• Messebau mit Systemständen


    Es wird behauptet, dass Systemstände der Gestaltung enge Grenzen setzen. Hierbei haben die meisten nur die kleinen Abtrennungen vor Augen , die auf vielen Verbrauchermessen im Einsatz sind.
    Natürlich muss man sich an die Vorgaben des Systems halten, man kann jedoch auch durch Kombination von mehreren Systemen fast alles verwirklichen, was man benötigt.


    Ein Systemstand besteht aus mehreren Bauteilen, die untereinander mittels Schnellverschlüssen verankert und kombiniert werden können. Je nach genutztem System sind dabei alle Möglichkeiten vorhanden, um nicht nur gerade Wände zu bauen, sondern sogar bis hin zu mehrstöckigen Messeauftritten mit Türen, Treppen und Bögen.


    Der Hauptarbeitsaufwand besteht bei Systemständen eigentlich nicht im Bau, sondern in der Vorbereitung, Transport der Bauteile und späteren Einlagerung.


    Eigentlich ist das Vorgehen bei einem Systemstand immer ähnlich:


    - Man rechnet vorher aus, welche Bauteile in welcher Menge nötig sind, um das Projekt zu realisieren. Das macht man anhand von vorher vorbereiteten Bauplänen. Dabei denkt man in der Regel auch daran, dass man Ersatzverschlüsse und ein paar Reservebauteile dabei hat.
    Das ist wichtig, weil Verschlüsse auch mal nicht mehr richtig funktionieren können und man (weil der Veranstalter nicht korrekte Pläne geliefert hat) noch beim Bau alles neu planen muss.


    - Nun werden alle Materialien, so gut es geht, in Kisten und anderen Transportbehältern verpackt. Diese Kisten müssen so gestaltet sein, dass sie zwar stabil und schützend sind, gleichzeitig aber auch ein "noch tragbares" Gewicht haben.

    - Sobald die Bauteile angekommen sind, muss zuerst eine Bodenfläche verlegt werden. Hierbei wird man schon feststellen, dass die Ausgleichselemente in den Systemen (z. B. Höhenverstellungen) nicht umsonst integriert sind.


    - Nun müssen die Elemente zum Aufbauplatz gebracht werden. Je nach Messegelände dauert das allein schon viele Stunden.


    - Erst jetzt beginnt der eigentliche Aufbau. Die Aufbauzeit ist natürlich von der Materialmenge, dem Vorhaben und der Vorbereitung anhängig.


    Am Ende steht der Messestand dann fertig da und kann "abgenommen" werden. Die Abnahme erfolgt durch unabhängige Prüfer ( in der Regel durch den TÜV oder ähnliche Prüfstellen). Erst wenn alles sicher und fest ist , wird der Stand zugelassen. Falls etwas zu bemängeln ist, muss nachgebessert werden oder der Stand muss komplett demontiert werden.


    Wie lange dauert es, einen Systemstand mit Decken, Beleuchtung und allen Einrichtungen zu bauen ?
    Mit etwas Übung schafft man einen kleinen Stand in nicht einmal 2 Stunden alleine zu bauen... inklusive Entladen und Beladen der nicht benötigten Bauteile. Es geht also wirklich recht schnell.
    Der Abbau des gleichen Standes ist in einem Bruchteil dieser Zeit erledigt. Das Verpacken kann aber erheblich länger dauern.


    Sobald das Material wieder am Standort angekommen ist. beginnt die wirkliche Arbeit.
    Alles Material muss gesichtet, gereinigt und fachgerecht eingelagert werden. Alles was in der Abbauhektik noch zusammen gelassen wurde, muss demontiert werden. Schnellverschlüsse müssen geprüft und notfalls ersetzt werden. Eventuell beschädigte Komponenten müssen ersetzt oder repariert werden.
    Erst wenn das alles geschehen ist, können die Materialien wieder nach Typen sortiert eingelagert werden.


    Systemstände sind am Anfang zunächst einmal sehr teuer. Dadurch , dass man sie mit der Zeit aber immer wieder erweitern kann, kann man auf langte Sicht viel mehr damit machen - und auch sehr viel Geld sparen - als wenn man sich einen einmaligen Einzelstand bauen lassen würde.


    ABER


    Systemstände lohnen sich nicht, wenn man nur einmal im Jahr eine Messe hat oder aufbaut. Sie rechnen sich erst mit der Vielzahl der Einsätze.


    Welche Voraussetzungen braucht man , um Systemstände aufzubauen ?
    - keine zwei linken Hände
    - Durchsetzungsvermögen und Muskelkraft
    - die Fähigkeit , Pläne zu lesen und danach aufbauen zu können
    - ein klein wenig handwerkliches Geschick
    - etwas Improvisationstalent


    Eigentlich kann man das alles selbst aneignen. Beim Systemstandaufbau kann man wirklich noch "learning by doing" machen. Aufbaufehler wird man sofort merken .. wenn man den Stand direkt dabei "voll auf die Ohren bekommt". Beim nächsten Mal weiß man dann, was man nie wieder machen sollte :loool:



    Messebau durch Einzelanfertigung


    Bei einem Messebau mit Einzelanfertigung handelt es sich um eine Messebaufirma, in der alle nötigen Kunstruktions- und Handwerksberufe vorhanden sind.


    Designer schaffen den eigentlichen Messeauftritt nach Vorstellungen des Auftraggebers.


    Ingenieure berechnen Statik und Materialien, die für den Bau des Messestandes nötig sind.


    Konstrukteure schaffen die nötigen technischen Voraussetzungen, um die Kundenvorstellungen umzusetzen.


    Nun kommen die eigentlichen Handwerksberufe zum Zug. Ihre Aufgabe ist es, alles so zu erstellen und zu bauen, damit es später als Fertig- , Halbfertigfabrikate oder einfach an vorbearbeiten Materialien transportiert werden kann.


    Gleichzeitig kommen auch in großem Rahmen Lager und Logistik zum Zug.
    Ihre Aufgabe ist es, alle Bauteile so einzulagern, dass sie möglichst geschützt und raumsparend später schnell in einer bestimmten Reihenfolge zum Zielort transportiert werden können.


    Weiterhin sind sie auch dafür zuständig, dass wirklich alle benötigten Hilfsmaterialien in der nötigen Qualität und Ausführung bereit stehen. Von der kleinsten Schraube bis hin zu großen mobilen Aufzugsystemen, die später verbaut werden.

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    In einer "etwas moderneren" Messebaufirma kommen natürlich auch Systemkomponenten zum Einsatz, die speziell für den Mehrfacheinsatz angefertigt werden. Entweder sind es eigene Entwicklungen oder man hat "typische Systemstände" auf Lager.
    Gleichzeitig sind natürlich auch alle möglichen Werkzeuge vorhanden, um das Bauvorhaben zu vereinfachen.


    Gleichzeitig hat so eine Firma auch Spezialabteilungen. die (zusätzlich zum normalen Betrieb) auch Sonderaufgaben erledigen. Sie kümmern sich in kleinen Teams darum Einzelexponate zu konstruieren und zu bauen , die erst kurz vor Beginn angefordert werden und/oder sind die "Tüftler" die sich mit auftretenden Problemen befassen und lösen müssen.


    Obwohl es in solchen Firmen eigene Handwerksabteilungen gibt, müssen alle Handwerker und Lageristen in der Lage sein , alle Arbeiten auszuführen. Schreinern, Zimmern, Lackieren, Schweißen und andere Metallarbeiten durchführen, Elektrik aufbauen , Pflastern, Laminat verlegen und.. und .. und...


    Bei dieser Art von Messebau dauert die Vobereitungsphase teilweise Wochen oder auch Monate, da es ja kaum etwas gibt, was man nutzen kann. Auch der Aufbau des Messestandes kann einige Monate dauern. Inklusive Rückbau, Transporten und spätere Einlagerung oder Entsorgung, kann für eine große Messe auch schon einmal ein ganzes Jahr vergehen.


    Was braucht man, wenn man in so einer Firma arbeiten möchte ?
    - handwerkliches Können - idealerweise auch einen Handwerksbrief
    - Durchhaltevermögen und Einsatzwillen. Der Arbeitstag kann auch mal 18 Stunden dauern.
    - den Willen , immer wieder neu dazu zu lernen
    - hohes Improvisationstalent
    - stoische Gelassenheit
    - ein gerütteltes Maß an Optimismus
    - schnelles Arbeiten können.
    - Werkzeuge und Fahrzeuge aller Art bedienen können


    Der Job ist also nichts für Arbeitsscheue. Menschen, die alles nur nach festen Plänen machen können, sind auch fehl am Platz. Wer lieber andere für sich selbst denken lässt, sollte sich in einem Beruf betätigen, in dem es feste Regeln gibt, die man ausnahmslos befolgen muss.
    Beim Messebau muss man ackern und sich auch über Regeln hinwegsetzen können .. manchmal muss man sogar physikalische Regeln bis zur Grenze ausloten, um seinen Job machen zu können. Regeln sind dort zunächst nur "grobe Richtlinien" - trotzdem muss am Ende alles regelkonform sein.
    Wer in einem Bautrupp ist, sollte auch Spaß am Reisen haben. Manche Reise kann durchaus viele Monate dauern.