Schallisolierung der Aufnahmekabine

  • Die Kabine, in der aufgezeichnet wird, darf keinerlei Eigenschall entwickeln und auch keinerlei Schall weiter leiten.
    In einer idealen Kabine ist der Schall so stark reduziert, dass es sich "wie in Watte gepackt" anfühlt/anhört.


    Es darf keine ebenen/glatten Flächen geben
    Jede ebene Fläche reflektiert den Schall.


    Wo sich ebene Flächen nicht vermeiden lassen, müssen Schallabsorber Reflexionen verhindern.
    Man erreicht diese Absorbereigenschaft am einfachsten, indem man die Fläche mit möglichst vielen Löchern durchbohrt. Dadurch reduziert man die reflektierende Fläche auf ein Minimum.
    Hinter der Fläche mit den Löchern befestigt man einfach ein möglichst dickes und weiches Material. Geeignet dafür sind z.B. dicke Schaumstoffe.


    Eine Profi-Kabine wird aus mehreren Schallschutz-Kassetten zusammen gebaut. Hierbei handelt es sich um Elemente, die mit Mineralwolle als Schallabsorber gefüllt sind und durch Lochbleche abgedeckt sind.


    Kann man hinter der ebenen und durchbohrten Fläche keine Absorber anbringen, muss man den Schall so leiten, dass er nicht mehr zum Ausgangspunkt zurück geworfen werden kann.
    Ein Fenster/Durchblick zu einem anderen Raum ist in heutigen Zeiten nicht mehr nötig. Möchte man es doch noch haben, wird ein Fenster zum großen Akustik-Problem.


    Die Scheibe muss durch möglichst viele Löcher unterbrochen werden. Hinter die erste Scheibe klebt man eine zweite, bei denen die Löcher überlappend und leicht versetzt sind. Dahinter kommt eine dritte, bei der die Löcher auch wieder etwas versetzt sind usw.


    Man kann das am einfachsten erreichen, indem man mehrere Plexiglasscheiben nimmt, sie übereinander legt und sie dann gleichzeitig durchbohrt.
    Danach verschiebt die Scheiben ganz leicht um ca. 1/2 Lochdurchmesser zueinander. Fixiert die "Schallschutzscheibe" mit ein paar Schraubzwingen. Jetzt könnt ihr sie austesten und noch einmal optimieren.


    Wieso funktioniert das Schall absorbierend ?
    Der Schall kommt in das Loch. Er würde daraus die Kabine verlassen .. aber auch Schall aus dem Nachbarraum würde in die Kabine kommen können.
    Die nächste Scheibe hat wieder ein Loch, das das erste sozusagen tiefer macht. Weil die Löcher aber etwas versetzt sind, entstehen kleine Kanten an denen sich der Schall bricht. Man darf also nicht einfach nur glatte, schräge Löcher bohren.
    Je mehr Scheiben man hintereinander bringt, desto tiefer wird das jeweilige Loch. Gleichzeitig entstehen im Loch immer mehr Kanten, an denen sich der Schall bricht. Die Reflexion wird immer zur Kabine hin geringer und gleichzeitig wird er auch noch in eine andere Richtung abgeleitet.


    Wenn man sehr viele Scheiben hintereinander anbringt, kann man sogar den Schall noch um Kurven leiten, an denen er sich tot läuft. Dann kann durch die Scheibe sogar problemlos noch "gelüftet" werden, was den Aufenthalt in der Aufnahmekabine erträglicher macht.


    In der Praxis wird so eine Scheibe ihren Zweck sehr gut erfüllen. Es ergibt sich jedoch ein Reinigungsproblem, weil sich in den Löchern auch Staub absetzen kann/wird. Ich würde daher die Löcher nicht seitlich, sondern nach unten "wandern" lassen. Dann kann man den Staub später einfach mit Pressluft ausblasen und auch Reinigungsflüssigkeiten können nach unten zur anderen Seite ablaufen.


    Die Wände müssen mit Schallabsorbern bestückt werden.
    Im Fachhandel gibt es spezielle Schaumstoffe, die auch besondere Formen haben. Die Schäume sind so entwickelt, dass sie möglichst viel Schall schlucken können.
    Die Fläche zur Kabine hin, besteht aus sehr vielen und sehr spitzen Kegeln/Pyramiden.


    Wenn der Schall auf die Fläche trifft, wird er durch die Schrägen direkt in die Vertiefung geleitet. Dort kann er nicht mehr zurück reflektieren.


    Einen ähnlichen Effekt ergibt es, wenn man eine (sehr dicke) Schaumstoffmatte auf einem Brett befestigt.
    Danach raut man die Oberfläche auf, damit sie nicht mehr reflektieren kann und weich wird.
    Jetzt haben wir schon einmal die Absorberschicht geschaffen.
    Um den Schall möglichst weit in den Schaumstoff zu leiten, brauchen wir jetzt noch die "Berge und Täler", in denen sich der Schall totlaufen soll.
    Die schnitzen wir jetzt nicht in den Schaumstoff, sondern wir tackern sie einfach. Jede Tackerklammer erzeugt automatisch ein tiefes Tal im Schaumstoff. Die Klammern müssen so gesetzt werden, dass zwischen ihnen große "Hügel" entstehen.
    Zum Schluss befestigen wir die Platten einfach mit Schrauben an den Kabinenwänden.


    Natürlich ist die industrielle Schaumstoffmatte optimaler. Die Winkel der "Berge" sind exakt darauf ausgelegt, den Schall nach unten zu leiten. Das erreichen wir mit der "Selbermacher-Methode" nicht im gleichen Maße.
    Hier stehen jedoch einige Tausend Euro für das Fertigprodukt einigen Hundert Euro + etwas mehr Arbeitszeit für die Eigenlösung gegenüber.


    Die Eigenbaulösung hat gegenüber der Profi-Lösung einen weiteren Vorteil:
    Sind die Räume nur angemietet, kann man die Platten später problemlos wieder abnehmen. Die Schraubenlöcher füllen und schon ist es wieder ein normaler Raum.
    Die Profilösung muss man in der Regel direkt an die Wand kleben. Das sollte man aber besser nicht machen, weil man sie dann kaum mehr abbekommt. Auch hier sollte man noch ein paar Euro mehr für Platten investieren, damit man sie später mühelos wieder entfernen und erneut einsetzen kann.