Höhle der Löwen / Shark Tank

  • Das Konzept der TV-Sendungen ist wie folgt:
    Eine Handvoll Investoren hat nicht nur Geld, sondern auch jeweils eigene Vertriebssysteme ( oder engen Kontakt zu solchen) und sind bereit dazu, Geld, Background und ihre eigenen Erfahrungen in junge Unternehmen mit Zukunftsaussichten einzubringen.
    Im Gegenzug erwarten sie dafür, dass sie langfristig vom Erfolg der Firma partizipieren und sie auch tonangebend leiten können.


    Ihnen gegenüber stehen junge Firmen, die Geld benötigen, um ihr Konzept ans Laufen zu bringen oder schneller Erfolg haben zu können. Natürlich möchten sie auch auf den Background und die Hilfen der Investoren zugreifen können, da sie sich dadurch Vorteile versprechen.
    Um ihnen die Investition schmackhaft zu machen, bieten sie ihnen Firmenanteile für die Investition und Hilfe an.


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    Wer einige der Sendungen gesehen hat, wird schnell merken, welche Fehler die Vertreter der jungen Firmen oft machen und dass die Investoren sie oft "in der Luft zerreißen". Aber genau daraus kann man auch lernen, wie man es in einer ähnlichen Situation selber besser machen kann.


    1) Wer einen Investor will, braucht ein stimmiges Konzept mit Zukunftsperspektiven
    Das Produkt muss bereits marktreif sein und es wird in der Regel auch erwartet, dass es ausbaufähig und flexibel anpassbar ist.


    2) Wer einen Investor will, muss Erfolge vorweisen können
    Für Investoren zählen nicht nur Zukunftspläne, sondern auch einschlägige Vermarktungserfahrungen mit dem Produkt.


    3) Wer einen Investor will, muss zeigen ,dass er sowohl eigenes Können als auch Geld einsetzt
    Je mehr man von beidem investiert hat, desto stärker die Bindung an das Projekt und desto höher die Aussicht, dass man wirklich alles unternimmt, um es weiter zu bringen.


    4) Wer einen Investor will, muss Zahlen liefern können
    Umsatz, Kosten, Gewinn vor Steuern, Wettbewerber, Marktpotential, bisherige Investitionen


    5) Wer einen Investor will, muss den Wert der eigenen Firma gut einschätzen können
    In der Regel entspricht der Wert der Firma den bisherigen Erfolgen zzgl. die (realistischen) Aussichten für die nächste Zeit zzgl. die realistische Einschätzung, in wie weit eine erwartete Investition die Erfolge steigern wird.


    Alle Daten und Fakten müssen sofort vorliegen und alle Zahlen müssen belastbar sein. Wettbewerbsvorteile müssen bekannt und notfalls auch belegbar sein (z.B. Patente).
    Ein selbstsicheres und bestimmtes Auftreten kann von Vorteil sein, sollte jedoch auch zeigen, dass Verbesserungsvorschläge willkommen sind.
    Der Investor will sich ja auch einbringen können und seine eigenen Ideen durchsetzen. "Zu selbstsicheres Auftreten" kann als Sturheit ausgelegt werden.


    6) Die gewünschte Investition steht im direkten Zusammenhang mit den angebotenen Anteilen am Firmenwert
    Möchte man z.B. 1 Million und bietet dafür 10 % Anteile an der Firma, taxiert man den Wert der Firma auf 10 Millionen.


    7) Investoren lassen sich ungern gegeneinander ausspielen. Man bekommt in der Regel nur eine Chance zuzustimmen
    Man könnte denken "ich warte erst einmal alle Angebote ab und wähle dann das beste aus". Das könnte aber ein fataler Fehler sein, wenn die Investoren gleichzeitig anwesend sind.


    Stimmt man einem Angebot nicht direkt zu, kann es der Investor auch zurück ziehen, wenn der nächste Investor es nicht überbietet. Er sieht dann, dass er keine Mitbewerber hat und kann seine eigenen Bedingungen diktieren.


    Wird ein realistisches Angebot gemacht, sollte man deshalb entweder gleich akzeptieren oder ablehnen. Wer "seine Hausaufgaben gemacht hat", erkennt, ob das Angebot "vernünftig" ist.
    Lehnt man es aber ganz eindeutig ab, zeugt das von Selbstbewusstsein und kann dazu führen, dass das nächste Angebot besser wird - oder man hat eben Pech gehabt und keiner ist bereit zu investieren.


    Manche Investoren wollen einfach nur sehen, dass man sich durchsetzen kann.
    Ohne diese Fähigkeit kann man keine erfolgreiche Firma aufbauen.


    Andere fühlen sich aber auch gleich gekränkt, wenn ihr Angebot abgelehnt wird.
    Diese Investoren stimmen dann auch nicht mehr zu, wenn man ihnen die Firma schenken würde.


    Dies Investorenrunde bietet dem Jungunternehmer nur scheinbar einen Vorteil. Die Nachteile überwiegen, weil sich die Investoren absprechen können.


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    Hat man diese Sendung aber länger beobachtet, merkt man auch, dass viele Jungunternehmer sogar gerade deshalb Erfolg hatten, weil sie eben keinen Investor bekommen haben.
    Andere, die einen Investor gefunden haben, hatten später keinen Erfolg, weil sich der Investor später doch nicht so eingesetzt hat, wie er es zugesagt hatte.


    Bei dieser Sendung kommen die Jungunternehmen längst nicht mehr auf die TV-Sender zu, sondern sie werden sogar darum gebeten mitzumachen !
    Für jeden Jungunternehmer hat die Sendung einen Vorteil, weil er dadurch sein Projekt einer breiten Öffentlichkeit bekannt macht. Allein das hat bei vielen zu schlagartigen Umsatzsteigerungen geführt und andere "normale" Investoren haben sich bei ihnen gemeldet.
    Die Sendung ist also reines Marketing bei der es die Unternehmer überhaupt nicht darauf anlegen einen Investor zu bekommen.


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    Braucht man denn eigentlich wirklich einen Investor ?


    Ich persönlich habe vor vielen Jahren auch einmal an Selbstständigkeit gedacht. Ich arbeitete in einer bestimmten Branche mit einem bestimmten Konzept und sah, dass man da relativ schnell zu Geld kommen kann.


    Testweise zogen meine Geschäftspartnerin und ich auch einmal in Eigenregie so ein Event auf.
    Mein Chef erteilte die Genehmigung, da wir einen Bereich wählten, den er nicht abdeckte. Die Waren wurden in Kommission übernommen und auch Ausstattungen konnten genutzt werden.
    Durch das Zurverfügungstellen von Waren und Material wurde er zum Investor, der durch das Event Zusatzeinnahmen bekam, die er sonst nicht hatte. Es war faktisch eine Partnerschaft mit Win-Win-Situation für beide, da ich keinen Wareneinsatz hatte.


    1 Tag Event brachte 1.500 Reingewinn pro Person. Das neue Konzept war also grundsätzlich lukrativ.
    Für eine dauerhafte Durchführung hätte es aber nicht nur einen Verkauf in Kommission gebraucht, sondern größere liquide Mittel.


    ...


    Ein direkt darauf folgender Test hatte eine ganz andere Basis, die keinen kurzfristigen Erfolg jedoch einen lang anhaltenden versprach, dabei jedoch keine hohen Anfangsinvestitionen benötigt.
    Für dieses Konzept mussten wir zunächst Geld und viel Arbeitskraft investieren. Das Konzept war ein Novum. Die Leute waren begeistert, jedoch dauerte es über 1/2 Jahr bevor sich die ersten Umsätze abzuzeichnen begannen.
    Das Konzept hätte massive Marketingunterstützung benötigt. Da es so etwas jedoch noch nicht gab, waren keine entsprechend erfahrenen Partner zu finden.


    ...


    Jahre später hatte ich ein völlig anderes Konzept in der Schublade.
    Diesmal ging es nicht um eine Ware, sondern um eine Dienstleistung. Das Konzept war wieder einzigartig und bis heute ist so etwas immer noch nicht auf dem Markt aufgetaucht.
    Nachdem ich die nötigen Recherchen und Rechnereien durchgeführt hatte, ließ ich das Konzept durch Wirtschaftsfachleute "auf Herz und Nieren" prüfen. Dass Ergebnis fiel sehr positiv aus.


    Obwohl die Anfangsinvestitionen relativ niedrig anzusetzen waren, hätte man es jedoch direkt in großem Umfang starten müssen um Erfolg zu haben. Mit wenigen Leuten zu starten, wäre Zeitverschwendung gewesen. Wenn, dann hätte man direkt mit einer großen Mannschaft beginnen müssen und zunächst entsprechende Geldmittel zur Verfügung haben müssen.


    Auch hier wäre ein Investor nötig gewesen.


    FAZIT ?


    3 völlig verschiedene Ansätze.
    - Einmal mit sehr schnellen und hohen Erträgen und massiven Anfangsinvestitionen
    - Einmal mit langfristig dauerhaften Erträgen mit dauerhaften Investitionen bis es tragfähig ist.
    - Einmal mit schnellen und langfristig dauerhaften Erträgen mit geringer Anfangsinvestition bei gleichzeitig anfänglich hohen Fixkosten.


    Immer wäre ein Investor sehr hilfreich gewesen.


    Bislang ist mir die vierte Idee noch nicht gekommen:
    Schneller Start, schnelle und langfristig dauerhafte Erträge, geringe Anfangsinvestitionen, unabhängig von der Personalgröße und entsprechend hohen anfänglichen Fixkosten.


    Und warum habe ich mich nie um einen Investor gekümmert ?
    Weil ich es miterlebt habe, wie ein Investor massiv in eine Firmenleitung eingegriffen hat. Leider hatte er keine Ahnung von der Branche , bestimmte am Ende aber doch die Richtung .. die dann in die Insolvenz führte.


    Ich bettel auch nicht gerne um Geld. Das entspricht nicht meiner Mentalität und ich bin auch kein "Pump-Genie". Da sind andere viel besser.


    Ich setze auf richtige Partnerschaften, bei der beide ihr Wissen und Können mit einbringen (müssen) und dadurch gemeinsam voran kommen.