Winterausrüstung und Einsatz

  • Winterausrüstung


    Schneeschaufel
    Es gibt kleine Klappspaten, die wenig Platz einnehmen und deshalb in jedem Auto mitgeführt werden können. Sie sind sehr nützlich, wenn die Räder so tief im Schnee stecken, dass man den Weg vor ihnen erst frei schaufeln muss, damit sie wieder Halt finden.


    Abstumpfungsmittel und Streugut
    Muss man auf einem vereisten Bereich anfahren, drehen die Räder ohne Halt. Hier hilft es, wenn man etwas Streugut dabei hat.
    Streusalz hilft nicht, weil es nicht abstumpft, sondern nur auftaut. Das dauert zu lange. Zugleich ist es unter -25°C wirkungslos.


    An vielen Bergstrecken stehen am Straßenrand auch Container mit Streugut. Die sind auch dazu gedacht, dass man sich und anderen helfen kann.


    Sandblech, Sandgitter
    Was bei Sand hilft, hilft auch bei Tiefschnee. Sandbleche gibt es u.a. im Off-Road-Zubehör-Bereich. Man kann aber auch jedes andere Gitter nehmen, sofern die Waben nur tief und scharfkantig genug sind.


    Mit einem Sandblech bildete man sozusagen eine eigene kleine Brücke über die man dann fahren kann. Das hilft durchaus, um aus einem Schneeloch wieder herauszukommen in das man sich eingebuddelt hat.
    Das Problem ist, dass das Blech natürlich lang genug sein muss, damit es überhaupt helfen kann. Ist es zu kurz, fährt der Wagen bis zum Ende und sinkt dann mit der Front wieder in den Schnee ein. Das Sandblech steckt dann unter dem Wagen im tiefen Schnee und man bekommt es nicht mehr heraus um einen weiteren Versuch zu wagen.


    Anfahrhilfe auf Kette
    Hierbei handelt es sich um eine Kette, an der stellenweise kleine Platten mit Spikes angebracht sind. Die Montage ist ähnlich umständlich wie bei Schneeketten. Für sie gelten die gleichen Vorschriften wie für Schneeketten (siehe unten)


    Zum Anfahren auf Eis sind sie sogar besser als reine Ketten oder Winterreifen.
    Da die Ketten und Spikes jedoch relativ filigran sind, sind sie nicht für die Weiterfahrt geeignet. Im Tiefschnee erzielen sie keine Wirkung, weil die Ketten viel zu dünn sind und die Spikes auch nicht auf den Boden kommen.
    Insgesamt halten Anfahrhilfen nur wenige Kilometer bis sie "aufgebraucht" sind.


    Anfahrhilfe zur Schnellmontage
    Dieses System besteht aus Krallen, die sich um den Reifen legen und an denen Spikes angebracht sind. Damit die Montage möglichst schnell geht, bringt man bereits vorher die Basis an der Felge an. Braucht man die Anfahrhilfe dann, muss man sie nur noch aufstecken und verriegeln.


    Auch diese Anfahrhilfen sind nicht für den längeren Gebrauch vorgesehen. Allein durch die auf sie einwirkenden Kräfte "verziehen" sie sich schon nach einiger Zeit wenn man sie drauf lassen würde. Die Krallen bestehen eben nur aus relativ dünnen Kunststoffen oder Blechen, die nicht dick genug sind, um die Motorkraft längere Zeit auf den Boden übertragen zu können.


    Der Hauptvorteil ist die leichte Handhabung im Notfall. Diesen Vorteil erkauft man sich dann durch einen entsprechend hohen Preis. Auch die Unterbringung ist nicht unproblematisch, weil die Krallen ja so viel Platz benötigen wie der Durchmesser eines Reifens.


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    Schneeketten
    Das Anlegen sollte schon einmal geübt werden, bevor man sie benötigt. Jedes System ist anders. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass sie möglichst dick sind und dass man sie auch alleine komplett im Stand anlegen kann.


    Schneeketten legt man immer auf den Rädern der Antriebsachse an.
    Ihr Hauptzweck ist das Vorwärtskommen. Bei Kurven wird das Fahrzeug deshalb auf der anderen Achse relativ schnell ausbrechen wollen. Das zusätzliche Anlegen auf der anderen Achse macht nur Sinn, wenn sie auch angetrieben werden kann.
    Die Seitenführungskräfte von Schneeketten sind nicht ausreichend genug, um an der nicht angetriebenen Achse ähnliche Zustände wie an der Antriebsachse zu gewährleisten. Dazu müssten die Ketten speziell auf diese Führungsaufgabe hergestellt und abgestimmt werden. Solche Ketten gibt es jedoch nicht.


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    Die Härte und Dicke des Materials entscheidet darüber wie lange man sie nutzen kann und wie wirksam sie sind. Wenn du Schneeketten drauf hast, wird die Kette zu deinem "Reifenprofil". Eine dicke Kette hat mehr Wirkung als eine dünne und bringt dich deshalb besser von der Stelle.


    Schneeketten haben einen sehr hohen Verschleiß sobald sie Bodenkontakt haben. Dann reibt sich ihr Material direkt an der Straßenoberfläche ab.
    a) ist das der Grund, weshalb man möglichst dicke Ketten nehmen sollte
    b) ist das der Grund weshalb Schneeketten nur auf Schnee zulässig sind


    Schneeketten haben auf normalem Straßenbelag kaum Haftung.
    Metall und Kunststoff haben einen sehr geringen Reibwert. Im Schnee sind sie besser als ein normaler Winterreifen, weil die Kettenglieder wie kleine Schaufeln wirken. Beim Bremsen zählt jedoch nur noch der Reibwert der kleinen Kettenstücke, die Bodenkontakt haben.
    Deshalb gilt eine Höchstgeschwindigkeit von max. 50 Km/h.


    Sobald die Kette zu dünn wird kann sie jederzeit reißen.
    In dem Fall ändert sich schlagartig der Fahrzustand. Fliegt dir eine Kette weg, wird die Kraft nur noch an die andere übertragen. Im überwiegenden Teil der Fälle wird das Fahrzeug dann und deshalb nur noch auf der einen Seite angetrieben, was unweigerlich zum Ausbrechen des Fahrzeuges führen wird.
    Abfangen und Bremsen wird deshalb sehr schwer bis zu unmöglich, weil man nur noch auf der verbliebenen Kette Reibung hat. Die letzte Kette muss alles aufnehmen, was bisher auf zwei verteilt wurde. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass währenddessen die verbliebene Kette auch noch reißen wird.
    Selbst 50 Km/h sind da durchaus noch viel zu schnell.


    Die Vorschriften (nur da, wo Schnee liegt und maximal 50 Km/h) haben also durchaus ihre Berechtigung.
    Falls jedoch (durch ein blaues Schild mit weißen Ketten) Schneeketten vorgeschrieben werden, muss man sie durchgehend während der entsprechenden Strecke anlegen .. und natürlich entsprechend vorsichtig fahren


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    Im nächsten Teil geht es um Winterausrüstung, die man vorsorglich dabei haben kann oder sollte.


    PS:
    Wer seine Automatten gerne loswerden will, kann sie auch auf Schnee als Anfahrhilfe benutzen. Sobald sich die Räder zu drehen beginnen, werden sie sofort nach hinten weg geschleudert. :joker:

  • Empfehlenswerte Winterausrüstung


    Enteisungsmittel und Türschlossenteiser
    Die Scheiben bekommt man sanftesten mit einem Scheibeneinteiser wieder frei. Damit sich das Auto überhaupt mit einem Schlüssel öffnen lässt, sollte man auf einen Türschlosseinteiser in der Tasche haben.


    VORSICHT !
    Moderne Schlüssel haben Elektronik verbaut. Man darf sie also NICHT mit dem Feuerzeug erwärmen um das Schloss auf diese Art auftauen zu können. Mehr als handwarm dürfen die Schlüssel nicht werden. Manchmal reicht das aber auch schon aus, damit das Schloss wieder gängig wird.


    Schneefegebesen
    Vor der Fahrt muss das Fahrzeug KOMPLETT vom Schnee befreit werden. Ein kleiner Besen mit langem Stiel hilft dabei. Die Borsten sollten jedoch nicht hart, sondern möglichst weich sein, damit man man ihnen nicht den Lack des Fahrzeuges verkratzt.


    Silikon-Abzieher
    Man findet ihn in der Regel beim Badzubehör. Der Vorteil ist, dass man damit das ganze Jahr über die Scheiben und das ganze Fahrzeug nach der Wäsche trocknen kann. Im Winter wirkt der Abzieher jedoch auch wie ein ganz sanfter Eiskratzer.
    Dadurch dass Silikon sehr weich ist, kann man damit aber auch (bitte vorsichtig) das Fahrzeug komplett vom Schnee befreien.


    Eiskratzer
    Nur benutzen, wenn alles andere versagt. Damit verkratzt man auch die härteste Scheibe. Von den harten Plastikteilen mit Handschuh kann man direkt abraten. Sie sind viel zu klein, um damit eine Scheibe schnell enteisen zu können und zu scharfkantig, so dass auf jeden Fall das Glas zerkratzt wird.


    Gummipflegemittel
    Man sollte die Türgummis im Winter immer wieder pflegen. Das Pflegemittel wirkt wasserabweisend und verhindert das Festfrieren der Türgummis am Rahmen.


    Reservekanister
    Auf längeren Strecken kann es schnell passieren, dass man in einen ungeräumten Bereich kommt. Dort braucht man dann automatisch mehr Sprit als normalerweise. Gleichzeitig kann es auch sein, dass es dort nicht vorwärts geht und man längere Zeit mit laufenden Motor steht.


    Der Reservekanister muss nicht unbedingt vorher schon gefüllt sein. Es reicht auch, wenn man ihn erst bei einem Tankstopp füllt, nachdem eine längere Etappe mit Schnee folgen könnte.


    Ein (voller) Reservekanister bietet dir die Chance, weiter fahren zu können wenn dein normaler Tank schon leer ist. 5 Liter reichen im Normalfall immer bis zur nächsten Tankstelle.
    Sollte keine Weiterfahrt möglich sein, kann ein Reservekanister auch lebensrettend sein. Er garantiert dir noch einige Stunden Motorwärme durch die Heizung. Je nach Fahrzeug verbraucht der Motor ca. 1-2 Liter im Stand. Dein Reservekanister gibt dir dann die die Möglichkeit, unbesorgt noch einige Stunden länger auf Hilfskräfte warten zu können, bevor die Innenraumtemperatur des Fahrzeuges lebensbedrohlich tief fällt.


    Vor längeren Strecken immer voll tanken
    Im Winter verbraucht jedes Fahrzeug mehr als im Sommer. Einerseits durch den höheren Rollwiderstand von Winterreifen und andererseits durch Heizung und geringeren Vortrieb im Schnee.


    Wasserfeste warme Handschuhe einpacken
    Warme Handschuhe im Winter sind immer nützlich. Man kann sie zum morgentlichen Schneeräumen oder auch bei einer Panne benutzen. Es ist jedoch wichtig, dass sie mindestens mit einer Gummi- oder Silikonschicht bedampft sind, die dafür sorgt, dass der Handschuh innen nicht nass werden kann.


    Nasse Handschuhe wärmen nicht mehr. Nasse Handschuhe geben keinen Halt. Einfache Gummihandschuhe werden nicht nass, wärmen jedoch auch nicht.


    Eine Decke einpacken
    Wenn du durchnässt wirst oder deine Fahrzeugheizung mangels Kraftstoff aufgibt, schützt dich die Decke vor Unterkühlung. Gleichzeitig kannst du sie auch bei einer Panne ausbreiten, damit du Fehler in Bodennähe, ohne selbst durchnässt zu werden, beheben kannst.


    Holzbrett einpacken
    Wenn du im Schnee ein Rad wechseln musst, wird jeder Wagenheber unwirksam einsinken oder auch wegrutschen. Wenn du ein (möglichst großes) Holzbrett unterlegst erhöhst du die Auflagefläche und auch den Reibwert.
    Das Brett solltest du nicht nur im Winter dabei haben. Auch zu anderen Jahreszeiten bietet es die gleichen Vorteile.


    Das Holzbrett sollte möglichst unbeschichtet sein, damit es einen möglichst hohen Reibwert erzeugt. Es sollte auch nicht aus Pressspan sein, sondern aus massivem Holz damit es widerstandsfähig genug ist.
    Ideal wäre es natürlich wenn es an beiden Flächen gummiert wäre, um einen noch höheren Rebwert zu erhalten. Das muss man sich aber wohl leider selbst basteln.


    PS:
    Bei Stahltransporten müssen spezielle Antirutschkeile und Matten unterlegt werden, damit die Ladung nicht verrutschen kann. Holz ist auch zulässig. Du hast einen Wagenheber aus Metall, der bis zu mehrere Tonnen heben soll und auf der glatten Straße steht. Du hast also faktisch die gleichen Bedingungen wie ein Stahltransporter und kannst wirkungsvoll die gleichen Hilfsmittel einsetzen.