Wer die Wahl hat, hat die Qual

  • Zunächst einmal muss man für sich selbst eine Grundsatzentscheidung treffen:


    Möchte man eine quelloffene Software benutzen ?
    Solche Software wird in der Regel innerhalb einer Community weiterentwickelt. Jeder kann bei der Entwicklung mitmachen und/oder auch auf Fehlersuche gehen. Der Vorteil davon ist, dass die Entwicklungen durchgehend voran getrieben werden und dass Fehler sehr schnell gefunden und behoben werden.
    Viele Mitwirkende bedeuten mehr Sicherheit. "Vier Augen sehen mehr als zwei".


    Ganz neutral kann man sagen, dass sich aus einer bestimmten Grundsoftware oft Verästelungen (Forks) bilden, die auf der gleichen Basis eigene Wege gehen.


    Gleichzeitig wird man jedoch auch viele Eigenentwicklungen finden, die an die Software andocken und mehr oder andere Möglichkeiten geben, die jedoch nicht durch die Community geprüft oder freigegeben werden.
    Hier können durchaus auch wieder Sicherheitsprobleme entstehen.


    Möchte man eine proprietäre Software benutzen ?
    So eine Software wird nur durch einen Entwickler oder Firma entwickelt. Sie allein ist zuständig für die Entwicklung und Fehlerbehebung. Sie allein hat alle Rechte an der Software.


    Einerseits hat man dadurch immer nur eine Quelle und einen "Ansprechpartner" an den man sich wenden kann. Andererseits muss man sich auch darauf verlassen, dass diese bereit ist Fehler zu beheben und die Software weiter zu entwickeln.


    Findet man Fehler und könnte man sie selbst beheben, kommt es auf die Lizenz der Software an, ob man das auch darf. Darf man es, darf man in der Regel jedoch keine "fehlerbereinigte Version" weiter geben, da man die dazu nötigen Rechte dazu nicht hat oder bekommt.


    [hr]
    [hr]


    Es gibt kein gut oder schlecht.
    Eine quelloffene Software kann "schlecht" sein, wenn die dahinter stehende Community zu klein ist, um die Vorteile von quelloffener Software auch auszuspielen. Zu wenige oder nicht genügend ambitionierte Entwickler bringen eine Software nicht genügend schnell weiter um Fehler rechtzeitig zu finden.
    Eine quelloffene Software ist nur so gut wie seine Community.


    Ich habe freie Software gesehen, an denen nur wenige arbeiten. Dadurch dauerte es mehrere Jahre, bis die nächste Evulationsstufe erreicht war. Die Software konnte mit den jeweils aktuellen Bedürfnissen nicht mithalten.


    ...


    Eine proprietäre Software kann "gut" sein, wenn sie genau das bietet, was man braucht und der Herausgeber sie auch immer auf dem Laufenden hält.

    Als Vorteil wäre zu nennen, dass man Software und Updates in der Regel nur von einer einzigen Quelle bezieht. Hier besteht durchaus auch Rechtssicherheit bzgl. Schadenersatz bei groben Programmierfehlern, da man nur einen einzigen Vertragspartner hat


    [hr]
    [hr]


    Welcher Weg ist bequemer ?


    Quelloffene Software bedeutet oft auch, dass man einzelne Module selbst "einbauen" muss. Wer nichts mit "Programmieren am Hut hat", wird das durchaus als unbequem empfinden.
    Mag man das Prinzip jedoch lieber, sollte man zuerst nachschauen, ob es nicht ein Modul gibt, das diesen Vorgang erleichtert.
    Gibt es so eins, muss man nur das einbauen und hat es danach doch wieder ganz bequem.


    Proprietäre Software bietet sehr oft mehr Bequemlichkeit, weil man keine Enthusiasten als Kunden hat sondern die, die einfach nur eine Software "vernünftig" einsetzen wollen. Wer Geld bezahlt, erwartet dadurch auch mehr Service.


    Dass Problem beider Versionen ist, dass man möglichst viel bereits ins Grundsystem einbauen will, damit es gleich ein Maximum an Möglichkeiten hat. Das bläht ein System unnötig auf, weil es auch "Ballast" enthält, den man nie nutzen wird.
    [hr]
    [hr]


    Denk immer auch an die Zukunft


    Am Anfang wird man nicht darauf achten, wie leistungsfähig eine Software ist, wenn sie unter Volllast laufen muss. Man freut sich über die ersten Besucher, jubelt über die ersten Tausend am Tag, freut sich über die erste Million.


    Je bekannter die Seite wird, desto mehr kommt es aber auch auf die benutzte Software an.
    Man kann zwar manche Mankos mit purer Rechenpower ausgleichen. Ist ein System aber zu schwerfällig, ist das auch nur eine Übergangslösung. Irgendwann nutzt es also auch nichts mehr oder wird viel zu teuer.


    Ein weiterer Aspekt ist, dass eine Software auch flexibel ausbaufähig sein muss.
    Entweder gibt es Module oder immer wieder neue/größere Versionen sodass man immer das bieten kann, was die User haben möchten.


    Falls die erste Software einmal gewechselt werden soll, müssen natürlich die Daten auch in ein anderes System mitgenommen werden können.
    Der Wechsel aus einer quelloffenen Software zu einer proprietären ist in der Regel (aktuell) einfacher, da die Hersteller natürlich möglichst viele Kunden haben möchten. Auch der Wechsel von proprietär zu proprietär ist aus dem gleichen Grund oft einfach.
    Der Weg von einer proprietären Software zu einer quelloffenen wird jedoch oft absichtlich schwer gemacht.


    Bei der Auswahl muss man also gleichzeitig berücksichtigen, dass man eine Software wählt, die so bekannt und verbreitet ist, dass man die Daten in möglichst viele System mitnehmen kann.


    [hr]
    [hr]
    [hr]


    Zu Beginn dieses Forums haben wir anfangs mit einer quelloffenen Software die ersten Erfahrungen gemacht. Von Februar 2009 bis August 2017 ein proprietäres System.
    Für andere parallele Projekte setzten wir durchgehend auf verschiedene quelloffene Systeme.


    2010 haben wir, in Zusammenarbeit mit Entwicklern einer Community, versucht, einen Importer zu coden, der die Daten der proprietären Software in ein quelloffenen System übertragen sollte.
    Leider wurde der Vorteil eines quelloffenen Systems (schnelle Weiterentwicklung) dabei zum Nachteil, weil wir nicht rechtzeitig vor der nächsten Version fertig wurden und der Importer deshalb nicht mehr zum Einsatz kommen konnte.
    Ein Neustart kam nicht infrage, da es keinerlei Kompatibilitäten mehr gab.


    Natürlich kann Kerndaten auch per Datenbankarbeit übertragen. Dabei gehen jedoch so viele Daten verloren, dass man es sich sehr überlegen muss, ob man diese "Risiko" eingehen will.


    Unsere Übergangslösung war, dass wir 2017 ein neues quelloffenes System starteten und parallel dazu das proprietäre weiter laufen ließen. Um die Haupt-Daten langfristig nicht zu verlieren, müssen wir jedoch die bislang aufgeschobene Datenintegration irgendwann dann doch nachholen.


    Ihr seht, dass wir alle eventuell entstehenden Probleme schon selbst erlebt und durchgemacht haben. Unsere Erfahrungen dabei sollen euch helfen, damit ihr nicht die gleichen Probleme wie wir haben und Lösungen finden müsst.