Tattoos - Kurz gefreut, ewig bereut - Was man wissen sollte

  • Weit über die Hälfte aller Deutschen sollen mittlerweile tätowiert sein.
    Zu früheren Zeiten wurden Tattoos von Seefahrern, Gefängnisinsassen und im Milieu getragen. Ursprünglich waren sie aber Stammeszeichen von indigenen Völkern gewesen.


    Als es Ende der 1990er Jahre mit den Tattoos bei den "Otto Normalos" begann, fing es auch zuerst mit Tribals an. Sehr schnell verbreitete sich ein Tribal auf der Michaelis Raute (bei Frauen) bzw. dem Sakraldreieck (bei Männern) aus, das sich über das Steißbein zieht.
    Das vulgär als "Arschgeweih" bezeichnete Tribal ist das wohl am meisten verbreitete Tattoo der damaligen Zeit gewesen.


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    Später kamen Bilder und Schriften hinzu. Tattoos sollen heute an etwas erinnern, Hoffnung geben, Ziele zeigen oder einfach nur Körperschmuck sein.


    Bei Tattoos gibt es aber mehrere Probleme


    1) Tattoos verblassen mit der Zeit immer mal wieder etwas
    Wie stark sie verblassen kommt auf diverse Umstände an. Je farbenfroher sie sind, desto mehr wirkt sich ein Verblassen auf die gesamte Optik aus. Man muss das Tattoo also immer mal wieder etwas auffrischen lassen = Nachstechen ist angesagt.


    2) Tattoos verändern ihre Optik und Form
    Das Tattoo selbst ändert sich natürlich nicht. Es ist die Haut unter die es gestochen wurde. Sie verliert Feuchtigkeit, Volumen und Spannkraft und damit verändert auch das Tattoo seine Form.


    Am besten kann man es demonstrieren, wenn man mal einen Luftballon aufbläst. Male jetzt ein Bild mit einem Filzschreiber auf den Ballon und lasse danach immer mal wieder etwas Luft ab. Du wirst sehen, wie das Bild sich immer weiter verformt.


    3) Die Akzeptanz von Tattoos ändert sich
    Das ist nicht nur eine Sache der jeweiligen Mode, sondern auch im Arbeitsleben gibt es immer wieder neue Bekleidungsregeln und Umgangsformen. In manchen Berufen ist Körperschmuck ein völliges No Go. Und seien wir doch einmal realistisch: Kaum Einer wird lebenslang den gleichen Beruf ausüben können.


    Das waren jetzt "typische Probleme" von Tattoos. Dabei gehe ich sogar noch davon aus, dass man das Tattoo auch Jahrzehnte später selber noch gut findet.


    Ganz schlimm wird es aber, wenn man mit dem Tattoo selbst nicht zufrieden ist.
    "Pfusch am Bau" gibt es zuhauf. Horror-Tattoos, die man nie so haben wollte und die man jetzt wegen eines Pfuschers den Rest des Lebens mit sich herum tragen muss.


    Ein anderes Problem ist es, wenn man seine innere Einstellung zu Tattoos ändert oder wenn die Aussage des Tattoos nicht mehr zur eigenen Einstellung passt.
    Der jugendliche Rebell wird Jahrzehnte später vielleicht längst angepasst sein und das jetzt auch gut finden. Seine Tattoos zeigen ihm aber täglich weiterhin, welche "seltsame Einstellung" er einmal zu dem hatte, was er jetzt für gut befindet.


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    Wie bekommt man Tattoos wieder weg ?


    Lasst euch keinen Bären aufbinden. Tattoos bekommt man weder durch Cremes noch durch Peeling wieder weg. Selbst Säurepeelings sind nicht in der Lage dazu. Tattoos befinden sich unter der Haus und nicht auf der Haut. Um sie weg zu bekommen, müsste man die Haut komplett entfernen.


    Laser-Therapie
    Dabei werden die Farbpigmente der Tattoo-Tinte mit Laser-Licht beschossen, so dass sie mit der Zeit immer weiter verblassen. Wie gut die Therapie wirkt, kommt auf die Haus und die Zusammensetzung der Tinte an.
    Laser-Therapie wirkt nicht sofort, sondern nur ganz allmählich. Oft sind unzählige schmerzhafte Sitzungen nötig, die jede für sich schon mehrere Hundert Euro kosten können.
    Es ist also ein sehr teures, schmerzhaftes und langwieriges Unterfangen, bei dem der Erfolg nicht immer garantiert ist.


    Cover-Up
    Dabei wird das alte Tattoo einfach mit einem anderen überdeckt. In der Regel versucht man dabei jedoch, diverse grafische Elemente des vorherigen Tattoos ins Cover-Up mit hinein zu nehmen.
    Nur in schlimmen Fällen wird ein altes Tattoo mit einem vollflächigen neuen Tattoo überdeckt.


    Kombinierte Methode
    Tattoos, bei denen die Farbe durchgehend und füllend den Körper bedeckt, kann man nicht einfach übermalen. Eine typische Tattoo-Farbe ist Schwarz. Auf eine schwarze Fläche kann man nichts mehr tätowieren.


    In solchen Fällen muss man zuerst die vorherige Farbe zerstören, damit die Fläche heller wird, damit man sie später wieder als Grundlage für ein überdeckendes neues Tattoo nutzen kann.
    Das dürfte wohl die teuerste und am meisten schmerzhafte Kombination sein. Mit einigen Tausend Euros sollte man besser rechnen und dass es mehrere Monate dauern wird, bis das alte Tattoo endlich "verschwunden" ist.


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    Henna-Tattoos können schlimmer als "richtige Tattoos" sein !


    Eigentlich soll die Farbe nur als Pulver aus den Blättern des Hennastrauches gewonnen werden. Damit dringt sie nicht tief in die Haut ein und ist nach 1-2 Wochen wieder verschwunden.


    Weil man ein Henna-Tattoo aber schon an der Farbe als "nicht richtiges Tattoo" erkennen kann, wird sie oft noch zusätzlich "schwarz eingefärbt", damit sie so dunkel wie ein gestochenes Tattoo aussieht.


    Schwarze Henna-Farbe enthält aber die Chemikalie para-Phenylendiamin.
    Diese Chemikalie ruft in sehr vielen Fällen allergische Reaktionen hervor und es können massive Entzündungen und Vernarbungen und sogar die sogar lebensbedrohliche Hautreaktionen entstehen.
    Die Reaktionen können sogar noch Wochen nach der Henna-Tätowierung auftreten.


    Wer ein Tattoo will, sollte es "richtig" machen. Wer nur ein "Anfänger-Tattoo" will, sollte sich ein Abziehbildchen holen. Das ist dann wirklich ungefährlich.


    PS:
    Solche Abziehbilder werden manchmal sogar von Tattoo-Studios angeboten. Sie sollen dazu dienen, dass man sich einige Tage an ein Tattoo gewöhnen kann, bevor man eine endgültige und lebenslange Entscheidung trifft.
    Es ist kein billiges Vergnügen und nicht jedes Tattoo-Studio bietet es auch an. Man wird länger suchen müssen ... aber ... wer nur eine kurze Zeit "einfach mal cool aussehen" will, für den ist es die sicherste Möglichkeit.


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    Wie findet man das richtige Tattoo-Studio ?


    Was aktuell noch an Tätowierern "auf dem Markt" ist, hat keine "seriöse Ausbildung" genossen. Es gibt keinen Lehrberuf als Tätowierer.
    Ein Tätowierer ist genauso ein Künstler wie ein Maler. (Bilder)Maler kann man nicht lernen. Man muss es "im Blut haben" und man muss üben, üben, üben.


    Achte auf Hygiene
    Im Studio selbst sollte es mindestens so hygienisch wie in einer Arztpraxis sein. Das fängt schon mit der Einrichtung an und zieht sich hin bis zur Kleidung der Tätowierer und des anderen Personals.


    Äußerste Sauberkeit und Hygiene in allen Bereichen ist die Grundvoraussetzung, dass du später keine Probleme bekommst, die durch Bakterien und Viren entstehen können.


    Es ist auch nicht schlecht, wenn du irgendetwas siehst, was auf Notfallmaßnahmen hinweist.
    Vom Kreislaufkollaps mit Ohnmacht bis hin zu Herzproblemen ist grundsätzlich alles möglich. Ein vorbereiteter Tätowierer kann dann zielgerichtet und unverzüglich als Ersthelfer helfen.



    Achte auf Professionalität und Seriösität
    Ein Profi wird nach einem bestimmten Muster vorgehen, das er sich durch Erfahrungen einstudiert hat. Er wird also keine Unsicherheiten zeigen.
    Er wird dich danach fragen, was du möchtest. Wenn du keine eigene Meinung hast, wird er dich wieder wegschicken.
    Er wird dir nicht sagen "Nimm doch das. Das nehmen viele. Ist sehr beliebt".
    Ein Tattoo ist etwas Individuelles. Da spielt es keine Rolle, ob andere es auch gerne nehmen.


    Lass dich also ausgiebig beraten. Der seriöse Tätowierer wird nicht verlangen, dass du unbedingt und sofort eine Entscheidung triffst.


    Achte auf handwerkliche Erfahrung
    Du willst garantiert nicht der Erste sein, an dem der Tätowierer zu üben beginnt. Lass dir ein Exposee von Tattoos zeigen, die er selbst schon gestochen hat.
    Daran kannst du erkennen, wie sein Tätowier-Stil ist und wo er eventuell nicht ganz so perfekt ist.

    Achte auf künstlerische Erfahrung
    Lass dir dein Tattoo auf Papier aufzeichnen. Vergleiche danach wie weit dein Wunsch mit der Skizze überein stimmt.
    Passt es partout nicht, nimm kein individuelles Tattoo. Dann ist der Tätowierer nämlich nicht genügend künstlerisch begabt, kann aber trotzdem durchaus gute Handwerksarbeit leisten.



    Warum sollte man sich an exakt diese Reihenfolge halten ?
    Ist doch ganz klar: Weil ich es sage *lach* :joker:


    • Hygiene, damit du sicher sein kannst, dass das Tattoo gut ausheilt und es keine Entzündungen gibt. Es zeigt auch, dass die Gesundheit einen sehr hohen Stellenwert einnimmt.


    • Professionalität, damit du nicht später das Tattoo bereust, nur weil man es dir aus kommerziellem Interesse aufgedrängt hat.


    • Handwerkliche Erfahrung, weil nicht jeder Künstler auch ein guter Handwerker ist.


    • Künstlerische Erfahrung, weil nicht jeder Handwerker auch ein Künstler ist.
      Dem "guten Handwerker" kannst du aber auch etwas "zum Abmalen" geben. Dazu muss er ja kein Künstler sein.



    Dem guten Künstler, ohne handwerkliche Erfahrung, würde ich aber nur eins geben: Die Hand zum Abschiedsgruß, bevor ich das Studio verlasse :loool:



    Copyrights by D.Handke 28.09.2017
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