Mythos: Never change a running system

  • Wie es zum Mythos kam. Wie der Satz wirklich verstanden werden muss und wie er eigentlich richtig sein muss.


    Der Spruch verbreitete sich damals, als "Personal Computer" auf den Markt kamen.
    Damals war es wirklich ganz anders als heute mit Computern.


    Es gab nur einen Standard, den IBM-Standard. Ansonsten muckelten viele Softwareentwickler an eigenen Betriebssystemen herum. Grafische Oberflächen waren oft nur auf ein Betriebssystem aufgesetzt.
    Hatte man ein Problem, musste man es sozusagen in zwei Systemen suchen und lösen.


    Als dann "endlich" Microsoft Windows" auf den Markt kam (ich arbeite unter anderem damit es seit Version 3.11) freute man sich, weil man endlich etwas Buntes sehen konnte, was andere auch hatten.


    Die Hauptunterschiede damals zu heute waren ...


    Es gibt keine Updates
    Man arbeitete mit einem System, das statisch war. Nichts was man nicht selber installierte änderte es.


    Windows musste immer wieder neu installiert werden
    Spätestens nach 3 Monaten setzte man sein Windows komplett neu auf, installierte die Treiber und stellte die Einstellungen komplett neu wieder her.


    Es gibt keine System-Backups
    Es gab sie zwar schon, machten aber keinen Sinn. Windows wurde auf 10 Disketten je 1,44 MB zur Installation ausgeliefert. Die kopierte man sich und nutzte sie als Backup für die nächste Installation.
    So eine einfache Installation (ohne Einstellungen) dauert dann rund 3 Stunden. Disketten sind langsam und die damaligen Rechner hatten gerade einmal 2-4 Hz.
    Zum Vergleich: Heute haben einfache PC rund 2 GHz und die Prozessoren sind damit rund 1 Million Mal schneller als damals.


    Es gibt keinen Support
    Was man wissen wollte, musste man aus Fachliteratur lernen oder einfach ausprobieren. Es gab kaum Menschen, die man um Hilfe fragen konnte. Man musste sich also selbst helfen können.


    Es gibt kein Internet in dem man nachschauen kann
    Das WWW gibt es erst seit 1994 und damals war das auch eher noch als wenn man ein Buch schreddert und später in den Streifen Informationen suchen wollte. Nützliche Informationen gab es wenige .. wenn man die Internetadresse wusste, weil es nämlich noch keine Suchmaschinen gab.


    Es gibt unzählige Viren aber keinen Virenschutz
    Viren bekam man manchmal sogar schon direkt ab Werk mit der Software, die man sich natürlich auch auf Diskette kaufen musste.
    Hatte man einen Virus, konnte man nur hoffen, dass man sich den noch nicht auf seine Datendisketten gezogen hatte. Sie waren das einzige externe Medium auf die man ein paar Daten sichern konnte.
    Es genügte, wenn man gerade ein paar Daten sichern wollte, die Diskette deshalb einsteckte, dass alle wichtigen Daten zerstört wurden.
    Hier musste man sich also auch selbst helfen können und den Virus per Hand entfernen.


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    Wenn du das jetzt gelesen hast, wirst du wohl denken


    Zitat


    "Waren die damals eigentlich bescheuert ? Das ist doch kein Computern"



    Doch, so war das damals wirklich. Ein Computer nahm zwar etwas Arbeit ab, machte aber im Gegenzug auch selbst sehr viel Arbeit.


    Wenn man dann mal endlich keine Probleme hatte, wollte man natürlich keine neuen haben.
    Endlich läuft alles .. jetzt nur keine Änderungen mehr vornehmen. Änderungen verursachen Probleme.


    Zitat

    Ändere nie ein System, das läuft.



    Never change a running system



    So war das damals eben.. und damals war das auch gut so.


    Heute wird das aber völlig falsch verstanden
    Das liegt aber auch daran, dass der englische Begriff "change" zwei Bedeutungen hat:
    change = ändern
    change = wechseln/tauschen


    Richtig ist:
    Lass die Finger vom Betriebssystem wenn es läuft.
    Versuche nicht, irgendetwas am Code zu ändern. Manche Änderungen führen auch heute noch zum Totalausfall.


    Falsch ist:
    Wechsel nie das Betriebssystem.
    Das war nämlich nie damit gemeint. Damals war man sogar froh, wenn man sich eine neue Version im Laden (!!!) kaufen konnte. Die waren nämlich wirklich immer besser als der Vorgänger und machten immer weniger Probleme. Das galt so lange bis es mit Windows95 endlich auch CD-Versionen gab .. und ab W98 begann es dann damit, dass sich der alte Spruch verbreitete.

    Ab W98 (erste Versin) hörte man überall " Never change a running system" und meinte, dass man besser nicht sofort zur nächstbesten neuen Version wechselt.


    Grundsätzlich sollte man wirklich nicht auf den nächsten Hype achten .. aber trotzdem sollte man immer wieder auf neuere Versionen upgraden.


    Die Aktualisierung des alten Spruchs muss also heißen



    Zitat

    Ever change a running system - if the next is running well


    Wechsel immer das aktuelle System - wenn das nächste gut läuft






    Ihr wollt Beweise für die Behauptung, dass nie das erste neue System gut ist ?


    Win 3.11 - Win 3.0


    Win 95C - Win 95A


    Win 98SE - Win 98


    Win 98SE - Win ME (es gab nie eine zweite Version davon)


    Win2000 SP3 - Win XP (XP war eigentlich nur eine Heimversion davon)


    Win XP SP3 - Win XP


    Win XP SP3 - Win Vista (es gab nie eine zweite Version davon)


    Win XP SP3 - Win 7


    Win 7 SP2 - Win 8


    Win 7 SP2 - Win 8.2


    Win 7 SP2 - Windows 10 (erste Version)


    Links steht die bessere Version


    Windows ME, Vista und Windows 8 waren keine neuen Versionen, sondern nur optische Auffrischungen.


    Ab Windows XP wurden sogenannte Service Packs (SP) eingeführt, die Verbesserungen brachten. Die zu installieren waren faktisch ein Muss.


    Ab Windows 10 muss man die Vergleiche einstellen. Das ist auch das Ziel von Microsoft.


    Man kann Windows 10-Versionen nicht mehr mit neueren Versionen vergleichen. Viele Upgrades waren Verschlechterungen. Heute hat man aber keine Wahl mehr - bei keinem System - alle spielen automatisch die Aktualisierungen ein.


    Trotzdem sollte man immer noch so lange wie möglich warten, bis man zu einer neuen Version umsteigt. Erst abwarten, welche Fehler auftreten und dann erst selbst aktualisieren.