Spenden-Betteleien in der Winterzeit

  • Alle Jahre wieder, sieht man ab ca. Oktober immer mehr Spendenaufrufe für alles Mögliche.


    Es beginnt damit, dass Wikipedia und die Mozilla Foundation "dringend um Spenden bitten", damit sie den Betrieb weiter führen können.
    Erscheinen solche Spenden-Bitten eher dezent, ist es ja noch erträglich, wenn man sie tagtäglich immer wieder vorgesetzt bekommt. Trotzdem gehen sie mit der Zeit eben doch "auf den Zeiger".


    Überlagern sie jedoch immer wieder die komplette Seite, ist das nicht nur eine Behinderung, sondern auch noch eine Belästigung, die gleichzeitig auch noch Geld kosten kann (z.B. Datenverbrauch von Volumen-Flats). Diverse Mobilfunkanbieter verlangen 23 Cent pro angefangenem MB, wenn man keine Flat hat.


    Aber, es wird noch dreister und bleibt nicht bei den einfachen Bitten nach Spenden.
    Schaut mal bei Mozilla rein. Von "3 Euro" ist die Rede und deshalb sind auch gleich 10 Euro voreingestellt.
    Einige Zeit später werden dann auch gleich mal 50 Euro voreingestellt.


    "Wir brauchen nur .. gib aber gleich mal das 3,5fache oder das 18fache"


    Wikipedia zeigt ganz deutlich die Ziele und wie weit man noch davon entfernt ist.
    Gleichzeitig wird aber auch gezeigt, dass die Spendenbettelei von 9 Millionen auf über 10 Millionen AM TAG gestiegen ist.


    In nur wenigen Wochen hat sich die Benutzerbelästigung um mehr als 10 % pro Tag gesteigert und das nur bei deutschen Nutzern.
    Über10 Millionen aktive Einblendungen am Tag . In Deutschland gibt es rund 56 Mio Internetnutzer. Wer Glück hat, bekommt den Aufruf nur alle 6 Tage zu sehen, wer Pech hat, darf sich mehrmals täglich daran "erfreuen"


    Aber wenigstens kann man sich völlig frei aussuchen, wie viel man spenden will.
    Im Durchschnitt haben die Leute bei ersten Bild rund 20,66 Euro gespendet
    Im zweiten Bild waren es dann auch noch 19,21 Euro völlig ohne "Voreinstellung eines Spendenbetrags"


    Doch kommen wir nun zu den Spendenaufrufen anderer Art
    Je näher es in Richtung Weihnachten geht, desto massiver wird auch die Flut an Spendenaufrufen.
    In Europa ist die Weihnachtszeit die Zeit, in der man an seine Mitmenschen denken "soll". Das wird weidlich für alle Arten von Spendenaufrufen ausgenutzt.


    Man sieht erschütternde Bilder in allen Medien, die Mitleid und Mitgefühl wecken sollen. "Spende, sonst wird es immer schlimmer" das ist der allgemeine Tenor.


    Aber auch die Anzahl der professionellen Bettler auf den Straßen der Innenstädte nimmt immer weiter zu.


    Plötzlich wimmelt es nur so von Gestalten, die dir Schilder vorhalten.
    Sprechen und hören können sie scheinbar nicht. Ein Gespräch ist auch nicht in ihrem Sinn, weil es den "erbarmungswürdigen Eindruck" zerstören würde. Man kann schließlich er einen ermatteten optischen Eindruck über Stunden erzeugen als die gleiche Zeit auch einen entsprechenden Tonfall zu schauspielern. Dazu sind sie weder willens noch in der Lage.
    Wieso sollen sie sich auch noch besonders anstrengen, wenn du auch "einfach so" Geld in den Becher wirfst ?


    Manche knien stoisch in immer der gleichen betenden Stellung als lebendiges Mahnmal, dass du jetzt spenden sollst.
    Scheinbar sind sie tiefgläubig ins Gebet versunken. Man hat schon allein deshalb Mitleid mit ihnen, weil sie dabei auf dem kalten und harten Steinboden knien. "Einen Betenden stört man nicht beim Gebet" das ist ihr Schutzwall, den sie gegen jedes Gespräch aufbauen.

    Andere sehen aus, als wenn sie nicht genügend Geld zum Leben hätten. Abgerissene Kleidung und dabei vielleicht noch ein kleines Kind das der Kälte ausgesetzt ist.

    Wenn man kein Mitleid mit dem Erwachsenen hat, kommt man jedoch nicht umhin, das kleine Kind zu bedauern, das bei ihm ist.
    Diese Kinder sind wirklich arm dran. Sie werden nämlich zu diesem Zweck faktisch gemietet.


    Komischerweise verschwinden diese Bettlerhorden ab einer gewissen Uhrzeit schlagartig wieder und fast schon gleichzeitig. Wo sind sie denn plötzlich alle hin, die um Geld für Nahrung oder Unterkunft gebettelt haben ?

    Ihre Arbeitszeit ist vorbei. Sie werden wieder abgeholt, damit sie endlich Feierabend haben. "Bettler" ist für sie ein ganz normaler Job mit relativ festen Arbeitszeiten. Schließen die Läden, ist auch für sie Feierabend.


    Es gibt übrigens einen nachvollziehbaren Grund, wieso man mit diesen Bettlern nicht ins Gespräch kommt....
    In den meisten Städten gibt es ein Verbot zum Bettel. Spricht man Menschen an, erfüllt das genau den "Tatbestand des Bettelns". Nur dumm rumzusitzen ist aber kein Betteln, weil man keine Leute aktiv belästigt.


    Die "Bettel-Branche" ist straff organisiert. Sie nimmt pro Person Hunderte bis Tausende ein. Ein einzelner Bettler kann in wenigen Stunden mehr erbetteln als ein Arbeiter sich durch harte Arbeit am Tag verdienen muss.
    Dass der einzelne Bettler davon oft kaum etwas hat, steht auf einem anderen Blatt. Sie sind oft nur die Sklaven ihrer Teamleiter, die sie zum Betteln zwingen.


    Wer diesen Leuten spendet, hilft ihnen nicht, sondern unterstützt sogar noch das Bettel-Sklaven-Gewerbe.


    Die normalen Bettler leiden unter der Bettel-Branche
    In manchen Städten sieht man diverse Bettler das ganze Jahr hindurch. Man kennt sie und hat vielleicht schon mit ihnen gesprochen. Sie sitzen nicht nur in der Weihnachtszeit dort, sondern jeden Tag und bei jedem Wetter.
    Tauchen die Bettler-Horden auf, verschwinden sie scheinbar. Sie sind aber oft immer noch da, gehen jedoch in der Masse unter.


    Die, die wirklich eine Spende gebrauchen könnten, bekommen von der Mildtätigkeit nichts mehr ab. Man kann oft schlecht einzelnen Bettlern spenden und dann den vorwurfsvollen Blick der anderen ertragen.
    Da die Bettlerhorden wirklich strategisch verteilt sind, haben die "richtigen Bettler" nur zwischen ihnen Platz. Nur sie sind in der Position, dass man als Spender vorwurfsvoll von den Bettelprofis angesehen werden kann.


    Wenn ihr spenden wollt, dann spendet es den Leuten, die ihr das ganze Jahr über seht und nicht den anonymen Bettlerhorden, die extra wegen der Weihnachtszeit in die Städte gebracht werden, um möglichst viel abzukassieren.


    Musiker-Bettler
    Sie sieht man eigentlich oft im Sommer bei gutem Wetter oder auch in der Weihnachtszeit. Sie brauchen das Geld eigentlich nicht dringend zum Leben.
    Dafür, dass du ihnen aber etwas Geld in den Becher gibst, sind sie auch bereit "musikalisch zu arbeiten". Du hörst ihrer Musik zu und wenn du es gut findest, was sie dort machen, dann gibst du eben etwas.
    Diese Musiker erzeugen aber keinen Spendendruck wie alle anderen zuvor. Sie "arbeiten vor sich hin" und hoffen einfach auf einen kleinen Erfolg dafür. Das ist eigentlich kein Betteln.


    Wer gerne anderen helfen möchte, sollte sich weder vom ersten Eindruck täuschen lassen, noch durch irgendwelche Dauerbettelei drangsalieren lassen.


    Bitte schaut euch das ganze Jahr über in eurer Umgebung um.
    Es gibt viele Menschen, den es sehr schlecht geht, die aber nie um etwas bitten oder betteln würden.


    - Die Rentnerin, die sich mühsam mit ihren wenigen Einkäufen abschleppt und dabei immer wieder einhalten muss.
    Sie braucht deine Hilfe, um die Einkäufe zu bewältigen. Vielleicht kennst du sie ja schon seit längerer Zeit ? Dann frag sie doch einfach mal, ob du ihr was mitbringen darfst "ich muss sowieso gerade zum Einkaufen fahren".
    Lade sie ein, mit dir zu fahren oder bring ihr das mit, was sie benötigt. Achte nur darauf, dass es nicht so klingt, als wenn du ihr unbedingt helfen wolltest. Es muss "ganz normal klingen".
    Wenn sie Hilfe haben WOLLTE, hätte sie es dir schon gesagt. Wahrscheinlich war sie aber nur zu stolz dafür, um Hilfe zu bitten.

    - Der "normale Mensch", der zwar saubere aber sehr alte und abgetragene Kleidung trägt.
    Vielleicht ist es ein Arbeit suchender, der kaum Geld zum Leben hat ?
    Dass Hartz 4 genug zum Leben ist, stimmt nicht immer. In Optionsgemeinden bestimmt die Kommune, was und wie viel sie geben will. Da muss der "Hartz 4ler" dann die Kosten für Reparaturen oder Renovierungen selbst tragen oder sehen ob und wie er überhaupt etwas für Kleidung zurück legen kann.
    Hier fällt mir spontan nichts ein, wie man helfen könnte. Dass dieser Mensch aber Hilfe braucht, sollte klar sein. Wie man das hinbekommt, ohne dass es aufgesetzt wirkt, ist von der einzelnen Person abhängig.


    Kennt man ihn gut, kann man ihm ja mal fragen, ob er "abgelegte Kleidung" irgendwie verteilen kann. Ist ja komisch, dass sie dann gerade seine Größe hat und auch irgendwie noch nicht getragen aussieht ? Okayyyy , schon ein bisschen auffällig *lach*
    Kann es dann aber nicht sein, dass du sie vor kurzem gekauft hast und nicht auf die Größe geachtet hast und jetzt kannst du sie nicht zurück geben ? :whistling:
    Der so Beschenkte wird es natürlich auch merken, dass du ihm "einen Bären aufbindest". Einerseits wird er das Geschenk dann vielleicht nicht annehmen wollen ... andererseits kann er es aber nicht mehr ablehnen, wenn es genau seine Größe hat.
    "Ich kann sie nicht zurück geben und anziehen kann ich sie auch nicht, weil zu klein für mich. Wenn du sie wirklich nicht magst, gib sie an einen anderen weiter, der sie tragen könnte"


    Diese Menschen sind auch oft zu stolz, Geschenke anzunehmen. Deine Anfangsgeschichte ist für sie zunächst einmal ein "Argument" weshalb sie es doch annehmen können. Die willst ihre "Hilfe", das Zeug loszuwerden. Das ist der Vorwand und die Bedingung unter der sie es annehmen sollen .
    Wenn sie es dann wirklich nicht annehmen und selber tragen wollen, geben sie es (unter gleichen Bedingungen) an andere Bedürftige weiter. So können sie voller Stolz einem anderen Menschen helfen, ohne selbst von ihrem Bisschen noch etwas abgeben zu müssen.
    Schenken macht oft sogar noch mehr Freude als beschenkt zu werden. Auch arme Mitmenschen brauchen etwas Freude im Leben, um nicht daran zu verzweifeln.



    Wenn ich will, bin ich ein "harter Knochen", der, ohne sie einen Blickes zu würdigen, an allen Profi-Bettlern vorbei gehen kann.
    Ich muss mich nur kurz daran erinnern, was über die Bettlerhorden schon recherchiert und berichtet wurde. Hat man Mitleid mit bettelnden Kindern, ruft man besser das Ordnungsamt, damit die Kinder vom Jugendamt geholt und betreut werden. Das ist besser als das man ihren Sklavenhaltern auch nur einen einzigen Cent gibt.


    Andererseits achte ich aber auf die Menschen in meiner Umgebung und versuche ihnen, das ganze Jahr über etwas zu helfen.
    Der Rentner, der sich kaum helfen kann und immer wieder ein paar Reparaturen gemacht haben muss, jedoch nicht das Geld für einen Handwerker hat. Für den habe ich dann immer "genau die passenden Ersatzteile" herumliegen, die ich irgendwo ausgebaut habe und nicht mehr brauchen kann. Die paar Arbeitsstunden machen auch nicht aus. Ich darf nur nicht vergessen, die Preisschilder von den vorher extra gekauften "herumliegenden Gebrauchtteilen" abzumachen *lach*


    Die Schwerbehinderte, die ich frage , ob ich sie mal zu einem bestimmten Markt mitnehmen kann, in den sie gerne einkaufen geht, den sie aber wegen der weiten Entfernung nie besuchen kann. "Extra wegen mir ?" - "Nö, wollte sowieso was suchen"
    Ja und dann dackel ich da stundenlang durch den Markt und habe am Ende eben doch nicht das gefunden, was ich eigentlich gesucht hatte. Kann ja mal passieren ? *zwinker*
    Kofferraum voll mit Einkäufen, geht es dann später wieder zurück. Die Frau freut sich und ich mich über ihre Freude.


    Einem sehr guten Freund immer wieder mit Rat und Tat aus diversen technischen Notlagen helfen.
    Er lässt viel durch "Handwerker" machen, fällt leider jedoch fast immer auf Pfuscher herein. In manchen Fällen hörte ich schon davon, dass er ein Problem von mehreren verschiedenen "in Reihe" reparieren ließ. Jeder reparierte etwas anderes und jede "Reparatur" kostete viel Geld. Das eigentliche Problem wurde jedoch weder erkannt noch repariert. Dabei handelte es sich oft sogar nur um einen ganz kleinen Handgriff, der weder Material noch Zeit kostete. Für eine "Handwerker" lohnt sich das aber nicht.


    Zum Glück habe ich jedoch so viel Technikverständnis, dass ich Ursachen auch anhand von Symptomen erkennen kann. Ist es eine Kleinigkeit, die ich machen kann, wird es eben gemacht.
    "Der hat so viel dafür bekommen. Das gebe ich dir auch". Er hat nicht genug zum Leben und zahlt davon auch noch die Pfuscher. Und er will mir das gleiche Geld jetzt auch noch geben ?
    "Nur ein Cent und die Freundschaft ist vorbei. Wenn ich mal Hilfe brauche, hilfst du mir eben"
    Es ist zu seiner Beruhigung, damit er seinen Stolz behält. Er bekommt die Chance, mir später auch mal helfen zu können. "Das gleicht sich dann aus"


    Um anderen Menschen zu helfen, ist es nicht damit getan, ein paar Euros zu spenden und zu denken "das reicht".
    Man muss sich immer auch in den anderen Menschen versetzen können, um ihm da zu helfen, wo er es wirklich braucht und damit die Hilfe auch annimmt ohne "Würde und Stolz" zu verlieren.
    Wer wirklich Hilfe braucht, der bettelt nicht darum. Der hofft darauf, dass es seine Mitmenschen auch erkennen und ungefragt und ohne großes Aufheben Hilfe leisten .


    Würde es dem Rentner helfen, wenn ich ihm eine Handwerker sende und den bezahlen würde ? Nein, er würde den direkt wieder wegschicken.
    Würde es der Behinderten helfen, wenn ich ihr ein Taxi besorge und bezahle ? Nein, das würde sogar aussehen, als wenn ich mich vor eigener Hilfe aus Bequemlichkeit drücken wollte.
    Würde es dem Freund helfen, wenn ich seine Probleme von einem richtigen Handwerker lösen lassen würde ? Nein, er würde mir auf jeden Fall die Kosten zurück erstatten wollen. Sein Stolz würde anderes nicht zulassen wollen.


    So bin ich nun mal:
    Ich kann alles "rein sachlich betrachten", suche dabei aber auch regelrecht nach "Ansatzpunkten", wie ich helfen kann. Gleichzeitig bin ich aber auch so emotional veranlagt, dass sich mich in die Lage des Anderen versetzen kann, um seine Gefühlswelt nachzuvollziehen. Hilfe muss von Herzen kommen, nicht nur aus dem Geldbeutel.