Seniorenbetten : Schlafen wie unsere Uroma ist nicht nötig

  • Die Möbelindustrie hat den Begriff "Seniorenbett" geprägt , um ältere Generationen als Kunden zu gewinnen.


    In den letzten Wochen bin ich mit einer betagten Rentnerin durch die Möbelhäuser und -Ketten gezogen , um ein bequemeres Bett zu finden, das etwas höher als normale Betten ist.
    Ältere Menschen brauchen oft ein Bett, aus dem sie sich nicht "hochwuchen" müssen, sondern aus dem sie "herausgleiten" können.


    Diese Betten haben eine Rahmenhöhe von ca. 45 cm , während normale Betten bis ca. 37 cm reichen. Faktisch entscheiden diese Zentimeter , ob das Bett für Senioren geeignet ist oder auch nicht.


    Lektion 1: Seniorenbetten sind Betten, die höher sind als andere.


    Diese "Seniorenbetten" sind aber nicht die einzigen hohen Betten. Auch Boxspringbetten sind höher als normale Betten. Weiterhin gibt es auch "Komfortbetten" , die den Einstieg und Ausstieg erleichtern.


    Lektion 2: Seniorenbetten sind nur eine von mehreren möglichen Bezeichnungen für höhere Betten


    Betrachtet man sich Betten, wie als "Seniorenbett" beworben werden , findet man häufig "unser Oma Betten". Das Kopfteil ist fast riesighoch zu nennen und auch das Fußteil erlaubt das Drüberschauen nur, wenn sitzt. Liegt man jedoch flach im Bett, kann man faktisch nur zur Seite in den Raum schauen.


    So sahen Betten noch zur Jahrhundertwende 1800/1900 aus. Das war damals Standard.


    Zitat

    Damals mochte es noch folgenden praktischen Sinn gehabt haben:
    Wenn Kopf- und Fußteil relativ hoch sind, schützen sie den Schlafenden von diesen Seiten her vor der Kälte im Raum. Damals konnte man ja noch nicht so heizen wie heute. Deshalb waren die Räum alle relativ kalt .
    Dieser Aufbau des Bettes sorgte also dafür, dass es der Schlafende möglichst warm hatte. Von der Seite her schützten die damals noch relativ dicken Federbetten und der Kopf versank regelrecht im Kopfkissen. Die Kälte strich also über das Bett hinweg ohne dass der Schlafende davon berührt wurde.
    Stellt man sich jetzt noch vor, dass die damaligen Räume relativ zugig waren , war diese Art von Bett also die perfekte Lösung.


    Heute sind solche Betten jedoch weder nötig , noch vorteilhaft.


    So "altertümlich" will auch ein heutiger Senior in der Regel nicht mehr schlafen.


    Lektion 3: "Seniorenbetten" sind in der Überzahl nur eine Bezeichnung von Bauformen, die völlig unmodern und durchaus auch unpraktisch sind.


    Auf meiner "Reise durch die Möbelhäuser" habe ich ziemlich viele höhere Betten gesehen. Manchmal täuschte der erste Eindruck aber nur. Legte man das Zentimetermaß an , stellte man oft fest, dass die Betten nur durch die eingelegte extra hohe Matratze höher wirkte.


    Ob Komfortbett oder Seniorenbett: Die Höhe der Seitenteile und die Halterung für den Lattenrost bestimmt , ob ein Bett für Senioren geeignet ist und einen bequemen Einstieg und Ausstieg zulässt.


    Wenn ihr mal selber auf der Suche seid, habe ich folgende Tipps für euch:


    1) Nehmt den Senior mit, der das Bett später benutzen soll.
    Er soll sich auf die Bettkante setzen und daraus wieder aufstehen


    2) Achtet darauf, wie weit die Matratze bei der Idealhöhe einsinkt
    Diese Gesamthöhe braucht der Senior später auch für sein Bett.


    3) Hebt die Matratze an und schaut auf die Halterung für den Lattenrost
    Besteht die Halterung aus kleinen Winkeln, die sich in der Höhe verstellen lassen , sollten sie (mit einer sehr dicken Matratze) nicht schon in der höchsten Stellung sein. Dann würdet ihr später auch eine ähnlich dicke Matratze brauchen.
    Eine gute Matratze kostet jedoch oft mehr als das Bett selbst.


    So , nun habt ihr die ersten Daten für das Idealbett. Der erste Schritt ist geschafft ... und der mitgenommene Senior oft auch schon ;)


    Jetzt geht es daran, die nötigen Kosten herauszufinden und ob man eventuell etwas sparen kann.


    Viele Senioren habe noch sehr gute Matratzen und auch verstellbare Gitterroste.
    Ein solcher Gitterrost baut oft höher als die billigen Rollroste aus Holz und Plastik , die man zunächst angeboten bekommt. Er allein schafft also schon einige der benötigten Zentimeter.


    Wenn es noch eine gute Matratze gibt, sollte man deren Höhe und Einsinktiefe messen. Die kann man dann auch im neuen Bett weiter verwenden.
    Kann man diese beiden Teile noch gut verwenden, hat man schon viele Hundert Euro gespart - ohne auf Komfort verzichten zu müssen.


    Um jetzt das ideale Bett zu finden , misst man die Höhe der "besetzten Matratze" plus der Höhe des noch nutzbaren Feder- oder Gitterrahmens.


    Jetzt geht es daran, die richtigen Betten zu finden.
    Ein hoher Seitenrahmen bedeutet, dass es auch innen genug gibt, um Matratze + Rahmen genügend hoch einzustellen.
    Der Rahmen sollte natürlich unter der Kant verschwinden und auch die Matratze sollte einig Zentimeter unterhalb des Rahmens liegen , damit sie nicht rutschen kann.


    Höhenverstellbare Halterungen kann man notfalls abschrauben und noch höher positionieren.
    Halterungen, die nur aus einfachen Holzleisten bestehen , kann man entweder höher setzen oder durch einfache Winkel ersetzen. Schaut euch dazu einfach die in einem höhenverstellbaren Bett an, dann wisst ihr wie sie auszusehen haben.


    Wenn alles so passt ( oder umzubauen ist ) wie es nötig ist, könnt ihr aus einer Vielzahl an Betten wählen und müsst nicht mehr nur bei "Seniorenbetten" schauen.


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    Zu den Preisen kann man nur sagen , dass man sich auf gar keinen Fall sofort für ein bestimmtes Bett entscheiden sollte. Informiert euch zunächst auch in anderen Läden.


    Sucht auf jeden Fall auch im Internet , ob euer Lieblingsladen vielleicht dort auch vertreten ist und schaut euch die Betten und Preise an.
    Schreibt euch das Modell auf und den Preis oder nehmt ein Smartphone mit in den Laden.


    Warum ?
    Als ich auf der Suche war, sollte das mehrere Hundert Kilometer entfernt sein. Der anvisierte Laden gilt als besonders preisgünstig. Also schaute ich bereits vorher nach Modellen und Preisen.


    Als wir jedoch in den Laden kamen , wurden wir durch eine resolute Seniorin (Frau des Inhabers) "beraten".
    Ja, sie hatte ein Seniorenbett auf Lager. Man kann das auch sofort mitnehmen. Im Internet hätte es 3-4 Wochen Lieferzeit gehabt.


    "Wollt ihr das jetzt nehmen ?"
    "Haben Sie auch ein anderes Modell, Breite oder Farbe ?"
    "Ja kommen Sie mal mit"


    Durch schmale enge Gänge wurden wir dann ins Lager geführt. Dort wurde stolze das gleiche Modell, aber in Einzelteilen verpackt , gezeigt.
    Na sorry, ich kenne Möbellager von innen, weil ich selbst schon darin gearbeitet habe. Sowas wollte ich also nicht sehen. Wenn ich dann daran denke, wie die Möbelteile dort gelagert wurden, sträuben sich mir die Haare.
    Alles was wir also an "anderen Farben, Modellen und Breiten" sahen, bestand aus einem einzigen in Pappkartons verpackten Bett .. das was wir oben aufgebaut gesehen hatten.


    Die "Beraterin" hatte bei unserer Ankunft schon gesehen, dass da ein völlig fremdes Kennzeichen vorfuhr. "Fremde, die keine Ahnung haben ?"


    "Wie viel soll das Bett kosten ?"
    " 289 Euro. Könnt ihr gleich so mitnehmen"
    " Meine Nachbarin hat gesagt, dass sie letztens nur 189 dafür gezahlt hat" meinte meine Seniorin , die aus der Region stammt.
    " Ach die. Das war doch schon vor über 2 Jahren. Das ist doch ein ganz alter Preis"
    " Nein, das war noch letztes Jahr"
    " Auf gar keinen Fall"
    "Danke. Wir überlegen uns das noch" meinte ich dann dazu und zog meine Seniorin sanft hinaus.


    Fakt ist: Genau dieses gezeigte Bett - das angeblich zuletzt vor mehreren Jahren 189 Euro gekostet haben soll - hatte ich wenige Stunden zuvor bei dem gleichen Laden im Internetshop gesehen. Dort kostete es auch genau zu diesem Zeitpunkt immer noch nur 189 Euro.


    Dass ein Ladengeschäft sein Personal auch bezahlen muss, ist mir natürlich klar. Ich hätte es fair gefunden, wenn die Beraterin gesagt hätte, dass man es auch über das Netz für den "alten Preis" immer noch bestellen kann. Und/oder sie hätte erwähnen können , dass im Laden eben Kosten anfallen und das Bett deshalb dort mehr kostet als im Internet.


    Diese Beraterin log aber ganz dreist, dass sie dieses Bett seit Jahren nicht mehr für den uns bekannten Preis verkaufen würden.
    Mit Lügnern muss man nicht diskutieren und verhandeln. Sie wollen dich unbedingt abzocken und wenn sie sich ertappt fühlen , wird dadurch auch nichts besser.
    Da geht man lieber freundlich raus ... und weiß genau, wo man nie wieder einkehren wird.


    Da ich sowieso schon weit gefahren war , machten ein paar Dutzend Kilometer auch nichts mehr aus. In der nächsten Stadt ließen wir uns in einigen anderen Möbelhäusern Betten zeigen.
    Sowohl die Beratung als auch die Auswahl war dort bedeutend besser. In einem Haus machte sich der junge Mann sogar die Mühe nachzuschauen ob gerade eins auf Lager war - stellte leider aber fest, dass ein Bauteil nicht mitgeliefert worden war.


    Ich bestellte also das ausgewählte Bett und dabei kam heraus ... dass wir schon einen Sonderpreis bekommen würden, der eigentlich erst ab der kommenden Woche gültig war. Gute Beratung, Freundlichkeit , Ehrlichkeit .. und statt die Chance auf einen höheren Umsatz mitzunehmen, wurde uns ein besserer Preis (als er eigentlich hätte seien dürfen) angeboten.


    Super Service, guter Preis , gekauft !


    Auf der Suche nach dem "idealen Seniorenbett" war ich rund 160 km zu Möbelhäusern in der Region gefahren ( die Strecke zur Region ist nicht mitgerechnet) . Am Ende kam ein Bett heraus, das weder ein "Seniorenbett " noch ein "Komfortbett" war. Es ist hell und modern und war dazu sogar recht preisgünstig.


    Das Fazit des Berichts ?


    a) Nicht der Name ist wichtig, sondern die Eignung
    b) Auf keinen Fall sollte man sich durch Verkäuferverhalten beeindrucken oder zu etwas zwingen lassen
    c) Gut vorbereiten ist besser als spätere Kaufreue
    d) Gutes muss nicht teuer sein


    Wer übrigens ein Bett zur späteren Lieferung bestellt , schließt einen unwiderruflichen Kaufvertrag ab. Es gibt kein Rückgaberecht und kein Widerrufsrecht im normalen Ladengeschäft. So etwas geht nur im Internet .. aber da bekommt man eben keine Beratung.


    Zum Bettenkauf sollte man sich aber fachlich beraten lassen und dann natürlich dort kaufen wo man auch gut beraten wurde. Denkt immer daran, dass die Berater bezahlt werden müssen. Ein paar Euro sollte es einem schon wert sein. Denkt man nur "billig-billig" wird man beim nächsten Mal vielleicht keine korrekten Berater mehr finden.