Das Ende der Firma

  • Es gibt viele Gründe , weshalb man eine Firma schließen kann / will / muss. Um diese Gründe soll es jedoch nicht gehen.


    Genau wie eine Gründung , muss auch eine Schließung gut geplant sein.


    Der richtige Zeitpunkt


    Der "richtige Zeitpunkt" ist dann , wenn man die Chance hat , den kompletten Bestand verkaufen zu können.
    Hierbei werden oft große Fehler gemacht.


    Viele Firmen werden zu retten versucht indem man noch einmal "die Saison mitnimmt".
    Stellt sich dann heraus , dass es nicht gereicht hat, die Firma zu retten , ist die Schließung oft sozusagen eine Verzweiflungstat. Man möchte "retten was zu retten ist" und übersieht dabei , dass es jetzt in die Nachsaison geht, in der man weniger verkaufen wird , weil die Nachfrage sinkt.


    Der ideale Zeitpunkt ist also die Hauptsaison der Branche.



    Die richtige Warenauswahl


    Egal welche Branche, es gibt immer Bestände , die man nicht schnell verkaufen kann. Sie binden viel Kapital , lassen sich jedoch nur auf lange Sicht wieder zu liquiden Mitteln machen.


    Diese Nebengüter muss man also zuerst abbauen. Das Warenangebot muss soweit gestrafft und ausgedünnt werden, dass für die letzte Phase der Firma nur das verbleibt, was in dieser Phase auch wieder veräußert werden kann.


    Bei manchen Firmen reicht es oft sogar aus, diese Kapitalfresser loszuwerden , um die Firma wieder liquide zu machen.



    Die richtige Einkaufsstrategie
    Nachdem die "Ladenhüter" abgebaut sind , kann die erneut gewonnenen liquiden Mittel entweder sichern oder wieder in Waren investieren , die eine hohe Umschlaggeschwindigkeit und Marge haben.


    Ich gehe jetzt davon aus , dass die Schließung kein Muss ist, sondern aus freien Stücken geschieht.


    Wir haben jetzt also ein ausgedünntes Sortiment, das sich allein darauf beschränkt , was in der letzten Saison umgesetzt werden kann und soll.


    VORSICHT !!!
    Die Fixierung auf nur eine einzige Saison ist nicht geeignet, um eine Firma zu retten.



    Das richtige Schluss-Marketing


    Du hast deine Firma jetzt auf einen ganz eng begrenzten Bereich spezialisiert. Das gibt dir einerseits die Chance, aus der Masse hervorzustechen und andererseits die Möglichkeit deine Mitbewerber auf ihre Plätze zu verweisen.


    Wenn du es richtig anpackst , ist deine Firma plötzlich "die Adresse" für deine gestraffte Produktauswahl. Du kannst also noch einmal die Großeinkäufe die Einkaufspreise mindern , um so noch mehr Gewinn zu erzielen - Und gleichzeitig kannst du günstiger als deine Mitbewerber sein.


    Nutze diese Chance durch klugen Einkauf.


    Sobald du dann ziemlich nah an deiner geplanten Schlussphase bist , kannst du zunächst einen Großteil der Ware durch Sonderaktionen ( Jubiläum usw) zu Geld machen.
    Die Regeln zu Jubiläen haben sich zu deinen Gunsten gelockert. Du darfst jedes Jahr ein Jubiläum feiern.


    Die letzte Marketingaktion wird dann sein , die Schlussrunde einzuläuten.


    Das übliche Vorgehen ist , dass man zunächst allmählich die Preise senkt und erst in der letzten Phase extreme Rabatte bietet.
    Dieses Vorgehen ist "so üblich" dass es eben jeder kennt. Der "gewitzte Käufer" wartet deshalb auf die letzten Tage an dem die Ware noch billiger wird.


    Als "Firmenschließer" ist das natürlich nicht zu deinen Gunsten. Am Ende hast du deshalb vielleicht noch viel zu viel Ware - darfst sie dann aber nicht mehr verkaufen.


    Die andere Lösung ist , dass du dich von bestimmten Warengruppen möglichst schnell trennst.
    Woche um Woche oder Tag um Tag senkst du die Preise für eine bestimmte Warenart ganz massiv. Damit leerst du deine Lager, bevor die Zeit abgelaufen ist.



    Sorge für "die Zeit danach" vor


    Wenn der Schlussverkauf gelaufen ist , hast du garantiert immer noch Restbestände.
    Du wärst wirklich ein Genie , wenn du bis zum letzten Tag die Nachfrage befriedigen kannst und dann alles in den letzten Stunden verkaufen würdest.
    Vor solchen genialen Kaufleuten ziehe ich ehrlich meinen Hut *Chapeau*


    Schade , das ich leider noch keinen von diesen Genies treffen konnte. Ich würde gerne von ihnen lernen.


    Wer kein solches Genie ist , sollte sich also darum kümmern, auch die letzten Bestände noch loszuwerden.
    In seinem "offiziellen Geschäft" darf man es nicht mehr. Bleiben also nur gewerbliche Aufkäufer von Restbeständen und Mitbewerber aus der gleichen Branche.


    Gewerbliche Aufkäufer kaufen gerne alles "in Bausch und Bogen". So bekommt man neben den guten Waren auch die ungewollte los. Im Gegenzug bekommt man dafür jedoch relativ wenig Geld , spart jedoch die Kosten für die Entsorgung.

    Ehemalige Mitbewerber aus der gleichen Branche sind natürlich nicht die idealen Geschäftspartner. Schließlich hast du ihnen in der letzten Phase zugesetzt. Sie würden dich wahrscheinlich gerne leiden sehen , wie du verzweifelt deine Restbestände loszuwerden versuchst.


    ABER
    Im Laufe der Geschäftsjahre gibt es auch immer wieder partnerschaftliche Kontakte unter Mitbewerbern, die nicht in direkter Konkurrenz zueinander stehen. Diese weiter entfernten Partner sind dann auch am Schluss noch deine Partner. Ihnen kannst du deine Bestände anbieten , ohne dass sie dir schaden wollen.


    Was bekommt man in der Regel ?
    Branchenintern kennen deine Einkaufspreise. Die zahlen sie selbst ja auch. Du bekommst also deinen Einsatz definitiv nicht zurück. Mit einem Abschlag von 50% aufwärts vom Einkaufspreis ist es aber auch für sie eine gute Gelegenheit.


    Was ist mit "in Kommission geben " ?
    Davon rate ich persönlich ab. Du kannst die Ware nicht mehr gebrauchen. Das weiß auch der Andere. Wenn du also sagst "verkauf mal für mich" wird er dir später sagen, dass sie keiner haben wollte. Und dann wird er sie dir zurück geben wollen .. oder .. du lässt sie einfach bei ihm - ohne dass er dafür bezahlen muss.



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    Die eigene Firma aufzugeben , ist in der Regel sehr schwer. Man hängt schließlich daran , weil man all seine Mühe hinein gesteckt hat.
    - Ich habe Firmen untergehen sehen, deren Besitzer sich so lange wie möglich daran geklammert haben.
    - Ich habe Firmen in die Schlussverkaufspleite rauschen gesehen , weil man eben nicht langfristig genug geplant hatte.
    Wer jedoch eine Firma gründet, darf nicht nur "mit dem Herzen dabei sein", sondern er muss auch Geschäftsmann und Realist bleiben. Man muss erkennen, wann es genug ist und dann entsprechend vorplanen.


    Was ich bis hier geschrieben habe , waren nur einige allgemeine Tipps. Je nach Branche gibt es noch viele andere Sachen, die man bedenken muss oder Chancen die man nutzen kann.

    Ich WARNE jedoch davor , im Schlussverkauf gegen Regeln und Vorschriften zu verstoßen.

    Mit dem "letzten Tag der offenen Tür" ist die Firma noch lange keine Vergangenheit. Danach kommen Inventuren und Bilanzen und das Übliche was man sonst auch alles an Prüfungen hatte. Mauscheleien kommen spätestens dann ans Tageslicht und das kann dann sehr teuer werden.


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    Ich persönlich habe schon mehrere Firmen abgewickelt / liquidiert oder dabei mitgeholfen.
    Es handelte sich dabei sowohl um "eigene Chefs" als auch um "Auftragsabwicklungen" . Einzelhandel , Großhandel, Zentralen von internationalen Konzernen.


    Ich habe aber auch ehemalige Firmeninhaber gesprochen, deren Firmenverlauf ich genau kannte und die in einem "guten Übernahmeangebot" eine Chance gesehen hatten, die Schulden und die Firma loszuwerden.
    In allen Fällen waren die Warenbestände und Immobilien der Knackpunkt, die über den Ausgang entschieden haben.


    Nachtrag:
    Unter Historie einer Traditionsfirma und einer Branche in einer Stadt findet ihr die Geschichte einer ganzen Branche und wie sie versucht hat , im Wettbewerb zu bestehen.