Wie das Rentensystem begann und warum es Probleme gibt

  • Beginnen wir einmal in der Zeit, bevor es staatliche Altersversorgung gab.



    Wie hat man damals früher für den eigenen Lebensabend vorgesorgt ?


    Bevor es Renten gab , musste jeder selbst dafür sorgen, dass er (wenn er alt und nicht mehr arbeiten konnte) versorgt war. Im Endeffekt ernährten dann die Kinder ihre Eltern. Das war der Normalfall.
    Damit man aber die Last auf möglichst viele Schultern verteilen konnte , und damit die Kinder nicht selber darunter litten , musste man möglichst viele Kinder haben, damit es den Eltern (und den Kindern) gut ging.


    5 Kinder waren damals nicht "asozial" , sondern die ganz normale Familiengröße. Zwei Eltern zu versorgen war mit dieser Zahl an Kindern kein größeres Problem. Jedes musste ja nur einen kleinen Teil des eigenen Einkommens für die Eltern opfern. Aber auch mehr Kinder waren durchaus an der Tagesordnung.



    Dann kam Bismarck auf die Idee , einen "Generationenvertrag" einzuführen


    Nein, es gibt keinen real existierenden Vertrag den irgendwer hätte unterzeichnen können oder müssen. Es war einfach nur ein "moralischer Vertrag" , dass die Generation der Kinder die Generation der Eltern ernährte , wenn sie selbst nicht mehr arbeiten konnten.
    Weil jeder sowieso seine 5 und mehr Kinder hatte , traf es den Einzelnen kaum. Es war sogar besser als vorher, weil die gesamten Beiträge auf alle ältere Generation verteilt werden konnten.



    Nach den Weltkriegen begann sich die Lage zu ändern


    Millionen von Vätern und Ernährern sind in den Kriegen gestorben. Eine "Vätergeneration" war faktisch ausradiert worden.
    Dadurch fehlte natürlich auch der Nachwuchs der nächsten Generation , der durch sie entstanden wäre.
    Es würde fast eine Generation dauern, bis die "Nachwuchsproduktion" wieder auf das vorherigen Niveau hätte ansteigen können.


    Da es aber nach den Kriegen nur wenig Wohnraum und zu wenig zum Essen gab, waren viele Kinder kaum unterzubringen und zu versorgen.
    Während es bis in die 1940er Jahre noch die Großfamilien mit bis zu 5 Kindern pro Ehepaar gab , änderte sich das nach den Kriegen rapide. Bereits in den 1950er und 1960er Jahren ging die Zahl der Kinder auf 3-4 pro Ehepaar zurück.
    Im Durchschnitt musste also jedes Kind doppelt so viel aufbringen , wie ein Kind das wenige Generationen vorher geboren war.



    Mit den "geburtenstarken Jahrgängen" der 1960er Jahre wurde das Ruder rententechnisch noch einmal herum gerissen.


    Dieser Umschwung war aber nicht von Dauer, da es danach als "asozial" galt, wenn man mehr als 2 Kinder hatte. In den folgenden Jahrzehnten änderte sich das auch nicht mehr eklatant . 2 Eltern + 2 Kinder waren das "Normalmaß der Dinge".
    Damit musste rechnerisch ein Kind einen Elternteil ernähren.


    Das System funktionierte nur dadurch noch , dass sich seit den 1950er Jahren "Gastarbeiter" ansiedelten , die noch mehr Nachwuchs hatten. Gleichzeitig sorgte es auch für einen kleinen Ausgleich, dass Väter eher als Mütter sterben. Man muss sie also nicht so lange ernähren.


    Als sich die Generationenpyramide umkehrte, begannen die wirklichen Probleme


    Vorher mussten 5 Kinder 2 Eltern ernähren. Danach waren es nur noch 3-4 Kinder für 2 Eltern. Dann mussten 2 Kinder 2 Eltern im Alter ernähren.


    Spätestens seitdem 1 Kind "die Norm" ist , stellt sich jedoch die Pyramide auf den Kopf. Ein Kind soll alleine zwei Eltern im Alter ernähren ? Das kann ja nicht gut gehen.
    Ein Ehepaar müsste 2 Elternpaare ernähren und gleichzeitig noch für die eigenen Nachkommen (und späteren Rentenzahler) sorgen.


    Rein rechnerisch hat der alte "Generationenvertrag" also seine Wirksamkeit verloren. Die nächste Generation ist nicht mehr in der Lage , ihn auch einzuhalten.


    Die neuen Denkmodelle

    In China hat man nach einer gesetzlich verordneten "1-Kind-Politik" das Problem erkannt:

    Es gibt viel zu wenige Kinder, um die Eltern im Alter zu versorgen.
    China versucht jetzt , das Denken der Menschen zu ändern. Mehr als ein Kind pro Ehepaar ist nicht nur erwünscht, sondern wird sogar noch gefördert.
    Die Menschen haben die "1-Kind-Politik" so verinnerlicht, dass sie nicht mehr als ein Kind möchten. Sie haben sich an Kleinfamilien gewöhnt und wollen nicht mehr davon lassen.
    Es wird mehr als eine Generation dauern, bis sich die Zahl der Kinder pro Familie wieder erhöht.


    In Deutschland geht man seit einiger Zeit einen anderen Weg
    Man will "die Alten" einfach viel länger arbeiten lassen, so dass man sie nicht so lange versorgen muss.


    Jetzt wird es aber fies gegenüber den älteren Generationen.


    Der Jahrgang 1950 hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von 64,4 Jahren als Mann und 68,5 Jahren als Frau.
    Wer 1960 geboren ist, hat als Mann eine Lebenserwartung von 66,9 und als Frau von 72,4 Jahren
    1970 geborene Männer dürfen auf 67,2 und Frauen auf 73,4 Jahre hoffen.


    Das aktuell gültige Renteneintrittsalter liegt bei 67 Jahren. Wer vor 1965 geboren ist, darf ein paar Wochen / Monate früher in Rente.
    Das spielt aber kaum eine Rolle - weil - bereits jetzt kommen Männer aus diesen Geburtenjahrgängen überhaupt nicht in den Genuss einer Rente , wenn sie nur die durchschnittliche Lebenserwartung ihres Geburtenjahrgangs haben.


    Sie haben also Zeit ihres Lebens Rentenbeiträge bezahlt, damit sie selber kaum eine Chance bekommen, selber eine Rente zu erhalten. Sie sterben kurz davor oder danach. Sie werden faktisch um den wohlverdienten Altersruhestand betrogen.


    Beim Jahrgang 1970 sieht es mit 69,6 und 76,3 Jahren an Lebenserwartung auch nicht viel besser aus , denn auch auf sie wartet ein Renteneintrittsalter, das sie nicht erleben werden.
    Gefordert wird aktuell ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren. Und wieder eine Generation, die um ihren Lebensabend betrogen wird.


    Erst der Jahrgang ab 1990 hat wieder eine Chance, dass er überhaupt so alt werden kann, um überhaupt "in Rente" gehen zu können.
    Mit 72,6 und 79 Jahren kann er 2,6 - 9 Jahre lang seine Rente genießen. Bis dahin hat er mindestens 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt.


    Die Lebenserwartungen der einzelnen Jahrgänge habe ich Statista entnommen.


    Der "Durchschnittsrenter" hat 45 Jahre lang jedes Jahr 30.000 Euro im Jahr verdient.
    Das sind 2.500 Euro im Monat vom ersten bis zum letzten der 45 Jahre.
    Aktuell zahlt der spätere Rentner 7,3% selbst ein und die gleiche Summe der Arbeitgeber. Der spätere Rentner zahlt also selbst jeden Monat 182,50 ein. Im Jahr sind das 2.190 Euro.
    In 45 Jahren sind das 98.550 Euro .. OHNE Arbeitgeberanteile.


    Das Rentenniveau soll im Jahr 2030 auf 43% sinken . Das bedeutet für den "Durchschnittsrentner" dass er 1075 pro Monat zu erwarten hat.
    Für das, was der Jahrgang 1990 selber eingezahlt hat , könnte er also "aus eigenen Rücklagen" rund 7,6 Jahre leben. Mit den Arbeitgeberanteilen wären es sogar ganze 15 Jahre.
    Da dieser Jahrgang aber nur 2-9 Jahre länger lebt als er arbeiten muss , wird er um seine Rentenleistung von bis zu 13 Jahren betrogen. Er bekommt sie nicht, weil er eben nicht so lange lebt.
    Faktisch hat er er nur so viel zurück bekommen, wie er in knappen 30 Jahren eingezahlt hat.


    Es ist ganz klar, dass ich das keine Generation gefallen lassen wird. Wozu in die Rente einzahlen, wenn man am Ende schon vorher stirbt ?
    Aus dem "Generationenvertrag" wird der große "Generationenbetrug".
    Ganze Generationen werden um ihre Rente betrogen.


    Auch dieses Rentenmodell ist also zum Scheitern verurteilt.


    Warten wir nun ab, welche Ideen in den nächsten Jahrzehnten noch auf den Markt kommen... und ob sie sich überhaupt behaupten können.