Skandalöses rund um Pflegedienste und Pflegeheime

  • Ich schaue gerade auf RTL "Team Wallraff" bei dem Reporter aufdecken , wie es in manchen Pflegeheimen zugeht.
    Selbst "sehr gut" beurteilte Heime sind oft nicht so gut wie die Bewertung aussagt.
    Völlig überbelastetes und unterbezahltes Pflegepersonal und kaum wirkliche Kontrollen, sind (scheinbar) oft kombiniert mit menschenunwürdiger Behandlung der Heimbewohner.


    Wirklich Abhilfe schaffen können nur Pflegepersonal , Angehörige und Dritte. Nur sie können die Heimleitung oder die Polizei informieren. Die Bewohner selbst sind oft nicht mehr in der Lage dazu.


    Wer Angehörige hat, sollte sich bei der Besichtigung eines Pflegeheimes nicht von der Ausstattung, offiziellen Beurteilung oder Werbeanzeigen blenden lassen.
    - Schaut euch die Bewohner an. Wie glücklich sehen sie aus ? Wie "versorgt" sehen sie aus ?
    - Bittet darum, einmal in ein genutztes Zimmer zu schauen .. das etwas Abseits liegt. Da werdet ihr vielleicht den realen Zustand sehen können.
    - Schaut euch das arbeitende Personal an. Wie schnell bewegen sie sich ? Wie "abgearbeitet" sehen sie aus ?


    Meine persönliche Beurteilung würde positiv aussehen, wenn ...
    - die Bewohner ordentlich gekleidet, frisiert und gewaschen sind und auch keine sichtbaren Hämatome (blaue Flecken) zeigen.
    - die Zimmer gut gelüftet. angenehm warm und sauber sind
    - das Personal nicht überarbeitet aussieht und nicht immer nur im Eiltempo herum hetzt.
    Trotzdem würde ich noch mit einem unbeteiligten Bewohner sprechen und ihn fragen, wie er selbst den Zustand empfindet. Nur diese Menschen wissen wirklich was im Heim los ist - nur werden sie oft nicht gefragt.



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    Im zweiten Teil geht es darum, wie unseriöse Pflegedienste die Pflegekassen regelrecht abzocken, indem sie aus rüstigen Rentnern "Scheinpflegefälle" machen.
    Es kommt mir dabei das große Kotzen, wenn ich mit ansehen muss, wie ein Pflegedienst (zusammen mit dem Rentner) eine schauspielerische Leistung hinlegen, die am Ende Tausende von Euros kostet. Es gibt dann aber keine Pflegeleistung, sondern man teilt sich nur das Geld. Jeder der mitmacht, bekommt etwas davon ab.


    Sehr ungünstig ist, dass in der Reportage gezeigt wurde, wie so eine Prüfung des "Medizinischen Dienstes" abläuft und wie man sie manipulieren kann.
    Die Schauspieler werden dazu dressiert, dass sie alles so machen, dass eine hohe Pflegestufe faktisch anerkannt werden muss... weil man die Schausoielerei nicht nachweisen kann.


    Solche Betrüger-Pflegedienste sollte man möglichst schnell aufdecken und wegen Sozialbetrugs anzeigen. Das ist die einzige Möglichkeit, ihnen das Handwerk zu legen.
    Die medizinischen Dienste sind übrigens dabei machtlos. Sie brauchen dazu Zeugenaussagen von Unbeteiligten.


    Mir selbst sind einige Fälle bekannt, bei denen seriöse Pflegedienste tätig sind.
    Sie trainieren nicht ihre zukünftigen Kunden, sondern lassen sie ganz unvorbereitet auf die Prüfung los. Auch die meisten Rentner sind nicht dazu bereit, die Pflegekassen zu betrügen, sondern möchten wirklich nur die Hilfe, die sie auch unbedingt benötigen .
    Diese Hilfe bekommen sie aber nicht, weil sie sich im "optimalen Zustand präsentieren" .. um oft schon direkt nach der Untersuchung wieder in den realen pflegebedürftigen Zustand zurück zu fallen.
    Diese Hilfsbedürftigen schauspielern also auch ... aber nur weil sie "uns anderen" nicht auf der Tasche liegen wollen.
    Sie haben sich Zeit ihres Lebens selbst helfen können.. und schämen sich jetzt, weil sie wirklich Hilfe von anderen brauchen.


    Mein Rat:
    Wenn ihr seht, dass ein "Pflegestufe 3-Empfänger" nur "pflegebedürftig" ist, wenn ein "markiertes Fahrzeug vor der Tür steht" .. ansonsten aber nur "mopsfidel herumhüpft" ---> meldet es den entsprechenden Stellen, damit eine erneute Prüfung der Pflegebedürftigkeit stattfinden kann.
    Ich gehe hier aber nicht von bewusstem Betrug aus , sondern nur davon, dass der Betroffene vergessen hat, sich selbst zu melden. Dass eine Pflegestufe kein Daueranrecht ist, wissen die meisten von ihnen vielleicht nicht. Sie kann jederzeit geändert (erhöht oder ermäßigt) werden, damit sie an den wirklichen Hilfsbedarf angepasst ist.


    Der Rat an alle, die Pflegeleistungen benötigen:
    Bitte, bitte, nehmt Hilfe an. Schauspielert nicht, sondern zeigt nur den Normalzustand. Es nutzt euch nichts, wenn ihr nach der Untersuchung eine kleine Pflegestufe bekommt .. eigentlich aber viel mehr Hilfe benötigt.
    Die Pflegestufe soll euch die Hilfe gewährleisten, die ihr wirklich benötigt .. nicht mehr und auch nicht weniger.
    Wenn es euch später schlechter geht, scheut nicht davor zurück, eine höhere Pflegestufe zu beantragen.


    Nach dieser TV-Reportage werde ich alles, was mit Pflege zu tun hat, in Zukunft kritischer betrachten.
    Ich werde selbst auch aktiv werden, wenn ich Missstände sehe - und ich glaube, das war auch der Zweck der Reportage.
    "aggressiv gegen Abzocker" und "helfend bei Benachteiligten" - nur so kann das Pflegesystem das leisten, was es soll: Helfen, wo es nötig ist .. nicht mehr und nicht weniger.


    PS:
    Ich selbst bin nicht betroffen ... auch wenn ich innerhalb des Forums oft als :opa: dargestellt werde :loool:
    Ich möchte mich aber für alle einsetzen, die Hilfe benötigen .. egal wie alt sie sind.

  • Jahre später stand ich vor genau dem gleichen Problem. Da Pflegeheime regelmäßig überprüft werden, sollte es heutzutage wohl nicht zu "solchen Zuständen" kommen.


    Zunächst einmal persönliche Erfahrungen und Empfehlungen berücksichtigt. Einrichtung besichtigt und ausgewählt. Alles schien optimal zu sein.


    Dann kamen die ersten Anrufe "gestatten Sie ?" ... "ist es erlaubt ?".

    Noch dachte ich daran, dass sich die Einrichtung nur rechtlich absichern wollte. Was soll ich verbieten oder nicht gestatten ... wenn die Person es doch gerne so möchte.


    Dann erlebte ich jedoch mit, wie das Leben dort wirklich war und was aus den scheinbar harmlosen Fragen geworden war.

    Die zusätzlichen Psychopharmaka taten ihr Übriges. Apathisch und teilnahmslos das Leben an sich vorbei ziehen lassen.

    Dabei hatte vorher alles so ausgesehen, als wenn es dort eine lebendige Gemeinschaft geben würde, an der alle teilnehmen.


    Nichts wie wieder raus da.

    Die wenigen Monate hatten aber schon so geprägt, dass die Person lange Zeit später immer noch fragt, wann sie denn endlich wieder abgeholt wird.

    Sie wähnt sich immer noch dort und fragt bei jeder Kleinigkeit, ob sie das auch wirklich darf .... obwohl es solche Selbstverständlichkeiten sind, dass nicht einmal ein kleines Kind dazu extra fragen würde.


    Zum Teil mag es mit ihrer Krankheit zu tun haben. Zum anderen Teil kann dieses völlig ängstliche Verhalten ... und immer wieder um Erlaubnis fragen .. aber nicht von ungefähr kommen.

    Vorher war die Person selbstbewusst und selbstbestimmt gewesen.