Volkswagen: Der Abgasskandal

  • Ich umreiße einmal die Geschehnisse : In den USA wurde entdeckt , dass Fahrzeuge des Volkswagen-Konzerns eine Abgassteuerung eingebaut haben, deren Software erkennen kann, ob gerade eine AU durchgeführt wird oder ob es sich um normalen Fahrbetrieb handelt.


    Während einer Abgasuntersuchung schaltet die Software in einen Sondermodus, der es ermöglicht die AU zu bestehen. Erkennt die Software jedoch einen normalen Fahrmodus, entfallen alle Abgasrenigungsmodi wieder. Eventuelle Leistungsdrosseln werden wieder abgeschaltet und das Fahrzeug erhält wieder mehr "Motorkraft".
    Dadurch werden Umweltschutzgrenzwerte bis zum 40fachen des Zulässigen überschritten und der Verbrauch steigt auch wieder.


    Erklärt das vielleicht auch , weshalb man nie so geringe Verbrauchswerte erreichen kann, wie sie vom Werk angegeben wurden ?


    In den USA wurde zunächst von rund 1/2 Million betroffenen Fahrzeugen gesprochen.


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    Mittlerweile wurde seitens VW aber zugegeben , dass diese Art der Abgasreinigungssteuerung bei 11 Millionen Fahrzeugen aus den Jahren 2009 - 2015 verbaut wurde.
    Betroffen sind alle Dieselfahrzeuge der Konzernmarken (VW, Audi , Seat , Skoda , Bugatti usw.) die einen bestimmten Diesel-Motor mit der Nummer EA 189 haben. Nicht betroffen sollen die Fahrzeuge ab Baujahr 2015 sein , die bereits die Euro 6 erfüllen.


    Es begann in den USA. Mittlerweile lassen immer mehr Länder Fahrzeuge des VW-Konzerns untersuchen und ob sie auch dort entsprechende AU-Betrugseinstellungen aktiviert haben. Auch in Deutschland wird es ab morgen entsprechende Regierungsdebatten geben.


    Neben der Änderung der Fahrzeuge kommen auf den Konzern in den USA 18 Milliarden Strafe zu und zusätzlich drohen auch Schadenersatzzahlungen an private Kläger und eventuelle Haftstrafen für die Verantwortlichen



    Was bedeutet das eigentlich jetzt für die Autofahrer ?


    In den USA dürfen die Autos so lange nicht gefahren werden, bis die Fahrzeuge wirklich die Umweltauflagen erfüllen. Dort gilt nur, ob das Fahrzeug die Umweltauflagen im Fahrzustand erfüllt.
    In Europa gilt , ob die die Umweltauflagen bei der Typzulassung erfüllt wurden. Hier dürfen die Autos also weiter gefahren werden.


    Grundsätzlich hat jeder Käufer einen Anspruch darauf , dass sein Fahrzeug auch die zugesagte Umweltnorm auch im normalen Fahrbetrieb erfüllt. Es handelt sich um eine zugesagte Eigenschaft bei Kauf.
    Wird die Eigenschaft jedoch nicht erfüllt , handelt es sich um einen versteckten Mangel. Dieser wird durch die Gewährleistungspflicht abgedeckt. Bei absichtlicher Nichterfüllung handelt es sich jedoch um eine Täuschung. Hier gelten dann keine üblichen Gewährleistungsfristen mehr.


    Vorsicht:
    Bislang gab es so einen Massenfall noch nicht. Es bleibt Anwälten und Gerichten vorbehalten, ob sie s wirklich so sehen wollen wie ich.


    Bei einer "normalen Argumentation" wird diese Sichtweise jedoch hilfreich sein, damit man auch von der Nachbesserung partizipieren kann. Frei nach dem Motto "Ein Betrogener verliert seine Rechte nicht dadurch, dass der Betrug erst später entdeckt wird".


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    Der Volkswagenkonzern wird wohl demnächst allen Markenhändler viel Arbeit beschweren. Werkstatttermine werden wohl schwer zu bekommen sein - aber es hat auch etwas Gutes für die Werkstätten: Jede Nachbesserung muss vom Konzern bezahlt werden. Das sichert dort wieder Einnahmen, Gewinne und Arbeitsplätze.

  • Schaut auf die Uhrzeit und wundert euch, was in so kurzer Zeit neu dazu gekommen ist ...


    Gestern noch hatte der Vorstandsvorsitzende gedacht, er würde es weiter bleiben. Heute ist er zurückgetrreten.
    Aber:
    Übermorgen hätten sowieso neue Verhandlungen stattgefunden, ob sein Vertrag , der noch bis Ende 2016 lief, verlängert werden sollte. Der Skandal kam also gerade zum ungünstigsten Zeitpunkt. Der Rückzug war Taktisch die einzige Möglichkeit, eine Entlassung zu vermeiden ... und birgt die Möglichkeit, noch bis Vertragsende Bezüge erhalten zu können.


    VW schaltet selbst die Justiz ein. Es wird nicht bei dieser einen personellen Folge bleiben
    Die Finanzaufsicht Bafin überwacht den Handel mit VW-Aktien
    Rateing-Agenturren überprüfen die Kreditwürdigkeit von VW. Eine Herabstufung droht
    Sammelklagen in den USA und Kanada gegen VW

  • Wer meint, man würde den Abgasskandal nun langsam in den Griff bekommen, hat sich geirrt.


    Die US-Umweltbehörde EPA hat festgestellt, dass auch 3-Liter-Dieselmotoren der Modelljahrgänge 2014 - 2016 der Marken VW, Audi und Porsche bis zu 9x so viel Schadstoffe ausscheiden als sie es eigentlich dürften.


    Jetzt geht es also auch "moderneren Autos" an den Kragen und jetzt ist auch die Marke Porsche dabei.
    Der Skandal nimmt langsam Ausmaße an, die man wohl nicht erwartet hätte.

  • Gut dann lasst uns mal abwarten bis sie drauf kommen, dass der Common Rail nicht nur bei VW, Audi, Porsche und Skoda verbaut wird und alle die gleichen Bosch Einspritzdüsen haben...


    Über kurz oder lang wird man drauf kommen, dass nicht nur die VW Steuergeräte lügen...

    Wenn man ein Fenster ins Wasser wirft, geht es unter, wenn man einen Apfel ins Wasser wirft, schwimmt er erst einmal, aber wenn er faulig wird, geht er unter, nur ein Pinguin kann schwimmen.

  • Direkt am Anfang hatte Bosch ja schon davon gesprochen, dass der Einsatz dieser Software durchaus nicht gesetzeskonform sein und vor einem produktiven Einsatz gewarnt.


    Es ist ja nicht die Steuerung des CR-Systems, sondern das Drosseln der Leistung usw., sobald eine Prüfung stattfindet , die illegal ist, wenn sie im normalen Fahrzustand nicht angewendet wird.

  • Das Problem ist ja, dass VW nicht der einzige Konzern ist, der diese Software verwendet...VW konnte das Ganze halt nur nicht so gut verstecken. Andere sind halt schlauer.

    Wenn man ein Fenster ins Wasser wirft, geht es unter, wenn man einen Apfel ins Wasser wirft, schwimmt er erst einmal, aber wenn er faulig wird, geht er unter, nur ein Pinguin kann schwimmen.

  • Ob andere auch so dumm waren, eine reine Täuschungssoftware - bei der eindeutig kein anderer Zweck verfolgt wird - einzusetzen, werden wir ja bald mitbekommen.


    Übrigens haben diverse Experten festgestellt, dass der Betrug die Kunden durchaus noch teuer zu stehen kommen könnte:
    Auch wenn VW alle betroffenen Autos ab 2009 umrüstet , so ist nicht sichergestellt, dass VW auch die Zusatz- und Folgekosten zu tragen hat.


    Viele Fahrzeuge sind längst aus der gesetzlichen 3-Jahre-Gewährleistung raus.
    Dementsprechend müssen auch nicht die Kosten für Ersatzwagen während der Umrüstung oder der Wertverlust für geringere Leistung übernommen werden.
    Einige Organisationen versuchen zwar , das alles auch abdecken zu lassen - wenn es aber hart auf hart kommt , helfen wohl nur Anzeigen auf Grund vorsätzlicher Täuschung, um an sein Recht zu kommen.
    Experten schätzen den Erfolg jedoch als gering ein, weil man in jedem Einzelfall VW beweisen muss, dass eine Täuschungsabsicht vorlag. Diesen Einzelbeweis wird man jedoch nicht vorbringen können.


    In dem Fall müsste von der Staatsanwaltschaft für jeden einzelnen Verkauf ein Schuldnachweis erbracht werden. Aber: Die Käufer haben ja keinen Vertrag mit VW abgeschlossen , sondern mit einem einzelnen Händler. Diese wurden jedoch genauso getäuscht .
    Da für den einzelnen Kauf also kein Betrug nachzuweisen ist , bleiben die Käufer auf ihrem eventuellen Schaden sitzen.

  • Irgendwie erscheint es so, als wenn jetzt alles ans Licht kommen würde , was VW in den letzten Jahrzehnten vertuscht hat.
    Jetzt sind auch schon Benziner betroffen, die die CO2-Werte nicht so erfüllen, wie sie es laut Typzulassung sollten.


    In der Welt ist übrigens zu lesen, weshalb VW als einziger die Mogelsoftware eingebaut hat .


    In zusammenfassender Kurzform ...
    Alle anderen Hersteller haben Kleinwagen im Programm, die weit unter dem Durchschnitt Schadstoffe ausstoßen. Damit kann der Flottengesamtverbrauch niedrig gehalten werden. Der Minderausstoß der Kleinen kompensiert den erhöhten der großen Modelle.
    Man kann also ganz in Ruhe neue Techniken (wie Hybrid) einführen um den Flottenverbrauch weiter zu reduzieren.


    VW hat aber keine "Kompensationsfahrzeuge". Alle Fahrzeuge stoßen Schadstoffe im Grenzbereich aus und müssen damit die Normen einhalten, damit der Flotenausstoß auch im Regelbereich bleibt.
    VW hat aber nicht in neue Techniken investiert als es noch Zeit dafür war. Billig geht es eben nur, wenn man pfuscht und betrügt.


    Die Betrogenen sind jetzt die Kunden , die Arbeiter und die Aktionäre. Gleichzeitig sind aber auch die Zulieferer die Betrogenen. Auf ihrer aller Rücken wird jetzt eingespart und sie sollen (und werden) die Zeche zahlen.


    VW, das tut weh .. nur nicht den wirklichen Verantwortlichen.
    Ja, es werden Köpfe rollen .. das ist genauso wirkungslos wie bei einer Hydra, der für jeden abgeschlagenem Kopf 2 neue nachwachsen.


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    Übrigens wird darüber lamentiert , dass das Lohnniveau in Deutschland ja so hoch sei und VW deshalb nie so große Gewinne gemacht hat.
    Wer das auch meint, sollte man in die Vergangenheit und ins Ausland schauen.
    In fast der ganzen Welt war ein VW immer und überall billiger zu haben als in Deutschland selbst. Man wollte einfach der weltgrößte Autobauer sein - koste es was es wolle.
    Kaufmännische Fehler und Misswirtschaft aus purer Geltungssucht, kann man nicht später ein paar wenigen in die Schuhe schieben wollen.


    Die Arbeiter haben gute Qualität geliefert und ihr Bestes gegeben. Sie haben ihre (verglichen mit dem Ausland) überteuerten Autos sogar selbst noch gekauft, weil sie von der Qualität überzeugt waren.
    Wenn die Führungsriege Fehler einbauen ließ, so ist es allein ihre Verantwortung, für die sie auch gerade zu stehen haben .



    Wie stehe ich persönlich zu VW ?
    Ich habe mal einen neuen Golf rund 7.500 Km gefahren. Ein Wochenende hat dazu gereicht. Dieser Golf war nicht wirklich in Deutschland gebaut worden , kostet aber so viel als ob. Er war nur Pfusch am Bau und ich war am Ende froh, dass ich ihn nur gemietet hatte.


    Einen in Wolfsburg gebauten und für Kanada bestimmten Passat VR6 habe ich als Firmenwagen mit gefahren. Die Motorsteuerungsprobleme konnte selbst das Werk nicht lösen. In einem kleinen Stechen konnte mein eigener 71 PS-Wagen aus dem gleichen Konzern den VR6 in allen Punkten abhängen. Es war natürlich unfair, weil mein eigener Wagen ein Porschesystem hatte , das dem VW eigenem Motor scheinbar überlegen war. Die massiven Probleme des VR6 wurde dann irgendwann durch eine Leitplanke "gelöst". Der Fahrer kam wenigstens noch lebend heraus. Das war aber das einzig Gute am VR6.


    Ein sehr alter Polo zeigte mir dann später , wo die Hauptqualitäten eines VW lagen. Du kannst ihn selber reparieren .. musst aber erfinderisch sein, weil die Teile selbst in früheren Zeiten immer so gebaut waren, dass es kleine Ersatzteil teilweise nicht einzeln gab. Man konnte sich aber auch anders helfen ... nur das war nie im Sinn des Herstellers.


    VW hat für mich den Begriff "Volkswagen" schon seit längerer Zeit verspielt .
    Wenn Preis und Leistung stimmten, habe ich mir immer gerne einen gekauft. Bei Neuwagen stimmt das Verhältnis jedoch schon lange nicht mehr. Kaufte man sich einen "günstigen" wurde er garantiert nicht in Deutschland gebaut. Man zahlte also einen Image-Aufpreis aber nicht für entsprechend geleistete Arbeit.


    Seitdem VW "global geworden ist" , packe ich einen VW als eigenen Neuwagen nur dann an , wenn das Wichtigste auch aus Deutschland kommt : Das Auto mit Motor und Sicherheitstechnik.


    Ich lästere aber auch über BMW und Mercedes .. keine Bange *lach*
    Deren Macken kenne ich auch aus dem Eff-Eff. Ich bin beruflich eben schon viele Autos längere Zeit und Strecken gefahren. Mit denen habe ich aber weniger Probleme , weil ich weiß, dass da wirklich deutsche Arbeiter gebaut haben und die Fahrzeuge deshalb eben auch mehr kosten müssen.


    Leisten kann und will ich mir aber eigentlich keinen Neuwagen mehr.
    Im Moment fahre ich den 12 Jahre alten Fiat meines Vaters. Verfluche ihn wegen seiner typischen Macken und bejubel ihn, wenn der Motor mal wieder so gut durchzieht, dass er auch Sportwagen versägt. Egal ob Hochgeschwindigkeitsfahrten mit mehr als 200 km/h oder Sparfahrten mit um die 4 Liter. Motortechnisch ist das Ding in Ordnung. Macken hat eben jeder Wagen .. und eigentlich war ich auch nie ein Fan von FIAT :D
    Trotzdem ist mir die Kiste sehr lieb geworden .. auch wenn er nur eine gelbe (aber ehrliche) Umweltplakette tragen und deshalb in manche Städte nicht rein darf.


    Mein Liebling ist ein uralter Mazda, den ich alle 2 Wochen mal sehe. Noch ein "Sportwagen vom alten Schlag" mit einer enormen Zuladung von 550 Kg ohne den Platz dafür zu haben. Nur einmal eine Werkstatt sehen müssen auf 100.000 Km und nicht einmal Bremsscheiben oder Klötze benötigt. Nach fast 30 Jahren fast immer noch völlig ohne Rost.


    Das waren eigentlich die ursprünglichen Qualitäten "deutscher Autos" .. die man jetzt aber kaum mehr dort findet.
    Mir persönlich kommt kein deutsches Auto mehr langzeitlich mehr ins Haus , das keine "deutsche Qualität" aufweist. Ich brauche keine Schummelkiste , sondern will Markenqualität.
    Aktuell bedeutet das eben , dass für mich keinen neuer VW in Frage kommt. Weiß ich denn, was als Nächstes bekannt wird, wo wieder mal getrickst wurde ?
    Heute ist es der Abgasskandal .. morgen vielleicht die Lenkung oder Bremsen oder Fahrwerk ?


    VW muss sich sehr bemühen, um das verlorene Vertrauen wieder zurück zu bekommen.
    Da helfen auch keine Versprechen und neu organisieren. Sie müssen erst einmal wieder beweisen , dass VW für ein "korrektes Auto" mit "korrekter Qualität" und zu einem "korrekten Preis" bedeutet .. und nicht Pfusch as pfusch can