Das Weihnachtschaos 2017 hat schon begonnen

  • Seit etwas mehr als einer Woche melden sich immer mehr Kunden und beschweren sich über Paketdienste und Speditionen.
    Da ich täglich Kontakt zu anderen Firmen in ganz Deutschland habe, höre ich auch von ihnen, dass sich auch bei ihnen immer mehr die Beschwerden häufen.


    Bei der Verfolgung von Sendungen berichten auch sie das, was ich mittlerweile täglich erlebe:
    Der Kunde berichtet, dass der Paketdienst einfach nicht kommt und dass er den ganzen Tag erreichbar ist. In der Sendungsverfolgung ist jedoch der Vermerk zu sehen "nicht angetroffen" oder "aus betrieblichen Gründen konnte nicht zugestellt werden"


    Andere Sendungen bewegen sich bis zu einem bestimmten Punkt und bewegen sich dann viele Tage lang nicht weiter. Nachforschungen ergeben, dass die Sendung nicht mehr auffindbar ist.
    Man veranlasst dann irgendwann eine Ersatzlieferung mit einem anderen Paketunternehmen und hört ca. 1 Stunde später, dass das verloren geglaubte Paket plötzlich zugestellt wurde. Laut Sendungsverfolgung liegt es aber immer noch da wo es vor Tagen angekommen ist.
    Und was ist mit der Ersatzlieferung ? Sie bleibt auch irgendwo liegen und braucht viele Tage bis zu endlich zugestellt wird.


    Bei den Paketunternehmen ist also bereits die große Weihnachtshektik ausgebrochen:
    Die Kapazitäten reichen nicht mehr, aus um alles wie geplant zustellen zu können. Die Lieferfahrer lassen die Pakete liegen oder an die Paketzentrale zurückgehen. Die entsprechenden Liefervermerke entsprachen (in og. Fällen ganz eindeutig) nicht der Realität. Die Sendungen wurden nicht einmal versuchsweise zugestellt.



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    Über LKW-Lieferungen wird ähnliches berichtet.
    Hier stechen in manchen Regionen einzelne Speditionen sehr weit aus der Masse der Meldungen heraus indem sie tagtäglich genannt werden.


    Liegerverzögerungen oberhalb der in der Branche üblichen "innerhalb von 48 Stunden" Frist sind da noch Kleinigkeiten.
    - Unfreundliche Fahrer, die die "Ladung irgendwo abwerfen", sobald sie eine Unterschrift haben.
    - Unfähige Fahrer, die Schäden grob fahrlässig verursachen und meinen, dass es sie nichts angeht
    sind nur die Spitze des Eisberges.


    Den "Hammer an sich" hörte ich heute:
    Die Disposition einer Spedition gab nicht die angegebene Adresse an den Fahrer, sondern suchte sich aus der eigenen Datenbank eine ähnlich klingende Firma heraus und schickte die Ladung dorthin.
    "Schlauerweise" passte überhaupt nichts zusammen. Die Ladung ging an den völlig falschen Empfänger in einer weit entfernten Region.
    Zum Glück für die Spedition war der Wareneingang der Firma so schlau gewesen, dass er die Annahme komplett verweigerte. Die Ladung ging ans Lager der Spedition zurück und sie wartete darauf, das sich das Lager bei ihr meldete. Die Information ans Lager bestand nur aus der Information "Annahme verweigert" .. ohne die angefahrene Lieferadresse zu nennen.


    Härt man sich tagtäglich die Beschwerden an, kann man fast schon zur Ansicht kommen, dass im Speditionsbereich aktuell so großer Fachkräftemangel herrscht, dass man einfach "alles nimmt was sich Fahrer schimpft".
    Die Fahrer, die man sonst sofort wegschicken würde, müssen scheinbar genommen werden, um die Frachtraten zu erfüllen.


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    Das war jetzt eine Lagebeschreibung rund 4 Wochen vor Weihnachten 2017.
    Solche chaotischen Zustände herrschten sonst nur in der letzten Woche vor Weihnachten.


    Wer dieses Jahr noch Paketsendungen oder große Lieferungen bis Weihnachten haben will, sollte die Lage berücksichtigen und seine Lieferungen bereits sehr frühzeitig veranlassen, damit sie überhaupt noch bis zum Fest ankommen kann.


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    Was ist mit den Zusicherungen, die viele Versender ganz kurz vor dem Fest machen ?
    Ich persönlich würde den Zusicherungen dann nicht mehr absolut vertrauen.


    In den Lagern werden bereits jetzt schon mehr Schichten als üblich gefahren. Die Waren gehen also wirklich überall raus. Die Versender können aber nichts daran ändern, dass die Logistikfirmen bereits jetzt schon Probleme mit der Lieferung haben. Die Lage wird nicht besser werden, sondern sich immer weiter verschärfen.


    Wer also kurz vor dem Fest ein Geschenk bestellt, sollte sich besser eine Kleinigkeit in einem normalen Laden holen, damit man im schlimmsten Fall beim Fest nicht mit leeren Händen dasteht.


    Was ist mit den Sendungen, die nicht rechtzeitig zugestellt werden ?
    Die werden dann in der Regel nach den Festtagen abgearbeitet. Ich habe schon erlebt, dass viele Pakete Mitte Januar wieder an die Lager zurück kamen. Die Empfänger hatten die Annahme verweigert.

    Nach dem Fest geht also die "zweite Chaosrunde" los.. die vielen Pakete, die keiner mehr braucht oder haben will belasten erneut die Kapazitäten der Logistikfirmen.


    Welche Rechte habe ich, wenn ich eine Mahnung erhalte, ohne dass ich je ein Paket gesehen habe ?
    Wenn du Verbraucher bist, hast du keine Sorgen. Der Versender trägt das Transportrisiko. Ist das Paket verschwunden, muss er für Ersatz sorgen.
    Die Rechnung wird erst dann fällig, wenn du die Ware erhalten hast. Alle vorherigen Mahnungen sind gegenstandslos/ungültig.


    Bekommst du also eine Mahnung, informiere den Absender, dass die Ware nicht bei dir angekommen ist. Erst wenn er das weiß kann und wird er die Sendung verfolgen und sehen, was damit geschehen ist.


    Kann ich eine verspätete Sendung einfach ablehnen ?
    Schau bitte in die AGB deines Versandhändlers. Dort sollte er auch für solche Fälle etwas geschrieben haben.
    Die "pure Annahmeverweigerung" stellt laut BGB keine Vertragskündigung dar, sondern nur den Annahmeverzug. Das bedeutet, dass du die Rechnung auch dann bezahlen musst, wenn du die Annahme verweigert hast.


    Für den Einzelfall kommt es aber darauf an, ob es diverse Ausnahmen gibt, auf die man sich berufen kann. Dazu frage aber bitte einen Anwalt oder suche die entsprechenden Paragrafen aus dem BGB heraus.
    Gesetze + AGB ergeben zusammen die Bedingungen unter denen du einen Vertrag geschlossen hast und unter denen du ihn auch einhalten musst.


    PS:
    Es gibt immer wieder Klauseln auf die sich ein Lieferant berufen kann, so dass er "unschuldig" an zu langen Lieferzeiten ist und du die Ware auf jeden Fall abnehmen sollst/musst.
    Sachen, die er jedoch vorher schon wissen oder erahnen konnte, fallen nicht darunter.


    Wer also ein paar Tage vor Weihnachten noch verspricht, dass die Ware rechtzeitig da sein wird, macht dir eine feste Zusicherung. Der kann sich nicht auf das jährlich wiederkehrende Lieferchaos berufen und es als "unerwartetes Ereignis" einstufen. ;)