Singen gehen - Klingeln gehen - Süßigkeiten sammeln

  • In Deutschland gibt es schon lange den Brauch, dass die Kinder an Rosenmontag und Veilchendienstag "singen gehen" oder "klingeln gehen".
    Dazu verkleiden sie sich und ziehen einzeln oder in kleinen Gruppen von Haus zu Haus und schellen/klingeln dort.
    Öffnet sich die Tür, beginnen die Kinder damit , einen kleinen Reim oder ein kleines Lied vorzutragen.




    Der Sinn ist klar: Das Kind ist verkleidet und der Türöffner soll mal raten als was.




    Völlig falsch ist: "sonst komm ich mit dem Besenstiel" [Blockierte Grafik: https://wbb3.ratgeber---forum.…mages/smilies/cursing.png

    Das hat sich wohl nur bei denen eingebürgert, die den vorherigen Teil nicht verstanden haben. Dass dieser "falsche Teil" wirklich falsch ist, lässt sich ganz einfach belegen: Er passt nicht mehr in den Reimstab vom Rest des Liedchens


    Der eigentliche Ursprung ist nämlich:
    Das Kind bettelt , damit es was bekommt. In früheren Zeiten wurden bettelnde Kinder aber oft mit dem Besenstiel verjagt. Im Lied begründet das Kind also seinen "Forderungsanspruch" mit einer fiktiven Königswürde, weist aber gleich daraufhin , dass es keine Prügel haben möchte.
    So einfach der Kinderreim auch ist, so hat er eben sogar einen realen und nachvollziehbaren Hintergrund.


    ---


    Was gibt man den Kindern ?
    Auch Kinder wollen sich vor der Fastenzeit, mal "so richtig voll stopfen" - schließlich machen es die Erwachsenen seit Jahrhunderten vor.
    Sie werden sich deshalb nach dem Sammeln an allem "delektieren bis es zu den Ohren heraus kommt" [Blockierte Grafik: https://wbb3.ratgeber---forum.…/images/smilies/loool.gif]
    Bauchschmerzen und Übelkeit gehören am nächsten Tag fast schon automatisch mit dazu [Blockierte Grafik: https://wbb3.ratgeber---forum.…mages/smilies/biggrin.png]


    Das hat aber sogar einen erzieherischen Effekt:
    Nach der "massiven Übelkeit" wird das Kind es nicht mehr so drastisch empfinden, wenn es in der nächsten Zeit keine Süßigkeiten mehr essen soll. Es hat einfach erst einmal "genug davon" und wird sich längere Zeit an diese Tage erinnern.
    Wenn es dann entsprechend erzogen wurde, bleiben die übrigen Süßigkeiten sowieso tabu . Erst Ostern darf das Kind wieder weiter naschen . Eine lange Zeit der Vorfreude .. naja und hin und wieder mal einen "kleinen Happs" ... ööh ? Nichts von gesehen [Blockierte Grafik: https://wbb3.ratgeber---forum.de/wcf/images/smilies/wink.png]


    Abgepackte Süßigkeiten
    Bitte daran denken, dass die Süßigkeiten zuerst einmal in einem Beutel landen. Sie sollen danach noch unbesorgt verzehrt werden sollen. Gleichzeitig sollten sie noch möglichst lange haltbar sein (siehe oben)


    Gesundes
    Erziehung ist Aufgabe der Eltern und nicht die des Schenkers. Wenn Eltern nicht wollen, dass die Kinder Süßes bekommen, werden sie sie nicht "singen lassen".
    "Gesundes" ist in der Regel nicht lange genug haltbar und teilweise auch relativ schwer. Was soll ein kleineres Kind da kiloweise Äpfel und Co. herum schleppen ? Das Kind kann es sowieso nicht alles essen, bevor es verdorben ist. Es hat ja eigentlich nur einen Tag dafür.
    Also lasst den "Gesundgedanken" weg.


    Kleine Spielzeuge und Tand
    Kleineren Kindern kann man auch ein paar kleine Spielzeuge in den Beutel geben. Sie sollten aber alters- und kindgerecht sind - was die Auswahl relativ stark einschränkt und schwer macht. Also besser gleich bleiben lassen.
    Kleine Mädchen werden sich jedoch immer wieder über bunten Schmuck aller Art freuen. "Blinki-Blinki" kommt immer noch gerne an. [Blockierte Grafik: https://wbb3.ratgeber---forum.…mages/smilies/biggrin.png]


    Geld
    Geld hat mittlerweile die anderen kleinen Geschenke oft abgelöst. Auch Kinder sehen es lieber.
    Hier ist jedoch zu bedenken, dass ein paar Cents relativ geizig aussehen. Süßigkeiten im gleichen Wert "machen jedoch etwas her". Wer also nicht genügend Geld hat, sollte neben ein paar Cents noch eine Süßigkeit dabei geben.


    Bei Geld spielt die "Optik eine Rolle".
    Man möchte das Kind ja eigentlich nicht enttäuschen .. trotzdem aber nur eine bestimmte Summe geben.
    Wer also z.B. 1 Euro geben will, sollte 10x 10-Cent-Stücke geben. Das sieht "nach mehr" aus.
    Ein "NoGo" ist aber immer Kupfergeld. Selbst 100 Euro sehen dadurch immer noch "geizig" aus.


    Hat das Kind eine Geld-Sammelbüchse dabei, macht es sich auch "akustisch positiv" , wenn es nur mehr als einmal "in der Büchse klingelt".


    Wer übrigens leider nur wenig Geld geben kann, sollte bei einer Sammelbüchse die Hand so halten, dass das Kind nur hören kann wie viel Geld hinein kommt. So ist es weniger enttäuscht über die Spende. Am Ende wird es sowieso nicht wissen, ob du viel oder wenig gegeben hast.


    Was ist, wenn man nicht vorbereitet ist ?
    Kann ja wirklich mal passieren, dass man nicht daran gedacht hat - oder wirklich zu arm ist, um extra etwas für die Kinder zu kaufen. In dem Fall rate ich, die Tür besser nicht zu öffnen. Ist schon eine "blöde Situation".. aber wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht.


    Besser die Kinder ziehen erfolglos weiter als dass du ihnen sagen musst "sorry, habe leider nichts da".
    Schließlich haben sie bereits beim Öffnen der Tür für dich gesungen. Sie haben "ihre Arbeit getan" und erwarten eine entsprechende Belohnung.
    Dass du dich vorher und nachher "verstecken" musst, gehört dann leider mit dazu. Im nächsten Jahr wirst du da wahrscheinlich besser vorgesorgt/gespart haben, um die gleiche Situation beim nächsten Mal vermeiden zu können.


    ........


    Auch wenn dieser Brauch heute oft mit Halloween verglichen wird, so besteht trotzdem kein Zusammenhang.
    Halloween ist zu einer anderen Jahreszeit und hat sich erst seit den 1990er Jahren in den deutschsprachigen Ländern durchgesetzt. Anlass war der damalige Golfkrieg, weshalb man damals Karneval ausfallen ließ und den Termin von Halloween als "Ersatzdatum" nahm.


    Bei Halloween würde der falsche Teil dann übrigens passen - denn: Wenn Kinder an dem Tag keine Süßigkeiten bekommen, spielen sie dem Geizigen Streiche. Anderer Tag, andere Regeln. Streiche gehören nicht zum "Karnevalssingen" dazu.


    Original "Ratgeber" Mittwoch, 18. Februar 2015, 05:09 Singen gehen - Klingeln gehen - Die "5. Jahreszeit" - Ratgeber---Forum.de