Efeu entfernen

  • Efeu mag auf den ersten Blick "natürlich-idyllisch" und pflegeleicht aussehen. Das ist jedoch nur auf den ersten Blick so.
    Efeu muss regelmäßig gestutzt und zurückgeschnitten werden , damit es nicht wild drauf los wuchert. Das muss man aber in kurzen Abständen immer wiederholen.


    Efeu bietet folgende Vorteile:
    - es bildet einen Wetterschutz
    - es sorgt dafür, dass sich Kleingetier ansiedeln kann


    Dem stehen diese Nachteile gegenüber
    - es gräbt sich regelrecht in die Wand und den Verputz ein und zerstört ihn mit der Zeit
    - es lässt sich kaum oder nur extrem mühsam entfernen , da es immer wieder aus kleinsten Resten erneut sprießt.
    - der Wurzelbereich verdickt sich immer weiter und unterwandert und greift Mauerwerke an.


    Über die Jahre habe ich zufälligerweise immer mal ein kleines Gebäude mit fotografiert . Daran kann man sehen , wie sich das Wachstum von Efeu auswirkt.



    Im Jahr 2006 gab es nur gerade einmal 2 Wurzelstränge von denen sich das Efeu ausbreitete.
    In einem der späteren Bilder werdet ihr sehen , dass sich zwischen den Pflanzen und dem Bau ein Kiesbereich befindet , in dem sich keine Pflanzen befinden sollten.




    2015 war es schon eine dicke Matte , die spätestens alle paar Monate oben geschnitten werden musste.
    Das Problem war nämlich, dass es sich auch unter die Dachabdeckung des Schuppens drückte und von dort aus nach innen drängte.


    Natürlich sieht es jetzt "schön dicht und flächig" aus , war jedoch schon zu einer "Zusatzwand" geworden , die auch in der Dicke immer weiter zunahm. Zu diesem Zeitpunkt musste man das Efeu schon jeden Monat oben kappen.
    Zusätzlich hatten sich sich im Kiesbereich noch viele zusätzliche armdicke Wurzelstränge gebildet.


    Das dichte Efeu hatte natürlich zwei Vorteile:
    1) Man brauchte nicht zu streichen
    2) Man konnte unsichtbar Leitungen und Rohre außen an der Wand verlegen .


    Im Gegenzug sah der Rest des Baus immer unansehnlicher aus , weil er nicht mehr gestrichen wurde. Gleichzeitig bildeten sich auf dem Dach immer mehr Moose , die die Bedeckungen auch von oben angriffen. Blätter vom Efeu + Nässe vom Regen bildeten eine ideale Wachstumsgrundlage


    Sowohl aus optischen Gründen als auch aus Gebäudeschutzgründen , musste das Efeu deshalb runter. Einige Jahre weiter und es hätte mit dafür gesorgt , dass sowohl Mauerwerk als auch das Dach immer poröser werden würden. Dann dringt Feuchtigkeit ein und Risse entstehen. Risse in die sich das Efeu dann auch wieder eindringen kann.


    Es wurde also Zeit , das Efeu zu entfernen.


    Teil 1) Efeu von der Wand entfernen


    Hier meine "Werkzeugauswahl"


    Unkrautentferner-Haken
    Schleifmaschine für später


    Den Unkrauthaken schob ich einfach zwischen Efeu und Wand. Efeu klammert sich relativ breitflächig fest , lässt sich aber leicht lösen, wenn man einfach etwas dahinter schiebt.
    Nach 15 Minuten war die große Masse an Efeu entfernt. Es sah alles so aus, als wenn ich in ein paar Stunden fertig sein würde. Ich freute mich schon, das es eine "kurze Aktion" werden würde.



    Dicke stabile Matten aus Efeu.


    Damit man sie später überhaupt beseitigen könnte, teilte ich die dicken Matten mit eine Handkreissäge in handlichere Stücke


    Bereits hier bekam ich eine erste Ahnung , wie stark das Wurzelwerk sein würde. Schon an den Matten hatte die Säge schon "etwas mehr zu tun".


    An dem Bild könnt ihr übrigens sehr gut sehen , wie sich Efeu an Wänden festhakt: Hunderte kleiner Wurzeln haken sich in die kleinste Unebenheit ein und geben dem Gewächs Halt.


    Schaut man sich den Bau jetzt mal an, sieht er ziemlich hässlich aus



    Wer denkt, jetzt wäre es damit getan, einfach die Wand neu zu streichen , hat sich geirrt. Jetzt kommt erst die wirkliche Arbeit


    Teil 2) Entfernen der kleinen Reste an der Wand


    Schaut euch die Wand einmal aus der Nähe an



    Ihr seht die kleinen Äste ? Die müssen jetzt natürlich auch noch ab.


    Das habe ich mit dem gleichen Haken gemacht, indem ich ihn einfach wie einen Spachtel an der Wand entlang schob. Ein Spachtel war "zu weich", weil die kleinen Äste zu viel Halt hatten


    Und jetzt noch einmal ein Blick aus der Nähe , aber von der Seite.


    Efeu006.jpg


    Ihr seht die vielen kleinen Wurzeln, die dick auftragen. Da kann man nicht einfach drüberstreichen.


    Wie bekommt man die jetzt wieder ab ?


    Ein älterer Handwerker kam hinzu und meinte "Hochdruckstrahler".
    Den Rat habe ich aus folgenden Gründen nicht beherzigt.


    a) Ich wollte möglichst danach schon streichen. Auf einer nassen Wand geht das aber nicht.
    b) Wenn ich die kleinen Wurzeln mit Wasser entfernen will, muss es sich komplett in den Putz eingraben um die Wurzeln heraus zu spülen. Damit beschädige ich den Putz und außerdem besteht die Gefahr, dass ich mit dem Hochdruck Löcher in den Putz grabe.


    Neu Verputzen stand aber nicht auf dem Plan.


    Meine Idee war die mechanische Entfernung. Dazu habe ich dann einfach die Schleifmaschine und ein Schleifpapier mit 40er Körnung genommen. Auf die Art gräbt man kleine Löcher und arbeitet flächig. Gleichzeitig wird das Mauerwerk auch von allen anderen Unebenheiten befreit.
    Für so etwas gibt es auch speziell Mauerschleifer , aber die kleine Handschleifmaschine reicht auch aus.


    Hier der Unterschied , von der Seite gesehen , zwischen geschliffener und unbehandelter Wand .

    Ihr seht dadurch genau, wie dick die Wurzeln aufgetragen haben




    Erst jetzt ist die Wand für das Streichen vorbereitet.


    Teil 3) Entfernen der Hauptwurzeln


    Verglichen mit dem was mich jetzt erwartete , war alles vorherige ein Klacks.
    Die ersten kleineren Wurzeln konnte ich noch mit der Hand herausziehen . Danach brauchte ich schon einen Spaten und dann kam die Kreuzhacke an die Reihe , die ihr in einem der oberen Bilder da liegen seht.


    Das Ganze ging dann soweit, dass ich sogar den Kiesbereich ausschachten musste, um an die Wurzeln zu kommen. Die waren aber teilweise so tief und dick , dass ich schon einen kleinen Bagger gebraucht hätte, um sie zu entfernen.


    Irgendwo gibt es aber auch Grenzen. Also kappte ich teilweise die dicken Wurzeln nur noch der Handkreissäge und hoffte darauf, dass sie nicht wieder angehen würden.
    Gleichzeitig legte ich aber auch Wert darauf, dass ich wirklich jedes kleinste Würzelchen aufsammelte , denn aus jedem konnte sich wieder neues Efeu bilden.


    Diese Arbeit hat viele Stunden gedauert. Ich habe sie deshalb teilweise immer wieder pausiert um die Wand zu streichen.


    Teil 4) Wand streichen
    Wenn eine Wand so lange nicht gestrichen wurde , muss sie natürlich erst einmal für das Streichen vorbereitet werden.
    Abgeschliffen hatte ich sie ja schon. Danach kam Tiefgrund drauf, damit die Farbe auch dauerhaften Halt finden würde.


    Jetzt kann man zu streichen beginnen - aber nicht mit billiger Baumarkt-Wandfarbe.
    Man braucht schon Fassadenfarbe ,damit das Streichen überhaupt Sinn macht. Normale Wandfarbe ist nicht für außen gedacht .


    Ich beschönige nichts. So sah der Bau nach dem ersten Anstrich aus. Einer reichte also nicht aus


    Da es an dem Tag auch noch zu regnen anfing ( und ich immer nur ein Wochenende Zeit habe) kam der nächste Anstrich 2 Wochen später dran.




    OK so kann man es lassen.


    Wie ihr aber bemerkt, ist der Sockel immer noch nicht gestrichen. Dafür gibt es spezielle "Sockelfarbe"


    Jetzt hatte der Handwerker eine geniale Idee:

    Zitat

    "Nimm doch einfach den Rest der weißen Fassadenfarbe und misch etwas Schwarz hinzu. Damit bekommst du auch das Grau , das du haben willst"


    Guter Rat . Er spart viel Geld und ist ganz einfach.


    In meinem Fall brauchte ich mir keine Sorgen wegen Feuchtigkeit zu machen, die an die Wand dringen könnte und gegen die die Farbe isolieren soll. Der Kiesbereich hat Drainagen eingebaut , die verhindern, dass Wasser ans Mauerwerk kommt.


    Alles klar, wird also so gemacht



    So sah der Schuppen dann danach aus. Aber keine Bange, das ist nicht bei der pflanzenlosen Wüste geblieben.


    Schon einige Monate später grünte und wuchs wieder alles rundherum


    Und was ist mit dem Dach ?


    Das kam viel später noch dran. Das dichte Moos musste schließlich auch entfernt werden , damit das Dach seine Funktion noch möglichst lange erfüllen könnte.


    Hierbei bekam ich Hilfe. So konnte ich das Moos einfach mit einer Hacke gemütlich vom Dach ziehen. Dann mit einem Besen den Rest herunter schieben und alles ist wieder paletti



    Der Materialaufwand für so eine Restaurierung ist relativ gering . Ein paar Eimer Fassadenfarbe und ein paar Blatt Schleifpapier haben genügt. Die "Hauptkosten" waren "Mucki-Kosten" = Arbeitszeit.
    Da der Arbeitsaufwand relativ hoch ist, sollt man versuchen so etwas in Eigenregie zu machen .. sonst gehen allein die Arbeitskosten in Aberhunderte


    Es ist natürlich klar, dass auch der Rest des Gebäudes gestrichen wurde und andere Reparaturen durchgeführt wurden.


    Jetzt ist natürlich die Leitung zu sehen, die anfangs noch unter dem dicken Efeu verschwunden war.
    Da muss ich dann eben irgendwann noch einmal dran, um sie durch die Bodenplatte von unten in den Bau zu bringen. Das hat aber noch Zeit, weil andere Sachen Vorrang haben.


    Mein abschließender Rat zum Thema Efeu


    Legt es nicht an, um euch die Arbeit des Streichens zu sparen. Irgendwann müsst ihr sowieso ran - oder ihr lasst das ganze Gebäude zuwachsen.


    Es dauert zunächst relativ lange, bis eine Wand zugewuchert ist. Dann müsst ihr das Efeu immer im Zaum halten und schneiden. Wenn ihr nur alle Jahre mal neu streichen würdet, hättet ihr viel weniger Arbeit.
    Außerdem schädigt das Efeu ja auch noch das Mauerwerk, so dass ihr es irgendwann sowieso abreißen müsst.


    Wenn ihr ökologische Gründe für Efeu habt, ist es ok. Dann wisst ihr ja vorher, worauf ihr euch einlasst und dass es euch später viel Mühe kosten wird, es wieder zu entfernen und eventuelle Schäden wieder zu reparieren.


    Lasst euch doch von einem Gartenfachmann beraten, welche Gewächse nicht so aggressiv sind und den gleichen Zweck erreichen.


    PS:
    Seit der Aktion im März reiße ich immer noch Efeu aus dem Kiesbereich und rundherum heraus. Das Zeug wächst schneller als Unkraut und ist genauso widerstandsfähig. Jede kleine Wurzel, die ich übersehen hatte, hat schon wieder neu ausgetrieben.