Die Räder poltern, hüpfen und springen. Was ist der Fehler und wie kann man ihn reparieren ?

  • In der Regel handelt es sich um einen Defekt, der zwei Ursachen haben kann, Den Grund des Hüpfens kann man klar am Fahrverhalten erkennen.


    Variation 1: Das Lenkrad vibriert ab einer gewissen Geschwindigkeit
    Hierbei handelt es sich um eine Unwucht im Rad. Durch gewisse Umstände ist das Rad an einer Stelle schwerer/leichter als an anderen Stellen. Dieses Ungleichgewicht summiert sich mit steigendem Tempo, bis es zu starken Vibrationen kommt.


    Das Gleiche tritt natürlich auch an der Hinterachse auf. Fährt man schneller, scheint die Straße nur eine Buckelwelle zu sein. Auch hier werden die Vibrationen spürbar werden, je schneller man fährt.


    Die Unwucht im Rad führt dazu, dass der Reifen immer stärker springt. Er verliert faktisch immer mehr an Bodenkontakt.
    Die starken Vibrationen sorgen aber auch dafür, dass sich der Reifen ungleichmäßig abnutzt, dass die Radaufhängung stärker belastet wird und dass sich auch der Verschleiß an den Stoßdämpfern erhöht.


    Als Gegenmaßnahme hilft hier dauerhaft nur, dass man sein Rad auswuchten lässt. Dabei werden kleine Gewichte an der Felge angebracht, so dass das Rad danach an allen Stellen gleich schwer ist und keine Unwucht mehr hat.



    Variation 2: Das Vibrieren lässt nach, je schneller man fährt
    Bei diesem Verhalten handelt es sich nicht um eine "relativ harmlose" Unwucht, sondern um einen massiven Reifenschaden.
    Das Stahlgewebe des Reifenunterbaus (sogenannte Karkasse) ist beschädigt/gebrochen.Ein so beschädigter Reifen kann jederzeit zerstört werden und wird in diesem Fall komplett "von der Felge fliegen".


    Die Karkasse eines Reifens "hält das Gummi zusammen". Wenn dieses Stahlgewebe beschädigt ist, können die Fasern jederzeit brechen. Der Reifen wird dann durch die Fliehkräfte regelrecht zerrissen.


    Der "Rumpel-Effekt" hört deshalb mit steigender Geschwindigkeit auf, weil die steigenden Fliehkräfte das Gummi soweit wieder "ausbeulen", dass der Reifen wieder "rund wird". Es ist aber nur das Gummi, dass den Fliehkräften folgt.



    Ob man einen so beschädigten Reifen hat, kann man sogar mit dem bloßen Auge feststellen:
    Wagen aufbocken, so dass das betreffende Rad frei mit der Hand gedreht werden kann. Jetzt schaut man über die Oberkante des Reifens und dreht das Rad. Man kann die gebrochene Karkasse daran erkennen, dass der Reifen an dieser Stelle einen Knick oder eine Beule hat.


    Gegenmaßnahme:
    Sofort Reserverad aufziehen oder nur noch ganz langsam und vorsichtig zur nächsten Werkstatt fahren. Dieser Reifen gehört jetzt auf den Müll. Er kann nicht repariert werden und jede weitere Benutzung bedeutet Lebensgefahr.


    Woher kommen Unwuchten und Schäden in der Karkasse ?


    Unwuchten kommen schon durch den Reifen selbst.
    So perfekt die Herstellung auch ist, völlig gleichmäßig ist auch der beste Reifen nur selten. Beim Reifenaufziehen gehört deshalb das Auswuchten zu dem, was man auf jeden Fall machen lassen muss.


    Karkassenschäden kommen durch Fahrerfehler
    Auch wenn es sich um ein Stahlgewebe handelt, so ist es doch sehr empfindlich. Es verträgt kein schräges Auffahren auf Bordsteine. Aus diesem Grund sollte man Bordsteine auch nie schräg auffahren, sondern möglichst nur so, dass der Reifen in seiner ganzen Breite Kontakt hat.


    Natürlich sorgen auch starke Aufprälle auf Hindernisse für Karkassenschäden oder Unwuchten in Rad oder Felge.
    Fährt man zum Beispiel nachts mit höherer Geschwindigkeit in ein Schlagloch, kann man sich sowohl die Felge beschädigen als auch einen unsichtbaren Karkassenschaden einhandeln.




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    Auch ich habe es mir gestern erst von einem Kfz-Meister erklären lassen müssen, wie sich die beiden Schadensarten bemerkbar machen. Eigentlich dachte ich nur an eine Unwucht in den hinteren Rädern, so dass ich das Auswuchten in Auftrag gab.
    Wer rechnet denn schon damit, dass einer der Fahrzeugvorbesitzer "mit Karacho" rückwärts gegen einen Bordstein setzt und sich dabei die Karkasse beschädigt ?
    Wahrscheinlich ist es eher denkbar, dass die Räder von vorne nach hinten getauscht worden sind.


    Leider habe ich keine Fotoserie schießen können, wie der Reifen vorher aussah. Er hatte wirklich einen deutlich sichtbaren Knick nach innen gehabt - der aber nicht beim normal stehenden Fahrzeug sichtbar ist.


    Ich zeige euch aber gerne, wie so ein defekter Reifen später von innen aussieht.
    Das, was als schwarzer Strich quer über den Reifen verläuft, ist die beschädigte Stelle, die nach innen eingeknickt ist.

    Auch wenn ein neuer Reifen nicht gerade billig ist, habe ich besser gleich einen neuen aufziehen lassen. Ich habe schließlich keine Lust, dass ich wegen falscher Sparsamkeit "den Abflug" mache.