man nur mitten auf der Autobahn anhalten und dann gaaanz gemüütlich wieder losfahren ohne sich um den fließenden Verkehr zu kümmern ?


    Als ich das letzte Woche sah, glaubte ich noch an einen sehr seltenen Einzelfall. Als ich heute sowas schon wieder sah, dachte ich bei mir "scheint so, als wenn man den Führerschein mittlerweile aus dem Kaugummiautomaten bekommen kann"
    Dieser Fahrer hatte wenigstens nicht eingeparkt. Er fuhr aber auf die schraffierte Sperrfläche und frontal auf die Trennmauer zu. Kurz davor riss er den Lenker nach links - na toll, wieso immer auf meine Seite ?


    Wird das langsam zur Gewohnheit ?
    Kurz vor dem Ende meiner Fahrt sehe ich ein Gespann auf den zweispuriger Abbieger in meiner Fahrtrichtung wechseln. An der Stelle geht es 3spurig auf der einen Autobahn weiter und 2spurig nach rechts zu einer anderfen Autobahn. Ca. 2 Km vorher tauchen schon die Richtungsschilder auf, wo welche Autobahn hin führt.Vor dem Abzweig ist sogar die Autobahnnummer auf den Fahrspruen aufgemalt.
    Das Gespann biegt nach rechts ab, rechte Spur. Als wäre es ihm gerade erst eingefallen, setzt er nun den Blinker, zieht einen Bogen nach links. 2. Fahrspur, schraffierte Sperrfläche , schafft es gerade so eben die sperrende Leitplanke zu "verfehlen" und drängt mit voller Geschwindigkeit auf die rechte volle Fahrspur der anderen Autobahn.

  • Geschichte 16: "Ich habe immer Vorfahrt"

    Auf der rechten Spur der Autobahn sieht man ein Anhängergespann. Alle nachfolgenden schnelleren Fahrzeuge überholen vorschriftsmäßig, indem sie sich entsprechend orientieren, genügendes Tempo aufnehmen um keinen zu behindern und sich dann zum Überholen einordnen. Die linke Spur wird durch die Überholvorgänge nicht behindert oder ausgebremst. Sie bewegt sich mit ca. 130 km/h am Gespann vorbei... bis ein anderes Anhängergespann auch am ersten ankommt. Eigentlich sollten die Gespanne nun hintereinander fahren, da das erste ca. 80 km/h fuhr. Mag sein, dass das zweite auch 100 km/h fuhr und fahren durfte (was auch das höhere Tempo erklären könnte).
    Das zweite Gespann hielt sich eine kurze Zeit an das Tempo des ersten , setzte plötzlich den Blinker und zog nach links rüber - wo es keine Lücke für ihn gab. Der Fahrer "schaffte sich eben seine eigene Lücke" .. was dafür sorgte, dass es auf der Überholspur zu massiven Bremsmanövern kam.


    Vielleicht sollte man solchen Fahrern mal die Folgen ihres Handelns vor Augen führen ? Ich war oft genug Ersthelfer bei solchen Unfällen .. und irgendwann reicht es mir wirklich , dauernd "in Blut zu waten", um den Opfern solcher Idiotie zu helfen.

  • Geschichte 17 : "Rechtsfahrgebot wörtlich genommen" + "Hirnlos at Work, die unendliche Geschichte"


    Letzten Samstag auf der Autobahn. Zunächst einmal weist eine Tafel auf einen Stau hin. Das ist heutzutage ja fast nichts mehr Ungewöhnliches mehr.
    Ich nehme jetzt aber mal einige Fakten zum besseren Verständnis vorweg:
    1) Die 3spurige Autobahn wurde auf 1 Spur zusammen geführt
    2) Die nächste Ausfahrt war gesperrt worden
    3) 50 Meter vor dem eigentlichen Weisungsschild, die Fahrspur zu wechseln, befand sich auf der Straße eine reflektierende Sperre schräg auf der Fahrbahn angebracht - man bedenke, dass man die Spur erst DIREKT vor dem Weisungsschild wechseln darf.
    4) Durch die Baustelle ging es einige hunderte Meter lang mit maximal 60 km/h weiter - danach für ca. 1-2 Kilometer wieder 3spurig und danach folgte die nächste Einengung auf 1 Spur und die darauf folgende Ausfahrt war auch wieder gesperrt.


    Insgesamt waren 4x Sperren auf der Fahrbahn angebracht worden, die unerwartet weit vor dem eigentlichen Sperrschild waren. Dass sie Reflektoren trugen hatte tagsüber keinerlei Relevanz. Wäre es nicht ganz automatisch zum Schritttempo-Stau gekommen, hätte jedes Überfahren einer solchen Sperre, zu mindestens einem schweren Sachschaden geführt.
    "Hirnlos at work in Reinkultur" . Jeder Fahrer, der sich an die Verkehrsregel hält , und erst kurz vor dem Schild die Fahrbahn wechseln wollte, hätte eher auf die Fahrspur geachtet, auf die er gleich wechseln würde .. und nicht darauf, dass da weit vorher schon ein Hindernis auf der Fahrbahn angebracht wurde.
    Auch im 60er Bereich herrschte eine "wen interessiert's Mentalität": Die Arbeiter scherten sich nicht darum, dass da Fahrzeuge eigentlich mit Stadttempo fahren durften. Indem sie sich gemütlich noch halb auf der Fahrspur bewegten , hin und wieder auch mal ein paar Pylonen auf die letzte verbliebene Fahrspur rückten. So gefährdeten sie sich massiv selbst und arbeiteten deshalb auch wohl lieber mit dem Rücken zum fließendem Verkehr.
    Wehe wenn einer von ihnen verletzt worden wäre.. dann wären es die "gefährlichen Baustellenraser" gewesen, die allein Schuld daran hatten. So bremsten sie den Verkehr auch nach dem ersten Stau weiterhin auf 20-30 km/h ab.


    Wer letzten Samstag auf der A1 auf ein solches Hindernis geprallt ist, hat hier jetzt also einen entsprechenden Nachweis für seine Schadenersatzforderung.

    Doch kommen wir jetzt einmal zu denen, die in einer solchen Situation das "Rechtsfahrgebot" zu wörtlich nehmen....
    Ich befinde mich auf der ganzen rechten Spur, die später zweimal die Fahrbahn wechseln muss. Ein erster Blick in den rechten Rückspiegel zeigt mir erste Bewegungen: Man beginnt langsam, den Standstreifen für sich zu "erobern" und zieht langsam rechts vorbei.
    Hinter mir "löst sich der Stau auf" .. damit die gleichen Fahrzeuge dann weiter vorne, die Staulage noch weiter verschärfen. Sie können ja nicht zur (unbekannterweise) gesperrten Ausfahrt abfahren, sondern müssen wieder "rein in den Stau".


    Fahrbahnsperre Nummer 1 erblicke ich eigentlich eher durch Zufall. Ich hatte sowieso gerade links eine Lücke gesehen , schaue noch einmal gegen die Sonne nach vorne und direkt auf den Boden. OK, direkt rein in die Lücke , bevor es rappelt.


    Bei der nächsten Verengung weiß ich schon vorher, dass da eine Bodensperre viel zu früh auftauchen wird. Ich suche mir also rechtzeitig eine Lücke, nehme Blickkontakt mit einem Fahrer links von mir auf und kann dadurch ganz gemütlich einscheren.
    Doch kaum bin ich in der Lücke drin - die Sperre ist jetzt bereits hinter der Beifahrertür und eigentlich kann daher von rechts nichts mehr kommen - taucht plötzlich ein Fahrzeug auf, das auf meine Fahrzeugseite zufährt.


    Jetzt nur ganz schnell nachdenken:
    - Massive Notbremsung nutzt nichts mehr, wenn das andere Fahrzeug direkt seitlich auf dich zufährt. Es bekommt dadurch nicht mehr Platz, sondern nur ein stehendes Hindernis geboten.
    - Massive Beschleunigung ging auch aus zwei Gründen nicht: Erstens weil ja direkt vor mir ein anderer Wagen war und zweitens weil ich keinen Sportwagen habe, der in 2 Sekunden auf 100 beschleunigen kann.
    - Den anderen Fahrer auf die Gefahr aufmerksam machen, die nur er allein noch vermeiden kann = "Warnsignal setzen"


    OK, mir bleib also nur die Dauerhupe und mich darauf zu verlassen, dass der Andere bremsen würde. Hat er dann auch gemacht.


    Im Nachhinein habe ich mal überlegt, wie er überhaupt an diese Stelle gekommen sein könnte . Er muss die Sperre einfach auf dem Standstreifen umfahren haben und dann erst den Spurwechsel getätigt haben. Oder er müsste ganz bewusst drüber gefahren sein.


    Im Verkehrsfunk wurde übrigens erst ca. 1 Stunde später über diese Baustelle mit massivem Stau berichtet. Man erwähnte aber nur die zweite Baustelle und sprach dabei von einer 20 km-Baustelle mit Stau. Ausweichenpfehlungen wurden nicht gegeben, wären aber sowieso zwecklos gewesen. Man hatte die Autobahn in beiden Richtungen auf die gleiche Art "verschönert".


    Eine Mini-Geschichte aus dem Rückspiegel zwischendurch:
    Schon einige Zeit lang hatte ich im Rückspiegel einen Krankenwagen mit Blaulichtfahrt weit hinter mir bemerkt. Er schien das gleiche Tempo zu fahren , so dass er nicht näher heran kam. Mit Beginn des Staus verlor ich den Blickkontakt zu ihm. Das einzige Fahrzeug, dem wirklich jeder gerne den Vortritt gelassen hätte, hatte durch die seltsame Ausschilderung und das Sperren von zwei Ausfahrten in Folge , keine Chance mehr, seinen Patienten schnell zu befördern.


    Vielleicht hätte man rechtzeitig über Verkehrsfunk auf das Sperren der Ausfahrten aufmerksam machen können ? Oder man hätte erst eine Ausfahrt gesperrt und danach erst (nach Beendigung durch Arbeiten) die nächste ? Beides hätte geholfen, den unerwarteten Stau zu vermeiden.
    Vielleicht hat der Krankenwagen auch zwischenzeitlich das Blaulicht abgeschaltet, weil der Einsatz nicht mehr in dem Tempo nötig war ? Dann hätte diese Kombination aus falscher Ausschilderung +parallele Sperren mehrerer Ausfahrten + unbefugtes Befahren des Standstreifens ein Menschenleben gekostet . Man wird es wohl nie erfahren. Dieser Mensch wird dann also nur ein Kollateralschaden einer Baustelle sein, der in keiner Statistik aufgeführt wird .


    Es ist manchmal schon echt traurig, welche Folgen ein paar unbedachte Handlungen haben können.


    Bitte denkt beim nächsten Stau auch mal daran, welche Folgen es haben kann, wenn ein Krankenwagen keinen Platz mehr hat. Lasst wenigstens den Standstreifen frei , damit Notfallfahrzeuge mit Höchstgeschwindigkeit durchkommen können. Ein Krankenwagen hätte an diesem Tag auf dem Standstreifen bis direkt zur Baustelle fahren können, kurz nach links rüber ziehen und dann weiter mit Vollgas auf die nächste Baustelle zu.

  • Geschichten 18 / 19 : "Das schaffe ich doch noch locker"


    "Tatort Bundesstraße"
    Das bedeutet, dass LKW nur 70 km/h fahren dürfen. Gibt es keine Überholmöglichkeiten. bilden sich hinter LKW lange PKW-Schlangen.


    Aus einem "besseren Feldweg" kommend, sehe ich schon von weitem, dass ein solche Kolonne naht. Ich weiß, dass es auf den nächsten 15 Km nur ganz kurze Teilstücke gibt, die man gefahrlos zum Überholen nutzen kann - wenn der Gegenverkehr es zulässt und man auch immer wieder eine Lücke findet.
    Der Rest besteht aus uneinsehbaren langen Rechtskurven , bei der man den Gegenverkehr während des Überholens erst erblicken kann, wenn es fast schon zu spät ist. Überholt man aber nicht, kann man diese Kurven sehr gut überblicken. Man sieht also, wann es für den Überholenden gefährlich wird.


    Als ich die Kolonne sehe, weiß ich also, dass ich möglichst schnell ausfahren muss. Klappt alles sehr gut - und na bravo - ich fahre auf die nächste zu. Vorne zwei LKW direkt hintereinander. Dahinter ein paar PKW. Dazu noch recht viel Gegenverkehr. Bis zum Ziel wird es also keine Überholmöglichkeit geben.


    Plötzlich sehe ich aus der hinteren Kolonne im linken Außenspiegel einen PKW auftauchen , der zum Überholen ansetzt.
    "Au weh. Der muss jetzt aber mächtig Gas geben , damit er überhaupt eine Chance hat. Ich halte besser schonmmal eine Lücke für ihn frei. Da vorne kommt schon wieder Gegenverkehr"
    Abstand erhöht. Ich erwarte, dass er auf meiner Höhe den Gegenverkehr auch erkennen kann und sich eine Lücke sucht.
    Doch was macht dieser Schussel ? Er versucht es trotzdem noch. Mittlerweile hat er zwar bedeutend mehr als die zulässige Höchstgeschwindigkeit drauf , ich kann sogar hören, dass er noch weiter beschleunigt .... trotzdem wird ihm das aber auch nicht helfen.
    Er schafft es gerade noch , sich zwischen die ersten beiden LKW zu drücken - was zur Folge hat , dass der zweite LKW stark bremsen muss. Schwupp , weg ist die Lücke, die ich vorher gelassen hatte. Da ich aber weit voraus schauen konnte , hatte ich schon damit gerechnet und sowieso Gas weggenommen. Für mich also kein Problem.



    Einige Minuten später sehe ich erneut einen Wagen hinten ausscheren. Gerade an einer Stelle, an der sowieso noch 70 km/h als Tempolimit war.
    Der ankommende Gegenverkehr war so massiv, dass der Überholende keinerlei Chancen hatte, die beiden LKW vor mir überholen zu können. Auch dieser Überholer bekam davon nichts mit. Für ihn war die Rechtskurve in Punkto Gegenverkehr frei.
    Die Gegenkolonne befindet sich jetzt schon fast auf Höhe meiner Kolonne. Jetzt ist die Lücke dicht.
    "Wie gebe ich ihm ein Zeichen ?" Blinker links aus einer Kolonne heraus (auf der Landstraße) ist eigentlich immer eher ein Zeichen, dass da jemand warnen will. Das schien er aber anders auszulegen. Er erhöhte sein Tempo nicht und bremste auch nicht ab, um sich eine Lücke zu suchen.


    Diesmal war es faktisch nur noch möglich, den leichtsinnigen Überholer zu retten, wenn weit voraus auf beiden Fahrtrichtungen richtig reagiert werden würde.
    Hinter mir der LKW schien auch damit zu rechnen, dass es "schief gehen würde". Der Abstand zu mir erhöhte sich schlagartig.
    Fakt war, dass dieses Überholfahrzeug jetzt viel zu schnell war, als dass es sich auch eine Lücke erzwingen können würde.


    Weit voraus reagierten die LKW-Fahrer aber beide so, dass es doch nicht zum Unfall kam:
    Der 2. LKW stieg "in die Eisen" um eine Lücke zu schaffen und gleichzeitig zog der erste LKW bis fast in den Graben .. jedenfalls tauchte er schlagartig rechts im Blickfeld auf... damit der Überholer sich wenigstens an den LKW "kuscheln" konnte.
    Etwas weiter vorne gab es keinen Mehrzweckstreifen mehr. Da hätte der LKW nicht zusätzlichen Überlensraum schaffen können.


    Zwei kleine Geschichten mit fast identischen Situationen auf der gleichen Strecke und innerhalb weniger Minuten.
    Wer jetzt denken mag, die beiden Überholer wären "Auswärtige" gewesen , die die Strecke nicht kennen könnten: Falsch gedacht. Es waren "Einheimische", nur ich hatte ein "auswärtiges" Kennzeichen (kenne die Gegend aber sehr gut)

  • Geschichte 20: "Ich fahr dann schon mal vor"


    Ampelkreuzung . Für Linksabbieger gilt eine komplett andere Ampelschaltung als für den Geradeausverkehr.
    Ich stehe an zweiter Stelle. Die Geradeausspur bekommt Grün. Ok, dauert noch etwas.


    Vor mir der Fahrer hat sich aber "vom rechten Grün" mitreißen lassen und fährt auf die Kreuzung ein.
    In der nächsten Welle werden die Linksabbieger von links Grün bekommen. Spätestens dann wird es für ihn zum Problem werden, weil er dann die Kreuzung blockiert.


    Also auf gar keinen Fall an die Haltelinie fahren, sondern "seinen Platz" weiterhin frei lassen.
    Nun warten wir mal ab. Lichthupen und winken wird sowieso nichts bringen. Noch konzentriert er sich darauf, dass er durch den fließenden Verkehr abbiegen kann. Seine Chance wird aber erst viel später kommen . Nur weiß er eben davon nichts.


    Jupp , von links kommen jetzt die ersten Wagen raus . Er hat gemerkt was los ist und sucht nun eine Lücke, in der er verschwinden kann. Schaut sich ängstlich um... freundliches Handzeichen geben, dass er zurücksetzen soll. "Habe deinen Platz freigehalten".
    Ich glaube doch, dass er sehr erleichtert darüber war.


    Kann ja jedem mal passieren, dass man schon mal losfährt. In einem solchen Fall darf man eben nicht einfach denken "da ist Platz, da fahre ich hin" , sondern sollte den Platz weiterhin frei halten. Der Andere wird es dir danken. :thumbup:

  • Geschichte 21: "Stau kann Spaß machen"


    Am letzten Wochenende hat ich das "selten dämliche Pech", dass die eigentlich Auffahrt zur Autobahn gesperrt war. Ich musste entgegengesetzt zu meinem Ziel, um dann genau vor der gesperrten Auffahrt meine Zeit in einem Stau verbringen zu müssen. Bis dahin waren es gerade einmal 15 Km gewesen - für die ich jetzt locker eine ganze Stunde brauchte.


    Da geschah etwas, was man leider viel zu selten erlebt....
    Zwei Fahrzeuge bewegen sich in sehr langsamen Tempo direkt durchgehend nebeneinander. Kein Stop-and-Go sondern es geht langsam, aber ohne zu stocken, weiter.
    Mit gerade einmal Schritttempo ist auch ein Stau kein Stress. Man kann sich dabei auch einmal die Gegend ansehen (wenn man etwas davon mitbekommt) oder auch einfach mal ein paar nette Worte mit dem nebenan fahrenden Fahrzeuginsassen wechseln.


    Ein Motorrad kommt mit "einem Affenzahn" durch die Kolonne geschossen. Da muss wirklich ein Affe drauf gesessen haben. Keine Ahnung von der Gefahr , die er mit seinem Manöver herauf beschwor. Nur ein Arm aus dem Fenster und es hätte geheißen "lieber arm dran, als Arm ab".


    - "Beim nächsten ziehe ich einfach nach links rüber. Mal schauen was der dann macht"
    - "Links rüber ? Ja dann fahren Sie doch. Ist doch genügend Platz vor mir"
    Uuups, da muss was falsch rüber gekommen sein ?
    - "Neee, datt bringt doch nix. Da fahre ich doch nur vor Ihnen her und kann mich nicht mehr mit Ihnen unterhalten *lach* "


    Das Eis war gebrochen. Man unterhielt sich angeregt .. und natürlich wurde das Gespräch auch manchmal unterbrochen, wenn eine Schlange vorrücken musste. Na dann warten wir eben ein paar Minuten, bis man wieder auf gleicher Höhe ist.
    Man freute sich eigentlich schon auf beiden Seiten darauf, dass es gleich (mit dem Gespräch) weiter gehen würde.
    Endlich mal ein "unterhaltsamer Stau" mit Spaß und Lachen auf beiden Seiten. So macht es sogar Spaß und die Zeit verging wie im Flug.


    Der "letzte Lacher" war , dass sie mich fragten, ob ich in (Gebirgsname) leben würde
    - " Ja, bin aber nicht von da"
    - "Und von wo kommen Sie eigentlich ?"
    - "Aus (Ort ihres Kennzeichens)"
    Jetzt musste ich lachen, weil ich plötzlich ein "Entgleisen der Gesichtszüge" mitbekam .. kurz bevor sich ihre Schlange weiter bewegte.
    Angst , dass ich ihnen folgen würde ? Ihr Ort war in der Nähe. Diese Angst wäre unbegründet gewesen. Leider kam ich nicht mehr dazu , es ihnen zu sagen. Schade, schade. Die Fahrzeuge bewegten sich schneller und ein weiterer Plausch fand nicht statt.


    Manchmal schade, wenn man sich zwar gut versteht, sich vielleicht aber nicht mehr wiedersehen wird... oder vielleicht doch ?


    Hallo "Mädels" , danke für das nette Gespräch.
    Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und auch dafür gesorgt , dass die nächsten Stunden kein Stress aufkam. Vielen Dank dafür :thumbup: