Vollbackup, differentielles Backup, inkrementelles Backup

  • Backups können das Leben an EDV-Anlagen erleichtern - egal, ob es die heimische Anlage betrifft oder die IT in der Firma.


    Firmen haben zum Teil sogar eine Pflicht, ihre Daten über einen längeren Zeitraum zu archivieren ... also können Backups in dem Umfeld sogar noch über die Existenz des Betriebes von entscheidender Bedeutung sein.


    Dieser Beitrag befasst sich nicht mit Backup-Strategien (worunter ich verstehe, mache ich jede Stunde, 2x am Tag, 2x die Woche, 1x im Monat meine Backups), sondern mit den Backup-Arten.
    Davon gibt es Vollbackups, differentielle Backups, inkrementelle Backups und zudem noch das Systembackup.


    Ich beschäftige mich hier mit Backups auf DATEIebene - bei Datenbankbackups gibt es noch einige Feinheiten zu beachten, auf die ich hier nicht näher eingehe. Für die meisten Privatanwender wird die Dateiebene ausreichend sein.


    Das Systembackup ist immer ein Vollbackup des kompletten Systems ... damit bin ich in der Lage, ein Betriebssystem mit allen installieren Programmen und Daten innerhalb eines überschaubaren Zeitraums (der natürlich auch vom Umfang abhängt) wieder zurückzuspielen. Ich brauche nicht das Betriebssystem neu zu installieren und dann meine Backups von den Daten wieder einzuspielen - ich bin in einem Rutsch fertig.


    Brauche ich persönlich nicht, setze ich auch nicht ein.


    Das Vollbackup wird jeder kennen. Hier handelt es sich um ein komplettes Backup eines gegebenen Daten-Pools. ( Von mir aus meines Eigene Dateien - Ordners, oder um es für die GNU/Linux - Systeme zu formulieren, meiner /home - Partition.



    Und ab jetzt vorsichtig und nichts verwechseln! Denn jetzt geht es um Backups, die sich nur auf letzte Stände beziehen und nur Unterschiede gesichert werden. Verwechselt jetzt nichts, denn sonst kann es sein, dass ihr euch euer komplettes Backup quasi unbrauchbar macht!


    Die differentiellen Backups beinhalten die Unterschiede zum letzten VOLLbackup.


    Das heisst:
    Ich lege heute ein Vollbackup von beispielsweise meiner /home - Partition an.
    Morgen gibt es - entweder automatisiert angestoßen oder durch mich manuell - ein differentielles Backup. Dieses differentielle Backup beinhaltet die Änderungen, die sich im Zeitraum zwischen heute und morgen ergeben haben. In EINER Datei was geändert, das differentielle Backup beinhaltet nur die eine Datei - wenn überhaupt so viel und nicht noch nur Informationen, WAS in der Datei geändert wurde. In ZWEI Dateien was geändert - ihr werdet es selbst erraten können. Eine Datei gelöscht, das differentielle Backup von morgen wird irgendwo eine Information haben, dass die Datei gelöscht wurde - sie wird auch wieder gelöscht werden, wenn dieses Backup eingespielt wird. Es fungiert also quasi als "Patch" zum Vollbackup, was ich ja nun heute angelegt habe.
    Die differentiellen Backups beziehen sich auf die Änderungen, die sich seit dem Vollbackup ergeben haben. Das heisst, sobald ich übermorgen das nächste differentielle Backup habe, brauche ich ab übermorgen das, was ich morgen anlege, nicht mehr.



    Vollbackup | Differentielles Backup 1
    Vollbackup | Differentielles Backup 2 ( Das Differentielle Backup 1 wird nicht mehr benötigt )
    Vollbackup | Differentielles Backup 3 ( Das Differentielle Backup 2 wird nicht mehr benötigt )
    Vollbackup | Differentielles Backup 4 ( Das Differentielle Backup 3 wird nicht mehr benötgit )


    und so weiter und so fort. Man benötigt hier also immer nur das Vollbackup und das letzte differentielle Backup. Mehr nicht.


    Um ein sehr hohes Maß krimineller ist das inkrementelle Backup
    Zwar werden auch hier lediglich Unterschiede gesichert, aber die inkrementellen Backups bauen aufeinander auf. Es werden, um den letzten gesicherten Stand wiederherstellen zu können, ALLE inkrementellen Backups zwingend benötigt. Sobald ein Glied in dieser Kette kaputt ist, lässt sich der Rest der Kette nicht mehr wiederherstellen.
    Habe ich also über eine Woche inkrementelle Backups gemacht und stelle am Sonntag fest, beim inkrementellen Backup von Mittwoch ist etwas nicht in Ordnung, ist alles ab Mittwoch NICHT mehr zu retten!
    Vorsichtig also damit!


    Ich hab das mal mit LibreOffice Impress in ne Präsentation geklatscht und die Präsi als PDF-Datei exportiert - und die PDF-Datei hier hochgeladen.
    Vielleicht kann damit ja einer was anfangen, wenn das ein bisschen grafisch dargestellt ist. :-)



    diffinkr.pdf

    "Ich weiß nicht, wer mich in die Welt gesetzt hat, und auch nicht, was mein Körper, meine Seele, meine Sinne und jener Teil meines Ichs sind, der denkt. Ich sehe überall nur Unendlichkeiten, die mich wie ein Atom und wie einen Schatten einschließen." (Blaise Pascal)

  • Nachbemerkung:


    Sollte ein entfernter Rechner eure Backups bei sich speichern ( "Backup-Server " ), bitte eine Kleinigkeit beachten:


    Wenn ihr euch zu dem Server verbindet und ihm die Dateien schickt, könnten Krypto-Trojaner euch auch dort alle Dateien verschlüsseln und eure komplette Backup-Historie ist im Eimer.
    Der Server hat sich zu euch zu verbinden und sich die Daten zu holen. Nicht andersherum!


    Nur so ist sichergestellt, dass Systembackups oder Datenbackups auch noch benutzbar sind. Sobald ein Krypto-Trojaner in seinem laufenden Betrieb SEINERSEITS einen Weg zum Backup-Server gefunden hat - na, ihr werdet es erahnen können. :-) Wenn der Backup-Server sich den Krypto-Trojaner dadurch, dass er ihn sich bei euch herunterlädt, einfangen, kann euren Daten, die dort liegen, sehr viel weniger passieren.



    Nachtrag 2 :


    Es gibt einen RAID-Modus (RAID 1), bei dem zwar die beiden zu diesem RAID-Verbund gekoppelten Festplatten gespiegel werden ("Mirroring"), aber bei RAID, egal welches RAID, geht es um Performance und/oder Ausfallsicherheit. Bitte nie vergessen: Ein RAID, egal welches, ist kein Backup.

    "Ich weiß nicht, wer mich in die Welt gesetzt hat, und auch nicht, was mein Körper, meine Seele, meine Sinne und jener Teil meines Ichs sind, der denkt. Ich sehe überall nur Unendlichkeiten, die mich wie ein Atom und wie einen Schatten einschließen." (Blaise Pascal)

  • Von mir eine Warnung für Windows-Benutzer und dessen hauseigenes Backup-Programm:
    Im Laufe der Jahre habe ich immer wieder mal versucht, damit irgendwie ein Backup herzustellen. Die Erfolge waren, dass ich nur Zeit, Mühe und Datenträger geopfert habe. Am Ende war kein Backup dazu tauglich, das System komplett wieder herzustellen.


    Ein "lomplettes System-Backup" enthält sowohl Betriebssystem als auch alle andere Daten. Damit kann man dann den Rechner in den vorherigen Zustand versetzen und/oder ihn komplett neu aufsetzen. Microsoft denkt da etwas anders. Um das Backup zurück zu spielen, muss das BS noch lauffähig sein.


    Zum Thema RAID (nur kurz angerissen)


    RAID wurde als Ausfallsicherung konzipiert. Ein RAID arbeitet mit mehreren Festplatten gleichzeitig auf die kontinuierlich Dateien gesichert werden.


    Bei großen RAID-Systemen, die auch als Server dienen sollen, greifen sozusagen mehrere Recheneinheiten auf die Festplatten zu.
    Beispiel: 2 Recheneinheiten greifen parallel auf zwei Festplatten mit dem gleichen Inhalt zu. Dadurch erfolgt der Datentransfer doppelt so schnell als wenn es nur eine müsste.
    Performancegewinn und Ausfallsicherheit. Fällt eine Platte aus, ist alles noch auf der anderen vorhanden.


    Ein RAID, das nur die Performance steigern soll, hat einen anderen Aufbau. Die Dateien werden in bestimmten Reihenfolgen auf den Festplatten verteilt. Die Recheneinheiten greifen jeweils nur auf "ihre Festplatte" zu. Das erhöht die Lebensdauer der Platten und die Zugriffsgeschwindigkeit steigt.
    Nachteil: Fällt eine der Platten aus, sind deren Daten komplett verloren. Handelt es sich um große Dateien, die auf mehreren Platten verteilt wurden, sind diese beim Ausfall nur einer Platte komplett verloren.


    Ein RAID, das sowohl als Backup als auch als Server dienen soll, benutzt beide Prinzipien: Auf einem Teil der Festplatten sind die Daten verteilt und auf einem anderen gibt es eine Vollkopie/Zusammenfassung aller Dateien.


    RAID werden vorrangig bei großen Servern eingesetzt.
    Heutzutage bilden Server-Clouds die Backbones, um die Performance zu steigern. Braucht man höhere Performance, schaltet man weitere Clouds hinzu, die dann alle parallel arbeiten. Es wird daher für Hacker immer schwerer, Internetseiten durch Überlastung "zum Stillstand" zu bringen. Große Clouds können bei Angriffen unzählige Rechenzentren hinzuschalten.


    Für den Privateinsatz sind RAIDS kaum zu empfehlen und selbst für kleine Firmen lohnt sich der Einsatz kaum.
    Einerseits sind richtige RAID sehr teuer und andererseits braucht man auch besondere Festplatten. Eine "langsame Platte" und schon kriecht das ganze RAID nur noch vor sich hin.


    Wie SaschaMester schon sagte: Ein RAID nur für Backups aufzubauen, macht leinen Sinn.
    Wenn man wirklich ein "Gerät" nur für Backups nehmen will, kann man auch einen ausgedienten Rechner nehmen, der regelmäßig Backups anfertigt.

  • Wer sich mit RAID genauer auseinandersetzen möchte (Was ist das überhaupt, wo kommt das zum Einsatz, und so weiter und so fort), der kann mal auf diesen Link klicken. Es handelt sich um ein YouTube-Video, das RAID genauer erklärt.


    Der gleiche Ersteller handelt auch die Backup-Arten ab und erklärt auch noch mal, warum ein RAID kein Backup ist. Wer das sehen und hören möchte, kann ja mal hier klicken.


    Achtung, die Videos sind lang.
    Sein RAID-Video ist 30 Minuten, sein Backup-Video 15 Minuten

    "Ich weiß nicht, wer mich in die Welt gesetzt hat, und auch nicht, was mein Körper, meine Seele, meine Sinne und jener Teil meines Ichs sind, der denkt. Ich sehe überall nur Unendlichkeiten, die mich wie ein Atom und wie einen Schatten einschließen." (Blaise Pascal)

  • kleiner Nachtrag zum Thema Backup...


    Ich bevorzuge Vollbackups. Ich rechne nämlich immer mit dem Schlimmsten.
    Beim differenzierten Backup werden immer die Änderungen/Unterschiede gespeichert. Ich habe also immer den aktuellen Stand.


    Wenn ich Schussel aber etwas gelöscht habe, was ich eigentlich noch brauchen würde ... ist das dann auch nicht mehr über die Backups zu retten.


    ...


    Für die Backups des Forums ist es wichtig, dass man faktisch alle Zustände als Kopie hat. Würde sich zwischen zwei Backups etwas ereignen, das ich erst danach feststelle, wäre alles davor vernichtet, weil es zum Zeitpunkt des Backups ja nicht mehr da war.


    Mit den Vollbackups kann ich jedoch auch diese Daten wiederherstellen, weil sie dort ja noch in alten Backups vorhanden sind.
    Es hat natürlich den riesigen Nachteil, dass man massig Platz verschwendet und faktisch jede Datei aus den Anfängen des Forums immer wieder mit sichert.


    Zu manchen Geburtstagen des Forums habe ich dadurch jedoch immer mal wieder zeigen und miterleben lassen können, wie das Forum in den Anfängen aussah und was es enthielt. Ein Bisschen Nostalgie auf reiner Datenbasis.


    Mit entsprechenden Backups kann ich jedes Jahr auferstehen lassen .. und man kann faktisch noch einmal live miterleben wie die es damals war. Nacherlebte Geschichte, nicht in Filmen sondern einfach indem man die Vergangenheit erneut aufsucht, die das Backup wiedererstehen lässt.


    .........


    Meine normalen Backups von den Rechnern der Jahrzehnte enthalten natürlich auch massig an Datenmüll. Braucht kein Mensch mehr und macht auch keinen Sinn.



    Da ich mir jedoch angewöhnt habe, "Dateien pur" zu sichern und auch Ordnerstrukturen immer ähnlich behalte, muss ich notfalls nur alle Dateien aus Ordner X auch wieder in den Ordner X zusammen schieben.
    Doubletten werden automatisch erkannt und gemeldet und ähnlich benannte Dateien kann ich dann mit einem anderen Namen versehen lassen.
    Manche Dateien sind so wertvoll und unersetzlich, dass ich sie absichtlich auf verschiedenen Datenträgern speichere.


    Nach einigen wenigen schlechten Erfahrungen traue ich keinem Datenträger mehr absolut.

  • Wenn du "Schussel" irgendwas löschst, ist das für das differentielle Backup sowas von egal ...


    Vollbackup | Differentielles Backup 1 | Differentielles Backup 2 | Differentielles Backup 3 | Differentielles Backup 4


    Du "Schussel" löschst davon jetzt Nr. 2


    Schnurzegal - alles was in Nr. 2 drin war, ist in Nr. 3 auch nochmal drin. :-)

    "Ich weiß nicht, wer mich in die Welt gesetzt hat, und auch nicht, was mein Körper, meine Seele, meine Sinne und jener Teil meines Ichs sind, der denkt. Ich sehe überall nur Unendlichkeiten, die mich wie ein Atom und wie einen Schatten einschließen." (Blaise Pascal)

  • Also meine Strategie ist :


    Ich lege des Nachts von Samstag auf Sonntag ein Vollbackup an.
    Ab dann jede Nacht die differentiellen Backups.
    Samstags wird das Thema abgeschlossen und Sonntags kommt das nächste Vollbackup.


    Reicht mir persönlich aus - wer das stündlich will, kann das ja gerne auch auf stündlich anlegen.
    Wenns der Rechner mitmacht und die Datenmengen dafür nicht ZU groß sind, ja auch gerne minütlich, auch wenn das vollkommen übertrieben wär.
    Alle 12 Stunden könnte ich noch nachvollziehen, alles Weitere wäre übertrieben.

    "Ich weiß nicht, wer mich in die Welt gesetzt hat, und auch nicht, was mein Körper, meine Seele, meine Sinne und jener Teil meines Ichs sind, der denkt. Ich sehe überall nur Unendlichkeiten, die mich wie ein Atom und wie einen Schatten einschließen." (Blaise Pascal)