40 Jahre Mazda RX-7 Wankelmotor

  • Vor rund 40 Jahren stellte Mazda seinen ersten Wankelmotor in einem RX-7 vor.
    Eigentlich hatte der Wankel einen relativ schlechten Ruf gehabt, da er vorher in einem NSU Ro 80 eher weniger zuverlässig war.


    Das Besondere am Wankel war/ist, dass das Triebwerk kaum Platz braucht.
    Beim RX-7 hat man sich diese Besonderheit zunutze gemacht. Anstatt, dass man einen Motor in ein vorhandenes Chassis einbaut, konstruierte man den RX-7 rund um den Motor herum. Seinerzeit gab es deshalb kaum ein windschnittigere Auto, weil man den Vorderwagen extrem flach bauen konnte.


    Warum kann ein Wankelmotor eigentlich so besonders klein sein ?
    Ein Wankel hat weder Pleuel noch Kurbelwelle oder Ventile. Das macht ihn natürlich viel kleiner als die "normalen Motoren".


    Mit dem RX-7 begann die Zeit, in der man erleben konnte, zu was dieser Motor fähig ist.


    Wen die "alten Geschichten" um den RX-7 interessieren, der kann ja mal unter Motor-Talk weiter lesen



    Wie lange wurde der RX-7 mit Wankelmotor eigentlich gebaut ?


    Motor-Talk listet als Produktionsjahre die Zeit von 1978 - 1985 auf. Wikipedia führt die Baureihe jedoch bis ins Jahr 2002 fort.
    Mazda RX-7 – Wikipedia


    Diese scheinbare Diskrepanz beruht jedoch eher auf dem Karosserie-Design als auf dem Motor.
    Ab 1986 entsprach die Optik der eines Porsche 944. Die eigenständige Optik war passé. Man baute jetzt einen Sportwagen in "Sportwagen-Optik".
    Ab 1991 sah der RX-7 eher nur noch wie ein typischer Japaner dieser Zeit aus.


    In der letzten Generation bekam der RX-7 "Power ohne Ende". 280 PS, 315 Nm konnten wirklich "jeden Hering vom Teller ziehen".
    Für Deutschland kam das Aus jedoch schon viele Jahre früher. 1996 war dann Schluss mit dem RX-7. Er schaffte die neuen Abgasnormen nicht mehr und auch diese "letzten Versionen" waren eher der Sparsamkeit geschuldet.


    "Nur" 239 PS bei 294 Nm waren wirklich keine Überflieger mehr. Bei 250 km/h und 6500 U/min war Schluss mit lustig.
    Im Stadtverkehr war ein Verbrauch von 16,0 l Super 95 Oktan angesagt und im Drittelmix kam man immer noch auf 11,1 l pro 100 Kilometer.
    Dabei wurde aber schon gemogelt, was das Zeug hielt:
    Landstraße wurde mit 90 km/h gefahren um auf 7,6 Liter zu kommen. Autobahntempo wurde nur mit 120 km/h gefahren, damit man wenigstens auf 9,6 Liter kommen konnte.



    [hr]


    Ich besitze selbst einen RX-7 aus 02/1988. Mit einem Ein-Scheiben-Wankelmotor und 150 PS gehört er wohl zu den seltenen Modellen der Baureihe. Er sieht wie die Kopie eines 944 aus und wurde oft auch mit ihm verwechselt. Erst wenn man nah genug heran kommt, merkt man erst, dass es sich um eine "Reisschüssel" handelt.


    Er hat einen Verbrauch (laut Werk) von 18 Litern auf 100 Kilometern, jedoch will er nur verbleites "Normal-Benzin" mit 92 Oktan haben. Das gibt es ja schon seit vielen Jahren nicht mehr.
    Ich hatte das Glück, dass er vor dem Kauf 1997 beim Kilometerstand von 113.000 einen niegelnagelneuen Motor bekommen hatte, den ich erst einfahren musste.


    Das ganz Besondere an diesem Wagen ist, dass man ganz schaltfaul fahren kann. Anfahren, in den zweiten Gang schalten und dann einfach weiter auf dem Gas bleiben. Ab 90 km/h wird man daran erinnert, das man ja noch ein paar andere Gänge hat. Bis dahin ist aber noch viel Zeit. Schließlich fängt der rote Drehzahlbereich ja erst ab 7000 U/min an und es geht bis 8000 weiter.
    Der Motor riegelt nicht ab, sondern dreht einfach weiter und weiter. Er ist also nicht auf Sicherheit ausgelegt, sondern der Fahrer muss eben wissen was er macht.


    Sicherheit ist auch bei der Fahrdynamik kein Thema.
    Man muss jederzeit auf der Hut sein und genau darauf achten, was das Fahrzeug gleich machen wird. Der Grenzbereich ist extrem eng. Überschreitet man ihn, bricht das Heck ohne Vorwarnung sofort aus.


    Das Problem beim Wagen ist der Motor. Er wiegt einfach nicht so viel wie ein anderer. Egal ob Front oder Heck. Keins ist schwerer. Das begünstigt natürlich, dass sowohl Front als auch Heck jederzeit ihren eigenen Weg gehen können und sich der Wagen um 360° zu drehen beginnt.


    Das Tolle am Wankel ist, dass man auch mit wenig PS anderen, viel höher motorisierten, Fahrzeugen beim Spurt davon fahren kann.
    In einer Notsituation genügt ein beherzter Tritt auf's Gaspedal um genügend Raum zu gewinnen. Man muss sich auf nichts anderes konzentrieren als auf die aktuelle Lage. Den Rest macht der Motor allein mit seinen hohen Drehzahlen.

    Im Gegensatz zu anderen Fahrzeugen, ist es aber auch ein "Sportwagen pur"
    Ab 60 km/h gibt es keine Servounterstützung der Lenkung mehr. Auch von "Stoßdämpfung" zu sprechen, klingt wie ein Witz. Knallhart liegt er auf der Straße und will jeder kleinsten Unebenheit folgen.
    Durch seine besondere Spurbreite kann man nur mit Anstrengung auf Straßen mit Spurrillen fahren. Er passt nicht dazwischen, kann aber auch nicht auf beiden Seiten außerhalb fahren. Es bleibt ein Hin und Her-Pendeln zwischen Rand und Spurrillen.


    Hat man noch keine Übung, wird man nach einigen Stunden erst einmal eine längere Pause brauchen. Alles was der Wagen machen und nicht machen soll, geht direkt in die Arme. Man muss immer volle Körperspannung halten, um jederzeit reagieren zu können.
    Es gibt also kein entspanntes Fahren wie bei anderen Autos. Das einzige Entspannende ist, dass man die Gewissheit hat, dass der Wagen jederzeit ganz genau das macht, was der Fahrer ihm aufzwingt.
    Ermüdung oder nachlassende Konzentration führt fast sofort zu einer kritischen Situation. Der Wagen hat nichts eingebaut, was die Folgen etwas hinaus zögern könnte.


    Ein Sportwagen kostet aber "Kohle ohne Ende"


    Es beginnt natürlich beim Kraftstoffverbrauch.
    Hierbei merkt man sofort, wenn man nachts fahren muss oder wenn man ein günstigeres (dickeres) Öl nachgefüllt hat.
    Scheinwerfer aufgeklappt und der Verbrauch steigt sofort um 10%. Dickeres Öl ergibt den gleichen Effekt.
    Nimmt man den die Werksangabe als Maßstab kann man durch diese beiden Punkte also schnell auf weit über 20 Liter kommen.
    Beim aktuellen Preis von rund 1,50 für einen Liter Benzin, kommt man also locker auf 30 Euro Kosten pro 100 Kilometer.
    Kennt man seinen Wankel besser, kann man ihn auch problemlos mit um die 9 Liter fahren .. ohne deshalb besonders langsam fahren zu müssen. Man kommt also durchaus auf einen "typischen Sportwagenwert" runter.


    Der nächste Punkt ist, dass ein Wankel eine Verbrennungsschmierung hat.
    Alle 1000 Kilometer verbraucht er deshalb einen Liter Öl. Da der Öltank gerade einmal rund 2,5 Liter fasst, bekommt man automatisch alle 1000 Kilometer den akustischen Hinweis, Öl nachzufüllen.
    Bevorzugt man eine teure Sorte (eigentlich ist die aber gar nicht vorgeschrieben) kann man gleich rund 1,50 Euro pro 100 Km hinzu addieren.


    Punkt Drei ist der Reifenverschleiß
    Da es kaum Federwege gibt, rollen sie faktisch im extremen Verschleißbereich. Aus Sicherheitsgründen wählt man eine möglichst weiche Mischung, damit man die Kurven wie auf Scheinen fahren kann. Dadurch erhöht sich natürlich der Verschleiß noch mehr - sollte aber egal sein, weil das der einzige Sicherheitsaspekt ist, der zwischen dir und der nächsten Buschreihe steht.
    Umgerechnet rund 250 Euro muss man pro Reifen rechnen. Während die vorderen kaum Verschleiß zeigen, neigen die am Heck zum extremen Verschleiß.
    Alle 10.000 Km muss ein Paar neue Heckwalzen her. Wenn man sehr behutsam fährt, halten sie auch schon einmal 20.000.
    Wer also zügig fährt, kann pro 100 Kilometer noch einmal 5 Euro für den Verschleiß hinzu rechnen.


    Hohe Ersatzteil-Kosten
    Schon die Zündkerzen sind richtig teuer. Für einen Satz kann man gut und gerne zwischen 50-100 Euro rechnen.


    Ein einzelner Endschalldämpfer kostete schon vor rund 10 Jahren umgerechnet 325 Euro und das war schon ein sehr günstiger Kurs. Leider hat der RX-7 jedoch 2 davon.
    Die Endschalldämpfer zählen beim RX-7 als Verschleißteil. Sie halten die extremen Temperaturunterschiede zwischen Innen- und Außenbereich nie lange aus.


    Kaum fähige Fachwerkstätten
    Jeder Kfz-Meister sollte ja eigentlich auch alles über alle Motoren wissen. Das ist aber nur graue Theorie. In der Praxis haben nur wenige mal einen Wankel in den Fingern gehabt.


    Zwei Beispiele für die Unfähigkeit einiger "Meister":
    "Der Wankel hat mindestens 2 Liter Hubraum. Der Ölwechsel kostet deshalb mehr als bei einem Kleinwagen"
    Falsch ! Ein Wankel hat eigentlich gar keine Kolben. Er hat also keinen Hubraum. Man rechnet nur den statistischen Wert von 650 ccm pro Scheibe. Meiner hat nur eine Scheibe = nie im Leben "> 2 Liter"


    "Der Wankel ist generalüberholt. Der Meister hat hat die Zylinderköpfe und Kolbenringe neu gemacht und (blablabla)"
    Schön, dass der Meister all das repariert und ausgetauscht hat, was ein Wankel überhaupt nicht hat. Finger weg !


    Mechaniker und Meister, die wirklich Ahnung von Wankelmotoren haben, gibt es wie Schnee im Sommer. Man muss sie erst lange suchen.


    ABER .. behandelt man einen Wankel gut, braucht man keine Werkstatt
    Ich bin meinen Wankel 100.000 Km gefahren, bis er erst einmal "für später" abgestellt wurde. Während dieser Zeit hat er nur einmal (1/2 Jahr nach dem Kauf) eine Werkstatt von innen sehen müssen, weil das Bremssystem nicht mehr lösen wollte.
    Während dieser 100.000 Km hat er weder neue Bremsbeläge noch Bremsscheiben gebraucht. Endtöpfe kann man selbst wechseln und selbst eine ausgefallene Servounterstützung (die ja nur bis 60 km/h aktiv ist) konnte ich auf einem Parkplatz an der Autobahn selbst wieder instand setzen.
    Das ganze System ist so einfach aufgebaut, dass man keine große Ahnung haben muss. Fast alles ist rein mechanisch oder hydraulisch. Es gibt keine Elektronik, die zum Ausfall des Fahrzeuges führen kann.
    Selbst ein Blitzeinschlag in unmittelbarer Nähe hat ihn nicht lahm legen können.


    Dass ich keinerlei Bremsen reparieren lassen musste, hat mich im Nachhinein immer wieder erstaunt.
    Normalerweise fährt man ja vorausschauend, nimmt den Fuß vom Gas und der Motor erzeugt schon eine Bremswirkung. Trotzdem hatte ich sowohl vor dem Wagen als auch danach einen höheren Bremsenverschleiß als beim RX-7.
    Das ist noch verwunderlicher, weil ein Wankel faktisch kaum Bremswirkung beim Runterschalten entwickelt. Die paar Kilo Motor können das ja auch kaum. Eine Bremswirkung ist erst zu spüren, wenn man mindestens 2 Gänge herunter schaltet.


    Man kann wirklich nicht sagen, das ich den RX-7 immer nur so langsam und vorsichtig gefahren bin, dass ich dadurch Bremsen schonend gefahren sei.
    300 Kilometer in 1,5 Stunden war eine Zeit, die ich öfters festgestellt habe. Mal eben nach Hamburg oder Frankfurt am Main. Schnell mal nach Luxemburg oder München. 200 km/h waren sehr oft meine Durchschnittsgeschwindigkeit wenn die Strecke frei war.
    160 km/h habe ich damals als "angenehmen Kompromiss" zwischen schnell und langsam empfunden. Langsam genug, das ich nicht dauernd bremsen muss und schnell genug um vor Dränglern mal eben davon spurten zu können.


    Ja, ich mag meinen Wankel. Er ist solide gebaut und hat selbst nach 30 Jahren noch immer nicht so viele Macken wie manche Neuwagen nach 3 Jahren.
    Okay. Ich weiß, dass mir zum Schluss so einiges auf den Wecker ging. Der Hauptgrund der Stilllegung war jedoch, dass ein 2+2 Sitzer einfach kein ideales Familienauto für 2 Erwachsene und 2 Kinder ist. Spätestens dann braucht man eben doch eine "Familienkutsche". DAS ist der RX-7 aber auf gar keinen Fall :2thumpup: