Gartenweg durch einen Rasen verlegen

  • Im Thema Gartenweg anlegen - Verlegen von Platten im Garten hatte ich ja vor einigen Jahren schon gezeigt, was man so alles falsch machen kann *lach*


    In den letzten Tagen habe ich es einmal ganz anders gemacht.
    Doch zunächst einmal zum Grund der Arbeiten:
    Nahe einem Plattenweg im Garten stand jahrzehntelang ein Kirschbaum. Mit den Jahren wuchs er immer weiter. Die Kraft des Baumes war so massiv, dass sein Wurzelwerk einen angelegten Plattenweg anhob und komplett weggedrückt hatte.


    wegvorher01.JPG wegvorher02.JPG


    Wie ihr sehen könnt, hatten weder Rasenkantsteine noch Rasenfläche das Verschieben verhindern können. Die Aufwölbung stellte für jeden Wegbenutzer eine Gefahrenquelle dar. So kann man einen Weg einfach nicht lassen.


    Nun gibt es zwei Möglichkeiten:
    1) Den Baum mit allen Wurzeln komplett entfernen und den Weg neu verlegen


    Ihr seht an den kleinen Fotos, dass es sich um einen sehr großen Baum gehandelt hatte. Auf der einen Seite hatte ich schon vor Jahren seine Wurzeln ca. 5 Meter entfernt gekappt, da sie bereits begannen, ein Haus zu beschädigen.
    Auf dieser Seite fand ich später auch noch in 3 Metern Entfernung armdicke Wurzeln in der Rasenfläche.


    Wollte man es richtig machen, hätte man also einen Bereich von rund 6x6 Metern komplett ausheben und von allen Wurzeln befreien müssen.


    2) Einen neuen Weg anlegen indem man Rasenfläche abhebt und am vorherigen Verlegeort des Weges einbringt.


    Ich habe mich für diese Version entschieden - obwohl ich vorher noch nicht wusste, was auf mich in Punkto Wurzeln noch zukommen würde.
    Ich hatte folgende Gründe für das Neuanlegen


    1) Anschluss an einen im letzten Jahr neu entstandenem Weg
    Damit sollte der Zugang einfacher und direkter werden.


    2) Höhenangleichung zwischen Weg und Bordsteinkante
    Über diesen Weg müssen immer wieder sehr schwere Mülleimer gezogen werden. Das doppelte Wuchten über den hoch stehenden Rasenkantstein bedeutet einen erheblichen Kraftaufwand. Bei gleichem Höhenniveau entfällt diese Anstrengung.


    3) Weg und Rasenfläche auf gleicher Höhe, damit man den Rasenmäher nicht immer wieder hoch- und runterheben muss
    Mehrfach den Rasenmäher zu heben, nur weil der Weg tiefer liegt, ist auch ein unnötiger Kraftaufwand.

    Bei der Planung für den Höhenausgleich hatte ich grundsätzlich zwei Möglichkeiten:


    1) Eine sanfte aber kontinuierliche Steigung
    Die schied aus zwei Gründen aus:
    a) Der Weg sollte durchgehend auf dem Niveau der Rasenfläche sein und sie nicht wie ein Keil durchziehen
    b) Ich bin nicht so gut, dass ich auf so lange Strecke eine durchgehende Steigung beibehalten kann.


    2) Eine kleine Steigung und dann in einer Ebene weiter bis zum Ziel
    Das war die einfachste Lösung beim Verlegen. Gleichzeitig bot sie mir die Möglichkeit, eine kleine "Kurskorrektur" vornehmen zu können , weil der vorhandene Gartenweg ( an den der neue anschließen würde) nicht parallel zum Gehweg lief.
    Mit der kleinen Steigung konnte ich (ab der Ebene) ohne große Kurven auf das Ziel zuhalten. Ich brauchte nur einen kleinen Winkel einzuarbeiten.

  • Teil 1) Entnehmen der Rasenfläche


    Damit der Rasen später wieder an anderer Stelle verlegt werden kann, ist es nötig, ihn möglichst so zu entnehmen, dass er in etwa den nötigen Maßen entspricht. Gleichzeitig soll der aushobene Bereich dem späteren Weg aber Seitenhalt geben, so dass die Platten nicht "wandern" können.

    Ich empfehle grundsätzlich, eine Zeit zu nehmen, in der es zuvor länger nicht geregnet hat. Der Rasen darf auch vorher nicht bewässert worden sein.
    Grund:
    Ein möglichst trockener Rasen wiegt viel weniger und der eigentliche Rassen hält auch beim Entnehmen und Transport besser (und härter) zusammen.


    Abmessen und Ausstechen
    Natürlich kann man einfach eine Schnur spannen und daran entlang den Rasen entsprechend abstechen.
    Nimmt man sich aber ein Brett oder andere stabile Sachen, die man durch kleine Stäbe vor dem Verrutschen sichern kann, kann man mit dem Spaten genau da entlang stechen.
    Man bekommt keine Kurven und muss auch auf nichts Weiteres achten.



    Rasenstücke für die Entnahme vorbereiten


    Jetzt stechen wir ein Rasenstück heraus, das man in etwa anheben und transportieren kann.


    Wie groß das Rasenstück sein darf ist nur davon abhängig, wie viele Helfer man zur Hand hat oder wie viel Kraft man aufwenden will/kann.


    Entnehmen für Ein-Mann-Macher
    Die Rasenstücke müssen sozusagen mit ausgebreiteten Armen entnommen und transportiert werden. Das kostet unnötig viel Kraft.


    Hier ein Tipp, wie man es auch ohne viel Heben und Tragen machen kann:


    Sackkarre nehmen und wie einen Spaten mit der Schaufel in den Boden drücken.


    Jetzt "in den Rasen reinfahren" und das Rasenstück auf die Sackkarre hochkippen.


    Mit etwas Übung und Trickserei kann man aber auch viel breitere Rasenstücke direkt aufnehmen

    Hierbei kommt es nur darauf an, dass man mit Schwung unter den Rasen kommt, mit dem Fuß stark gegendrücken und mit einer Bewegung aus dem Schwung heraus den Rasen nach hinten auf die Sackkarre kippen.


    Gleich dahin legen, wo der Rasen später neu verlegt werden soll

    Achtet dabei darauf, dass ihr die Stücke so legt, wie ihr sie auch entnommen habt. Dann stimmen die Schnittkanten überein und es entstehen keine größeren Lücken.


    Jetzt kommt etwas , was ihr besser machen könnt als ich:
    Verlegt den Rasen direkt nach dem Entnehmen wieder und wartet nicht auf den nächsten Tag. Ich musste leider spätnachmittags anfangen, so dass ich den Rasen erst am nächsten Tag verlegen konnte. Dadurch ist er weiter sehr stark ausgetrocknet, so dass er sich verfärbt hatte.

  • Teil 2) Wurzeln entfernen


    Dieser Teil hat mich sehr viel Zeit gekostet, da ich nicht damit gerechnet hatte.
    Zuerst sah ich nämlich nur ein kleines Stück Holz aus dem Rasen ragen.


    "Da nehme ich mir eben eine Axt und einen schweren Vorschlaghammer"

    So nicht ! Das ist gefährlich !!!


    Normalerweise schlägt man mit einer Axt schräg in ein Holz hinein oder sie kann durch das Holz hindurch schlagen. Im beiden Fällen gibt das Holz nach , weil es zur Seite ausweichen will/kann.
    Ist das Holz aber im Boden, stimmt der Auftreffwinkel nicht und wirkt es wie ein Gummipolster. Es gibt nach unten hin nach und federt zurück. Die Axt springt also direkt zurück ... hoffentlich nicht in dein Gesicht, weil du vornübergebeugt geschlagen hattest.


    Auch wenn man die Axt ansetzt und mit dem Vorschlaghammer draufschlägt, gibt es den gleichen Effekt - nur dass jetzt die Axt sogar noch zur Seite springen kann. Es ist völlig unkontrollierbar, wo die Axt und wo der Hammer hin springen wollen.



    Es muss also eine "geeignete Säge" her.

    Eine Säge die man direkt aufsetzen kann und die sich sozusagen direkt ins Holz fressen kann. Eine Kettensäge ist mir zu unsicher, wenn ich genau weiß, dass die Kette auch in die Erde gehen wird. Für mich war deshalb die Handkreissäge die erste Wahl gewesen.



    Stück sauber herausgeschnitten. Nun dachte ich, dass ich den Rasen genau entlang der vorher abgestochenen Linie entnehmen könnte.
    Leider setzen sich aber Wurzeln auch dann noch fort, wenn man ein Stück dazwischen rausgetrennt hat.



    Das war die durchtrennte Wurzel. Ein letztes Mal musste die Handkreissäge ran.


    Als ich jedoch an die erste Stelle kam, an der es "richtig los ging" mit den Wurzeln, begann ich mich damit abzufinden, dass ich jede einzeln freilegen und mit einer Handsäge abzusägen hatte.



    Das war nur das erste Stück von vielen weiteren. Immer wenn der Spaten auf Widerstand stieß, wusste ich dass ich erneut eine Wurzel ausgraben und sägen musste.



    *hihi* als ich diese ersten Wurzeln erblickte, dachte ich noch scherzhaft "Muss ich jetzt einen Archäologen holen ? Habe ich da eine prähistorische Pfahlbausiedlung entdeckt ? "
    Das Lachen verging mir aber in den nächsten Stunden.

  • 3) Einbetonierte Rasenkantsteine entfernen



    Schaut man sich noch einmal an, wie es am Anfang aussah, schien alles ganz leicht und easy zu werden:
    Etwas Rasen abnehmen , dann den Boden angleichen , Kies und Schotter rein und dann mit dem Verlegen der Platten beginnen.


    Nachdem ich aber zwangsweise so tief graben musste, um die Wurzeln zu entfernen, musste ich auch gleichzeitig Material wieder nachfüllen und einen festen Untergrund schaffen.


    Was aber ganz vorne so einfach aussieht - die Rasenkantsteine zu entfernen - stellte sich als nächste Hürde dar.
    Dieser Stein war nämlich in Beton gesetzt worden !


    Zuerst musste der schwere 15-Kg-Abbruchhammer her. Damit konnte ich den Rasenkantstein aus Beton schon einmal wegschlagen.


    Danach musste ich mit Hammer und Meißel den im Boden verbliebenen Rest des Kantsteins zerstückeln und einzeln herausarbeiten


    Als Letztes musste nun auch die eigentliche Bewehrung aus Beton entfernt werden , was erneut mit Hammer und Meißel geschehen musste.


    Nein, man kann nicht einfach weiter mit dem Hammer drauf schlagen, sondern es ist auf jeden Fall nötig, zuerst einmal einen Hohlraum zu schaffen. Sonst würde man genauso gut versuchen können, eine 1-Meter-Betonmauer mit einem Nagelhamer zu zerstören.
    Beton, der im Erdboden sitzt, wird durch die umgebene Erde zusätzlich stabilisiert. Erst wenn dahinter ein "Ausweichbereich" ist, kann man den Beton dahin schlagen.


    Der Beton musste zusätzlich soweit nach unten weg, weil die Platten auf Höhe des Weges beginnen sollten.

  • 4) Plattenweg verlegen


    "Auskoffern"
    Das bezeichnet, dass man den Untergrund soweit mit Steinen , Kies, Beton auffüllt, dass er dauerhaft seine Position nicht mehr verändert. Ich hatte dafür die vorher entnommenen Rasenkantsteine und den zerschlagenen Beton.


    Man darf jetzt aber nicht denken, dass man einfach die großen schweren Steine da rein legt und dadurch schon einen stabilen Untergrund hätte. Diese Steine sollen später den Plattenweg tragen. Sie müssen deshalb wackelfrei eingearbeitet werden.


    Mit grobem Kies wäre relativ einfach gewesen. Kies verteilt sich automatisch und füllt alle kleinen Lücken auf. Nimmt man aber Steine, müssen sie fest liegen oder danach befestigt werden (z.B. durch Beton)


    Welche späteren Probleme bei Betonverlegungen auftreten, hat man ja jetzt gesehen. Die muss man ja nicht unbedingt haben.


    Ränder stabilisieren
    Meine damalige Plattenlegerei ist mir natürlich noch gut im Gedächtnis geblieben. Diesmal sollte es kein "Wanderweg" werden , der mit der Zeit seine Position verändert.
    Dazu hatte ich zunächst die Rasenfläche nur sehr eng abgestochen. Lieber später noch etwas wegnehmen als dass eine zu große Lücke entsteht.


    Um das Innenmaß noch einmal weiter zu verengen - und damit die Platten zusätzlichen Halt bekommen - setzte ich zuerst die "Rasenmäher-Planken".


    Dies gaben den Platten nun den nötigen Halt zur Seite und ich habe sie auch immer wieder "unter Druck" eingebaut. Eher gibt es einen "Blow-Up" als dass sie sich seitlich verschieben könnten.
    Damit die Platten schnell hinein gingen und fester lagen, nahm ich diesmal keinen Gummihammer, sondern einen 5-Kg-Plasterhammer.
    Damit konnte ich die Platten notfalls auch "auf Schluss" treiben, wen eine Lücke zu groß war.


    Kleiner Tipp::
    Handschuhe anziehen beim Plattenlegen und beim Schlagen nie ablenken lassen.
    Mein linker Daumen ist mittlerweile schon nicht mehr geschwollen (beim Meißeln einmal daneben geschlagen) und mein Schienbein schmerzt auch nicht mehr .. da wo mich der 5-Kg-Hammer traf, als ich die Plattenkante beim Treiben mal nur streifte. :loool:





    Noch ein paar Hintergrundinformationen:
    Der alte Weg war in eine Mischung aus Bauschutt , Beton und Kies verlegt gewesen. Als "Kofferung" waren damals alte Bordsteine verwendet worden, um dem ganzen Untergrund Halt zu geben.
    Die Rasenkantsteine entlang dieses Weges waren nur in Erde gesetzt gewesen , was das Heraushebeln später vereinfachte.


    Das Neuanlegen des kompletten Weges hat keinen Cent an Material gekostet , nur sehr viel Handarbeit.
    Es wurde nur Altmaterial genommen. Da ich die alten Platten nächstes Jahr sowieso durch neue ersetzen werde, habe ich auch die Betonreste nicht jedes Mal komplett entfernt. Daraus hat sich ergeben, dass eine Reihe 1 cm länger ist.
    Da ich aber das Neuverlegen sowieso in Planung habe , spielt es diesmal auch noch keine große Rolle, dass einzelne Platten noch etwas ungenau sitzen. Wenn ich das nächste Mal hinkomme, gibt es sowieso eins "auf den Deckel" für die Platten. Diesmal reichte die Zeit vorne und hinten nicht für letzte Feinheiten und Korrekturen.