Polizei rüstet kriegsnah auf - Gut oder schlecht ?

  • Die Polizei in NRW wird mit neuen Schutzhelmen ausgestattet, die auch direktem Beschuss mit Kalaschnikow-Munition standhält. Gleichzeitig schütz auch das Visier noch gegen Säure und Beschuss aus Flammenwerfern
    Gewicht des Helms 3,32 Kg


    Zum Vergleich:
    Schutzhelme, wie sie bei allen Armeen der Welt im Einsatz sind, sind nur in der Lage, Geschosse aus bestimmten Winkeln abprallen zu lassen. Ein direkter Treffer von einem Schnellfeuergewehr durchschlägt sie.


    Die "Überziehweste" (Plattenträger) trotzt Geschossen aus Schnellfeuergewehren und wiegt 7,5 Kg


    Auch hier wieder der Vergleich mit Kriegsausrüstung:
    Soldaten erhalten nur Splitterschutzwesten. Sie sollen vor Bomben- und Munitionssplittern schützen. Vor direkten Treffern bieten sie kaum Schutz


    Maschinenpistole Heckler & Koch MP5
    9x 19mm Munition, Reichweite bis zu 200 Meter


    Die gleiche Waffe wird auch bei der Bundeswehr eingesetzt. Der Unterschied ist nur, dass die Polizeiwaffe eine Dauerfeuer-Betätigung auf der rechten Seite hat


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    Polizisten in NRW werden also in Kürze eine bessere Schutzausrüstung haben, als Soldaten, die in den Krieg geschickt werden. Ihre Bewaffnung ist für einen Kampfeinsatz auf "mittlere Entfernung" ausgelegt.
    Zusätzlich haben sie natürlich noch ihre Dienstpistole als Nahkampfwaffe bis zu 50 Meter Entfernung.


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    Über die neue und bessere Ausrüstung kann man geteilter Meinung sein.


    "Die Bevölkerung ist besser geschützt"
    Nein, die Schutzmaßnahmen dienen nur dem Überleben der Polizisten.


    "Es entsteht eine Armee im Inneren"
    Nein, eine bessere Ausrüstung macht aus einem Polizisten keinen Soldaten


    "Ein Polizist kann Angreifer besser abwehren und ausschalten"
    Nein, dazu fehlt dem ganz normalen Polizisten die nötige Ausbildung. Er muss auch weiterhin ein Spndereinsatzkommando (SEK) zu Hilfe rufen.


    Als Polizisten zum ersten Mal mit MP5 in den Einsatz gehen mussten, gab es viele Fälle, in denen die Maschinenpistolen entweder nicht gesichert worden waren oder in denen kein Magazin eingesteckt war. Diverse Polizisten gaben zu, dass sie Angst davor hatten, die Waffe einzusetzen.


    Zum dem Zeitpunkt waren die Polizisten also an dieser "Kriegswaffe" überhaupt noch nicht genügend ausgebildet gewesen. Man kann sich nur wünschen, dass das seitdem verbessert wurde, weil eine Waffe in den Händen einer nicht genügend ausgebildeten Person eine Gefahr für sie selbst und ihre Umgebung darstellt.


    Die Ausbildung bei der Polizei umfasst keine kriegsnahe Ausbildung.
    In den üblichen drei Ausbildungsjahren wird natürlich auch der Umgang mit der Dienstwaffe und diversen Gefahrensituationen gelernt. Hierauf liegt jedoch nicht der Schwerpunkt.
    In den weiteren Dienstjahren muss der Umgang mit der Waffe natürlich immer mal wieder trainiert werden. Dieses Training bezog sich bislang jedoch eher auf die Handhabung und die Treffsicherheit.
    Im normalen Polizei-Alltag ist kein Platz für aufwändige neue oder weitere Waffenausbildung vorgesehen.


    Vergleich zu einem Wehrpflichtigen (12-18 Monate) im Heer bei der Bundeswehr
    ( so lange die Wehrpflicht noch nicht ausgesetzt war)
    Die ersten Drei Monate drehen sich nur um Grundausbildung an Waffen und Gerät. Schon während dieser Zeit verschießt ein Wehrpflichtiger durchaus mehr Munition als ein Polizist in seinem ganzen Dienstleben.


    In den folgenden Monaten werden die Grundkenntnisse verfeinert und vertieft. Neue Waffen kommen hinzu und natürlich Ausbildungen an Spezialgeräten der jeweiligen Truppe. Bis zum Ende der jeweiligen Wehrpflicht folgen immer wieder große Übungen an Waffen und Gerät.
    Am Ende seiner "zwangsweisen Dienstzeit" hat jeder Wehrpflichtige so viel Übung mit seinen Waffen und Geräten, dass er theoretisch sofort zur Landesverteidigung aufgerufen werden kann und diese Pflicht auch professionell erfüllen kann.


    Aber auch nach dem Ende der Wehrpflicht werden viele Wehrpflichtige immer noch wieder zu Übungen einberufen, in denen altes Wissen wieder aufgefrischt wird und neues vermittelt wird. Der Ausbildungsstand wird also gehalten und erweitert.
    Erst mit dem 59. Geburtstag endet für einen Wehrpflichtigen die Pflicht zur Landesverteidigung.


    Man kann an diesen beiden "Ausbildungsgängen" schon ersehen, dass auch eine kriegsnahe Aufrüstung der Polizei aus ihre keine Armee machen kann.
    Soldaten und Polizei haben beide die gleiche Aufgabe: Den Schutz der Bevölkerung.


    Soldaten werden auf den kompromisslosen Einsatz von Waffen und Gerät trainiert. Sie werden auch darauf trainiert, einen Gegner aktiv angreifen zu können, um dadurch Schaden von der zu schützenden Bevölkerung abwenden zu können. Das Training kann durchaus bis kurz vor dem Rentenalter weiter gehen.


    Polizisten werden darauf trainiert, eine Waffe nur dann zu benutzen, wenn es unumgänglich ist, die Vorschriften es gestatten und keine SEK eingreifen kann. Ein aktiver Angriff, und "Ausschalten", von bewaffneten Einheiten gehört nicht zum normalen Training.


    Es gibt noch einen weiteren eklatanten Unterschied zwischen beiden Gruppen:
    Der (aktuell sogar schlechtert ausgerüstete) Soldat muss immer bereit sein, sein Leben zu opfern, damit ein Gegner nicht zu der zu schützenden Bevölkerung durchdringen kann. Zu der zu schützenden Bevölkerung gehören auch Polizisten.
    Bei der Polizei gibt es keine entsprechenden Vorschriften, da ein Polizist nur Gefahren im Inneren abwehren muss. Bislang bestanden diese jedoch nur selten aus militärisch ausgebildeten Personen.


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    Natürlich musste bei der Polizei alles neu überdacht werden, nachdem immer wieder militärisch ausgebildete und teilweise sogar kriegserfahrene Personen auftauchten.
    Man kann nur hoffen, dass es nicht nur bei der Aufrüstung bleibt, sondern auch das Training erweitert wird. Die besten Schutzausrüstungen und Waffen nutzen nichts in den Händen von Unerfahrenen.
    Ohne entsprechendes Training hat ein Polizist keine Chance. Bei einer militärischen Ausbildung lernt man nämlich auch, wie man mit solcherart geschützten Personen "verfahren" muss.


    PS:
    Warum interessieren mich persönlich Waffen und Ausrüstung ?
    Ich muss mich weiterhin auf dem Laufenden halten, weil ich einer von jenen bin, die bis zum 59. Geburtstag für den Ernstfall bereitstehen müssen. Erst seit der Aussetzung der Wehrpflicht habe ich nicht mehr regelmäßig eine Waffe in der Hand.


    Man kann es sich sehr vereinfacht so vorstellen:
    Du hast einmal gelernt, mit einem bestimmten Computer umzugehen. Danach brauchst du ihn nicht mehr. Du weißt aber genau, dass du ihn irgendwann wieder wie ein Profi benutzen musst. Wenn es keine regelmäßigen Kurse mehr gibt, musst du dich eben selbst immer weiter informieren, damit du ihn ohne große Anlaufzeit sofort wieder benutzen kannst.