Baumarkt , Baustoffhandel : Wo sind die Unterschiede ?

  • Bevor es Baumärkte gab, gab es eigentlich für jede "Baumarktabteilung" eine komplett eigene Branche.
    Diese Branchen gibt es auch heute noch - jedoch werden sie faktisch nur noch von Profis genutzt. Die einzelne Branche hat natürlich Branchenlösungen, die am Bedarf der meisten Hobbyheimwerker faktisch vorbei gehen.


    Der "typische Heimwerker" will möglichst viel unter einem Dach haben und nicht für jede Kleinigkeit in den nächsten Laden gehen müssen.
    Der Baumarkt ist also faktisch ein Heimwerker-Supermarkt , in dem der Heimwerker alles findet , was er für seine üblichen Basteleien finden kann. Und "supermarkt-typisch" , möchte er natürlich auch möglichst preiswert einkaufen.
    Das bekommt er natürlich (neben Profisachen) auch angeboten.


    Spätestens wenn es um Baustoffe geht, geht dieser Schuss jedoch in der Regel nach hinten los. Man findet sie zwar auch in Baumärkten, jedoch ist die Auswahl nicht nur sehr begrenzt, sondern zudem sind die Materialien auch noch kaum günstig zu nennen.


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    Der Baustoffhandel hat sich auf die Materialien spezialisiert, die man zum Bauen benötigt. Durch seine Spezialisierung bietet er auch eine viel größere Auswahl an.
    Seine Stammkunden sind in der Regel "Großabnehmer" , die nicht nur "ein paar Steinchen" oder ein paar Kilogramm Baustoffe benötigen. Seine Kunden denken eher in größeren Dimensionen und rechnen gleich in Paletten-Größe oder LKW-Fuhren (Fuder, Raummeter usw.)


    Was viele aber nicht wissen ist, dass man auch "ganz normale Erde" kaufen kann. Viele Heimwerker kaufen sich teure "Blumenerde/Pflanzerde" . Die müssen sie dann oft noch 1:1 mit normaler Erde mischen, damit sie sie überhaupt verwenden können. Die Gartenprofis wissen aber, welche Bodenart wirklich geeignet ist und nehmen für ein paar Euros gleich ein paar Anhängerladungen oder LKW-Fuhren ab.


    Mal ein Kostenbeispiel:
    Ich habe letzte Woche etwas "Pflanzerde" bei einem Baumarkt mitgenommen, um etwas aufzufüllen. 1,79 Euro für 40 Liter war sehr preisgünstig. Letztes Jahr habe ich aber für rund 2 Kubikmeter "richtiger Mutterboden" bei einem Baustoffhandel nur insgesamt 20 Euro bezahlt. Diesmal fehlte nur leider die Zeit , das Material auch anliefern und verarbeiten zu können.


    Sand, Kies, Steine, Erden kauft man also besser und günstiger beim Baustoffhandel.
    Wenn man am Rechnen ist, muss man aber wissen, dass im Baustoffhandel "Handwerkerpreise" gelten: Auf alle Preise kommt noch die Mehrwertsteuer/Umsatzsteuer drauf.


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    Ein großer Vorteil im Baustoffhandel ist aber, dass es wirklich noch Mengenrabatt gibt - auch ohne dass er besonders beworben wird.
    Wir sind nicht im "Einzel-Handel" , sondern im "Großengen-Handel" (kleines Wortspiel ;) )
    Damit der Preis niedrig ist, setzt der Baustoffhandel mit jedem Einzelkauf relativ große Mengen ab und um. Nur so kann er auch große Mengen günstig einkaufen.
    Damit er diesen Mengenumsatz auch erreicht, gibt es kaum Preisauszeichnungen. Sie sind in der Branche auch nicht vorgeschrieben, weil es eben kein Einzelhandel ist. Hin und wieder sieht man ein Pappschild mit einem Stückpreis. Sieht man keinen Preis oder braucht eine größere Menge, geht man eben ins Büro und fragt nach.
    Und wer dann "nicht dumm ist", gibt gleich die gesamte benötigte Menge an und fragt nach einem Komplettpreis. Der ist fast immer tiefer als der kumulierte Stückpreis. Falls nicht, beginnt man eben "wirklich zu handeln".


    Der Baumarkt arbeitet eigentlich vom Prinzip her ähnlich , gibt jedoch ungern größere Mengen automatisch günstiger ab.
    Sein Ziel ist der Kleinverkauf , bei dem er seine Großabnehmervorteile möglichst nicht weiter gibt. "Im Einkauf liegt der Segen" .. für den Baumarkt und nicht für den Kunden.
    Nur wer viel Glück hat - und einen Baumarkt findet , der eigenständig unter dem Namen der Baumarktkette geführt wird - kann auch dort mal "mit dem Chef sprechen" und nach besonderen Preisen fragen. In der Regel halten sich jedoch alle anderen an die Doktrin der Baumarktkette , nach der sie bestimmte Waren (unabhängig von der Menge) zu einem bestimmten Preis zu verkaufen haben.

    Beim Baustoffhandel findet man Berater, die mit "einfachsten Mitteln" helfen können.
    Woraus macht man Mörtel ? Sand , Zement, Wasser. Sand und Zement gibt es im Baustoffhandel sehr günstig.
    Was braucht man zur Drainage oder zum Unterkoffern ? Groben Kies , der auch sehr günstig zu haben ist


    Beim Baumarkt wird in der Regel auf Fertigprodukte gesetzt
    Hier bekommt man dann "Fertigmörtel" angeboten, den man nur noch mit Wasser anrühren muss. Im Direktvergleich erscheint es , dass man hier etwas "ganz besonders Wertvolles" erhält - was aber auch nur schon zuvor aus den gleichen Zutaten zusammen gemischt wurde.
    Benötigt man z.B. Kies zur Drainage, wird man oft auf "speziellen Drainagekies" hingewiesen. Der Einsatz gibt den Namen und damit steigt auch der Preis, weil es ja speziell nur für diesen Zweck angeboten wird. :whistling:


    Meiner Meinung nach ist ein Baumarkt sozusagen für Leute, die es eilig haben , geringe Mengen benötigen und/oder keine Lust haben von einem Laden zum nächsten zu laufen. Hier bekommst du alles was der normale Heimwerker benötigt.
    Der Baustoffmarkt ist dann eher etwas für größere Mengen, die man nicht eben im Kofferraum wegbringen kann.


    Apropos Transport:
    Während man bei einem Baumarkt recht günstig Transporter mieten kann, wird dieser Service beim Baustoffhandel nicht angeboten. Hier muss man sich aber nicht die Finger schmutzig machen, sondern kann sich alles direkt zum Einsatzort liefern lassen.


    Es scheint zwar so , als ob ich den Baustoffhandel bevorzuge und fördern möchte. Dem ist aber nicht so. Ich kaufe eben ganz gezielt mal hier und mal dort ein. Manchmal zahle ich auch gerne etwas mehr - wenn sich die Fahrt zum günstigeren Baumarkt nicht lohnen würde. Wegen ein paar Euros weniger fahre ich auch nicht extra 30 Kilometer durch die Gegend. Hauptsache ich komme "unterem Strich" besser weg.


    Achja - wenn ich wenig Zeit habe , ordere ich das Material schon einige Tage vorher beim Baustoffhandel per Telefon zu einem bestimmten Tag und Tageszeit. Dann spare ich mir nicht nur Geld , sondern auch den Zeitaufwand für den Materialeinkauf.
    Das bietet mir bislang noch kein Baumarkt an.


    PS:
    Sollte ich mal wieder größere Mengen an Metallwaren benötigen, wende ich mich an einen Eisenwarenhandel. Dort bekomme ich die nämlich unter ähnlichen Bedingungen wie Steine & Co. beim Baustoffhandel.