Kabel oder Satelliten-Schüssel. Was hat welche Vorteile ?

  • Vorweg etwas "primitives Grundwissen".
    Fernsehsender strahlen ihr Programm sowohl terrestrisch (Antenne) als auch per Satellit aus. Die Kabelnetzanbieter beziehen ihr Programm in der Regel über große Satellitenschüsseln.
    Aus diesem Grund haben Kabelnetze auch eine leichte Latenz (Verzögerung / Delay) wenn es um ganz aktuelle Meldungen geht.


    Kabelnetzanschluss: Aufwand, Kosten und was man dafür bekommt


    1) Kabelanschluss
    Der reine Hausanschluss ist extrem teuer.
    Unitymedia (Kabelnetzbetreiber für mehrere Bundesländer) veranschlagt dafür pauschal 949 Euro, wenn man nicht gleichzeitig einen Vertrag über diverse Dienste abschließen möchte.


    Beauftragt man jedoch gleichzeitig diverse Pakete, zahlt man nichts... unter der Einschränkung, dass nur ein Aufwand von bis zu 1.500 Euro enthalten ist. In dem Fall muss man sich erst darauf einigen, dass man selbst die anderen Kosten übernimmt.
    (Link zu Unitymedia Hausanschluss)


    Dieser Punkt ist für alle wichtig, die noch nicht in einer per Kabel versorgten Region wohnen.
    Kein Kabelnetzbetreiber wird ein mehrere Kilometer langes Glasfaserkabel nur für dich legen wollen ohne dass du etwas dazu beisteuern musst. Ist der nächste Kabelanschluss zu weit entfernt, wird dein Auftrag überhaupt nicht angenommen


    2) monatliche Kosten
    Aufgerundet kostet ein Kabelanschluss pro Monat rund 21 Euro. Dafür bekommt man 24 Sender mit HD-Auflösung und 94 in SD-Qualität. Parallel bekommt man, je nach Bundesland von 89 bis 116 Radiosender.


    3) Sonder-Gebühren
    Hat man Zugang zu einem Sender, bedeutet das nicht gleichzeitig auch, dass man ihn auch anschauen kann. Für verschlüsselte Sender muss man eine extra Gebühr zahlen.


    4) CI+ Module bekommt man beim Kabelanbieter
    Das Modul muss genau auf das jeweilige Kabelnetz ausgerichtet sein. Es kann daher nur vom Betreiber bezogen werden. Die passende Karte bekommt man selbstverständlich auch nur von ihm.


    5) Kabeltaugliches TV-Gerät oder Set-Top-Box
    Boxen werden gerne kostenlos überlassen, weil nur damit auch die Premium-Dienste bestellt werden können. Kabeltauglich ist heute schon fast jedes moderne TV. Hat es noch kein CI+ Modul eingebaut, muss man es nachrüsten. Das Basisprogramm kann man jedoch auch ohne sehen.


    6) Datenanschluss für Telefonie und Internet
    Dafür muss man jeweils einen Service buchen. Man kann auch Telefon ohne TV-Paket buchen, jedoch sind heutzutage oft mehrere Services kombiniert.


    Nachteile eines Kabelanschlusses
    Neben den Jahresgebühren von rund 250 Euro nur für die Benutzung des Kabelnetzes, gibt es auch noch andere Punkte, die man berücksichtigen muss:


    a) Der Kabelnetzbetreiber bestimmt, welche Programme man zu sehen bekommt.
    Einigt er sich nicht mit dem Sender, fliegt es plötzlich aus dem Programm. Das Problem tritt in der Regel bei Spartenprogrammen auf.


    b) Der Netzbetreiber bestimmt die Programmplätze
    Beispiel: Während der Umstellung auf HD wurden alle SD-Programme ganz nach hinten geschoben. Es ist im Sinne des Netzbetreibers, dass man die kostenpflichtigen HD-Programme bucht.
    Diesen Nachteil kann man ausgleichen, indem man die Programmplätze selber sortiert. Auch die automatische Verschiebung nach woanders hin kann man mit ein paar Einstellungen verhindern.
    Manche Geräte haben auch eine Funktion, mit der die Betreiber-Einstellungen komplett ignoriert werden können und nur nach den vorhandenen Sendern gesucht wird.

    Das Problem kann man also ganz leicht abstellen oder verhindern.


    c) Ausfall des regionalen Kabelnetzes bei Unwettern
    Wenn ein Unwetter über einer Empfangs- und Einspeisestation steht, ist das TV-Netz der gesamten durch sie versorgten Region betroffen.
    Tobt ein schweres Gewitter über der "Schüssel-Station" , nutzt es nichts, wenn bei dir heiter Sonnenschein ist.


    d) Störungen im Kabelnetz wirken sich auf wirklich alle Dienste aus
    Laufen TV, Internet und Telefon alle über das Kabelnetz, fallen auch alle gleichzeitig aus. Aus der Praxis her weiß ich, dass dann nicht einmal mehr ein Notruf per Telefon abgesetzt werden kann.
    Ohne Kommunikation und Informationsmöglichkeit wird man von einer Minute zur nächsten in die 1970er Jahre zurück versetzt als nur wenige Leute in Deutschland Telefon hatten.


    Wer alles über Kabel laufen lässt, für den ist ein Mobilfunkgerät auf jeden Fall Pflicht.
    Nur damit kann er noch den Kabelbetreiber informieren und Notrufe absetzen. Die Mobilfunkkarte sollte auf jeden Fall von einem anderen Netzbetreiber sein, damit sicher stellen kann, dass man auch bei einem Totalausfall noch jemanden erreichen kann.
    Eine Prepaid-Karte reicht dafür ja schon aus.


    e) Ausfall des Kabel-Modems bedeutet auch Totalausfall
    Kabelmodem werden in der Regel automatisch und kostenlos gegeben, sobald man einige Dienste beauftragt hat. Das Modem splittet den Datenverkehr in TV, Telefonie und Datenverkehr auf. Obwohl solche Modems im freien Handel extrem selten und sehr teuer sind, handelt es sich bei den kostenlos gelieferten Geräten oft um fehleranfällige Günstig-Teile. Fällt das Gerät aus, ist es auch mit dem TV-Sehen vorbei.


    Hier gibt es kein Patentrezept, außer, dass man sofort bei den ersten auftretenden Fehlern, ein neues anfordert.

  • Satelliten-Empfang: Aufwand, Kosten und was man dafür bekommt
    Bei einer Sat-Anlage ist es wichtig, dass die "Schüssel" immer unbeeinträchtigte Sicht nach oben in Richtung Süden hat.
    Alles, was den direkten Blick behindert, wirkt sich störend auf den Empfang und die Qualität aus.


    1) Empfangsanlage kaufen
    Der "Spiegel" (die sogenannte "Schüssel") sammelt die Signale vom Satelliten und bündelt sie.
    Je größer er ist, desto besser der Empfang.
    Mit einer Camping-Anlage und einer 40cm Schüssel kann man auch Sat-TV schauen. Mit einer 80cm Schüssel ist es aber erheblich besser.


    Das LNB wandelt die gesammelten Signale um und schickt sie zu den angeschlossenen Geräten.
    Je nach LNB kann man mehrere Kabelstrecken gleichzeitig versorgen. Für Einfamilienhäuser kann es einfacher sein, wenn man jeden Raum mit einem einzelnen direkten Kabel versorgt.
    In Mietshäusern ist der Aufwand dafür oft zu groß sodass weitere Zusatzgeräte (Signalverteiler und -Verstärker) nötig werden können. Der Ausfall eines solchen Gerätes bedeutet den Ausfall eines großen Teils der Anlage.


    Mast- und andere Halterungen
    Der Spiegel muss später auch in schwersten Stürmen seine Position halten. Gleichzeitig muss er auch so angebracht werden, dass Starkregen oder Schnee keine Auswirkungen auf ihn haben.
    Neigung und Drehung werden durch eine geeignete schwere Halterung sicher gestellt.


    Verkabelung und Stecker
    Kabel gibt es günstig als Rollenware. Auch Fachleute benutzen das gleiche Material. Stecker sind günstig und man kann sie immer auch selbst anbringen.
    Bei einer Grundausstattung ist in der Regel mindestens ein vorkonfektioniertes Kabel dabei.


    Satelliten-Boxen
    Sie sind nur nötig, wenn man TV-Geräte oder Radios hat, die keine eigene Sat-Empfänger (Sat-Tuner) haben.


    Die Kosten einer Sat-Anlage beruhen auf dem regionalen Kabelnetzausbau. Ist die Region gut mit Kabel-TV versorgt, sind Sat-Anlagen etwas "Unnormales" und sie kosten entsprechend mehr.
    Gehören "Schüsseln" in der Region jedoch zur "normalen Ausstattung" eines Hauses, sind sie in der Region oft günstiger zu haben.


    2) Anlage aufstellen und einrichten
    Wenn die Anlage nicht an einer "gefährlichen Stelle" installiert werden muss, braucht man keine besonderen Kenntnisse. Das, was nötig ist, kann man sich bequem anlesen. Entsprechende Anleitungen liegen oft dabei.


    Ideal sind Balkone an deren Wand man die Schüssel anbringen kann. Anbringen, Ausrichten und verkabeln geht ganz gemütlich. Natürlich kostet es auch wertvollen Balkon-Platz.
    Masthalterungen an der Außenseite von Gebäuden oder auf Dächern sollte man besser Fachleuten überlassen. Die Absturzgefahr ist einfach zu groß.
    Es reicht aber, wenn man den Handwerkern die Installation und Ausrichtung überlässt und dass sie die Kabel ins Haus verlegen. Handwerkerstunden sind teuer. Wenn das Kabel am LNB hängt, kann man den Rest selbst machen.


    3) Folgekosten und Wartung
    Man muss nur dafür sorgen, dass Spiegel und LNB nicht zu sehr verschmutzen. Der richtige Aufstellort und die Neigung der Schüssel sorgen jedoch schon von selbst dafür.
    Alle paar Jahre einmal "Staubwischen" genügt in der Regel. Das wird jedoch erst nötig, sobald das Bild dauerhaft immer schlechter wird und/oder der Spiegel sichtbar massiv verdreckt ist.
      
    Eine "einfache Anlage" kostet ..
    4er-LNB: ca. 40-60 Euro
    80er Spiegel: ca. 30-60 Euro
    60 Meter Kabel auf Rolle: ca. 20-40 Euro
    8 Stecker (um 4 Geräte anschließen zu können): ca 2 Euro das Stück = 16 Euro
    Sat-Box: Ab ca. 30 Euro
    Masthalterung: Ab ca. 40 Euro


    Ab ca. 186 Euro bis zu 246 Euro kostet so eine Anlage also. Natürlich geht es immer auch viel teurer. Braucht man einen Handwerker, sollte man ab ca. 40 Euro pro Stunde rechnen. Mehr als eine Stunde sollten Anbringen, Kabel anschließen und Einrichten nicht dauern. Den Rest macht man sowieso besser selbst, weil das nur die Sendersuche im Endgerät betrift.


    Die Anlage kostet also in etwa so viel wie die jährliche Grundgebühr für einen Kabel-TV-Empfang.


    4) Nutzen
    Der in Deutschland oft "relevante Satellit" ist Astra. Je nach spezieller Ausrichtung und Endgerät wird man bis zu 1.381 TV-Programme und 243 Radio-Programme über den Suchlauf finden können.
    Astra 1H hat 713x TV, 160x Radio, 46x Daten
    Astra 2A bietet 444x TV, 11x Radio, 14x Daten
    Astra 1E hat 224x TV, 73x Radio, 15x Daten
    Da es analog schon seit Jahren nicht mehr gibt, ist natürlich alles digital. Selbstverständlich sind darin auch Doubletten enthalten und auch verschlüsselte Sender für die man extra bezahlen muss.


    5) CI+ Module kann man überall kaufen
    Es gibt sie, genauso wie auch die passenden Abo-Karten, im freien Handel zu kaufen.


    6) Satelliten taugliche Endgeräte
    Sogenannte S-Tuner haben die meisten TV-Geräte schon eingebaut. Falls nicht.. die Kosten für eine Box hatte ich oben schon hinzu gerechnet.
    Mit einer Box kann man sogar noch Röhren-Endgeräte anschließen. Sie brauchen notfalls nur einen SCART-Anschluss zu haben. Boxen, bei denen das Signal über die Antennenbuchse ausgegeben werden, sind sehr selten.
    Angeblich kann man auch einfach so einen Stecker am Anschlusskabel anbringen. Hier möchte ich aber nicht zusichern, dass das auch wirklich klappt.


    7) Internet per Satellit
    Das geht, mit einem entsprechenden Anbieter, auch, ist jedoch nicht mit anderen Übertragungen zu vergleichen und extrem überzogen teuer.


    Nachteile der Satelliten-Anlage


    a) Ein Haus zu versorgen, kann damit recht umständlich werden
    Jeder Raum, in dem TV benötigt wird, muss mit einem extra Kabel versorgt werden.


    Sollte aber bereits ein Kabel-System für Kabel-TV verlegt sein, kann man dieses auch nutzen.
    Vorher müssen die Kabelnetz-Komponenten jedoch auf jeden Fall demontiert werden und auch der Kabelanschluss sollte gekündigt werden.

    b) Viel zu viele Programme
    Ja, das kann man auch als Nachteil sehen. Diese Mengen braucht nun wirklich kein Mensch alle gleichzeitig. Sie stellt jedoch sicher, dass man auch "Besonderes" sehen kann, was es im Kabelnetz nicht (mehr) gibt.


    c) Kein Internet
    Die Übertragungsgeschwindigkeiten kann man nicht mehr als "Internet" bezeichnen. Selbst "Omas altes Erdkabel aus den 80ern" schafft oft mehr. Da man oft sowieso noch Telefon braucht, sollte man lieber gleich ein Mobilfunknetz zum Surfen benutzen.


    d) Kein Telefon
    Satelliten-Telefon hat nichts mit Sat-Anlagen zu tun. Es gibt also kein "Schüssel-Telefon" .


    e) Hausbesitzer muss zustimmen
    Sobald die Außenansicht geändert wird,. muss der Besitzer sein OK dazu geben.


    Camping-Anlagen funktionieren jedoch auch von innen durch die Fenster hinaus.
    Man muss nur hoch genug wohnen und/oder es dürfen keine Nachbarhäuser in direkter Richtung des Satelliten sein.

  • Direkt-Vergleich Satelliten-Anlage kontra Kabel-TV-Netz


    Kosten:
    Die Anschaffung einer Sat-Anlage haben sich bereits nach dem ersten Jahr amortisiert. Die Folgejahre kann man kostenlos (alle freien) Programme empfangen.
    Kabel-TV kostet immer weiter Gebühren. Diese können im Laufe der Jahre immer weiter steigen.
    Ausgenommen sind Mieter, bei denen Kabel automatisch mit dabei ist. Jedoch werden auch ihnen erhöhte Gebühren irgendwie weiter berechnet.


    Nutzen / Auswahl:
    Satelliten-Anlagen bietet ein Vielfaches an Programmauswahl. Alles was auf Satelliten übertragen wird, kann man auch irgendwie herein bekommen.
    Der Programmumfang bei Kabel-TV ist vom Anbieter abhängig. Selbst mit viel guten Willen ist dieser Umfang aktuell nur ein Bruchteil von dem was man über Schüssel zu sehen bekommen kann.


    Telefon und Internet gibt es nicht über Satellit.


    Abhängigkeiten:
    Bei einer Sat-Anlage kommt es nur auf den Standort an.
    Die Genehmigung vom Vermieter muss man nicht unbedingt haben, wenn man von innen eine Anlage "betreiben" kann (siehe oben)
    Beim Kabel-TV kommt es darauf an, wie weit das Netz ausgebaut ist


    [hr]


    Fazit
    Wer möglichst viel Programm-Auswahl möchte, wird zur Satelliten-Anlage greifen. Auch Sparfüchse werden sie besser finden, weil sie eben keine weiteren Nutzungskosten hat.


    Wer Internet und Telefon braucht, sollte zum Kabel-TV greifen. Es spricht ja nichts dagegen, sich zusätzlich noch eine kleine Sat-Anlage zu holen und aufzustellen.