Was ist der Sinn von Buchpreisbindung und anderen festen Preisen ?

  • Vor einigen Wochen hat der Bundestag beschlossen, die "Buchpreisbindung" auch auf E-Books und anderes ausdehnen zu wollen.


    Was ist aber der eigentliche Sinn von festen Preisen ?
    Eigentlich ist es doch gut, wenn es keine Preisbindung mehr gibt. Dann bekommt man auch etwas billiger als normal.


    Grundsätzlich muss man die Angelegenheit aber aus einer völlig anderen Warte betrachten.
    Wer z.B. ein Buch herausgibt , bestimmt wie teuer es sein soll. Wie der Preis zustande kommt und wer was davon abbekommt, spielt keine Rolle.


    Wenn ein Buch gedruckt wird , kann sich jeder für exakt den gleichen Preis eins dieser Bücher im Handel kaufen.
    Ist ein Buch aber sehr erfolgreich und es gibt mehr Nachfrage als Exemplare , würden sowohl der Handel als auch der Verlag wohl gerne wünschen , dass es eine freie Marktwirtschaft geben sollte.
    Dann dürften sie den Preis nämlich an die Nachfrage anpassen = sie könnten sich das Buch mit Gold aufwiegen lassen.


    Durch die "Buchpreisbindung" dürfen aber weder der Handel noch der Buchverlag den einmal festgesetzten Preis ändern.
    Sie können also aus der hohen Nachfrage kein zusätzliches Kapital schlagen.
    Ist das Buch vergriffen , können sie es nur erneut drucken und zum gleichen Preis erneut verkaufen.

    Die Buchpreisbindung sorgt also dafür, dass sich ein Druckwerk nicht verteuert , nur weil es plötzlich begehrt ist.


    Nehmen wir jetzt den umgekehrten Fall : Ein Buch hat keine Nachfrage
    Nach den "Gesetzen der Marktwirtschaft" würde man es jetzt billiger anbieten wollen. Alle , die es zuvor zum regulären Preis gekauft haben, würden damit benachteiligt werden.


    Die Buchpreisbindung sorgt also für Chancengleichheit beim Konsumenten. Alle haben den gleichen Betrag zu zahlen.


    Nehmen wir jetzt den Fall von Manipulationen
    In der freien Marktwirtschaft bekommt man für Großmengen bessere Preise als für kleine Mengen. Auf diese Art kann man bessere Preise anbieten und Mitbewerber vom Markt verdrängen.


    Würde ein Großkonzern also immer wieder komplette Produktionen von Büchern zu günstigen Preisen aufkaufen , würden die kleinen Anbieter irgendwann vom Markt verschwinden.
    In der freien Marktwirtschaft könnte dieser Großkonzern , nachdem er alle Konkurrenz vernichtet hat , eigene überzogene Mondpreise verlangen.


    Die Buchpreisbindung verhindert so ein Vorgehen. Alle Marktteilnehmer zahlen den gleichen Preis und verkaufen zum gleichen Preis.




    Grundsätzlich soll die Buchpreisbindung dafür sorgen , dass alle Menschen zu den gleichen Bedingungen und Kosten Zugang zu Bildung und Information bekommen.


    Natürlich sind manche Preise einfach überzogen hoch. Sei es nun ein Buch oder eine Tageszeitung.
    Würde man aber den freien Wettbewerb gestatten, würden viele Zeitungsverlage schnell ruiniert und vom Markt verdrängt werden. So liegt es allein in ihrer Hand wie sie ihre Preise kalkulieren und am Kunden, ob er den Preis akzeptieren will.



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    Ich arbeite in einer Branche, in de es weder UVP (unverbindliche Preisempfehlung) von Herstellern gibt, noch einen gleichen Einkaufspreis für alle Mitbewerber.
    Jeder kann versuchen, sich einen eigenen Einkaufspreis auszuhandeln und einen eigenen Verkaufspreis kalkulieren.


    Aus rein kaufmännischer Sicht ist das eine "interessante" Konstellation.
    Man kann einerseits das verlangen , was der Markt zu zahlen bereit ist. Andererseits kann man auch sehr schnell auf der Verliererstraße sein , wenn man einen falschen Einkaufspreis bekommt.


    Für den Verbraucher ist es aber das worst case Szenario .. das Schlechteste, was ihm passieren kann.
    Ohne UVP hat er keinen Anhaltspunkt, was als überteuert oder preiswert zu gelten hat.


    Im Internet sehe ich "Sonderpreise" , bei denn ich mir denke
    "ja, du hast einen Sonderpreis .. einen besonderen Aufschlag für Dummheit und Naivität"
    Astronomische Summen für Produkte die einfach Billigware sind.


    Andererseits sehe ich dann auch wieder bei den gleichen Anbietern Preise , die weit unter deren Einkaufspreis liegen. Diese gibt es dann nur einmalig pro Kunde oder nur zu ganz bestimmten Zeiten. Bestellt der gleiche Kunde den Artikel zu einer anderen Zeit erneut, zahlt er dafür dann wieder Mondpreise.


    Das ist dann wirklich "freie Marktwirtschaft" , bei denen sich jeder selbst sehr umfassend informieren muss , bevor er etwas kauft. Und dann muss er ganz genau den richtigen Zeitpunkt erwischen , an dem er es kauft.
    Keinerlei Sicherheit über Preise und Preisentwicklungen.


    Andererseits gibt es großen Marktteilnehmern auch die Chance , einen ganz bestimmten Markt komplett zu übernehmen und den Preis danach himmelhoch zu setzen, sobald der Wettbewerb "ausgefallen ist".
    Ein runiöser Wettbewerb, bei dem am Ende der Kunde doch der Verlierer ist... auch wenn er es am Anfang nicht mitbekommt und den Wettbewerb als Vorteil empfindet.


    Für mich ist es Berufsalltag , jederzeit flexibel sein zu müssen , mich durchweg über den Markt zu informieren und zu wissen, wann ich persönlich die Reißleine ziehen muss.
    Ich bin da aber kein Verbraucher und kann deshalb manche Sachen einfach aussitzen oder mir aus einer anderen Quelle holen oder den Verbrauchern entsprechende Tipps geben.


    Wer sich dafür interessiert , kann gerne mal im Nebenprojekt Papier.Ratgeber---Forum.net vorbeischauen.
    Für Sicherheitsfanatiker:
    Die Übertragung ist dort nicht verschlüsselt. Ihr könnt dort auch nur lesen. Es gibt weder Mitglieder noch die Möglichkeit der Registrierung. Diese Spezialseite ist nur zum Lesen gedacht. Interaktivität (und damit die Übertragung von persönlichen Daten) ist ausgeschlossen.


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    Wenn ich die Buchpreisbindung betrachte , sehe ich sie also aus einer ganz anderen Richtung als ein "normaler Verbraucher".

    Ich sehe zuerst die Gefahren , die aus einem Wegfall der Preisbindung entstehen. Danach betrachte ich die Vorteile für mich.


    Als Verbraucher zahle ich lieber einen Preis, der mir nicht unbedingt gefällt. Dafür bekomme ich das Druckwerk aber überall wo ich bin und zu jeder Zeit zu diesem Preis.
    Ich muss also nicht einen bestimmten Laden aufsuchen, damit ich es billiger bekomme und ich muss es nicht zu einer bestimmten Zeit kaufen.
    Was ich bezahlen muss, wird nicht kurz danach billiger weil es außer mir keiner haben will.


    Auch wenn es "Buchpreisbindung" heißt, so gilt es nicht nur für Bücher.
    Egal, ob man nun eine Zeitung kauft , Tabakwaren oder anderes , was einer Preisbindung unterliegt. Man bekommt diese Sachen überall zum gleichen Preis.


    Die meisten Preisbindungen sind zum Schutz und Vorteil der Verbraucher erfunden worden.
    Wer sich über einen Preis aufregen möchte, muss sich direkt an den wenden, der ihn festgelegt hat.


    Aber
    Auch ohne freien Wettbewerb hat der Verbraucher immer noch in Möglichkeit, den Preis zu beeinflussen.
    Er kann den Preis dadurch beeinflussen, indem er das jeweilige Produkt erst einmal komplett meidet.
    Viele "Preisgeber" merken das mit der Zeit und setzen dann später ihre Preise niedriger an.
    Damit bekommt man "das Buch" dann zwar auch nicht billiger, aber eben spätere Werke.


    Übrigens gilt die anfängliche Preisbindung nicht "auf ewig".
    Sie gilt schon nicht mehr für Gebrauchtes (Antiquariat) und auch bei einer kompletten Neuauflage kann ein anderer Preis festgesetzt werden.
    Im Notfall kauft man das Lieblingsbuch also gebraucht. Dann kann man wieder feilschen so gut man kann. Wer aber nicht feilschen kann, sollte besser die Finger davon lassen. ;)