Ist eine "virtuelle Box" ein Betriebssystem ?

  • Das Betriebssystem ist eine Software, die die Hardware des Gerätes ansprechen und steuern kann.
    Das "kleinste Betriebssystem" ist das BIOS, das direkt auf der Hauptplatine steckt und die Strom- und Datenzufuhr zu den Bauteilen regelt.


    Danach kommt die Software, die wir allgemein als Betriebssystem verstehen. ( Windows, Linux, MAC OS usw. )


    Ein Betriebssystem kann nur eine bestimmte Art von Programmcodes verstehen/ausführen, nämlich die, die auf dieses System zugeschnitten sind. Ein Linux-Rechner versteht z.B. keinen EXE-Befehl und auch ein Internetserver kann damit nichts anfangen.


    Wenn man aber Software mehrerer Betriebssysteme auf dem gleichen Rechner nutzen möchte, kann man auch das nötige Betriebssystem simulieren = virtualisieren.


    Eine Software, die das macht/kann, nennt sich überwiegend "virtuelle Box".
    Um die Eingangsfrage zu beantworten: Nein, eine virtuelle Box ist kein Betriebssystem.


    Eigentlich sitzt dieses Programm nur "zwischen der Software und dem Betriebssystem".
    Seine Aufgabe ist es, die Programmbefehle so zu übersetzen, dass sie vom eigentlichen Betriebssystem erkannt und ausgeführt werden können.


    Nun kann man aber nicht denken:
    Ich hole eine virtuelle Box und installiere dort einfach ein Programm, das ich unter einem anderen Betriebssystem genutzt habe.


    Zuerst muss man in dieser virtuellen Box das nötige Betriebssystem installieren = für ein Windowsprogramm benötigt man ein Windowssystem das die Programmbefehle erst einmal verstehen kann. Erst das was daraus wird, wird dann an das eigentliche Betriebssystem (z.B. Linux) "übersetzt".


    Ein sehr häufig auftauchendes Problem ist, dass die Ansteuerung der Hardware in einer virtuellen Box nicht so abläuft, wie sie unter einem fest installierten System stattfindet.
    Plötzlich sieht alles anders aus oder klingt anders als man es sonst gewohnt war. Da kann man tagelang die Zeit mit der Installation von den korrekten "Gerätesteuerprogrammen" ( sogenannte "Treiber" ) verbringen .. es wird sich kein Erfolg einstellen.


    Grund für das Problem ist:
    Das in der virtuellen Box installierte Betriebssystem hat keinen Direktzugriff auf die Hardware. Alle Befehle werden ja nur übersetzt und am Ende kommt es dann darauf an, wie das eigentliche Betriebssystem diese Befehle anwendet/akzeptiert.


    Ein weiteres Problem besteht darin, dass man mit einem virtuellen System nie die gesamte Rechenkraft des Gerätes zur Verfügung hat.


    Nicht vergessen:
    Da läuft ein Betriebssystem, dann eine virtuelle Box, dann das virtuelle Betriebssystem und dann erst das eigentliche Programm.
    Jede Instanz verbraucht Rechenkraft und sehr oft wird der virtuellen Box auch nur ein Teil der Ressourcen zugeteilt = das eigentliche Betriebssystem reserviert sich das, was es meint "unbedingt zu brauchen".


    Beispiel:

    Zitat

    Der Rechner hat 4 GB RAM an Arbeitsspeicher.
    Das eigentliche Betriebssystem braucht davon regulär 1 GB. Dann will die virtuelle Box auch noch 0,5 GB haben und das virtuelle Betriebssystem beansprucht auch noch wieder 1 GB für sich. Im Normalfall ständen für das eigentliche Programm noch 3 GB als RAM zur Verfügung. Jetzt muss es sich aber mit dem Rest von 1,5 GB zufrieden geben.
    Im Beispielfall wären das also 50% weniger als normalerweise. Spätestens bei speicherhungriger Software (z.B. Videobearbeitung oder aufwendige Spiele) würde sich dieses Manko sofort bemerkbar machen.


    Aber auch sonst wird der Rechner immer langsamer als "normal" sein, wenn die virtuelle Box genutzt wird. Schließlich dauert alles etwas länger, bis es "übersetzt" und weitergeleitet wurde.


    Eine virtuelle Box ist deshalb immer nur eine Notlösung für den Fall, dass man keine zwei verschiedenen Betriebssysteme auf dem Rechner parallel installieren will. Ideal für einfache Anwendungen oder als kleine "Sandbox" um ungefährdet im Internet zu surfen... aber eben nicht mehr als das.

  • Hierzu meint unser Gast "...Wizzard"



    Anmerlung:
    Ist natürlich völlig korrekt. Virtualisierungen und Simulationen werden im "Großbereich" auch zu anderen Zwecken eingesetzt.
    Hierbei handelt es sich in der Regel jedoch nicht um eine "Notlösung" (um einen Umstieg zu sparen) sondern um "Komplettlösungen" , um unabhängig von der Hardware alle Teilnehmern identische "Grundlagen" zu geben.


    Firmennetzwerke bedienen sich z.B. dieser Technik, um eben unabhängig von Hardwareausstattung jederzeit mal eben weitere Rechner ins Netzwerk einzugliedern.
    Bei solchen Intranets arbeiten die virtuellen Maschinen in der Regel mit einem zentralen Server zusammen. Für den Heimbereich doch etwas "zu hoch gestochen" *zwinker* ;)