Was Luftkühler wirklich bringen

  • Luft-Kühlgeräte funktionieren alle nach dem gleichen Prinzip: Luft wird angesaugt und durch ein mit Wasser befeuchtetes Gewebe gepustet bzw. dadurch hindurch die warme Luft ansaugt. Dadurch entsteht Verdunstungskälte.


    Die Technik dahinter ist also relativ einfach.
    Ein Ventilator, ein Wassertank und eine kleine Pumpe, die das Wasser immer wieder von oben ins Gewebe laufen lässt.


    Wie lange das Gerät kühlen kann, ist nur von der Größe des Wassertanks abhängig. Je nach Raumtemperatur und Geräteleistung muss man alle paar Stunden mehrere Liter Wasser nachfüllen. Ohne Wasser ist es nur ein Ventilator, der Luft durch einen Stoff bläst.


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    Während ich schreibe, schaue ich eine Werbung im TV für eine Mini-Version an.
    Ein kleiner Würfel soll mit einer Wasserfüllung bis zu 8 Stunden kühlen. Er hat 3 Geschwindigkeiten.


    - Es wird mit einem USB-Kabel betrieben. Der passende Adapter liegt bei.
    Das bedeutet, dass das Gerät faktisch mit 500 mAh läuft. Das ist der Nennwert, den ein Computer für einen normalen USB-Anschluss an Strom zur Verfügung stellt.


    - Demonstrativ wird ein Fön auf eine Seite gehalten. Das Gerät saugt die warme Luft an und bläst sie durch das nasse Gewebe. Auf der anderen Seite werden dann 13 Grad weniger gemessen.


    - Das kleine Gerät wird in der Werbung so eingesetzt, das man es direkt neben sich positioniert.


    - Im Shopping-TV fällt der Preis "nur heute" von rund 100 auf 40 Euro.


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    Das war Fernsehwerbung. Jetzt kommt der Vergleich zu einem echten Gerät.


    Höhe ca. 80 cm. 50 cm nehmen davon Ventilator und das zu befeuchtende Gewebe ein. Ein 6 Liter Tank sorgt für die zum Kühlen nötige Feuchtigkeit.


    Die Funktionsweise ist anders als die des Mini-Geräts. Es wird nicht heiße Luft durch ein befeuchtetes Gewebe geblasen, sondern die heiße Luft wird durch das nasse Gewebe hindurch angesagt.
    Die komplette Motorkraft saugt also warme Luft durch das nasse Gewebe.


    Beim Mini-Gerät bläst der Ventilator aus einer kurzen Entfernung die warme Luft gegen ein nasses Gewebe.


    Es sollte ganz klar und logisch sein:
    Beim Ansaugen wird die Hauptarbeitsleistung bereits im ersten Schritt erbracht. Danach geht es nur noch um den Transport durch die Luft.
    Beim Pusten gegen ein Gewebe, bildet das Gewebe ein Hindernis, das um so dichter wird, je nasser das Gewebe ist.


    Mach den Test mit einem ganz dünnen Tuch !
    Lege es vor den Mund um sauge Luft hindurch. Jetzt halte dir das Gewebe vor den Mund und puste darauf. Auf welche Art wird auf der anderen Seite mehr Luft heraus kommen ? Natürlich beim Ansaugen. Du brauchst viel weniger Kraft dazu, weil du direkt durch das Tuch saugst.


    Mein großes Gerät arbeitet also grundsätzlich effektiver.


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    Die Leistungsaufnahme des großes Gerätes liegt bei 0,27 A. Es braucht dazu einen ganz normalen Stromanschluss. Es braucht (mit 270 mA) also gerade einmal die Hälfte wie das Mini-Gerät
    Bei elektrischen Geräten mit Netzadapter wird in der Regel kein Verbrauch in Watt angegeben. Das große Gerät "zieht" 60 Watt pro Stunde.


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    Die Messung mit einem 35 °C warmen Fön ca. 50 cm vom Gerät entfernt mit einem Thermometer dazwischen und das nächste Thermometer steht auch ca. 25 cm entfernt und zeigt dann nur noch 22 °C an, kann ich hier nicht nachvollziehen.


    Erstens hat sich die Luft des Föns auch schon nach dem Messgerät weiter abgekühlt, bis sie überhaupt beim Gerät angekommen ist und zweitens sorgen auch die 25 cm bis zum nächsten Messgerät für eine Abkühlung durch die niedrigere Raumtemperatur.
    Ohne zu wissen, wie kalt der Raum ist, sind angebliche Kühlwerte pure Augenwischerei.


    Ich arbeite mit echten und realen Temperaturen:
    In einem 34 °C warmen Raum kühlt das große Luft-Kühlgerät, mit einer vielfachen Verdunstungsfläche des Mini-Geräts, die Luft direkt an der Vorderseite auf 30 °C ab.

    Gemessen mit einem Flüssigkeitsthermometer, das nicht auf die reine Luftgeschwindigkeit reagieren kann, da es dazu zu träge ist.
    Mit einem empfindlicheren Messgerät würde selbst die Luftströmung in das Messergebnis eingehen. Auch direkt vor einem reinen Ventilator kann man eine tiefere Temperatur messe,n trotzdem die Luft nicht abgekühlt wird.


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    Das Mini-Gerät soll mit einer "Tank-Füllung" 8 Stunden kühlen können. Das große Gerät hat nach 6 Stunden schon rund 3 Liter Wasser verbraucht. Das kleine Gerät hat nicht einmal ansatzweise so viel Volumen.


    Nachtrag 02.08.:
    Mittlerweile ist mir weitere Werbung untergekommen, die die Frage nach dem Tankvolumen beantwortet: Tankinhalt 0,6 Liter
    Die Menge an verdunstetem Wasser, um Verdunstungskälte zu produzieren,l entspricht demnach in etwa dem, was ein normaler Mensch während der gleichen Zeit über seine Haut verdunstet.
    Damit ist klar, dass das Bisschen Wasser keine kühlende Wirkung haben kann und weshalb das Gerät direkt auf den Körper zielen muss (siehe unten) um eine kühlende Wirkung zu haben.
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    Luft-Kühlgeräte stellt man, genauso wenig wie Ventilatoren, so auf, dass man direkt vom Luftstrom getroffen wird. Der Sinn ist, den ganzen Raum herunter zu kühlen und nicht nur ein Körperteil.



    Alles in allem sollte man von einem Luft-Kühlgerät nie zu viel verlangen.


    Die Kühlleistung ist abhängig von der Raumluft die abgekühlt werden muss.
    Je wärmer es ist, desto geringer die Kühlleistung. Bei 34 °C sind 4 °C Kühlung schon eine gute Leistung. Je kälter es wird, desto höher wird auch der Kühleffekt.


    Natürlich ist der Kühl-Erfolg auch abhängig von der Raumgröße.
    Kleine Räume kühlen viel schneller ab. Ist der Raum zu groß, gibt es gar keine Kühlung mehr. Da nutzen auch die 4 Grad weniger nichts, weil viel zu viel warme Luft gekühlt werden muss als dass es einen irgendwie gearteten Kühleffekt geben kann.
    In einem ca. 20 qm großen Raum haben die 4 Grad Kühlung die Raumtemperatur innerhalb von einer Stunde um 2 Grad abgesenkt.


    Da der Kühleffekt immer weiter zunimmt, kann ich jetzt nicht sagen, wie lange es dauert bis die Raumtemperatur auf ca. 20 Grad gefallen ist. Da wir jetzt Nacht haben, nehme ich eine viel effektivere Kühl-Möglichkeit --> Fenster ganz weit auf. Das kostet kein einziges Milli-Watt an Strom und kühlt auch.


    So ein Gerät schafft wirklich Erleichterung, gerade wenn es sehr heiß ist.
    Wer sich jedoch direkt davor setzt, sollte damit rechnen, dass er sich dadurch eine Erkältung zuzieht.
    Gleichzeitig muss das Gerät dann faktisch immer weiter laufen, weil jedes Abschalten dafür sorgt, dass man meint, es wäre immer noch sehr heiß ... selbst wenn ein Thermometer dir anzeigt, dass es längst nur och 20 °C sind. Der Körper hat sich einfach an den kühlen Luftstrom gewöhnt. Also lass es bleiben.


    Nachtrag 29.05.2019:

    Aktuell kann man das Gerät aus der TV-Werbung auch in Supermärkten kaufen und anschauen. Preis: 38,95 Euro. Da man es direkt mitnehmen kann, spart man sich also Versandkosten.


    Schon auf den ersten Blick ist von hochwertiger Verarbeitung nicht die Rede. Einmal anheben und man wird sehr vorsichtig, da der Tragebügel nur ein flacher und wackeliger Kunststoffstreifen ist.


    Von der Größe her passt es perfekt neben den Monitor eines PC, Da wird es dann wohl auch den erhofften Effekt bringen, wenn einem ein leicht kühlender Luftstrom ins Gesicht bläst.


    Wenn der Preis auf um die 25 Euro gefallen ist, kann man es wohl als Gadget mitnehmen.

  • Mittlerweile ist es mir gelungen, so ein Gerät noch weit unter dem oben genannten Wert zu finden und persönlich zu testen.

    Die Wirkungsweise habe ich unter anderem schon unter Wunder-Technik und was wirklich dahinter steckt beschrieben.


    Hier gibt es nun auch Fotos, wie so ein Gerät von innen aussieht.


    Hier ist das Innenleben zu sehen. Da wo der Pfeil hinzeigt, steht das Wasser gegen das der Luftstrom geblasen wird.



    Nun setze ich den Rahmen mit dem Gewebe ein, das durchaus noch ein paar Schwebestoffe aus dem Luftstrom festhalten könnte.


    Als letztes kommt das äußere Lüftungsgitter drauf, mit dem man den Luftstrom nach oben oder unten dirigieren kann.


    So, fertig. Nun kann man von außen nicht mehr sehen, wie einfach das Gerät gebaut ist und weshalb es faktisch kaum Wasser verbraucht.


    Wie zuvor schon erwähnt, kann sich die Wasserverdunstung faktisch kaum auf die Kühlleistung auswirken.

    Die Hauptwirkung beruht darauf, dass der Luftstrom durch den Würfel exakt fokussiert aus dem Gerät austritt. Durch die Fokussierung erhöht sich die Windgeschwindigkeit im Zielbereich.

    Aus diesem Grund kann so ein Mini-Gerät mehr Kühlung bringen als ein großer Ventilator - aber - die Wirkung ist genau auf den Bereich begrenzt auf den der Würfel gerichtet wird.


    Für gerade einmal rund 13 Euro kann man sich so einen Würfel auch mal auf den Schreibtisch stellen. :thumbup:


    Die Stromversorgung erfolgt bei allen angebotenen Geräten über USB und mit 1Ah Verbrauch kann man es mit einer kleinen 3000 mAh Power Bank auch rund 3 Stunden laufen lassen.


    Die Geräte werden für aktuell bis zu 189 Euro angeboten. Ob sie so viel wert sind, muss jeder für sich selbst entscheiden :angel: