Mythos: "Jungfrau Maria"

  • In der christlichen Lehre wird immer davon gesprochen, dass die "Jungfrau Maria" den Sohn Gottes geboren hat. Diese Lehre entstand durch den Begriff "unbefleckte Empfängnis". In früheren Zeiten bedeutete "unbefleckt" automatisch auch Jungfräulichkeit.


    Biologisch gesehen sind Jungfrauengeburten kein Problem. Eine Frau kann auch schwanger werden, ohne dass das Hymen zerstört wird. Deshalb sollte man besser auch Petting nur "Safer" praktizieren.


    Die Kirche hat jedoch nie davon gesprochen, dass Jesus Christus von einer Jungfrau geboren wurde. Es gibt nur das Dogma, dass seine Mutter frei von der Erbsünde war.


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    Um zu verstehen, wie der Mythos zustande kam, muss man wissen, wie es dazu kommen konnte.


    Es beginnt ganz am Anfang mit Sprachproblemen.


    Die Bibel besteht aus mehreren "Abschnitten".
    Das "Alte Testament" wurde in Hebräisch geschrieben. Die jüdische Thora und die Bibel wurden also vom gleichen Menschenschlag geschrieben. Bis zur Geburt Christi enthalten beide Bücher auch ähnliche Inhalte.
    Mit dem "Neuen Testament" spalten sich die beiden Religionen voneinander ab, jedoch wir auch dieser "neue Teil" immer noch in der gleichen Sprache geschrieben.


    Nun braucht man eine Sprache, die möglichst viele verstehen, auch außerhalb des eigenen Lebensumkreises. Latein war zwar nicht beliebt, weil es die Sprache der Unterdrücker und Besetzer war, entsprach jedoch den Anforderungen. Keine andere Sprache wurde damals von so vielen Menschen (zwangsweise) gesprochen.
    Nur Griechisch hatte einen ähnlichen Verbreitungsgrad, jedoch gab es im vorderen Orient keine Berührungspunkte. Dort waren die Römer präsent.


    Man musste also alles so aufbereiten, dass man es von Hebräisch in Latein übersetzen kann.
    Schon in Hebräisch gibt es viele Begriffe mit mehrfacher Bedeutung. Diese mussten nach Latein transferiert werden. Aber auch Latein ist nicht immer ganz eindeutig. Bereits jetzt kann es also zu den ersten Übersetzungsfehlern kommen, die zu einer ganz anderen Bedeutung oder Verständnis führen können.


    Die Sprachen ändern sich mit der Zeit


    Latein ist heute eine "tote Sprache", die sich nicht mehr verändert. Als die Teile der Bibel geschrieben wurden, wurde sie jedoch noch "lebendig gesprochen" und änderte sich deshalb immer wieder. Wir sprechen hier von einem "Buch" das vor mehr als 2.000 Jahren seinen Anfang hat. Es ist mit eins der ältesten Bücher der Menschheit.


    In der heute bekannten Form wurde es jedoch erst Jahrhunderte später zusammen getragen und geschrieben.
    Wie oft mag es bis dahin zu Überlieferungs- und zu Übersetzungsfehlern gekommen sein ? Wie oft wurden Begriffe in einem falschen Konsens gesehen und in die jeweils aktuelle Sprachversion übertragen ?


    Millionen kleinster Fehler, die sich einzeln nicht auswirken, können den Sinn ganzer Passagen ändern.


    Alles muss in eine Sprache übersetzt werden, die es in der Art noch nicht gibt
    Der Priester Martin Luther gilt als Erster, der die Bibel ins Deutsche übersetzt hat. Durch seinen Beruf musste er Lateinisch lernen und natürlich auch lesen und schreiben können. Zu seiner Zeit war er deshalb ein "Studierter".


    Luther gilt allgemein auch als Begründer des "Hochdeutschen". Seinerzeit sprach jede Region einen andere Art von Deutsch. Es gab keine einheitliche Version. Wollte man sich über weite Distanzen schreiben, brauchte man Übersetzer auf beiden Seiten oder man musste sich gleich einer anderen Sprache bedienen.


    Martin Luther hatte also mehrere Aufgaben gleichzeitig:
    - Erfinden einer "Deutschen Sprache", die alle verstehen können
    - Übersetzen einer eventuell schon ziemlich verkorksten Bibelversion von Latein ins Deutsche.
    - Kausale Zusammenhänge so übersetzen und schreiben, dass sie auch von allen verstanden werden können.


    Auch hier gibt es viele Punkte, über die er stolpern konnte. Um einen kausalen Zusammenhang richtig wiederzugeben, muss man den Satz verstehen und interpretieren. Wie man ihn dann niederschreibt kommt auch auf eine persönliche Auslegung an.


    Begriffe gehen verloren


    Diverse Wörter werden nicht mehr benutzt. Ihr Sinn und das Wissen darum geht verloren. Statt ihnen muss man Wörter nehmen, die die jeweilige Generation wieder verstehen kann.
    Im technischen Bereich kann man solche Entwicklungen relativ schnell nachvollziehen. Wer kennt denn noch eine mechanische Schreibmaschine ? Das Wissen darüber geht gerade verloren, obwohl es diese Geräte mehr als Hundert Jahre gibt.


    Im Sprachbereich muss man schon etwas länger nach Begriffen suchen, die immer mehr verloren gehen oder schon nicht mehr bekannt sind.
    Noch zur ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts war der Begriff "Droschke" überall bekannt. Auch hier wieder ein Begriff, den es viele Jahrhunderte gab und der immer benutzt wurde.
    Ein "Droschke" war eine Pferdekutsche mit Kutscher, die man für eine Fahrt mieten konnte.


    Wollte man den Begriff heute übersetzen, müsste man ihn sinngemäß als "Taxi" oder "Fahrzeug mit Chauffeur" bezeichnen. Bei diesem Begriff ist es relativ einfach zu sehen, dass die Übersetzung nur annäherungsweise dem alten Begriff entspricht.


    Der Begriff "Chauffeur" wird in einigen Jahrzehnten obsolent werden, sobald es autonome Fahrzeuge gibt, die keine Fahrer mehr benötigen. Dann wird auch er in Vergessenheit geraten.


    Bedeutungen ändern sich


    Der Sinn eines bestimmten Wortes ändert sich immer mal wieder. Durch diese Änderung wird es auch anders benutzt und verstanden.


    Für mich ist das Wort "geil" ein Paradebeispiel für so eine Bedeutungsänderung.
    - Im Mittelalter sprach man noch von einer "geilen Wiese", wenn man ausdrücken wollte, dass eine Wiese gut und aussieht und "gut im Saft steht".
    - Irgendwann bekam das Wort dann eine Prägung als "obszönes Wort", das man besser vermeidet und das auch nur für ganz bestimmte Lebensbereiche genutzt wurde.
    - Heute wird es fast schon wieder im ursprünglichen Sinn genutzt --> geil = gut. Noch ist es aber noch nicht wieder salonfähig.


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    Nimmt man jetzt alles zusammen, kann man wohl gut nachvollziehen, weshalb es sehr schnell zu diversen Fehldeutungen und Auslegungen kommen kann, die zu falschen Interpretationen führen.


    Der Mythos "Jungfrau Maria" ist eine Kombination aus allem. Man sollte ihn deshalb nur im ursprünglichen Sinn benutzen.
    Das Dogma spricht von "immaculata conceptio" einer unbefleckten Empfängnis, nicht jedoch von einer jungfräulichen Geburt.


    Insgesamt kann man das Thema natürlich sowohl theologisch als auch rein rational betrachten. Ich habe mich für eine möglichst rationale Betrachtungsweise entschieden, die das religiöse Dogma als Ausgangspunkt mit einbezieht.
    Trotz dieser Betrachtungsweise bleibt die "Jungfrau Maria" einfach nur ein Mythos.


    PS:
    Dieses Thema ist im Zusammenhang mit einem anderen entstanden. Während des Schreibens musste ich zunächst noch weitere Erklärungen recherchieren und als neues Thema erstellen. Die Links im Thema führen zu diesen Erklärungen, damit alles einigermaßen verständlich bleibt.