Stromausfall oder Überspannung - Computer kaputt ? Was tun ? Was hilft ?

  • Hier in der Gegend herrschte gestern ein Unwetter bei dem es sowohl zu Blitzeinschlägen als auch zu Stromausfällen kam.
    In meiner Firma äußerte sich das so, dass schlagartig alle Lichter, Computer und Server ausgingen. Auch die TK-Anlage verabschiedete sich bis auf weiteres.


    Selbstverständlich fuhren die Server nach dem kurzen Ausfall eigenständig wieder hoch und auch die Einzelplatzrechner konnten problemlos gestartet werden. Das Intranet funktionierte problemlos, jedoch gab es, außer Telefon, keine Verbindung nach draußen mehr.
    Es konnte natürlich sein, dass der Hauptserver "einen Schlag weg bekommen" hatte, den er erst einmal verdauen musste *lach*


    Leider gab es trotz diverser Maßnahmen keine Datenverbindung nach außerhalb mehr. Da gleichzeitig auch noch deutschlandweit massive Störungen gemeldet wurden, schoben wir es zunächst auf den ISP.


    Heute morgen hatte sich nichts geändert. Die Verbindungen bleiben tot. Ergo konnte es nur eine interne Ursache haben.


    Fehlersuche 1) Intranet
    Alles geprüft. Alles läuft

    Fehlersuche 2) Zugang zum Internet

    Wir haben zwar einige Server, jedoch sitzt "§am Ende" doch ein ganz normaler Router, der die Verbindung zum Internet herstellt. Wenn drinnen alles läuft, kann dort nur das Problem zu finden sein.
    Stromverbindung trennen, kurze Zeit warten, Router neu verbinden und starten. Danach war das Problem behoben.
    Wie ich von Kunden hörte, haben sie die gleichen Probleme gehabt. So wie wir auch, benutzen sie einen Router von AVM. Er scheint also immer wieder das gleiche Problem mit Überspannungen oder Stromausfällen zu haben.


    Sekundärserver fährt nicht mehr hoch
    Da er nur eine Teilkaufgabe erledigt, sind wir nicht darauf angewiesen. Seine Funktion wird nur einige Male am Tag benötigt. Trotzdem wäre es doch ganz schön ... naja.


    Jetzt kommt das kleine Problem: Wir haben unseren Netzwerkadmin letzten Freitag in seinen wohlverdienten längeren Urlaub geschickt. Wir können ihn zwar in Notfällen fragen, müssen eventuelle Probleme jedoch selber lösen (können) ohne Zugangsdaten oder Zugangsberechtigung zum Server zu haben.


    Der Sekundärserver bootete zwar, stellte jedoch keine Verbindung ins Intranet her. Man konnte booten wie man wollte. Er war zwar zu hören, jedoch ohne Funktion.
    Ähnlich wie den Router, trennten wir ihn einige Zeit vom Strom. Vielleicht lag es ja auch bei ihm daran ? Nein, das war keine Lösung.

    Erst einmal einen Monitor klarmachen, damit man sieht was am Server los ist.
    Beim Booten kam der Server gerade einmal bis zum BIOS. Danach stoppte er. Entweder der Stromausfall oder eine Spannungsspitze hatte dafür gesorgt, dass die kleine Pufferbatterie, die die BIOS Einstellungen hält, "zerschossen" wurde.


    Normalerweise merkt man nichts davon, wenn diese Batterie aufgibt. Jeder Rechner zieht sich einen kleinen Haltestrom über sein Netzteil, um die BIOS-Einstellungen zu puffern. Das passiert selbst dann, wenn der Rechner komplett abgeschaltet wird.
    Fällt jedoch der Strom aus, oder man trennt den Rechner vom Stromnetz, gibt es keinen Haltestrom mehr und der Speicher kann nicht mehr gehalten werden. Die BIOS-Einstellungen gehen verloren.


    F1 = Setup des BIOS
    F2 = mit den letzten Einstellungen neu starten.
    Ohne Befehl des Benutzers geht es nicht weiter. Der Rechner verharrt bis der Befehl eingegeben wird .


    F2 ist eine schlechte Idee
    Es werden zwar die richtigen Einstellungen benutzt, jedoch stimmen Datum und Uhrzeit im BIOS nicht mehr. Sobald der Rechner dann wieder läuft, befindet man sich am frühesten Datum, das das BIOS kennt.


    Windows (und andere Betriebssysteme) richten sich vorrangig zuerst nach dem Datum, das ihnen das BIOS angibt.
    Liegt dieses Datum vor dem Datum, an dem das Betriebssystem installiert wurde, gibt es einen logischen Konflikt.

    Zitat

    "Wenn ich am 1.1.2018 installiert wurde .. und es ist jetzt der 1.1.2000... kann ich nicht funktionieren, weil ich überhaupt noch nicht installiert wurde"


    In der Sci-Fi führt das zur sofortigen Selbstabschaltung eines Rechners oder er "brennt durch". In der Realität fährt der Rechner zwar trotzdem hoch, jedoch kann man dann mit Software, die Zeitangaben nutzen muss, nicht mehr arbeiten.


    Zuerst also F1 antippen
    Im BIOS stellt ihr dann das korrekte Datum und die Zeit ein und verlasst das BIOS wieder mit der Taste ESC. Die nächste Frage bestätigt ihr dann mit "OK".


    Im Normalfall startet der Rechner jetzt ganz normal und ihr könnt damit wieder arbeiten. Sollte er aber nicht booten können, fahrt ihn wieder herunter und startet ihn neu. Auf gar keinen Fall jetzt aber wieder vom Stromnetz trennen. Die richtige Zeit hat er jetzt. Beim nächsten Start geht es nur noch "um den Rest".


    Sommerzeit, MEZ,oder UTC, welche Zeit stellt man im BIOS ein ?
    Das Betriebssystem hat seine eigenen Einstellungen. Wenn ihr die nicht kennt oder ändern könnt, müsst ihr es eben ausprobieren. Nehmt zunächst die MEZ (Mitteleuropäische Zeit / Winterzeit) und wartet ab, was das Betriebssystem später anzeigt. Merkt euch den Unterschied zur "richtigen Zeit".
    Startet nun den Rechner neu und unterbrecht den Startvorgang indem ihr die Taste "DEL" drückt. (Je nach BIOS kann es auch eine andere sein. Das wird aber während des Starts angezeigt)


    Nun seid ihr wieder an der Eingabeaufforderung an der ihr mit F1 die Zeit wieder anders einstellen könnt. Zeiteinstellung ändern und dann wieder raus aus dem BIOS. Jetzt sollte alles korrekt starten und funktionieren.


    Den Rechner mit der defekten Batterie dürft ihr jetzt natürlich nicht mehr vom Strom trennen, weil ihr dann alles komplett wieder neu einstellen müsst. Besorgt euch bei Gelegenheit ein Ersatzbatterie, die ihr gegen die defekte austauscht.


    So eine Überspannung oder ein Stromausfall kann also sehr viele Probleme verursachen.
    Die meisten lassen sich jedoch relativ leicht lösen. Der Rechner ist nicht immer gleich defekt, auch wenn er keinen Mucks von sich geben will.



    Vorsichtsmaßnahmen gegen Überspannung

    Es gibt schon lange Überspannungsschutzsteckdosen. Sie sorgen dafür, dass an angeschlossene Geräte nur die normale Spannung ankommt.


    Vorsicht:
    Überspannungen kommen nicht nur durch die Stromleitung. Sie kommen auch über alle Datenleitungen und Telefonleitungen.
    Um seine Geräte zu schützen, muss die Überspannungsschutzsteckdose also auch Anschlüsse für Datenleitung und Telefonkabel haben, damit von dort aus keine Spannungsspitzen in die Geräte kommen können.


    Ideal ist es also wenn der Router direkt an so einer Steckdosenleiste hängt. Dazu dann noch alle Rechner an so eine Überspannungsschutzsteckdose und man kann sicher sein, dass typische Spannungsspitzen den Geräten nicht schaden können.
    Spannungsspitzen gibt es auch ohne Blitz und Gewitter. Wenn schlagartig viele Geräte abgeschaltet werden, steigt auch die Spannung im Stromnetz an. Die Stromanbieter können die entstehenden Spannungsspitzen nicht immer schnell genug aus dem Netz ableiten. Deshalb sind moderne Geräte längst nicht mehr auf 220V sondern auf 230V auigelegt.


    PS:
    Wenn wirklich mal ein Blitz direkt ins Haus einschlägt, "verschmoren" trotzdem alle Überspannungsschutzsteckdosen im Haus. Auf so hohe Spannungen sind sie nicht ausgelegt. Hier kommen dann spezielle Versicherungen zum Zug, die den Schaden i.d.R. auch ersetzen müssen, weil man ja alles erdenkliche getan hat, um sich vor Schäden zu schützen.
    Die verschmorten Steckdosen dürften Beweis genug sein, welche Spannungen im Netz aufgetreten sind.



    Vorsichtsmaßnahmen gegen Stromausfall

    Schon viel länger als Überspannungsschutzsteckdosen gibt es USV. USV = unterbrechungsfreie Stromversorgung.
    Das sind eigentlich nichts anderes als relativ große Akkus. Sie werden direkt zwischen Rechner und Stromnetz angeschlossen. Sobald der Strom ausfällt übernehmen sie die Stromversorgung mittels der vorher gespeicherten Energie.
    Gibt es wieder Strom, laden sie sich automatisch wieder auf, um für den nächsten Ausfall gerüstet zu sein.


    Der Nachteil der USV ist ein hoher Preis für relativ geringe Kapazität.
    In den Geräten steckt aber auch mehr Technik als in einem normalen Akku.
    Einerseits kann es auch Spannungsspitzen herausfiltern. Andererseits kompensiert es auch Spannungssenkungen und liefert währenddessen Spannung aus dem Akku.
    Hinzu kommt, dass eine USV zwar ein Akku ist, jedoch den Strom in normaler Steckdosenstärke aufnehmen und abgeben muss.


    An eine USV sollte man auf jeden Fall Rechner/Server anschließen. Auch der Monitor muss damit versorgt werden.
    Wenn der Strom ausfällt, gibt eine SUV einen lauten Signalton ab. Die USV kann in der Regel nicht den Betrieb aller Geräte sicherstellen. Sie gibt aber die Gelegenheit, den Rechner ganz korrekt hinunter zu fahren und damit Datenverluste und andere Schäden zu vermeiden.


    Wer eine defekte BIOS-Pufferbatterie hat, muss sich mit einer USV auch weniger Sorgen machen.
    Die Kapazität der USV reicht zwar nicht zum weiteren Betrieb des Rechners. Sie liefert jedoch immer noch die nötige Spannung, damit der Speicherinhalt des BIOS gehalten werden kann.


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    Die ideale Vorsorge gegen Stromausfall und Überspannung ist eine Kombination aus Überspannungsschutzsteckdosen + USV.
    Beides gehört zunächst an die Telefonanlage (Router mit eingebautem Modem/Splitter) , damit man auch bei Stromausfall noch weiter telefonieren kann.
    Danach sollte auch jeder Rechner mit so einer Kombination versorgt werden. Moderne Rechner haben einen so geringen Verbrauch, dass man mit einer USV sogar noch einige Zeit weiter arbeiten kann.
    Im Notall kann eine USV auch einfach den Strom liefern, um Tablet oder Smartphone laden zu können. Es ist ja einfach nur eine "mobile Steckdose" ;)



    "Kann man auch gebrauchte USV kaufen ?"
    Ich sage dazu: Besser nicht. Alle Akkus haben einen Memory-Effekt. Eine USV ist ein Akku. Wer die verkauft, macht es nur, weil die Kapazität nachgelassen hat. Nach einigen Jahren ist jede USV mal "ausgelutscht".
    Für 5 Minuten Notstrom gibt man kein Geld mehr aus. Eine überalterte USV erkennt man gleich, wenn sie ein Alarmsignal abgibt. Oft reicht die Kapazität nicht einmal mehr aus, um dieses Signal ( hektisches Piepsen) zu versorgen.
    Wenn die USV stattdessen nur noch heult (huiiiii) und dabei immer leiser wird, ist sie nur noch E-Schrott.