Wer anderen eine Grube gräbt, sollte einiges wissen

  • Eigentlich ist das ein kleines Outtake aus einem größerem Projekt. Es könnte jedoch auch für andere Vorhaben nützlich sein.


    Eine Grube zu graben, hört sich ganz einfach an: Tief stechen, weit werfen, fertig.
    Für flache Gruben oder einen flachen Teich reicht dieses Wissen auch aus.


    Sobald es aber etwas tiefer gehen soll, musst du doch vorher einiges bedenken.


    1) Kann die Arbeit durch einen Bagger erledigt werden ?
    Wenn genügend Platz ist und weder Versorgungsleitungen ober- noch unterirdisch vorhanden sind. solltest du den Bagger bevorzugen.


    2) Wohin mit dem Abraum ?
    Der Aushub muss, weiter weg von der eigentlichen Grabung, gelagert werden können. Selbst wenn er später abtransportiert werden soll, darf er nicht direkt an der Grube liegen bleiben.


    3) Stimmen die Wetterbedingungen ?
    Bei starkem Regen musst du damit rechnen, dass die Grube, noch während der Grabarbeiten, voll Wasser läuft.


    Gut. Die Fragen sind geklärt:
    Du kannst keinen Bagger einsetzen und musst "nach Altväter Sitte", die Grube nur mit reiner Muskelkraft graben. Es wird also ein Vielfaches an Zeit und Mühe kosten :thumpdown:

    [hr]


    Unter diesen Bedingungen musst du alles noch einmal neu planen:
    Mit einem Bagger kann man bis zu mehrere Meter tief von einer einzigen Position aus graben. So weit der Baggerarm reicht, kann der Bagger in die Tiefe graben.


    Per Hand kannst du jedoch nur wenige Zentimeter tief graben. Danach musst du auf die gerade gegrabene tiefere Ebene herab steigen, um von dort aus erneut weiter nach unten graben zu können.
    Je weiter du nach unten gräbst, desto kleiner wird die Fläche, die für die spätere Grube verbleibt.
    Du wirst dich also automatisch terassenförmig nach unten weiter vor arbeiten.


    Das wäre aber auch fast schon die ideale Ausgangslage gewesen:
    Du gräbst dich rundherum immer weiter nach unten.
    In diesem Fall kannst du vorher ganz genau planen, wie viel Platz du hinzu geben musst, damit du am Ende unten die nötige Fläche bekommst.


    Du kommst mit jedem Spatenstich ca. 20 Zentimeter tiefer. Danach musst du hinab steigen, um von dort aus erneut 20 Zentimeter tiefer graben zu können. Gehen wir davon aus, dass du auf jeder Ebene 50 Zentimeter Standfläche brauchst.
    So, jetzt kannst du mit dem Rechnen beginnen:
    1 Meter Tiefe = 4 zusätzliche kleine Ebenen = 4x 50 Zentimeter mehr an Platzbedarf nach außen. Wenn du also eine 1 Meter breite Grube haben möchtest, musst du am Anfang eine Fläche von 3 Meter graben.
    Bei 2 Metern Tiefe würdest du 9 kleine Ebenen zusätzlich einplanen müssen = 4,5 Meter mehr nach außen graben müssen.


    Ihr merkt: Je tiefer man graben will, desto mehr Platz muss man für die Standflächen nach unten einplanen.
    Eine Grube mit den Abmessungen 1x1x1 Meter hat eigentlich nur 1 Kubikmeter an Volumen.
    Dazu musst du aber noch 4x0,5x1 Meter = 2 Kubikmeter für die Standflächen zusätzlich wegräumen.
    3 Kubikmeter Erde wegräumen, um am Ende 1 Kubikmeter Nutzraum geschaffen zu haben.


    So langsam werdet ihr verstehen, weshalb selbst ein teurer Bagger viel effektiver als reine Handarbeit sein wird.
    So weit der Arm nach unten reicht, braucht es keine weiteren Standflächen und man hat auch kaum mehr Aushub als die geplante Grube haben wird.


    [hr]
    Wenn man jedoch nicht so viel Platz hat, muss man sich etwas anderes überlegen.


    Die erste Möglichkeit ist, dass man sich faktisch eine Treppe nach unten gräbt und von jeder "Treppenstufe" nach vorne weiter gräbt.
    Das bedeutet jedoch, dass man nicht mehr mit den üblichen Grabgeräten arbeiten kann. Spaten und Schaufel reichen nicht mehr aus, wenn man sich faktisch wie ein Bergmann vorarbeiten muss. Eine Kreuzhacke (auch Spitzhacke genannt) muss her.


    Dadurch ändert sich aber auch die Arbeitsweise und das Tempo. Man muss bereits von Beginn an, die Erde mit der Hacke lösen, um sie dann mit der Schaufel heraus befördern zu können.
    Um mit einer Spitzhacke effektiv arbeiten zu können, braucht man auch entsprechende Bewegungsfreiheit.


    Die nächste Möglichkeit ist, dass man sich zuerst , immer enger werdend, nach unten gräbt.
    Im "ersten Arbeitsgang" wird man damit jedoch weder die geplante Tiefe noch das gedachte Volumen erreichen.
    Irgendwann hat man nicht mehr genügend Platz zu stehen, um weiter nach unten graben zu können.


    Diese Art zu graben ist besonders umständlich, weil man eigentlich alles kombinieren muss. So lange man eine Standfläche für das Graben nach unten hat, kann man mit Spaten und Schaufel arbeiten. Ist man unten angekommen, muss man dann doch zur Spitzhacke greifen, um die vorher genutzten Stufen abtragen zu können.


    Dieses Vorgehen ist aus praktischen Gründen jedoch nur empfehlenswert, wenn wirklich nicht viel mehr Platz zur Verfügung steht als die spätere Grube haben muss.


    [hr]
    Am Anfang habe ich ja von einem "Outtake" gesprochen.
    Ich kann euch also zeigen, wie ich diese Möglichkeit genutzt habe. Das Problem dabei war, dass ich während des Grabens die Grube verlagern musste.



    Noch sieht alles ganz einfach aus. Die Grube soll zwischen zwei Mauern und einer Hecke ihren Platz finden



    Die Grube musste von einer Wand wegrücken. Auf diesem Foto sind schon einige der Standebenen abgetragen, die ich vorher zum Graben genutzt hatte.



    Aus dieser Perspektive sind die Reste der Standflächen noch etwas besser zu erkennen.


    Um die vorherigen Standflächen abtragen zu können, war eine spezielle kleine Kreuzhacke nötig geworden. Sie musste relativ kurz und leicht sein, um im immer enger werdenden Arbeitsbereich zum Einsatz kommen zu können.


    Noch bietet eine kleine Erdtreppe die Chance, in die Grube hinab und auch wieder herauskommen zu können. Da jedoch auch sie abgetragen werden muss, muss sie später durch eine Leiter ersetzt werden.
    Dann wird die Kreuzhacke auch noch viel mehr zum Einsatz kommen müssen.
    Erst sobald auch diese Stufen abgetragen sind, kann ich die Grube von unten her so weit vergrößern bis sie die geplante Fläche einnimmt.


    Eins der größten Probleme beim Schaufeln ist:
    Je tiefer die Grube wird, desto mühseliger wird es, die Erde heraus zu schaffen. Bis zu einer gewissen Tiefe kann man gut und gerne den Abraum direkt in eine Schubkarre schaufeln. Irgendwann geht das jedoch nicht mehr und man kann die herausgeschaufelte Erde nur noch bis zum Rand der Grube hoch werfen.


    Ab jetzt hat man einen Arbeitsschritt mehr, der zusätzliche Zeit und Kraft kostet. Sobald man jedoch eine Tiefe erreicht, aus der man Erde nicht mehr nach oben werfen kann, verlangsamt sich alles noch viel mehr.
    Dann muss man die Erde erst noch in Eimern nach oben tragen.


    WARNUNG !!!!
    Auf gar keinen Fall die Erde einfach nur nach oben werfen und am Rand der Grube liegen lassen. Mein Bruder warnte mich schon davor, dass viele Grubenwände während des Grabens einstürzen. Die Gefahr durch den Abraum ist jedoch noch viel größer.


    Erst einmal ist es unsinnig, sich tiefer zu graben und mit jedem Zentimeter mehr Tiefe gleichzeitig alles auf einen immer höher werdenden Berg aus Abraum werfen zu wollen. Irgendwann wird der Schwung nicht mehr ausreichen und das gerade Hochgeworfene wird sofort wieder in die Grube rutschen.


    Die Gefahr besteht aber darin, dass das Ausgegrabene jederzeit ins Rutschen kommen kann. Wenn mehrere Kubikmeter Erde ins Rutschen kommen, entsteht eine Erdlawine vor der es kein Entkommen mehr gibt.
    Du würdest einen Hangabrutsch erleben. Ein Hangabrutsch oder Schlammlawine kann schon bei leichtem Gefälle schneller als ein Auto sein.


    Wirf deshalb gerne den Aushub nach oben an den Rand der Grube. Sorge aber immer wieder dafür, dass du die Erde regelmäßig vom Rand weg beförderst, damit keine Gefahr für die besteht.


    [hr]


    Jede Grube muss auch immer wieder abgesichert werden, wenn die Arbeiten pausieren.


    In den Bildern kann man schon erkennen, dass die Grube so tief ist, dass ein Sturz hinein schon gefährlich enden würde. Ein Kind, das da hinein fällt, kommt auch nicht mehr ohne Hilfe heraus.
    Gleichzeitig dürfen auch Tiere nicht hineinfallen können.


    Hier genügt es also nicht, eine Absperrung mit einem Seil zu spannen. Ein Absicherung muss definitiv jeden daran hindern, in die Grube fallen zu können.


    Ideal wäre es, wenn man einen Zaun setzen würde. Damit dieser jedoch genügend Halt bekommt, müsste man erst Pfosten setzen, die man immer wieder entfernen muss, wenn man erneut beginnt. Am Ende müssten dann auch die Pfostenträger wieder entfernt werden.
    Man hätte also eine zusätzliche Baustelle und einen zusätzlichen Materialaufwand. Ob man den Zaun später noch einmal gebraucht, ist eine andere Sache.


    Etwas einfacher ist es, wenn man mehrere einfache "Pfosten" mit einem schweren Spalthammer in den Boden treibt.
    Jeder einzelne Pfosten sollte so tief in die Erde getrieben werden, dass er alleine schon genügend Halt bietet, damit er beim Gewicht eines Menschen nicht mehr nachgibt.


    Wenn die Pfosten leicht zueinander versetzt stehen, kann man dann später die Lücken mit Brettern schließen, damit auch Tiere nicht mehr durch die Lücken hindurch kommen können.
    Die Bretter halten allein schon durch den Druck, den der Pfostenversatz auf sie erzeugt. Am Ende kann man den Druck noch mehr steiger, indem man zusätzliche Pfosten setzt und sie mit den vorherigen verbindet.


    Hier einmal ein primitives Beispiel, das Tiere und Menschen vor einem Absturz in die Grube bewahrt.


    [hr]
    [hr]


    Was ist eigentlich, wenn es während des Pausierens stärker regnet ?
    In diesem Fall kann man natürlich auf gar keinen Fall später einfach weiter machen.


    Die Grube wird sich mit Wasser füllen. Damit werden nicht nur die verbliebenen "Treppenstufen" an Stabilität verlieren. Jeder Tritt auf sie kann zum Absturz führen, weil sie jederzeit nachgeben können.
    Gleichzeitig ist auch die Stabilität der Grubenwände gefährdet. Auch sie können jederzeit einbrechen.


    Wenn du mit Regen rechnen musst, solltest du deshalb die Grube vor jedem Pausieren abdecken, damit die Ränder nicht von innen aufgeweicht werden können.


    ...


    Ich habe mir bei meiner Grube eine Zeit ausgesucht, in der es definitiv nicht regnen wird. Auch in den letzten Monaten gab es in der Gegend keine Niederschläge.
    Der Grund besteht aus schwerem Lehm und einer Schicht aus Löss. In 4 Metern Tiefe befindet sich dann eine wasserundurchlässige Schicht aus Ton. Wenn man seine Topographie kennt, kann man Risiken anders kalkulieren als wenn man einfach darauf los graben würde.


    Die lange Trockenperiode hat dafür gesorgt, dass der Erdboden kaum Feuchtigkeit enthält. Die Erde ist in der Tiefe fest wie Beton, lässt sich dadurch aber relativ leicht nach oben werfen, weil sie kaum mehr etwas wiegt.
    Wenn es jedoch regnet, wird die Tonschicht dafür sorgen, dass das Wasser von dort aus nach oben steigen wird. In dem Fall hätte ich einen kleinen Swimmingpool, der von alleine nicht mehr so schnell austrocknen wird.
    Dann hätte ich wirklich ein Problem.


    Mit dem Problem werde ich mich jedoch erst befassen, sobald es eintritt. Nach der Wetterprognose für die nächsten Wochen, ist zum Glück (immer noch) nicht mit Regen zu rechnen.


    PS:
    Die monatelange Trockenheit und Dürre ist übrigens der eigentliche Grund für das Graben der Grube. In sie soll später einmal ein 1000 Liter Tank versenkt werden, der Regenwasser für den nächsten trockenen Sommer sammelt.
    Es wird der erste von vielen Tanks werden, die rund um die Gebäude versenkt werden, um als Wasserreservoir dienen zu können.
    Ich habe mir absichtlich zunächst die schwierigste Ecke für eine Grube ausgesucht, um Erfahrungen sammeln zu können. Dieser Tank wird auch die Erfahrungswerte bringen müssen, wie tief man ihn einlassen muss, damit er auch in schweren Wintern frostsicher bleibt und nicht zerbersten kann.