Mietwohnung oder Eigentum: Was ist besser ?

  • Gehen wir erst einmal eine Grundsatzfrage an : Ist es billiger, sich eine Wohnung zu mieten oder sollte man sie möglichst gleich kaufen ?


    Wenn man eine Wohnung mietet , erwirbt man sich nur Monat für Monat ein neues Nutzungsrecht
    Egal was du auch bezahlst und was du auch in die Wohnung investierst: Dir gehört dadurch nichts von der Wohnung. Hast du nicht VORHER gewisse Einbauten mit dem Wohnungsbesitzer abgesprochen, musst du sie sogar später auf eigen Kosten wieder entfernen lassen.


    Wenn du also 10 Jahre nur 300 Euro Miete bezahlen würdest , hättest du ganze 36.000 für dieses Nutzungsrecht bezahlt. Bei 50 Jahre als Mieter hätte man 180.000 gezahlt.
    Eine Bruttokaltmiete von 300 Euro zahlen übrigens die Hälfte aller deutschen Mieter.

    Wenn man eine Wohnung kauft, hat man Eigentumsrechte

    Alles was du einbaust und veränderst, gehört dir und du musst auch nicht um Erlaubnisse bitten. Verkaufst du sie später dann wieder, können diese Änderungen den Wert erhöhen.


    Auf den ersten Blick kann es sich also lohnen, eine Wohnung gleich zu kaufen anstatt lebenslang Miete zu zahlen.
    Es lohnt sich noch mehr, wenn man bedenkt, dass die Mieten im Laufe der Jahre immer weiter steigen.



    Jetzt kommen aber die Nachteile:
    Auch der Besitzer einer Eigentumswohnung ist nicht "Herr im Haus". Die oberste Stelle ist die Eigentümerversammlung. Beschließt sie z.B. goldene Türklinken, müssen sich alle Wohnungsbesitzer unterordnen und die Kosten dafür tragen.
    Alle äußerlich sichtbaren Veränderungen müssen gemeinsam beschlossen oder genehmigt werden.


    Gleichzeitig tragen aber auch alle Wohnungsbesitzer allgemeine Instandhaltungs - und Modernisierungsmaßnahmen am Haus . Sie zahlen auch dann gemeinschaftlich, wenn ihre Wohnung davon nicht betroffen ist. Eigentum verpflichtet eben.


    Eine Eigentumswohnung zu kaufen, ist also rechnerisch die bessere Lösung. Sie schützt aber nicht davor , sich auch weiterhin unterordnen zu müssen. Man ist eben nur "Herr in der eigenen Wohnung" , aber nicht "Herr im Haus".


    Das eigene Haus
    Im eigenem Haus ist man wirklich "Herr im Haus". Die überwiegend gezahlte Bruttomiete von 300 Euro erscheint zu gering zu sein, um sich ein Haus zu leisten. Für einen Neubau ist sie auch wirklich nicht geeignet.

    Vorsicht: Lasst euch nichts anderes vorrechnen !

    Selbst in der aktuellen Niedrigzinszeit werdet ihr euch überschulden und später euer Haus verlieren. Zinsen werden in der Regel nur für 10 Jahre festgeschrieben. Danach wird die Zinsbelastung wahrscheinlich also höher.
    Wenn euch vorgerechnet wird, dass die Mieten und das Einkommen ja auch immer weiter steigen, denkt daran: Selbst an Neubauten fallen immer wieder unerwartete Kosten an und die Nebenkosten steigen auch immer weiter.


    Ein gebrauchtes Haus kann aber durchaus eine Alternative sein. Häuser sind gar nicht so teuer, wie man allgemein denken mag.
    Vor ca. 10 Jahren kaufte sich ein Freund ein Haus für den Wert eines guten Autos in seiner ehemaligen Heimat. Zu der Zeit dachte ich selbst auch daran, "einfach mal ein Haus zu kaufen". Für wenige Tausend Euros hätte man in vielen Regionen Häuser bekommen. Statt einem kleinen Gebrauchtwagen hätte ich ein Haus kaufen können.


    In ländlichen Regionen bekommt man auch heute noch komplette Häuser für den Wert eines neuen Autos. In der Regel stehen sie auch schon einige Zeit leer und die Preise sinken daher immer weiter. Banken und Besitzer sind faktisch froh, sie los zu sein.


    Da ich aber meinem Freund damals beim Restaurieren und Renovieren geholfen habe und auch heute ähnliches am Haus meiner Eltern mache, möchte ich doch warnen.
    Selbst wenn auf den ersten Blick keine Maßnahmen anstehen , so sind es doch die vielen Kleinigkeiten , die auf lange Sicht immer wieder Zeit und Geld kosten. Etwas Geld muss man also immer übrig behalten für die laufenden Materialkosten und man sollte auch Willens und in der Lage sein, möglichst viel selber machen zu können.
    Hat man diesen Willen nicht, braucht man sehr viel Geld, damit andere diese Arbeiten machen.


    Kleine Entwarnung:
    Man kann fast alles lernen, was man für Reparaturen braucht. Man muss sich nur dafür zu interessieren. "Zwei linke Hände" hat eigentlich kaum einer. Man kann es dann vielleicht nicht so schnell wie ein Fachmann , aber da die Zeit ja nichts kostet, macht es nichts aus. An einem privaten Haus zu arbeiten kann auch ein Hobby sein.


    Ein gebrauchtes eigenes Haus kann also wirklich eine kostengünstige Alternative zur Miete sein. Man sollte sich aber durch einen Handwerker beraten lassen, der die Investitionsmaßnahmen abschätzen kann.
    Gleichzeitig sollte man daran denken, dass günstige Häuser oft weiter von Städten entfernt sind. Der Weg zur Arbeit wird also länger und kostet mehr und man muss sich auch anders komplett umstellen.

    Der Nachteil aller Eigentumswohnungen und Häuser ist aber, dass man fest an einen Ort gebunden ist.

    Die Wohnung in einer Großstadt wird man immer relativ schnell verkaufen können. Bei Häusern dauert es schon länger.


    Als Mieter ist man also viel freier in der Wahl des Ortes und sogar der Nachbarschaft. Dieser Aspekt ist gerade im heutigen Berufsleben oft ausschlaggebend für die grundsätzliche Entscheidung ob man lieber Mieter oder Besitzer sein will. Wenn man will, kann man schon nach 3 Monaten wieder woanders hin ziehen.
    Diesen Flexibilitätsvorteil zahlt man als Mieter eben mit immer weiter steigenden Mieten.


    Erst wenn man an den Ruhestand denkt und "dauerhaft sesshaft" werden will , sollte man sich (noch einmal) mit dem Kauf eines Hauses auseinander setzen wollen. Spätestens dann ist die Miete nicht mehr die beste aller Möglichkeiten.


    Diese Überlegungen sollte man aber nicht erst "kurz davor" anstellen, sondern schon einige Jahre vorher.
    Im Ruhestand hat man zwar viel mehr Zeit als im Berufsleben , aber man hat auch weniger Geld und teilweise altersbedingte Einschränkungen.
    "Der richtige Zeitpunkt" ist also dann, wenn man noch im Berufsleben steht, "gutes Geld verdient" und körperlich fit ist , um eventuelle Arbeiten machen oder bezahlen zu können. Dann kann man sich beruhigt in den Ruhestand begeben.


    Nur keine Bange.. auch dann werdet ihr immer noch etwas am Haus zu tun haben. Ihr braucht euch also für den Ruhestand kein Hobby zu suchen, denn ihr habt schon ein neues: Das eigen Haus, an dem es immer etwas zu tun gibt ;)