"Er hat sein Pulver verschossen"

  • Bedeutung: Er weiß nicht mehr weiter. Er hat keine Argumente mehr. Er kann sich nicht mehr wehren.


    Entstehung:
    Als die ersten Feuerwaffen erfunden wurden, mussten sie damals noch wie folgt geladen werden.
    - Pulver ins Rohr
    - Lappen hinein, der dafür sorgt, dass möglichst viel Druck aufgebaut wird
    - stopfen
    - Geschoss hinein
    - noch einmal stopfen
    - Pulver auf die Zündpfanne
    - Feuer an die Lunte und abfeuern


    Experten für historische Waffen werden an dieser Beschreibung vielleicht etwas zu bemängeln haben. Es geht aber vorrangig darum zu zeigen, dass bei den ersten Feuerwaffen Schießpulver das wichtigste Element war.


    Damals dauerte das Laden einer Waffe sehr, sehr, sehr lange. Das führte dazu, dass sich die Soldaten sogar in mehreren Reihen hintereinander aufstellten.
    Zuerst schoss die erste Reihe. Danach ging sie nach hinten und die nächste Reihe rückte vor. Dann schoss sie und ging danach auch wieder zurück.
    Das wiederholte sich so lange bis die erste Reihe wieder nachgeladen hatte und auch wieder schussbereit war.


    Das größte Problem damals war:
    Wer kein Pulver mehr hatte, war faktisch nutzlos für den Kampf mit der Feuerwaffe geworden. Wer "sein Pulver verschossen" hatte, war wehrlos gegenüber allen anderen Feinden, die weiter entfernt standen.


    Die Redewendung selbst gibt es also erst seit der Erfindung der Feuerwaffen.
    Erste Ansätze zu Feuerwaffen selbst, gab es schon vor mehreren Tausend Jahren in China. Die Redewendung selbst hat sich aber erst eingebürgert, nachdem es Handfeuerwaffen gab, die eine weite Verbreitung gefunden hatten.


    Manche Redewendungen sind so historisch begründet, dass man sie zwar benutzt, aber den Ursprung kaum mehr kennt.
    Das ist eine davon gewesen, die sich in die modernen Zeiten gerettet hat und in einem anderen und übertragenem Sinn immer noch verwendet wird.



    PS:
    In diesem Zusammenhang steht übrigens auch die Redewendung "er hat sich verschossen".
    Das ist aber nicht damit gleichzusetzen, dass er sein Ziel nicht getroffen hat, sondern dass er seine Munition verschossen hat.
    Er hat also auch keine Möglichkeit mehr "zu schießen".


    Auch diese Redewendung bedeutet heute: Er hat keine Argumente mehr. Er kann sich nicht mehr wehren.