Vor einigen Tagen ging die Meldung um, dass Mark Zuckerberg 99% seines 45 Milliarden Vermögens spenden würde. Dieses Vermögen besteht fast komplett aus 420 Millionen Aktien von Facebook. Es wird aktuell mit rund 45 Milliarden beziffert. 99% sind demnach rund 44,55 Milliarden.
Kurz danach kam aber heraus, dass diese Spende doch nicht so sein würde , wie man es sich denkt , wenn man von der Spende hört.
1. wird es die Spende nicht sofort geben , sondern nur im Laufe seines Lebens
Mark Zuckerberg ist 31 Jahre alt. Die Spende wird sich also auf mehr als 30 Jahre aufteilen. Das wären also höchstens 1,485 Milliarden pro Jahr. Mit jedem weiteren Lebensjahr verringert sich die jährliche Spendenhöhe.
2. entspricht die Spendenhöhe nicht seinem tatsächlichem Vermögen während der Spendenzeit
Das Versprechen basiert auf dem aktuellen Aktienstand. Die Spende wird damit auf genau diesen Wert eingefroren. Fallen die Aktien während der Spendenzeit , müsste Herr Zuckerberg mehr spenden als er eigentlich hat. Die die Aktien von Facebook aber aktuell nur einen geringen Wert haben , werden sie im Laufe der Zeit immer weiter steigen.
Je mehr sie steigen, desto weniger von ihnen müssen verkauft werden um auf den festgelegten Spendenbetrag zu kommen.
3. gehen die Spenden an eine eigens gegründete Gesellschaft
Auch wenn diese Gesellschaft eigenständig ist, so steht sie doch unter seiner Kontrolle. Das Geld wird also zwar gespendet , aber ist nicht direkt aus seinem Zugriff. Er steckt es also faktisch nur von der rechten Tasche in die linke.
4. Facebook verkündet die genaue Spendenhöhe pro Jahr: Aktien im Wert von höchstens 1 Milliarde Dollar
ZitatFacebook stellte in einer Mitteilung an die Börsenaufsicht SEC klar, dass Zuckerberg in den kommenden drei Jahren Aktien im Wert von jeweils maximal einer Milliarde Dollar abstoßen werde.
http://www.focus.de/panorama/w…spende-an_id_5125627.html
Im Link wird auch noch erwähnt, dass der Gründer seine Aktienmehrheit noch viele Jahre behalten will. Das schließt eine jährlich gleichbleibende Spendenhöhe aus, wenn der Kurs sinken sollte. Sobald die Aktienmehrheit bedroht ist , enden die Spenden auf unvorhersehbare Zeit.
Nehmen wir jetzt einmal alle bekannten Fakten, so relativiert sich die angeblich so riesige Spende auf ein pures Versprechen, dessen Erfüllung der Spender auf den "Sankt Nimmerleinstag" verschieben kann.
Erst am Tag seines Todes muss das Versprechen endgültig eingelöst werden. Mit der Begrenzung auf maximal 1 Milliarde pro Jahr , wird damit automatisch erst in 44,5 Jahren gerechnet. Dann wäre Zuckerberg also rund 75 Jahre alt geworden.
Die Facebook-Aktie hat in den vergangenen 52 Wochen einen Kursanstieg von 72 auf über 110 USD erlebt. Der gestrige Stand betrug 103 USD. Pro Jahr hat die Aktie also rund 30 USD zugelegt. Gerundet wären das 42,8%
Die Spendenhöhe wurde bei einem Kurs von rund 107 USD festgelegt.
Bei einem weiteren jährlichen Aktienanstieg von jeweils 30 USD würde 1 Aktie in 45 Jahren einen Wert von 1.453 USD haben.
Das Gesamtvermögen würde sich damit auf 610,26 Milliarden belaufen , von dem 45 Milliarden als Spende versprochen wurden = Peanuts.
Die "Aufsehen erregende Spende" ist nichts weiter als ein Zahlenspiel , das besser klingt als es tatsächlich ist.
Die Spende ist an so viele zusätzliche Bedingungen und Begrenzungen gekoppelt , dass sie weder 99% des Gesamtvermögens ausmacht, noch in absehbarer Zeit gestiftet werden muss.
Aus Marketingsicht und in kaufmännischer Hinsicht , war die "Spendenankündigung" ein genialer Schachzug.
Marketing
"99% des Vermögens" sichern die Sympathie und das Wohlwollen selbst für die schlimmsten Machenschaften zu , "weil sie ja einem guten Zweck zukommen"
kaufmännisch
Die Einschränkung an die Börsenaufsicht begrenzt den jährlichen Aktienverlust auf ein niedriges Niveau .
Bei einem jährlichen Zugewinn von 42,8 % beträgt der reine Aktiengewinn 19,26 Milliarden im 1. Jahr . Davon wird dann 1 Milliarde in Aktien gespendet . Diese Spende kann direkt steuerlich abgesetzt werden.
Wie schon seit der Gründung von Facebook , hat Mark Zuckerberg wieder einmal gezeigt, dass er etwas von Zahlenspielereien und Meinungsbeeinflussung versteht. Mein Hochachtung vor diesem Können .
Das bedeutet aber nicht , dass ich es persönlich gutheißen würde , wie man einfach man mit ein paar Zahlentricks ein positives Image hervorzaubern kann.
1 Milliarde sind viel Geld , das wohl keiner der Leser in mehreren Leben zusammen bekommen würde. Für den Spender bedeuten sie aber nicht einmal die kleinste Einschränkung. Bei Aufteilung auf mehrere Förderprojekte sind sie auch nicht einmal der berühmte "Tropfen auf den heißen Stein".