Wie sieht eigentlich eine OEM-Installation aus ?

  • OEM bedeutet eigentlich, dass es sich um eine Version für Hersteller von Rechnern handelt. Auf diese Art installiert man das Betriebssystem bereits vor dem Kauf für den Kunden, so dass er nur noch ein paar persönliche Daten und Vorlieben eingeben muss.


    Bislang hatte ich mich vorrangig mit OEM-Software für Windows auseinander gesetzt.
    Als "Hersteller" des Rechners hatte man bis Windows 98 eine besondere Software zur Verfügung, mit dem man den die Grundeinrichtung des Rechners vornehmen konnte. Partitionen erstellen, löschen und verschieben gehörten zu den Grundlagen der damaligen OEM-Software.
    Seit Windows 98 gehören diese Werkzeuge jedoch schon zur Ausstattung des Betriebssystems, so dass man keine spezielle Software mehr für die Einrichtung benötigt.


    Seitdem unterscheidet sich eine OEM-Version durch fast nichts von einer Anwender-Version.
    Man hat nur keinen Support mehr von einem Computer-Hersteller und keine Garantie oder Gewährleistung, dass auch alles zueinander passt. Schließlich ist man selbst der "Hersteller" und darf/muss deshalb auch seine Probleme selber lösen (können)


    Unter Linux sieht das aber ganz anders aus
    Für einen Komplettumstieg hatte ich mir die ISO von Linux Mint auf eine DVD gebrannt.
    Bislang hatte ich Linux immer parallel zu Windows installiert gehabt. Nun sollte es aber das Hauptsystem werden.


    Bisher habe ich immer brav gewartet, bis die Installationsauswahl auftauchte und habe eine dementsprechende (parallele) Installation durchführen lassen.
    Diesmal sah ich jedoch einen kleinen Countdown. Ich drückte eine Taste und ließ mich durch ein ganz anderes Menü überraschen.
    Neben den üblichen Möglichkeiten wurde mir nun auch eine "OEM-Version" angeboten.


    Bei dieser OEM-Version sah ich etwas, was eigentlich wirklich nur für "Hersteller" gedacht ist.
    1) Man muss den Namen für eine "Rechner-Baureihe" eingeben
    2) Man muss ein spezieller OEM-Passwort eingeben


    - Als "Hersteller" richte ich die Rechner in ihren Grundfunktionen ein. Ich bestimme, was der Rechner können soll und was nicht.
    - Als "Hersteller" kann ich auf jeden Rechner meiner "Baureihe" voll zugreifen, indem ich einfach meine Kennwortkombination eingebe.


    Genau so wird es auch bei Herstellern von Windows-Systemen sein. Schließlich können sie "frei Daumen" Software einrichten, die eigentlich nicht zum Betriebssystem gehört und Funktionen abschalten, die man eigentlich gerne hätte. So kommt die ganze Bloadware auf den Rechner, die keiner braucht udn die auch nicht Teil des Betriebssystems ist. So "brandet" man also einen Rechner.


    Diese Grundeinstellung kann man dann auf ganze Baureihen kopieren.


    Beim nächsten Start bin "nur der neue Besitzer"
    Hier unterscheiden sich Linux und Windows nicht mehr. Man muss alles eingeben, was für den normalen Betrieb nötig ist. Danach wird das Betriebssystem "installiert" und konfiguriert.


    Bei Linux wird die OEM-Vorinstallation als Basis genommen und darauf wird nur das Profil des neuen Besitzers aufgesetzt. Das ist in wenigen Sekunden erledigt.
    Bei Windows dauert die Einrichtung eines "vorinstallierten Windows 10" jedoch ähnlich lange, als wenn das Betriebssystem komplett installieren würde. "Vorinstalliert" sind also in Wirklichkeit nur die Einstellungen und (wahrscheinlich) die Baureihe + OEM-Passwort, damit Microsoft auch ohne extra Zustimmung des Nutzers das System ändern kann.



    "Ein richtiges OEM-Windows" bekommt man als Windows-Nutzer eigentlich nicht mehr in die Hand.
    Als Linux-Nutzer kann man wirklich alle "OEM-Rechte" eines Herstellers nutzen. Das wird zum großen Vorteil, wenn man zum Beispiel alle Rechner eines Netzwerkes identisch aufsetzen und einrichten will.