In der heutigen Zeit geht es in den meisten Firmen ohne EDV nicht mehr. Warenwirtschaft, Logistik, Personalabrechnung - selbst wenn man für das alles keine EDV braucht, spätestens das Finanzamt will die Steuersachen längst schon per EDV haben.
Die EDV hat längst schon einen so hohen Stellenwert eingenommen, dass das Wohl und Wehe der Firma von ihr abhängen kann.
Jede EDV-Umstellung muss gut vorbereitet sein. Der Vorsichtige lässt die alte EDV und neue so lange parallel laufen, bis einwandfrei feststeht, dass es keine Probleme gibt.Gleichzeitig spielt er alle Daten aus dem alten System in das neue ein, damit er auch weiterhin darauf zugreifen kann.
Eigentlich haben wir 2017 im Ratgeber---Forum.de auch so eine Umstellung gemacht. Von April bis August haben wir das neue System vorbereitet damit es dann ohne Probleme genutzt werden kann. Damit die Daten weiterhin verfügbar sind, läuft das alte Forum jedoch weiter.
Im Folgendem berichte ich nun über einen Großkonzern, der sich durch eine Umstellung der EDV gerade selbst ruiniert.
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Kerndaten zum Großkonzern.
Es handelt sich um eins der größten Großlager in Deutschland in seinem Metier. Von zwei Standorten aus werden alle Händler versorgt.
Wie bei vielen anderen Firmen auch, wechselten auch hier die Inhaber und der Sitz der Zentrale immer mal wieder. Deutschland, England, Spanien.
Der Firmenname änderte sich und man expandierte über ganz Europa.
Als (Händler) Kunde merkte man die Übernahmen nur, wenn sich die Geschäftspolitik änderte. Eigentlich lief alles gut und die Übernahmen beeinflussten den normalen Ablauf nicht.
Kaum war die Zentrale in Spanien angesiedelt, begannen die ersten Probleme.
Eigenmarken
Die Produktion der Eigenmarken wurde fast vollständig an spanische Hersteller in Auftrag gegeben. Das war die erste Entscheidung, die sich negativ auswirkte.
Ab da begann es mit den Lieferschwierigkeiten. Wochenlang musste man warten, bis endlich wieder Ware zur Verfügung stand. Irgendwelche Probleme gab es immer. Noch war das aber nicht wirklich relevant für den Betrieb. Die Produkte waren gut und man konnte die Zwischenzeit mit Produkten anderer Lager überbrücken.
Die komplette IT wurde nach Spanien ausgelagert
Jetzt musste die Deutschland-Zentrale selbst die kleinsten Sachen erst nach Spanien melden und darauf hoffen, dass der Fehler dort gelöst wird.
Hier war ich als Händler plötzlich direkt betroffen. Nach vielen Jahren stand meine Mailadresse plötzlich alle 2 Wochen auf der Spammer-Liste und es dauerte auch immer fast zwei weitere Wochen, bis sie endlich wieder auf der Whitelist landete.
Heutzutage läuft ein Großteil der Kommunikation per Mail. Hat man etwas mit größerem Umfang oder Inhalt zu klären oder erreicht den Ansprechpartner nicht per Telefon, klärt man es eben per Mail.
Landet man auf der Blacklist, wird nichts geklärt und man hofft vergebens auf eine Antwort.
Auch Großbestellungen,, die nicht über Shop-Systeme abgewickelt werden können, klärt man per Mail und merkt erst bei der ersten Beschwerde, dass sie nicht ausgeführt wurden.
Wie soll man jemanden schnell direkt erreichen, wenn die Schriftform nötig ist und er keinen speziellen Faxanschluss hat ?
Weiß man, das man ihn nicht erreicht, weil man gesperrt ist, lässt man es eben über ein anderes Lager laufen. Allein bei mir werden es Umsätze in 5stelliger Höhe gewesen sein, die ich in den Monaten an andere Lager vergeben habe.
Vertrieb und Support
Auch bei solchen Großlagern hat man immer ein Team zur Verfügung, das Fälle klären kann/muss. Normalerweise gab es IT-Team, Service-Abteilung, Buchhaltung und Vertrieb.
Alles was die Lieferungen betrifft, war Sache des Vertriebs. Reklamationen und Nachlieferungen erledigte der Service. Die IT war Ansprechpartner für deren Shop-System und für die Übermittlung jeweils aktueller Artikeldaten und Preise.
Wurden Preise mit dem Vertrieb ausgehandelt, waren sie sofort gültig.
Irgendwann wurde die Service-Abteilung scheinbar ausgedünnt. Reklamationen und alles was damit zusammen hängt, wurden nur sehr schleppend bearbeitet. Der Vertrieb musste diese Aufgabe zusätzlich unterstützend übernehmen.
Noch hatte das alles nichts mit der EDV als Solches zu tun. Die Händler konnten weiterhin die gewohnten Systeme benutzen. Wurde eine Plattform abgelöst, standen die Daten auch weiterhin in den vorherigen zur Verfügung.
Alles wurde so gemacht, dass die Händler weiterhin auf alles zugreifen konnten.
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Ca. im Dezember des Jahres begann es aber, dass der Vertrieb telefonisch seltener erreichbar war. Jetzt wirkten sich E-Mail-Sperren drastisch aus.
Völlig unlogisch waren aber nur die Kommunikationswege zum Vertrieb gesperrt, während man den IT-Support immer noch erreichen konnte.
Hier zeigte sich, dass die spanische IT kolossale Fehler machte. Wenn man einen Spammer hat, sperrt man ihn schließlich komplett aus und nicht nur für einen Empfangsbereich.
Da ich zusätzlich als Admin tätig bin, konnte ich also immer noch dafür sorgen, dass die nötigen Daten an das Server-Team und das Team des Shop-Entwicklers ausgeliefert wurden. Noch lief alles gut. Das muss es auch, wenn die Daten faktisch über 4 Stellen laufen müssen.
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Gleichzeitig begann es aber auch, dass sich die Lieferungen immer weiter verzögerten. Das passiert jedes Jahr im Dezember und liegt oft an den überlasteten Paketdiensten und anderen Transportunternehmen.
So langsam konnte man aber erkennen, dass es diesmal nicht daran lag. Die Aufträge wurden nicht bearbeitet. Angeblich waren die Lager mit zu vielen eingehenden Aufträgen überlastet. Statt der üblichen Doppelschicht wurde eine Voll-Konti-Schicht eingeführt.
Trotzdem erhöhte sich die Lieferzeit um 2-4 Tage.
Reklamationsbearbeitungen wurden überhaupt nicht mehr durchgeführt.
Mitte Januar war man erst auf dem Stand Anfang Dezember. Wer jetzt denkt, das könne man linear weiter führen, irrt sich. 2 Wochen später hatte man erst 3 Tage aufgearbeitet.
Erst Mitte Februar hatte man die Reklamationen und Rückstände aus Dezember aufgearbeitet.