Aufrunden an der Kasse: Aufpassen vor versteckten Preiserhöhungen von bis zu über 10 Prozent

  • In der Stadt Kleve haben sich 800 Einzelhändler dazu entschlossen, die Beträge an der Kasse auf volle 5 Cent auf- oder abzurunden.


    Schauen wir uns doch einmal die Realität an:
    Fast alle Preise enden mit einer 9 am Ende (0,09 -1,99 -9,89 usw.)


    Beim Runden an der Kasse sieht es deshalb so aus
    1 Artikel gekauft = letzte Ziffer 9 = aufrunden = 1 Cent verloren
    2 Artikel gekauft = letzte Ziffer 8 = aufrunden = 2 Cent verloren
    3 Artikel gekauft = letzte Ziffer 7 = aufrunden = 3 Cent verloren
    4 Artikel gekauft = letzte Ziffer 6 = aufrunden = 4 Cent verloren


    5 Artikel gekauft = letzte Ziffer 5 = aufrunden = 5 Cent verloren wenn auf den nächsten 10er aufgerundet wird
    5 Artikel gekauft = letzte Ziffer 5 =es wird nichts gerundet wenn der nächste 5er das Rundungsziel ist


    6 Artikel gekauft = letzte Ziffer 4 = abrunden = 4 Cent gespart
    7 Artikel gekauft = letzte Ziffer 3 = abrunden = 3 Cent gespart
    8 Artikel gekauft = letzte Ziffer 2 = abrunden = 2 Cent gespart
    9 Artikel gekauft = letzte Ziffer 1 = abrunden = 1 Cent gespart


    10 Artikel gekauft = letzte Ziffer 0 = weder auf noch abrunden = man zahl effektiv wirklich genau die Summe der Einzelpreise.


    Wer Geld sparen will , muss genau darauf achten , wie viele Artikel man mit einer "9"am Ende man kauft.

    1-4 Artikel = der Händler bekommt an der Kasse mehr als er eigentlich laut Preissschildern haben wollte.

    = versteckte Preiserhöhung.


    6-9 Artikel = der Händler bekommt an der Kasse weniger als er eigentlich laut Preissschildern haben wollte.
    = versteckte Ermäßigung = Zusatzrabatt

    "runde Anzahl an Artikeln (10 , 20 , 30 usw) = man bezahlt wirklich genau das , was auf den Preisschildern steht.


    Wenn man also Kunde also kein Geld zu verschenken hat , kauft man immer nur 5 oder 6-9 oder eine runde Zahl an Artikeln.

    Nur dann bezahlt man nicht mehr als die Summe der Einzelpreise.


    PS:
    Natürlich gilt die Regel auch weiter ab der runden Zahl. Es ist auch wichtig zu wissen auf welche Zahl gerundet wird. Die Rundungsregel lautet nämlich:


    Zitat

    ab 5 wird aufgerundet
    unter 5 wird abgerundet


    -----------------------------


    Jetzt mal zur Sachlage:
    Auf den ersten Blick erscheint es mit dem Auf- und Abrunden ein Patt zu sein , bei dem der Händler am Ende doch nicht mehr bekommt als mit korrekter Abrechnung. Das ist aber nur auf den ersten Blick so.
    Er bekommt immer , wenn weniger als 5 Artikel gekauft werden 1-4 Cent extra
    Er kann bei 6-9 Artikeln 1-4 Cent weniger einnehmen.


    Bei 10 einzeln gekauften Artikeln bekommt der Händler jedoch 10x jeweils mindestens 1 Cent mehr als ihm zustehen würden. Je weniger gekauft wird, desto eher bekommt der Händler seinen versteckten Preisaufschlag.


    1 Cent hört sich wenig an. Kauft man jedoch Produkte für unter 1 Euro , handelt es sich bei dem 1 Cent um eine versteckte Preiserhöhung von
    9 Cent = 11,11%
    19 Cent = 5,26%
    29 Cent = 3,44%
    39 Cent = 2,56%
    49 Cent = 2,04%
    59 Cent = 1,69%
    69 Cent = 1,44%
    79 Cent = 1,26%
    89 Cent = 1,12 %
    99 Cent = 1,01%


    Der Händler hat also einen zusätzlichen Gewinn von 1,01 - 11,11 %.
    Es gibt übrigens keine Rundungsregel auf den nächsten 5er , sondern nur auf die nächste runde Zahl über oder unter 5.
    Deshalb habe ich auch immer kaufmännisch gerundet .. aber oben die "5" außer Acht gelassen.
    Hier bestehen also durchaus noch Zweifel ab welchem Wert abgerundet oder abgerundet werden muss.


    Der Einzelhandel hatte 2014 eine Bruttowertschöpfung von 245 Mrd. Euro. Wenn das alle Artikel von 9 bis 99 Cents gewesen wären , würde er durch das Runden zusätzlich noch einmal 2,47 bis 27,22 Milliarden extra kassieren.


    Unabhängig von der Anzahl der Artikel wird aber beim Einzelverkauf eines Artikels immer mindestens 1 Cent Plus gemacht, wenn der Preis mit einer 9 endet. Geschenktes Geld für den Handel.


    Was der Handel vielleicht aber später erst mitbekommen wird - es ist ja erst ein erster Versuch in Deutschland angelaufen...

    Natürlich darf der Handel diesen Zusatzgewinn nicht einfach in die eigene Tasche stecken. Er muss ihn als "außerordentliche Einkünfte" mit einem erhöhten Steuersatz von 56% versteuern.
    Der "Verlust" aus Rundungen kann jedoch als Verlustabschreibung vorrangig vor anderen Sonderausgaben vom Einkommen abgeschrieben werden.


    Damit er das auch korrekt kann, muss er auch über diese zusätzlich kassierten Cents Buch führen. Jeder "Rundungs-Cent" muss sowohl als Plus als auch als Minus dokumentiert und gebucht werden.
    Das bedeutet , dass die Händler jetzt eigentlich ihre Kassen neu programmieren müssen, damit die Buchführung korrekt wird.


    Der Händler spart Zeit , Nerven, Gänge zur Bank für Wechselgeld und bekommt zusätzlich auf jeden Fall mehr Geld.
    Er wird sich dann aber wundern , wenn die Rechnung seines Steuerberaters kommt , weil der dann vielleicht nach Aufwand berechnen wird.
    1 Million Artikel im Jahr zu verkaufen, schafft sogar jeder kleine Kiosk. Verkauft er dabei jeweils 1 Artikel einzeln mit einer 9 am Ende , muss sein Steuerberater 1 Million Mal 1 Cent durchbuchen.


    Der Aufwand lohnt sich aber, weil es sich hierbei um 10.000 Euro handeln würde. 5.600 für die Steuern und 4.400 als zusätzlicher Reingewinn, der in keine Kalkulation eingehen müsste.


    Übrigens hat nie Jemand behauptet, dass der Händler seine Preise nicht genau so anpassen und kalkulieren kann , dass er keinen Zusatzaufwand und zusätzliche Steuern hat.
    Er muss ja nur alle Preise gleich im Voraus aufrunden. Dann bekommt er die "1 Million Cent" gleich und hat viel mehr Reingewinn.


    Dann kann der Verbraucher aber wenigstens gleich sehen, wer effektiv teurer ist.
    Kein "Glücksspiel an der Kasse" mehr und keine genaues "drauf achten" wie viele Artikel man zu welchem Preis kaufen muss, damit man nicht mehr als nötig als ausgezeichnet bezahlt.


    Übrigens Preisauszeichnungspflicht im Einzelhandel ....
    Diese Verordnung schreibt vor, dass man jede Ware mit einem Preis versehen muss. Diesen Preis verlangt der Händler für die Ware.
    Wer am Ende aber einen aufgerundeten Betrag zahlen soll, kann auf dem ausgezeichneten Preis bestehen. Schließlich war dieses das Verkaufsangebot des Händlers.
    Der Händler muss dann aber nicht an dich verkaufen = er muss nicht wirklich darauf eingehen.


    Dann gibt es nur noch 2 Möglichkeiten:
    - zähneknirschend bezahlen und sich bestätigen lassen, dass man den aufgerundeten Betrag zusätzlich bezahlt hat.
    - Ware an der Kasse liegen lassen und in einen anderen Laden gehen


    Wer dann unbedingt möchte , wendet sich mit der Bestätigung der Aufrundung an das Gewerbeaufsichtsamt. Die sind dann verpflichtet, solchen versteckten Preiserhöhungen nachzugehen - spätestens wenn sie öfters gemeldet werden.


    Auf jeden Fall hemmt es den Ablauf an der Kasse wenn man eine Bestätigung verlangt (das ist dein gutes Recht) oder die Ware einfach liegen lässt ( das ist auch dein gutes Recht wenn es plötzlich mehr kosten soll)


    Um überhaupt nicht beim Spiel mit dem Aufrunden oder Abrunden mitmachen zu müssen , zahlt man eben per Karte.
    Damit hat keiner einen Vorteil oder Nachteil. Sollte der "Kartenautomat" defekt sein, ist es das Problem des Händlers. Dann muss er eben einen normalen Lastschrifteinzug machen - der in der Regel auch länger als andere Zahlungsarten dauert.


    Dass alles klingt fies.
    Es ist aber nicht einzusehen , dass Händler einfach durch irgendwelche "neuen Regeln" bestimmen können, dass der Kunde sich auf ein Rechenspiel an der Kasse einlassen muss.
    Es ist immer noch der Kunde, der das Geld hinein trägt. Ihm allein sollte es überlassen belieben auf welche Art er bezahlt und ob er bereit ist, Geld zu verschenken - das am Ende aber nur dem Händler zugute kommt

    Wenn es um Geld geht muss man stur bleiben.

    Entweder sind Preise transparent oder man sollte eben alles unternehmen , um intransparente Preise zu verhindern oder abzustellen.
    Nur wenn dumm ist oder zu viel Geld übrig hat , akzeptiert klaglos jeden Trick um seine Geldbörse schmaler zu machen.

    Wer gerne etwas freiwillig spendet , ist natürlich außen vor.

    Aber auch der sollte den "Rundungscent" lieber in eine Sammeldose stecken als ihn dem Händler zu überlassen.
    Es gibt genügend gemeinnützige Institutionen, die wirklich jeden Cent an Spenden gebrauchen können.