Elektrische Starthilfe

  • Zu allererst: Dieses Thema heisst "elektrische Starthilfe", weil ich auf Starthilfe per Starthilfekabel eingehen werde - nicht auf ebenfalls erhältliches Starthilfespray.
    Als Quelle für das, was ich hier schreibe, dient die Bedienungsanleitung von einem Opel Corsa C. Auch Zeitangaben sind aus dieser entnommen.


    Wenn ein Fahrzeug sich nicht mehr starten lässt, könnte man unter Umständen Starthilfe benötigen (mir auch schon passiert - nur habe ich bei meinen Starthilfevorgängen nahezu alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann - daher hier einmal geschildert, wie es richtig geht).


    Mit Starthilfekabeln werden 2 Starterbatterien miteinander verbunden: die Batterie von einem funktionierenden Fahrzeug und die entladene Batterie von dem Fahrzeug, welches sich so nicht mehr starten lässt.


    Zuerst ist darauf zu achten, dass die Ladekapazität der Spenderbatterie NICHT deutlich unterhalb der Ladekapazität der entladenen Batterie liegen sollte (Die Ladekapazitäten findet ihr auf den Batterien - die Einheit hierfür ist Ah, steht für die Stundenladung in Ampère).


    - In Nähe der Batterien sind offene Flammen oder Funken zu vermeiden. Möglichst nicht rauchen.


    - Batterieflüssigkeit enthält Schwefelsäure! Fernhalten von Augen, Gewebe und lackierten Fahrzeugflächen. (Die Opel Anleitung spricht zusätzlich noch davon, Augenschutz zu tragen. Mag paranoid klingen, aber auch ich werde mir für solche Fälle noch eine Schutzbrille zulegen.)


    - Die Spannungszahlen müssen übereinstimmen. (PKWs haben in der Regel Batterien mit 12 Volt Spannung. LKWs liegen drüber, daher sind LKWs ungeeignet für PKW-Starthilfen)


    - Die entladene Batterie muss mit dem Bordnetz verbunden bleiben. Nicht trennen!


    - Handbremsen anziehen, Schaltgetriebe in den Leerlauf schalten, Automatikgetriebe auf P


    Zunächst ist das rote Kabel am positiven Pol (+) der Spenderbatterie anzuschliessen. Nun dieses Kabel mit dem positiven Pol der entladenen Batterie verbinden.
    Nun das schwarze Kabel am negativen Pol (-) der Spenderbatterie anschliessen. Dieses bitte NICHT mit dem Minuspol der entladenen Batterie verbinden! Die Fahrzeugmasse des entladenen Fahrzeugs ist zu verwenden. (Zum Beispiel Motorblock, Verschraubung der Motoraufhängung, Karosserie. Möglichst weit weg von der entladenen Batterie.
    Darauf achten, dass die Kabel nicht von sich drehenden Teilen im Motorblock erfasst werden.
    Während des gesamten Vorgangs kann der Motor des Spenderfahrzeuges laufen. Keine Startvorgänge von länger als 15 Sekunden, zeitlicher Abstand zwischen 2 Startversuchen sollte 1 Minute betragen. Nach dem Start beide Motoren MIT angeschlossenen Kabeln ca. 3 Minuten im Leerlauf laufen lassen.
    Überspannungen in der elektrischen Anlage können vermieden werden, indem vor dem Abnehmen der Kabel ein elektrischer Verbraucher (Licht, heizbare Heckscheibe, Lüftung, Radio, ...) am Starthilfeempfangenden Fahrzeug aktiviert wird.


    In umgekehrter Reihenfolge können die Kabel nun abgenommen werden. Erst das schwarze Kabel vom starthilfeempfangenden Fahrzeug abklemmen, nun von der Batterie des Spenderfahrzeugs ebenfalls abklemmen. Die gleiche Reihenfolge für das rote Kabel wiederholen.

    "Ich weiß nicht, wer mich in die Welt gesetzt hat, und auch nicht, was mein Körper, meine Seele, meine Sinne und jener Teil meines Ichs sind, der denkt. Ich sehe überall nur Unendlichkeiten, die mich wie ein Atom und wie einen Schatten einschließen." (Blaise Pascal)

  • Vorweg gesagt: Das soll keine Kritik an deinem Beitrag sein, sondern an der Anleitung, die du zitierst.


    Zitat

    Zuerst ist darauf zu achten, dass die Ladekapazität der Spenderbatterie NICHT deutlich unterhalb der Ladekapazität der entladenen Batterie liegen sollte


    Je nach Modell haben Corsa B Batterien von 41 Ah - 73 Ah.


    Würde man sich genau an die Anleitung halten, müsste man bei einem "Starthilfe-Fall" zunächst einmal prüfen, ob die Ah Zahl passt. Hat man dann einen anderen Corsa B als Spenderfahrzeug, mit einer schwächeren Batterie, müsste man ihn dann wieder weg schicken und den nächsten Wagen anhalten... und hoffen, dass man irgendwann ein Fahrzeug findet, das eine ähnlich Ah Zahl hat.


    Die Amperezahl Ah gibt nicht an, wie stark eine Batterie ist (also wie viel Strom sie abgibt), sondern wie hoch die Kapazität ist (nach wie vielen Stunden sie nach C20 leer ist.



    WÜRDE man im Spenderfahrzeug eine zu kleine Batteriekapazität haben, KÖNNTE es natürlich sein, dass man dessen Batterie während der Starthilfe "leer saugt".
    Da dessen Motor aber schon läuft, seine Verbraucher aus sind und seine Lichtmaschine weiterhin Strom produziert, wird es schwer werden, die andere Batterie in so kurzer Zeit zu entleeren.


    Hat man also eine kleine Batterie im Auto, sollte man trotzdem seine Starthilfe anbieten, wenn ein anderer sie braucht.


    Zitat

    - Batterieflüssigkeit enthält Schwefelsäure! Fernhalten von Augen, Gewebe und lackierten Fahrzeugflächen. (Die Opel Anleitung spricht zusätzlich noch davon, Augenschutz zu tragen...


    Sicherheit geht vor !
    Schwefelsäure ist die schlimmste, die uns im täglichen Leben begegnet. Sie ist schwerer als Wasser und lässt sich deshalb weder mit Wasser verdünnen, noch abwaschen. Sie frisst sich direkt durch alles durch... auch durch Kleidung und andere Stoffe.
    Wenn eine Batterie platz, herrscht also wirklich höchste Gefahr.


    Ich habe ein einziges Mal erlebt, wie eine Batterie "hoch gehen wollte". Dabei begann sie plötzlich zu rauchen/qualmen. Die Batteriesäure war also schon angefangen zu kochen.
    Es braucht jedoch schon gewisse Zeit, bis sich ein so hoher Druck aufgebaut hat, dass die Batterie platzt. Schließlich müssen Batterien selbst Unfälle aushalten ohne gleich ihre Säure freizugeben.


    Beim Laden der Batterie (mit geöffneten Wartungsstopfen) herrscht eine immens höhere Gefahr, dass sie platzen kann als bei einer einfachen Starthilfe.
    Wenn du also penibel darauf achtest, dass die Kabel wirklich richtig angeschlossen und die Verbraucher eingeschaltet sind, kannst und solltest du sofort einfach die Ladekabel entfernen, wenn du etwas Ungewöhnliches siehst ( Funken oder Rauchbildung)
    Danach dann aber besser keine weiteren Starthilfeversuche.


    PS:
    Es wird immer schwerer einen "leitenden Punkt" zu finden, an dem man das Massekabel befestigen kann.


    Zitat

    Nach dem Start beide Motoren MIT angeschlossenen Kabeln ca. 3 Minuten im Leerlauf laufen lassen.


    Die Zeit kann man gerne noch so weit verkürzen, bis man am Fahrzeug mit der leeren Batterie die Zusatzverbraucher abgeschaltet hat.
    Länger laufen lassen, nutzt nämlich danach nichts mehr, sondern kann sogar noch schaden.


    Die Starthilfe soll nur genügend Strom geben, damit der Motor gestartet werden kann und die eigene Lichtmaschine wieder Strom produziert. Nach dem Start bekommt die Batterie dann plötzlich zwei Einspeisungen: Die aus der eigenen LM und die des Spenderfahrzeuges.


    Stellt sich aber heraus, dass die LM des Fahrzeuges mit der leeren Batterie defekt ist, nutzt es nichts, wenn man weiterhin Starthilfe gibt. Der andere Motor verbraucht sofort die eingespeiste Energie wieder und wird (so oder so) nach kurzer Zeit wieder aus gehen, weil seine LM ja nicht den Betriebsstrom nachliefert.



    ....


    Viele Bedienungsanleitungen werden nur geschrieben, um den Hersteller frei jeglicher Haftung zu halten.
    Dabei wird dann auch so manches geschrieben, das im jeweiligen Zusammenhang keinen Sinn macht... oder es wird auch etwas vergessen, was als Zusatzmaßnahme wirklich sinnvoll sein könnte .


    Im Fall mit der Schutzbrille wird nicht erwähnt, dass in dem Fall natürlich auch andere Körperteile wie z.B. ungeschützte Hände und Gesicht von der Säure zerfressen werden, wenn sie (bei einer platzenden/explodierenden Batterie) davon getroffen werden.
    Dann sollte man eher noch ergänzen, dass man sich sofort alle betroffenen Kleidungsstücke vom Leib reißen sollte. Die Schwefelsäure frisst sich weiter durch .. auch wenn es etwas dauert.


    So viele Gefahrenhinweise scheinen aber "einfach zu abschreckend" zu sein, so dass man gerne darauf verzichtet.


    Neben einer Schutzbrille solltest du dir also noch ein paar särefeste Handschuhe in den Kofferraum legen .. weil ... wenn du die Schutzbrille abnimmst ( und "der Fall passiert ist" ) dir sonst deine Hände beim Abnahmen der Brille verätzt.
    Solche Handschuhe kann man übrigens auch bei anderen Pannenfällen noch gut benutzen, weil sie relativ widerstandsfähig sind und man sie schnell von Öl und Schmutz reinigen kann.
    Dann ziehst du sie dir einfach "automatisch" an (nur um di Hände sauber zu behalten und bist dann auch in einem solchen Fall ganz gut beschützt.



    Übrigens .... aufpassen !
    Bei "ganz modernen Fahrzeugen" wird in der Anleitung sogar von Starthilfe abgeraten. Hier wird dann nur noch empfohlen, das Fahrzeug abschleppen zu lassen. Auch hier nur eine "Anleitung" die dem Hersteller Ärger vom Hals halten soll.


    Pannendienstfahrer sind ausgebildete Fachleute und auch haftbar für falsches Handeln. Sie messen daher die Restladung, damit die Batterie keinen Schaden leidet.
    Wie sollte dann noch ein Pannendienst helfen können, wenn das Fahrzeug immer abgeschleppt werden soll ?
    Man wird also (entgegen der Anleitung) trotzdem Starthilfe bekommen.

    Legt man dann "unbedingt Wert darauf", dass der Wagen abgeschleppt wird, wird man die Abschleppkosten selber tragen müssen.
    Was die Werkstatt dann macht, steht in einem anderen Buch. Hauptsache der Fahrzeughersteller muss für nichts haften. Der Kunde zahlt ja alles selbst ;)