Welche Fähigkeiten muss ein Anwalt haben ?

  • Mir ist eben ein Anwalt aufgefallen, der zu einer Verfassungsbeschwerde aufruft.
    Die Beschwerdeführer müssen alle eine bestimmte Gebühr zahlen.


    Laut einer "Anwaltsvermittlung " vertritt der Anwalt folgende Rechtsgebiete:
    Immobilienrecht ( und andere Rechtsgebiete, die mit Immobilien im Zusammenhang stehen) Verkehrsrecht, Vertragsrecht, Versicherungsrecht


    Die geplante Verfassungsbeschwerde hat nichts mit diesen Rechtsgebieten zu tun. Die Beschwerde befasst sich grundsätzlich mit Strafrecht, Persönlichkeitsrechten, Gesundheit und einigen anderen Punkten aus dem Grundgesetz.


    Worauf will ich eigentlich hinaus ?


    Zunächst einmal muss man wissen, dass Anwaltskammern nur die Gebiete angeben dürfen, auf die sich ein Anwalt spezialisiert hat. Eine Bewertung, ob er dabei auch erfolgreich ist, ist untersagt. Anwälte selbst dürfen sich natürlich auch positiv darstellen.


    Es ist nun schon über 8 Jahre her, dass ich einmal über einen Arzt recherchiert habe. Die Recherche sollte dazu dienen, dass er sich auf die Berufsordnung für Ärzte besinnen sollte. Erfreulicherweise gab es später nichts mehr was Anlass zu weiterer Kritik gegeben hat.


    Dieses Mal will ich nicht über einen speziellen Anwalt recherchieren. Für mich ist es einfach nur der Anlass, um aufmerksam zu machen, worauf man bei einem Anwalt achten sollte oder könnte.


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    Worauf muss man also achten ?
    Wenn man einen Anwalt sucht, sollte man sich jemanden nehmen, der Erfahrungen im betreffenden Rechtsgebiet besitzt oder sich darauf spezialisiert hat.


    Ein Anwalt für Familienrecht ist oft nicht ganz so versiert in Verkehrsrechtsfragen. Er kann sich zwar bei der Vorbereitung alles anlesen, ist aber wahrscheinlich im Hintertreffen gegenüber einem Berufskollegen, der sich tagtäglich mit Verkehrsrecht befasst.


    Man lernt ja auch aus Erfahrung. In einem Fall musste ich einen Prozess gegen einen Kreis anstrengen, um gegen eine "Zwangsvollstreckung in Amtshilfe" vorzugehen, die nicht durch ein richterliches Urteil oder Gesetze abgedeckt war. Ich nahm mir eine renommierte Kanzlei - jedoch ohne mich vorher zu vergewissern, dass sie auch einen, auf diesen Bereich spezialisierten Anwalt hatte.
    Am Ende wurde zwar die Vollstreckung als unzulässig erkannt, jedoch hatte der Anwalt nicht die erforderliche Erfahrung mit einem bestimmten Gesetz als dass er alles hätte abwehren können. Im Endeffekt hatte er nur noch geraden einen Tag zur Vorbereitung gehabt in der er sich hatte einlesen können.


    Andererseits habe ich aber auch eine positive Erfahrung mit einem Anwalt gesammelt, der sich eigentlich auf Familienrecht spezialisiert hatte.
    Hier gab es eine sehr enge Zusammenarbeit in deren Verlauf ich mich auf einen Rechtsbereich spezialisierte und mit ihm zusammen dann die Klageschriften verfasste. Da ich bereits im Vorfeld Anwälten Paroli bieten musste, wurden Vertrags- und Verbraucherrecht mein "Tagesgeschäft" in dem ich wirklich umfassend informiert sein musste.
    Das Ziel war nie gewesen, einen Prozess zu führen. Es war immer nur das letzte Mittel.
    Durch dieses Teamwork gab es Hunderte von Prozessen, von denen keiner verloren wurde.
    WENN ein Anwalt also genügend Zeit hat, geht es auch mit einem Anwalt, der in einem völlig fremden Rechtsgebiet tätig werden soll.


    In einem dritten "Thema" brauchte ich keinen spezialisierten Anwalt, sondern einen, der in der Lage war, dem Gericht mit "Bauernschläue" zu sagen "was wirklich Sache ist".
    Dazu wählte ich einen erfahrenen und "bodenständigen Anwalt" aus. Es war eine gute Wahl, auch wenn sein "Lieblingsrechtsbereich" eigentlich nichts mit "meinem Thema" zu tun hatte.
    Gute Prozessvorbereitung und die Sache ging im Interesse aller Beteiligten aus.


    Mein Rat ?
    Wenn es etwas ist, was "ziemlich kompliziert ist", verlasse ich mich auf einen Anwalt, der in dem Rechtsbereich wirklich langjährige Berufserfahrung und sich darauf spezialisiert hat. Das Gleiche gilt, wenn nicht genügend Zeit zur Vorbereitung verbleibt.


    Gibt es genügend Zeit - und habe ich selbst auch einige Kenntnisse über den Rechtsbereich - brauche ich keinen Fachanwalt. Zusammen mit dem Anwalt kann man sich alles gemeinsam erarbeiten. Teamwork kann mangelnde Prozesserfahrung durchaus wett machen. Es ist zwar keine Garantie, aber die Chancen sind besser als wenn man einen Anwalt aus einem ihm fremden Fachbereich "einfach machen lässt".


    Hat ein Anwalt keine Zeit für dich, sinken deine Chancen, einen Prozess erfolgreich zu absolvieren.



    PS:
    Weil man als Verbraucher auch bei einem "nicht so fähigen Anwalt" das gleiche Honorar zahlen muss wie bei einem "erfolgreichen" , muss man sich eben wirklich Gedanken darüber machen, welchen Anwalt man nehmen soll. Wer einen Prozess verliert, zahlt ja auch gleichzeitig noch das Honorar der erfolgreichen Gegenanwälte.


    Ich hoffe, kein Anwalt fühlt sich jetzt "auf die Füße getreten".
    Der "auslösende Anwalt" sollte sich mit den einleitenden Daten eigentlich nicht auffinden lassen, da einige markante Fakten absichtlich weggelassen wurden.
    Es ist eigentlich im Sinne des gesamten Berufsstandes, dass fleißige Anwälte Klienten finden und zusammen mit ihnen die nötigen Erfahrungen sammeln können. Anwälte, die aber keinen Weiterbildungswillen haben, sollten sich nur auf ihr Fachgebiet konzentrieren und nicht in anderen Bereichen wildern, nur weil sie mehr Geld bringen.