Pendeluhren sind sozusagen die ältesten mechanischen Uhren, die es (vom Bauprinzip her) gibt.
Der Grundaufbau ist einfach gehalten:
Innen befindet sich ein Uhrwerk, das einfach nur durch die Gewichte der Uhr angetrieben wird. Das Pendel sorgt dafür, dass sich innen ein Zahnrad mit jedem Ausschlag immer etwas weiter dreht.
Pendeluhren ohne Gewichte werden durch ein Federwerk angetrieben.
Das Pendel sorgt dafür, dass entweder das Gewicht nicht einfach herunter fallen kann oder sich die gespannte Feder nicht schlagartig entspannen kann. Das Pendel ist sozusagen die Bremse für beides.
Aufhängen einer Pendeluhr
Damit eine Pendeluhr eine genaue Zeit anzeigen kann , muss sie exakt senkrecht und "im Lot" hängen.
Das mit dem Lot ist besonders wichtig bei Häusern, die am Hang stehen oder deren Wände ansonsten "irgendwie schief" sind.
Bei Pendeluhren ist es völlig egal, ob es "gerade aussieht" oder nicht. Die Senkrechte / das Lot wird allein durch die Schwerkraft bestimmt und nicht durch den Raum.
Jede Pendeluhr hat das Lot schon eingebaut. Es ist das Pendel selbst.
Das Pendel muss in Ruhestellung exakt in der Mitte des Ausschlags stehen. Aus diesem Grund haben Pendeluhren unten hinter dem Pendel auch noch eine Plakette, auf der die Ausschlagweite und die Mitte angezeigt ist.
Die Uhr muss also so gedreht werden das das Pendel EXAKT über dieser Markierung steht.
Jede Ungenauigkeit führt später zu einer falschen Zeitanzeige. Gleichzeitig wird man später auch ein unregelmäßiges Ticken der Uhr hören.
Tick - Tack - Tick - Tack .. so ist es richtig
Tick -- Tack - Tick -- Tack .. die Uhr "tickt nicht richtig" = sie geht falsch
Aufziehen einer Pendeluhr
Pendeluhren haben in der Regel nicht nur ein Uhrwerk, sondern auch ein Schlagwerk, das die Stunden hörbar macht.
Bei Pendeluhren mit Gewichten ist für jede Funktion ein Gewicht zuständig.
Bei Pendeluhren mit Federwerk ist für jede Funktion eine Feder zuständig.
Bei Pendeluhren mit Gewichten zieht man die Gewichte zum Aufziehen langsam an der anderen Seite wieder hoch. Das war es auch schon.
Das langsame Hochziehen ist nötig, um die Zahnräder im Innern zu schonen. Sie unterliegen mit jedem Aufziehen dem Verschleiß. Zieht man die Gewichte immer ruckartig und schnell hoch, verschleißen sie viel schneller.
Bei Pendeluhren mit Federwerken steckt man den Aufziehschlüssel in das entsprechende Loch. Nun dreht man den Schlüssel langsam so oft nach Rechts bis man einen leichten Widerstand spürt. Jetzt nicht mehr weiter drehen. Das entsprechende Federwerk ist aufgezogen.
Das langsame Aufziehen ist auch hier nötig, um die Zahnräder im Innern zu schonen.
Bei Federwerken wird empfohlen, dass man die Uhr immer in etwa zur gleichen Zeit aufzieht. Das hängt auch mit dem Verschleiß zusammen. Bei jedem Aufziehen wird eine Feder erneut über den Kern gespannt. Die Spannkraft lässt im Laufe der Jahre schneller nach, wenn man die Feder in unregelmäßigen Abständen spannt.
Je regelmäßiger das Spannen und Entspannen der Feder erfolgt , desto länger dauert es bis die Spannkraft nachlässt und/oder sie bricht.
Irgendwann wird beides passieren. Die Feder ist ein Verschleißteil. Je sorgsamer man jedoch damit umgeht, desto länger hält sie auch.
Das Federwerk einer Pendeluhr hält gut und gerne eine Generation aus. Der Käufer der neuen Uhr erlebt es also nicht einmal mehr mit, wenn es gewechselt werden muss. Da Pendeluhren aber oft vererbt werden, trifft es dann eben die nächste oder übernächste Generation.
Je nach Komplexität der Uhr ist der Austausch der Federn einfach oder sehr kompliziert. Es dauert und kostet dann entsprechend mehr oder weniger. Der sorgsame Umgang mit einer Pendeluhr sorgt also sowohl dafür, dass der Wert erhalten bleibt als auch dafür das man sich unnötige Kosten spart.
Das Einstellen einer Pendeluhr
Eine Pendeluhr kann nur durch das Drehen des Minutenzeigers gestellt werden. Man dreht ihn dazu im Uhrzeigersinn bis de gewünschte Zeit erreicht ist.
Hat die Uhr gleichzeitig auch ein Schlagwerk, sollte man beim Einstellen immer erst abwarten bis das entsprechende Stundensignal ertönt ist, bevor man an die nächste Stunde geht.
Das entsprechende andere Federwerk muss "auslösen", damit später Zeitanzeige und Stundensignal überein stimmen.
Die Uhr geht vor oder geht nach ?
Wenn die Uhr korrekt aufgehängt wurde , ist schon einmal sicher gestellt, das das Pendel gleichmäßig ausschlägt. Die wichtigste Einstellung ist also korrekt.
Der Pendelweg bestimmt aber, wie viel Zeit zwischendurch vergeht. Unter dem Pendelgewicht findet sich eine Einstellschraube, mit der man das Gewicht höher oder tiefer schieben kann. Je höher das Pendelgewicht hängt , desto kürzer wird der Weg des Pendels . Die Uhr tickt schneller und geht eventuell vor. Hängt das Gewicht zu tief , schlägt die Uhr langsamer und geht nach.
Mit der kleinen Rändelschraube unter dem Gewicht hat man also die Möglichkeit einer Feinjustierung, so dass die Uhr die exakte Zeit anzeigen kann.
"Finger weg von der Rändelschraube" stimmt übrigens nicht. Auch wenn das Federwerk nachlässt verändert sich der Ausschlag des Pendels, weil die Feder nicht mehr genügend Kraft hat. Dann muss das Pendelgewicht höher gesetzt werden um die nachlassende Federkraft kompensieren zu können.
Irgendwann sitzt das Gewicht dann am höchsten Punkt. Dann ist es an der Zeit das Federwerk zu tauschen, weil die Feder nicht mehr die nötige Kraft und Elastizität aufbringt um das Pendel bewegen zu können.
Kann man bei einer aufgezogenen Uhr das Pendel aushängen ?
Wenn die Uhr ein Federwerk hat, wird es sich im gleichen Moment schlagartig entspannen. Das ist nicht nur schlecht für die Zahnräder im Innern, sondern es schadet auch der Feder. Gleichzeitig kann sie aus ihrem Gehäuse springen oder den Halt verlieren. Beides führt dann zu einer aufwendigen und durchaus teuren Reparatur.
Aus diesem Grund das Pendel von Pendeluhren mit Federwerk nie einfach aushängen.
Hält eine Pendeluhr länger, wenn sie nie aufgezogen wird und es deshalb keinen Verschleiß gibt ?
Nein, weil sie mechanisch ist, gibt es dann andere Probleme:
1) Pendeluhren sind nicht luft- oder staubdicht.
Es kommt also immer Staub hinein, der sich auf dem Uhrwerk ablagert. Mit der Zeit wird diese Schicht so dick, dass sie das komplette Uhrwerk blockieren kann. Dann muss das komplette Uhrwerk zerlegt und gereinigt werden.
2) Was rastet das rostet
Die Zahnräder im Innern sind aus Metall. Dadurch dass sie sich ständig bewegen und aneinander reiben , gibt es zwar Verschleiß aber gleichzeitig wird die Oxidation verhindert und/oder durch die Reibung gleich wieder entfernt.
3) Fette und Öle verhärten bei Stillstand
Selbst Spezialöle verharzen und verhärten wenn sie für bewegliche Teile gedacht sind. Sie sind auf Bewegung ausgelegt.
Wollte man eine Uhr absichtlich längere Zeit einlagern, müsste man das Uhrwerk vorher mit einen speziellen Konservierungsöl einlassen.
Beide Ölsorten sind nur für einen einzigen Zweck gedacht. Ein (Ein)Lageröl ist nur für statische Zustände geeignet. Normale Öle sind für bewegliche Teile gedacht .
Öle und Fette müssen vor jedem anderen Einsatzzweck entsprechend getauscht werden.
4) Die Federspannung leidet
Ist eine Feder nur gespannt, verliert sie auf lange Sicht ihre Flexibilität und Federfähigkeit. Gleichzeitig kann dabei natürlich auch der Federstahl anfangen zu rosten.
Aus diesen Gründen sollten alle Arten von mechanischen Uhren auch fortwährend immer wieder aufgezogen und in Betrieb gehalten werden.