Stabilität kontra Flexibilität - Optimist kontra Pessimist

  • Stabilität


    Die Firma
    - konzentriert sich auf ihre Branche und ihr dortiges Segment.
    - verfolgt ein Konzept mit langfristigen Zielen.
    - schafft eine Tradition und setzt sie auch fort
    - baut auf Erfahrungen statt auf Experimente


    Flexibilität


    Die Firma
    - fügt dem ursprünglichen Segment weitere Standbeine hinzu
    - reagiert auf den Markt und seinen Bedarf
    - passt sich den neuen Erfordernissen an
    - nutzt neue Möglichkeiten, sobald sie sich ergeben



    Es handelt sich dabei um zwei grundsätzlich verschiedene Prinzipien, wie man eine Firma leiten kann.
    In der Regel werden sie jeweils nicht ausschließlich angewendet, sondern man wechselt von einem Prinzip zum anderen.


    Kontinuität und Stabilität schaffen Vertrauen bei Kunden, Lieferanten und Geldgebern.
    Hierdurch kann man sich feste Kundenstämme aufbauen, die über Generationen hinweg die nötigen Umsätze bringen. Geldgeber und Lieferanten haben einen Partner, den sie ganz genau einschätzen können.


    Flexibilität und Sprunghaftigkeit bergen große Chancen, Vorteile zu nutzen, bevor andere sie erkennen und auf sie einsteigen.


    Während der Mainstream sich auf viele Mitbewerber verteilt, verteilen sich Innovationen auf nur wenige Marktteilnehmer. Hier besteht die Chance, schnell zum Marktführer zu werden.
    "Der frühe Vogel fängt den Wurm"


    Stabilität bedeutet Stagnation
    Die Zeiten, in denen eine Firma sich nur auf einen speziellen Bereich konzentrieren konnte, sind schon lange vorbei. Ein Ladengeschäft, das sich weiterhin nur auf den stationären Handel konzentrieren wollte, ist dem Untergang geweiht.
    Moderne Kunden nutzen moderne Kommunikation und Medien. Die Loyalität zu einer Firma wird nebenrangig.


    Geldgeber sehen nicht nur die vergangenen Erfolge, sondern taxieren auch die zukünftigen Chancen, wenn das bisherigen Prinzip unverändert weiter geführt wird.


    Flexibilität bedeutet Verlust
    Mit jedem Standbein mehr, schafft man sich auch eine weitere Sicherheit, für den Fall dass ein Segment keinen Erfolg mehr hat. Jedes weitere Standbein sorgt aber auch dafür, dass man sich nicht gleichermaßen intensiv um alle kümmern kann. Anstatt dass man alle Kräfte auf einen Punkt konzentriert, splittet man sie auf alle Bereich auf.


    Chancen sind eine Hoffnung auf die Zukunft. Gelegenheiten sind das Ergreifen von aktuellen Vorteilen.
    Jede Chance kann auch eine Luftnummer werden, die nur Ressourcen verschlingt und keinen Erfolg hat.


    Im normalen Werdegang einer Firma beginnt man mit Flexibilität.
    Man versucht Chancen zu finden und zum Erfolg zu führen. Hat man seine "Erfolgsnische" gefunden, konzentriert man sich auf sie und baut sie aus.
    Dann kommt die Phase, in der man auf Stabilität setzt und sich einen Ruf aufbaut.
    Ist die Marktposition gesichert, muss man wieder in eine "flexible Phase" eintreten, damit die Stabilität nicht zur Stagnation führt.



    Zum Leiten einer Firma gehört der "Mut zum Risiko".
    Gleichzeitig muss man aber auch erkennen können, wann es Zeit ist, die Risikobereitschaft einzuschränken.
    Viele Firmeninhaber haben deshalb "Berufspessimisten", die ihnen immer wieder die Nachteile von zu "optimistischen Ideen" aufzeigen.


    "zu optimistisch" + "zu pessimistisch" = alles wird gegeneinander abgewägt


    Am Ende wird der Optimist etwas "gedrosselt" und der Pessimist wird etwas "gepusht". So entsteht eine "mittlere Grundeinstellung" unter der beide das neue Ziel betrachten und verfolgen können.


    [hr]


    PS:
    Persönlich war ich bisher bei 3 Firmen hauptberuflich bezahlter "Berusfpessimist". Auch in der aktuellen Firma gehört es zu einer meiner Nebenaufgaben, auf Nachteile hinzuweisen, bevor sie Auswirkungen zeigen können.


    Es hat sich gezeigt, dass viele Bedenken wirklich berechtigt waren. Da sie jedoch bereits vorher bedacht wurden, kam es nicht zu den möglichen Folgen .
    Andere Bedenken waren zu pessimistisch, da sie auch Extreme berücksichtigten, die dann nie eintraten. Dazu konnte man dann im Nachhinein nur sagen "gut dass wir mal darüber gesprochen haben".


    Im Zusammenhang mit diesem Forum habe ich aber auch unentgeltlich jungen Firmen in der Realität oder im Netz beratend geholfen. So eine Hilfe kann leider nicht durchgehend und über Jahre hinaus erfolgen.
    Ich konnte später manchmal feststellen, dass die Inhaber sich nichts zu Herzen nahmen, sondern alles viel zu optimistisch weiter führten. Völlig unvorbereitet wurden sie dann von den (schon vorher aufgezeigten) Ereignissen überrascht und die Firmen gingen unter.


    Manchmal sind es wirklich scheinbar "unwichtige Nebensächlichkeiten", die erst viel später massive Auswirkungen zeigen und zum Untergang einer Firma führen können.


    [hr]


    Aus diesem Grund empfehle ich jedem Firmeninhaber einen Pessimisten, der alles aus der "negativen Warte" betrachtet - gleichzeitig aber auch Lösungsvorschläge machen kann/muss/darf.
    - Ein "ewiger Nörgler" wird nur zum Klotz am Bein, wenn er keine Alternativen aufzeigen kann oder darf.
    - Ein Chef, der keine "Negativbetrachter" möchte, sollte sich nur "Ja-Sager" einstellen.


    Am Ende entscheidet aber immer der Chef, "wo es lang geht".
    Ist die Entscheidung einmal gefallen, hat der Berufspessimist Sendepause. Er hat alles vorgebracht, was zu bedenken war und sollte sich jetzt auf andere Bereiche konzentrieren.


    Hatte die neue Idee Erfolg, können es sich Optimist und Pessimist gleichermaßen auf ihre Fahnen schreiben. Das gute Teamwork hat zum Erfolg geführt.
    War es ein Fehlschlag, kann es sein, dass einer der beiden seine Position nicht stark genug oder zu stark vertreten hat.
    "Daran müssen wir dann noch arbeiten".


    Viele Firmen haben deshalb großen Erfolg, weil sich Pessimist und Optimist optimal aufeinander eingespielt haben.
    Die langjährige Zusammenarbeit und das aufeinander Eingehen führte zum Erfolg.
    So ein Team zu trennen, würde bedeuten, dass man gute Erfahrungen und Erfolge gegen Spekulationen tauscht.


    Anderseits können "falsche Teams" aber auch den Untergang bedeuten.
    Zeigt die Erfolgskurve dauerhaft nach unten, muss das Team getrennt werden, um die Abwärtsspirale zu unterbrechen. "Irgendwas stimmt da nicht" und das muss dann eben geändert werden.