Fettbrände löschen

  • Vor eingien Jahren ist mir eine Pfanne mit Öl auf der Herdplatte in Flammen aufgegangen.
    Dass man in der Panik schnell alles falsch macht, was man nur falsch machen kann, sollte nicht nur mir aufgefallen sein, aber ich sags trotzdem - mein erster Gedanke war, den Fettbrand mit Wasser zu löschen.


    Macht das nicht - ihr seid nicht lebensmüde.


    Wer schon mal auf eine noch zu heisse Pfanne Wasser hat laufen lassen, wird das Zischen kennen, was dabei entsteht - bei brennendem Fett wird das noch schlimmer.
    Fett ist leichter als Wasser, heisst, dass das brennende Fett beim Versuch, es mit Wasser zu löschen, oben schwimmt und euch in alle Richtungen spritzt (Fettexplosion). Ferner verkocht euch das Wasser rasant schnell durch die "Bullenhitze". Wenn ihr mit schweren Verbrennungen davon kommt, habt ihr Glück - wenn ihr Pech habt, war's das für euch komplett.


    Fettbrände sind mit einer Löschdecke oder mit Löschschaum zu bekämpfen, auf gar keinen Fall mit Wasser. Wer beides nicht hat, greift schnellstmöglich zum Telefon und alarmiert die Feuerwehr über die Notrufnummer 112.


    Am Telefon folgendes schildern:


    - Wer meldet das Ereignis? (Name)
    - Wo geschah es? (Adresse)
    - Was ist passiert?
    - Wie viele Verletzte?


    Auf weitere Rückfragen warten. NIEMALS selber das Gespräch beenden - das Gespräch wird durch die Einsatzzentrale beendet, nicht durch euch.


    Ich weiss noch durch meine Mitgliedschaft bei der Feuerwehr, dass in der Notrufzentrale ein Anruf eingegangen ist: "Kommen Sie schnell, hier brennt's", und wieder aufgelegt. Damit können die Herren an der Einsatzzentrale nichts anfangen. Im Glücksfall kann eventuell der Anruf zurückverfolgt werden - was aber unnötig Zeit kostet. Pech dann, wenn der Anruf von einer Telefonzelle (gibt es heutzutage selten, aber sie sind noch da) getätigt wurde.


    Sobald das Gespräch mit der Feuerwehr beendet ist, zügig das Gefahrengebiet verlassen - ihr wollt euch bei einem Brand nicht noch mehr Verletzungen zuziehen, als nötig. (Stichwort Rauchvergiftung).

    "Ich weiß nicht, wer mich in die Welt gesetzt hat, und auch nicht, was mein Körper, meine Seele, meine Sinne und jener Teil meines Ichs sind, der denkt. Ich sehe überall nur Unendlichkeiten, die mich wie ein Atom und wie einen Schatten einschließen." (Blaise Pascal)

    Einmal editiert, zuletzt von SaschaMester ()

  • Das Problem beim falschen Löschen ist sogar noch größer.
    Die "Fettexplosion" wird überwiegend durch das verdunstende Wasser getragen. Das Feuer springt dabei auf die vielen kleinen Wassertröpfchen über . So entstehen auch die Blow-Overs bei Großfeuern, wenn bei zu heißen Flammen nur mit Wasser gelöscht wird. Sehr große Hitze kann sogar den Sauerstoff in der Luft entzünden.


    Doch zurück zum Fettbrand
    Das Erste, was man machen sollte ist: Schnell einen Deckel auf die Pfanne oder den Topf mit dem brennenden Öl/Fett drauf.
    Der Deckel darf nicht mehr herunter genommen werden.


    Der Fettbrand erlischt, weil er den Sauerstoff unter dem Deckel verbrennt. Hebt man den Deckel wieder an, reicht allein schon die noch vorhandene Hitze, um den neu eindringenden Sauerstoff wieder zu entzünden.


    Das gleiche gilt, wenn man eine Löschdecke benutzt hat.
    Man darf sie nicht wieder abnehmen, um nachzuschauen, ob der Brand erloschen ist



    Zur Alarmierung der Feuerwehr sei noch zu sagen ...
    Manche Zentralen warten einfach ab, bis man zu Ende erzählt hat .. und stellen dann die gleichen Fragen, die man eigentlich schon alle beantwortet hatte.
    Als mein Kollege gestern anrief hörte ich, dass er alles "vorschriftsmäßig" gemeldet hatte.


    Als ich dann (wegen der nötigen Brandbeschreibung) ans Telefon ging, wurde ich in einer völlig anderen Reihenfolge noch einmal zu allem befragt. Die vorherigen Angaben waren also nicht registriert worden.
    Die zuletzt gestellte Frage lautete nach der Adresse, wo es brennt.


    Bei der offiziell vorgegebene Reihenfolge können Rettungswagen oder Feuerwehren schon losgeschickt werden, während das Gespräch noch läuft. Jede Minute zählt, wenn es um Menschenleben geht.
    Die Umstände können den Rettungskräften nach dem Anruf noch übermittelt werden, während sie sich noch auf dem Weg befinden.


    ...


    Das war aber kein Einzelfall. Ich habe es mehr als einmal erleben müssen, dass Zentralisten nicht reagieren.
    Der schlimmste Fall war, dass eine Zentrale einfach mittendrin auflegte, weil ein verunfalltes Kind im Hintergrund schrie und nicht aufhören wollte.
    Der nächste Anruf begann mit meiner Warnung, dass ich sofort Anzeige erstatten würde, wenn jetzt wieder aufgelegt würde.
    Diesmal klappte es.
    Trotzdem war noch ein dritter Anruf nötig, nachdem eine halbe Stunde später immer noch kein Rettungswagen zu sehen war, obwohl die nächste Einsatzstelle nur ca. 7 Km entfernt war.
    Nach dem 3. Anruf kam ein Rettungswagen im halsbrecherischen Tempo über Feldwege die kaum breit genug für einen PKW waren, aus der rund 50 Km entfernten nächsten Großstadt.


    Nach mehreren solcher Erlebnisse melde ich ganz anders:
    Anrufen und abwarten "Bitte stellen Sie Ihre Fragen"

    Ganz wichtig ist jedoch, dass man vorher erst einmal "runter kommt".
    - Ruf nie an, während du einen Verletzten noch am Versorgen bist. Du kannst dich nur auf eins konzentrieren.
    - Versuche, alles andere auszublenden, damit du dich auf das Gespräch konzentrieren kannst.
    - Wenn noch andere da sind, lass DIE anrufen.


    So gut ich normalerweise "komplett auf rational" umschalten kann, so schlecht gelingt es mir, wenn ein Mensch Hilfe braucht. Um "umschalten zu können" muss ich mich deshalb mental erst einmal von der Situation entfernen.
    Erst seitdem ich das erkannt habe, kann ich solche Telefonate rational führen. Für Umstehende mag ich dabei dann "völlig gefühlskalt" wirken. Anders geht es aber nicht.

  • Als Tipp für diejenigen, die sich so ne Fettexplosion mal live ansehen möchten - manche Feuerwehren demonstrieren das an ihrem Tag der offenen Tür.


    ABER : Auch das nicht zu Hause nachmachen! Die Feuerwehr sperrt ihre Übungsflächen weiträumig, damit sich kein Publikum zu nah in der Nähe aufhält und trägt dafür besondere Schutzanzüge.


    Wer das zu Hause auf eigene Faust nachstellt, setzt seine Gesundheit und im Extremfall sein Leben auf's Spiel.

    "Ich weiß nicht, wer mich in die Welt gesetzt hat, und auch nicht, was mein Körper, meine Seele, meine Sinne und jener Teil meines Ichs sind, der denkt. Ich sehe überall nur Unendlichkeiten, die mich wie ein Atom und wie einen Schatten einschließen." (Blaise Pascal)